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Töpferei

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Töpfer ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Weitere Bedeutungen sind unter Töpfer (Begriffsklärung) aufgeführt.
Irdengut Grünkörper im Trockenregal in Conner Prairie Museum
Rekonstruktion einer Töpferwerkstatt, Museum für traditionelle Handwerke und angewandte Kunst, Troyan, Bulgarien
Töpfer an der Töpferscheibe

Töpferei ist eine Technik zur Herstellung von Keramik, bei der hauptsächlich Gegenstände aus Ton/Lehm geformt, getrocknet, dekoriert und gebrannt werden, wodurch die keramischen Endprodukte hart und teilweise wasserfest werden.

Töpferei als Begriff findet auch allgemeine Verwendung für den Herstellungsprozess von Keramikprodukten oder Erzeugnissen wie Vasen, Krügen, Töpfen, Schalen oder Schüsseln. In Abhängigkeit von den verwendeten Ausgangsmaterialien und der Fertigungstechnik werden die erzeugten Keramiken grundsätzlich gemäß der Klassifikation keramischer Massen verschiedene Klassen, Unterklassen, Gruppen und Untergruppen zugeordnet.

Bedeutung

Die Verarbeitung von Ton und Lehm sowie das Brennen des sogenannten Irdenguts sind wahrscheinlich die ersten Handwerkskünste, die mit der Entstehung der menschlichen Kultur in engem Zusammenhang stehen. Sowohl das Handwerk als auch die Kunst der Töpferei, als älteste Methode zur Herstellung von Gefäßen, Gegenständen plastischer Formgebung überhaupt, behielt über Jahrhunderte ihre Bedeutung.

Eine Person, die Töpferei-Erzeugnisse herstellt, wird als Töpfer und der Ort, an dem der Töpfer arbeitet, also die Werkstatt, wird (wie das Handwerk selbst) auch als Töpferei bezeichnet. Die Bedeutung der Berufsbezeichnung Töpfer variiert jedoch regional. Teilweise wird darunter auch der Beruf des Ofensetzers verstanden – das Setzen eines Kachelofens aus Keramikelementen. Zur Abgrenzung wird teilweise der Begriff „Scheibentöpfer“ verwendet. Die korrekte Berufsbezeichnung der Handwerkskammern bzw. im Innungswesen ist heute nicht mehr „Töpfer“, sondern Keramiker. Letztere Bezeichnung wird für Personen mit künstlerischem Anspruch bevorzugt verwendet.

Formtechniken

Um Tongefäße zu formen, gibt es verschiedene Techniken: Bei der einfachsten werden Tonfladen zusammengesetzt und die Übergänge geglättet (Aufbautechnik). Bei der Wulsttechnik werden dünne Stränge von Ton ringförmig oder in Spiralen übereinander geschichtet, beim Formen mit der Töpferscheibe wird ein in schnelle Drehung versetzter Tonklumpen mit den Händen oder mit Schablonen zu einem rotationssymmetrischen Gefäß ausgezogen. Nach dem Formen werden die vorgetrockneten Werkstücke gebrannt und dadurch gehärtet. Dazu sind Temperaturen von 450 °C bis über 1280 °C erforderlich. Bei Temperaturen unterhalb von 1000 °C bleibt die Töpferware wasserdurchlässig (Terrakotta), darüber beginnt sie zu verglasen. Nur bestimmte Tone können so hoch gebrannt werden, dass sie verglasen; dies sind besonders Klinkerton, Steinzeugton und als spezielles Produkt Porzellan (Kaolin). Um auch poröse Tongefäße wasserundurchlässig zu gestalten und auch aus ästhetischen Gründen, werden niedriggebrannte Tongefäße häufig mit einer Glasur überzogen.

Heute werden Tongefäße, vor allem Gebrauchsgeschirre, vorwiegend industriell hergestellt. Die handwerkliche Töpferei dient in den westlichen Kulturen häufiger zu künstlerischen Zwecken, zur Traditionspflege oder als Hobby. In den Töpfergebieten z. B. des Westerwaldes (Kannenbäckerland), der Oberlausitz, des Elsass usw. findet man jedoch noch viele Töpfereien, in denen das Handwerk traditionell ausgeübt und gepflegt wird.

