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Synagoge (Bad Dürkheim)

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Synagoge
Gedenktafel für die ehemalige Synagoge

Gedenktafel für die ehemalige Synagoge

Daten
Ort Bad Dürkheim
Baujahr 1748/49
Abriss 1945/46
Koordinaten 49° 27′ 36″ N, 8° 10′ 5″ O49.460098.16804Koordinaten: 49° 27′ 36″ N, 8° 10′ 5″ O
Synagoge (Rheinland-Pfalz)
Synagoge

Die Synagoge in Bad Dürkheim, die Sitz des Rabbiners des Bezirksrabbinats Frankenthal war, wurde 1748/49 in der Wachenheimer Straße / Entengasse (heutige Weinstraße Süd 1) errichtet. Bei den Novemberpogromen 1938 wurde die Inneneinrichtung verwüstet und verbrannt. Bis 1945 wurde das Gebäude von der Nationalsozialistische Zeitung Rheinfront als Druckhaus verwendet. Bei einem Luftangriff am 18. März 1945 wurde das Gebäude zerstört und die Reste 1946 abgebrochen.

Synagoge

Die Synagoge wurde bereits 1748/49 in der Wachenheimer Straße / Entengasse (heutige Weinstraße Süd 1) errichtet. 1848 wurde die Synagoge um einen Anbau erweitert. 1907 wurden neue, farbige Ornamentfenster eingebaut und im Jahr 1925 wurde die Synagoge komplett renoviert. Die Synagoge verfügte über 160 Sitzplätze (jeweils mit einem Pult ausgestattet) für die männlichen Mitglieder der Gemeinde und über eine Frauenempore mit 90 Plätzen. Zur weiteren Ausstattung gehörten eine Orgel, ein Pult für den Vorbeter, ein Predigerpult für den Rabbiner sowie ein Toraschrein. Eine Inventarliste führt dazu noch die folgenden Einrichtungsgegenstände auf:

  • 14 Stück handschriftliche Torarollen (die Fünf Bücher Mose)
  • 3 kleine Torarollen
  • 10 Stück kleine Hängelampen
  • 20 Stück kleine Wandlampen
  • 50 Meter Teppichläufer
  • 2 Stück Almosenkästen
  • 11 Schreinvorhänge
  • 1 Stück Ewige Lampe
  • 4 Stück achtarmige Chanukka-Leuchter
  • 4 Stück siebenarmige Altarleuchter aus Silber
  • 2 Stück Trauhimmel
  • 15 Deckengarnituren
  • 3 Sätze Weinbecher
  • 2 Stück Megillot
  • 130 Gebetsbücher
  • 60 Exemplare des Pentateuch
  • 50 Stück Festtagsgebetbücher
  • 3 Stück kleine Torarollen
  • 50 Stück Toramäntel (bestickte Samthüllen mit Krone)
  • 2 Stück wertvolle Kronleuchter

Die Synagoge verfügte über ein gebrochenes Satteldach. Auf einem Foto der Ruine von 1946 sind in einer der noch stehenden Seitenwände drei große Rundbogenfenster zu sehen sowie in der noch verbliebenen Giebelwand zwei Rundfenster. Daneben war in der Synagoge noch ein Gemeindezimmer, ein Zimmer für den Rabbiner sowie das Schulzimmer untergebracht. Bei den Novemberpogromen 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge durch Mitglieder der SA verwüstet und sowohl diese als auch die Ritualien außerhalb der Synagoge verbrannt. Die Synagoge selbst wurde nicht in Brand gesetzt, da auf Grund der engen Bebauung ein Übergreifen der Flammen auf die Nachbargebäude befürchtet wurde. Bis 1945 wurde die Synagoge dann von der Nationalsozialistische Zeitung Rheinfront als Druckhaus verwendet. Am 18. März 1945 wurde das Gebäude bei einem Luftangriff zerstört und die Ruine 1946 abgerissen. 1953 erwarb ein Privatmann das Gelände und errichtet darauf ein noch heute stehendes Wohn- und Geschäftshaus. Im rückwärtigen Teil des Gebäudes ist ein noch von der Synagoge erhaltenes Inschriftenband aus Sandstein in der Fassade integriert. Auf diesem wird in hebräischer Schrift Psalm 118,20 zitiert sowie das Baujahr der Synagoge angegeben. 1989 wurde an dem Gebäude eine Gedenktafel für die Synagoge angebracht.[1][2][3]

