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Synagoge Billigheim (Billigheim-Ingenheim)

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Synagoge Billigheim (Billigheim-Ingenheim)
Ort Billigheim-Ingenheim
Baustil zweigeschossiger Rechteckbau mit Satteldach
Baujahr etwa 1844–1845
Abriss nach 1938
Koordinaten 49° 8′ 17″ N, 8° 5′ 44″ O49.138118.09569Koordinaten: 49° 8′ 17″ N, 8° 5′ 44″ O
Synagoge Billigheim (Billigheim-Ingenheim) (Rheinland-Pfalz)
Synagoge Billigheim (Billigheim-Ingenheim)

Die Synagoge in Billigheim wurde ca. 1844/45 in der Fürststraße 170 (heutige Marktstraße 39) errichtet. Bei den Novemberpogromen 1938 wurde die Synagoge verwüstet und in Brand gesetzt. Die Ruine wurde später abgerissen.

Synagoge

Vermutlich gab es bereits seit 1762 einen Betsaal (1842 als Synagoge im Urkataster benannt) in der Fürststraße 170 (heutige Marktstraße 39). 1844 war das Gebäude stark sanierungsbedürftig. Bei den Sanierungsarbeiten wurde festgestellt, dass die Schäden so groß waren, dass eine Sanierung der vorhandenen Bausubstanz nicht mehr möglich war. Die Gemeinde beschloss daraufhin den Neubau einer Synagoge. Die Kosten überstiegen allerdings die finanziellen Möglichkeiten der jüdischen Gemeinde. Der Neubau konnte nur mit der Hilfe einer Spende eines Mitglieds der jüdischen Gemeinde in Höhe von 157 Gulden sowie durch einen Zuschuss der Gemeinde Billigheim in Höhe von 125 Gulden realisiert werden. Das Gebäude wurde ca. 1844/45 fertiggestellt. Es handelte sich um einen zweigeschossigen Rechteckbau mit Satteldach der aus einem Wohnhaus und einem Wirtschaftsgebäude bestand. Den vorderen Teil bildete das vorgelagerte Wohnhaus und den hinteren Teil das Wirtschaftsgebäude. Der Betsaal war im Obergeschoss des Wirtschaftsgebäudes untergebracht und verfügte über 31 Sitzplätze für Männer. Die 21 Frauensitzplätze waren im Obergeschoss des hinteren Teils des Wohnhauses untergebracht. Die Synagoge wurde zwischen 1876 und 1891 mehrfach instandgesetzt. Die umfangreichste Umbaumaßnahme fand 1876/77 statt. Das Wohnhaus im vorderen Teil des Gebäudes wurde abgetragen, was zur Folge hatte, dass eine Treppe am Wirtschaftsgebäude angebracht werden musste, über die der Betsaal erreichbar war. Bei den Novemberpogromen 1938 wurde die Synagoge durch Mitglieder der SA und der SS verwüstet und in Brand gesetzt. Die Ruine wurde später abgerissen. Heute befindet sich an der Stelle, an der sich die Synagoge befand, ein privater Parkplatz. Am Haus Marktstraße 37 wurde 1986 eine Gedenktafel angebracht. Die Inschrift lautet:[1][2][3]

Hier stand, bis zu ihrer Zerstörung durch
die Nationalsozialisten in der Nacht
vom 9./10. November 1938
DIE SYNAGOGE DER JÜDISCHEN
GEMEINDE BILLIGHEIM
Mit ihrer Zerstörung und der darauf folg-
enden Deportierung unserer jüdischen
Mitbürger in die Todeslager, endete
jegliches jüdische Leben in unserem Ort.
Diese Gedenktafel soll zur Erinnerung
für die Lebenden und zur Mahnung
der kommenden Generation sein.

Jüdische Gemeinde Billigheim

Die erste urkundliche Erwähnung eines, auf dem Gebiet von Billigheim ansässigen Juden, stammt von 1510. Weitere schriftliche Zeugnisse finden sich allerdings erst wieder ab 1722. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts nahm die Zahl der Mitglieder der jüdischen Gemeinde ständig zu. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der Mitglieder dann immer weiter zurück. Bedingt war dies durch die einsetzende Auswanderungswelle und eine Abwanderung in Folge der zunehmenden Industrialisierung in die Städte. Neben der Synagoge verfügte die jüdische Gemeinde über eine Mikwe. Obwohl kein eigenes Schulgebäude zur Verfügung stand, beschäftigte die Gemeinde einen Lehrer, der auch die Aufgaben des Vorbeters und Schochet innehatte. Der Unterricht der Kinder fand in den Privathäusern von jüdischen Gemeindemitgliedern statt. Die Verstorbenen wurden auf dem jüdischen Friedhof in Ingenheim beigesetzt. Ab 1933, nach der Machtergreifung Adolf Hitlers, wurden die jüdischen Einwohner immer mehr entrechtet. Zudem kam es immer wieder zu antijüdischen Aktionen. Dies hatte zur Folge, dass viele jüdische Familien Billigheim verließen. Die letzten fünf in Billigheim lebenden jüdischen Einwohner wurden im Oktober 1940 im Zuge der sogenannten Wagner-Bürckel-Aktion in das französische Internierungslager Gurs deportiert.[1][2]

Entwicklung der jüdischen Einwohnerzahl

Jahr Juden Jüdische Familien Bemerkung
1510 1
1722 10
1731 66 12
1768 12
1808 42
1825 96 5,5 Prozent der Bevölkerung
1848 98
1858 109
1875 68
1880 72
1900 62
1910 70
1924 48
1932 35
1937 14
1938 16
1940 5

Quelle: alemannia-judaica.de[1]; jüdische-gemeinden.de[2]

Das Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945 und die Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer von Yad Vashem führen 17 Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft Billigheim (die dort geboren wurden oder zeitweise lebten) auf, die während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden.[4][5]

Literatur

  • Cilli Kasper-Holtkatte: Juden im Aufbruch. Zur Sozialgeschichte einer Minderheit im Saar-Mosel-Raum um 1800. In: Helmut Castritius (Hrsg.), Alfred Haverkamp (Hrsg.), Franz Irsigler (Hrsg.), Stefi Jersch-Wenzel (Hrsg.): Forschungen zur Geschichte der Juden (= Forschungen zur Geschichte der Juden. Band 3). Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1996, ISBN 978-3775256124. (online)
  • Bernhard Kukatzki: Die Billigheimer Juden. Schifferstadt 1993.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Billigheim (Pfalz). alemannia-judaica.de. Abgerufen am 14. April 2020.
  2. 2,0 2,1 2,2 Billigheim (Rheinland-Pfalz). jüdische-gemeinden.de. Abgerufen am 14. April 2020.
  3. Billigheim-Ingenheim -1. Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz. Abgerufen am 14. April 2020.
  4. Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Bundesarchiv. Abgerufen am 14. April 2020.
  5. Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. Yad Vashem – Internationale Holocaust Gedenkstätte. Abgerufen am 14. April 2020.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Synagoge Billigheim (Billigheim-Ingenheim) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.