Indigenen Völkern hingegen dient der Verkauf von Töpferwaren und anderem Kunsthandwerk als wichtige Einnahmequelle. In den weniger entwickelten Ländern, in welchen Strom nicht in ausreichendem Maße und billig zur Verfügung steht, spielen Töpferwaren immer noch eine wichtige Rolle zur Aufbewahrung von Nahrungsmitteln.

Geschichte

Brennen von Tonkrügen in Osttimor auf die herkömmliche Weise

Die frühesten europäischen Keramikfunde – gebrannte Tonfiguren – stammen aus dem Jungpaläolithikum. Sie wurden nach gängiger Vorstellung als Zufallsprodukt beim Lagerfeuer auf Lehm- oder Tonboden beobachtet. Die ersten Keramikfiguren sind über 24.000 Jahre alt. [1]

Die ältesten bekannten Keramikgefäße stammen aus der Höhle Xianrendong in der Volksrepublik China; sie entstanden ungefähr 20.000 bis 19.000 kalibrierte Kalenderjahre vor heute (cal BP).[2] Der älteste Nachweis für eine spezielle Nutzung von Keramikgefäßen wurde in die beginnende Jōmon-Zeit in Japan datiert, und zwar anhand von Gefäßen, die 15.000 bis 11.800 Jahre (cal BP) alt sind und zum Kochen von Meerestieren verwendet wurden.[3]

Auch die ersten Gefäße in Wulsttechnik aus dem 8. Jahrtausend v. Chr. wurden in Asien gefunden. Seit dem 6. Jahrtausend v. Chr. wurde in Vorderasien die langsamdrehende Töpferscheibe verwendet. Zur gleichen Zeit kam auch die Buntkeramik auf und erreichte in den folgenden Jahrtausenden eine Blüte in Mesopotamien, Iran, Kleinasien und Griechenland. Durch die Erfindung der schnelldrehenden Töpferscheibe um 4000 v. Chr. begann die Produktion von Massenware.

Glasierte Keramik ist seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. aus Mesopotamien und Ägypten bekannt.

Die frühesten Keramikfunde in Afrika stammen aus der Zeit um 7000 bis 5000 v. Chr., in Amerika sind Funde um 3900 v. Chr. belegt, in Ozeanien um 1600 v. Chr.. Einige Kulturen der Urgeschichte sind nach ihren keramischen Erzeugnissen benannt, z. B. die Bandkeramische Kultur oder die Glockenbecherkultur.

Im Mittelalter gehörte die Töpferei zu den „unehrlichen“ Berufen. Töpfereizentren gab es etwa im Rheinland, dort wurden unterschiedlicher Formen Rheinischer Keramik hergestellt.

In der Gegenwart wird die überwiegende Menge an Steingut industriell produziert. Die handwerkliche Töpferei wird nun eher als Kunsthandwerk betrieben und die Produkte zum Beispiel auf Töpfermärkten und Mittelaltermärkten zum Kauf angeboten.

Heute hat sich die moderne Töpferei mit hochwertigen Keramikarbeiten auch in der angewandten Kunst einen Namen gemacht. Nicht nur Gebrauchskeramik, auch Keramikskulpturen, Reliefs und Keramikschmuck werden in den unterschiedlichen Techniken wie Majolika, Fein-Steinzeug, Raku-Keramik und Rauchbrandkeramik angeboten.

Aus der Töpferei entstanden bahnbrechende andere Entdeckungen: Die Erfindung der Töpferdrehscheibe führte vermutlich zur Erfindung des Rades (mindestens vor 6.000 Jahren). Beide Erfindungen gelangen möglicherweise an verschiedenen Orten (aber nicht in Afrika und nie auf dem amerikanischen und australischen Kontinent).

Schutzheilige

Mit dem Schutz der Töpfer befasst sind Radegundis als Schutzheilige sowie Simon Petrus und Goar als Schutzpatrone.

Einzelnachweise

  1. Keramik – Alltagsgegenstand und Hightech Werkstoff (Archivversion) (Memento vom 29. Juni 2007 im Internet Archive)
  2. Xiaohong Wu et al.: Early Pottery at 20,000 Years Ago in Xianrendong Cave, China. In: Science. Band 336, Nr. 6089, 2012, S. 1696–1700, doi:10.1126/science.1218643
  3. O. E. Craig et al.: Earliest evidence for the use of pottery. In: Nature. Band 496, Nr. 7445, 2013, S. 351–354, doi:10.1038/nature12109

Weblinks

 Commons: Töpferei – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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