Jüdische Gemeinde Bad Dürkheim

Erstmals erwähnt werden auf dem Gebiet von Bad Dürkheim siedelnde Juden um 1309. Nach den Pestpogromen 1348/49 werden erst wieder 1633 zwei in Bad Dürkheim ansässige jüdische Bürger genannt. Zu der jüdischen Gemeinde Bad Dürkheim (damals Dürkheim) gehörten die jüdischen Einwohner von Grethen, Hardenheim und Ungstein. Ab 1900 kamen dann noch die jüdischen Einwohner von Friedelsheim, Freinsheim, Gönnheim, Kallstadt, Leistadt und Weisenheim hinzu. Bad Dürkheim war Sitz des Rabbiners des Rabbinatsbezirks Frankenthal. Die Mitgliederzahl stieg, im Gegensatz zu den meisten anderen jüdischen Gemeinden in Rheinland-Pfalz, auch über die Mitte des 19. Jahrhunderts hin stetig an und erreichte 1900 ihren Höchststand. Dann kam es zu Aus- und Abwanderung von Mitgliedern der jüdischen Gemeinde. Ab 1933, nach der Machtergreifung Adolf Hitlers, wurden die jüdischen Einwohner immer mehr entrechtet. Zudem kam es immer wieder zu antijüdischen Aktionen. Dies hatte zur Folge, dass viele jüdischen Familien die Gemeinde verließen. Zum Zeitpunkt der Novemberpogromen 1938 lebten noch 40 Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft in Bad Dürkheim. Im Oktober 1940 wurden die letzten verbliebenen 19 jüdischen Einwohner im Zuge der sogenannten Wagner-Bürckel-Aktion in das französische Internierungslager Gurs deportiert. Neben der Synagoge verfügte die Gemeinde über eine Mikwe und eine jüdische Schule. Zeitweilig war ein eigener Lehrer angestellt, der auch die Aufgaben des Vorbeters und Schochet innehatte. Die Toten wurden auf dem jüdischen Friedhof Wachenheim beigesetzt.[1][2]

Entwicklung der jüdischen Einwohnerzahl

Jahr Juden Jüdische Familien Bemerkung
1633 2
1687 4
1708 5
1787 15
1801 192
1808 135
1823/25 213 ca. 5 Prozent der Bevölkerung Bad Dürkheims
1848 248
1875 285
1900 291
1933 184
1936 111
1937 98
1938 40
1940 19

Quelle: alemannia-judaica.de[1]; jüdische-gemeinden.de[2];

Opfer des Holocaust

Das Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945 und die Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer von Yad Vashem führen 61 Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft Bad Dürkheim mit Rödersheim und Ungstein (die dort geboren wurden oder zeitweise lebten) auf, die während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden.[4][5]

Literatur

  • Karl Fücks, Michael Jäger: Synagogen der Pfälzer Juden. Vom Untergang ihrer Gotteshäuser und Gemeinden. Edesheim 1988.
  • Cilli Kasper-Holtkatte: Juden im Aufbruch. Zur Sozialgeschichte einer Minderheit im Saar-Mosel-Raum um 1800. In: Helmut Castritius (Hrsg.), Alfred Haverkamp (Hrsg.), Franz Irsigler (Hrsg.), Stefi Jersch-Wenzel (Hrsg.): Forschungen zur Geschichte der Juden (= Forschungen zur Geschichte der Juden. Band 3). Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1996, ISBN 978-3-7752-5612-4. (online)
  • Stefan Fischbach, Ingrid Westerhoff: „… und dies ist die Pforte des Himmels“. Synagogen Rheinland-Pfalz und Saarland. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Staatliches Konservatoramt des Saarlandes, Synagogue Memorial Jerusalem. (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland, 2). Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3313-7.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Bad Dürkheim (Kreisstadt) mit Orten der Umgebung. alemannia-judaica.de. Abgerufen am 21. Mai 2021.
  2. 2,0 2,1 2,2 Bad Dürkheim (Rheinland-Pfalz). jüdische-gemeinden.de. Abgerufen am 21. Mai 2021.
  3. Stefan Fischbach, Ingrid Westerhoff: „… und dies ist die Pforte des Himmels“. Synagogen Rheinland-Pfalz und Saarland. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Staatliches Konservatoramt des Saarlandes, Synagogue Memorial Jerusalem. (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland, 2). Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3313-7, S. 85.
  4. Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Bundesarchiv. Abgerufen am 21. Mai 2021.
  5. Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. Yad Vashem – Internationale Holocaust Gedenkstätte. Abgerufen am 21. Mai 2021.
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