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Syrisches Waisenhaus

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Das Syrische Waisenhaus war eine missionarisch-diakonische Einrichtung in Jerusalem, deren Wurzeln in der Aufnahme mehrerer Waisenkinder am 11. November 1860 durch Johann Ludwig Schneller liegen.

Die Anfänge

Der Lehrer und Missionar Johann Ludwig Schneller kam 1854 nach Jerusalem, um das dortige Brüderhaus der Pilgermission St. Chrischona wieder zu gründen und zu leiten. 1855 begann er mit selbständiger Missionstätigkeit und gelangte in diesem Rahmen in den – damals syrischen – Libanon. Dort kam es 1860 zu einem Bürgerkrieg zwischen Drusen und Maroniten. Schneller nahm sich mit seiner Frau mehrerer Waisenkinder an und brachte sie am 11. November 1860 nach Jerusalem. Damit begann der Aufbau eines Waisenhauses. 1861 wurde ein Unterstützungskomitee aus Vertretern der evangelischen Gemeinde Jerusalems, darunter der arabische Reformator, Bischof Samuel Gobat (1799–1879), gegründet.

1860–1896: Die Entwicklung des Hauses unter Johann Ludwig Schneller

Jerusalem 1888. Das Syrische Waisenhaus befindet sich nordwestlich vom Stadtgebiet.

Ein Leitsatz Schnellers lautete: „Was ist bildsamer, was ist verheißungsvoller als ein Kind?“

Johann Ludwig Schneller konnte bis zu seinem Tod dort wirken und eine weit verzweigte Arbeit aufbauen. Die Verfolgung der Armenier seit 1894 machte sein Engagement nochmals dringlicher, so dass seine Söhne Theodor und Ludwig nach seinem Tod die Arbeit fortführten.

1884–1886 gehörte Johannes Lepsius dem Vorstand des Syrischen Waisenhauses an.

1896–1935: Das Syrische Waisenhaus unter der Leitung Theodor Schnellers

Um 1900 war das Gebiet des Syrischen Waisenhauses fast so groß wie das bebaute Stadtgebiet Jerusalems.[1] – Mit seinem Einsatz wurde Schneller zum Wegbereiter diakonischer und missionarischer Aktivitäten im Nahen Osten. Nach dem Ersten Weltkrieg stand das Syrische Waisenhaus von 1918 bis 1923 unter der Verwaltung des amerikanischen Near East Relief.

1935–1940: Das Syrische Waisenhaus bis zu seiner Auflösung

Im Todesjahr Theodor Schnellers, 1935, begannen Juden in Reaktion auf den Boykott jüdischer Geschäfte in Deutschland deutsche Waren zu boykottieren. Dadurch wurde das Waisenhaus ebenso schwer getroffen, wie durch das deutsche Verbot, Devisen ins Ausland zu transferieren. Die Arbeit musste in den Außenstellen Bir Salem und Nazaret zeitweise eingestellt werden und die Jerusalemer Einrichtung musste verkleinert werden.

Die Beschlagnahmung des Geländes durch die britische Verwaltung im Mai 1940 bedeutete das Ende des Syrischen Hauses in Jerusalem, das bis dahin fast durchgängig durch Angehörige der Familie Schneller geleitet worden war. Das Seminar konnte noch zwei Jahre in Betlehem weiterarbeiten; dann wurde es per Dekret aufgelöst. Allein das Heim in Nazaret bestand bis 1948 weiter.

1951: Die Schneller-Schulen als Nachfolgeeinrichtungen

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Einrichtung in Schneller-Schulen umbenannt.

1951 verlegte der Lutherische Weltbund die Einrichtung kurzzeitig nach Betlehem. Die Söhne Theodor Schnellers, Hermann und Ernst, konnten aber schließlich noch die Arbeit fortsetzen. Hermann ging im Jahr 1951 mit sieben Kindern aus der Betlehemer Einrichtung zunächst nach Amman und schließlich in die libanesische Bekaa-Ebene. Unweit von Zahlé, in Khirbêt Qanafâr (Khirbet Kanafar), konnte am 24. März 1952 die Johann-Ludwig-Schneller-Schule eröffnet werden. Sie wird von der National Evangelical Church of Beirut getragen.

Ernst Schneller, der 1949 die Leitung des Evangelischen Vereins für das Syrische Waisenhaus in Köln von seinem Onkel Ludwig Schneller übernahm, gehörte zu den Initiatoren der Theodor-Schneller-Schule im jordanischen Amman am 11. November 1966. Dazu ging er von Köln nach Amman. Diese Schule ist in ihrer Konzeption dem Syrischen Waisenhaus vergleichbar; auf einem weiten Gelände vereint sie Schulen, Heime, Werkstätten und Landwirtschaft. Die Trägerschaft liegt beim Bischof der Episcopal Church in Jordanien.

Die Schneller-Schulen wurden 2004 von etwa 700 Kindern und Jugendlichen besucht, davon wurden rund 180 fünf- bis 21-Jährige an der Johann-Ludwig-Schneller-Schule unterrichtet. Viele der Schülerinnen und Schüler leben in einem der angeschlossenen Internate. Christen und Muslime stellen etwa gleich große Religionsgruppen unter den Schülern.

Während der israelischen Bombardierung des Libanons im Sommer 2006 fanden 226 Frauen und Kinder Aufnahme in der Johann-Ludwig-Schneller-Schule, die zum Flüchtlingszentrum im südlichen Libanon geworden war.

Derzeit wird die Johann-Ludwig-Schneller-Schule im Libanon von Pfarrer George Haddad, die Theodor-Schneller-Schule in Amman von Dr. Ghazi Musharbash geleitet.

Der Evangelische Verein für das Syrische Waisenhaus in Jerusalem

Ludwig Schneller rief den Verein für das Syrische Waisenhaus mit Sitz in Köln ins Leben, der die Einrichtungen begleitete und förderte. 1994 wurde er in Evangelischer Verein für die Schneller-Schulen e.V. umbenannt. Seine Aufgabe besteht weiterhin in der Unterstützung der von Schneller begonnenen Arbeit. Er gehört seit 1972 zum Evangelischen Missionswerk in Südwestdeutschland – Gemeinschaft evangelischer Kirchen und Missionen und hat seinen Sitz in Stuttgart.

Literatur

  • Schneller. Magazin über christliches Leben im Nahen Osten; hrsg. vom Evangelischen Verein für die Schneller-Schulen e.V. im Evangelischen Missionswerk in Südwestdeutschland e.V.; Stuttgart; ISSN 0947-5435
  • Evangelisches Missionswerk in Südwestdeutschland e.V. (Hg.): Die Schneller-Schulen. Anfänge in Jerusalem, drei Generationen – drei Aufgaben, levantinisches Panorama; Stuttgart: Evangelisches Missionswerk in Südwestdeutschland, 1993

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ludwig Schneller: Aus Meiner Reisetasche. Kommissionsverlag von H. G. Wallmann, Leipzig 1901, S. 33
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Syrisches Waisenhaus aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.