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Symposion (Platon)

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Der Anfang des Symposions in der ältesten erhaltenen mittelalterlichen Handschrift, dem 895 geschriebenen Codex Clarkianus

Das Symposion (griechisch Συμπόσιον Sympósion „Gastmahl“, „Trinkgelage“, wörtlich „gemeinsames Trinken“) ist ein Dialog des griechischen Philosophen Platon. Er wird der mittleren Schaffensperiode Platons zugeschrieben und wäre demnach etwa um 380 v. Chr. entstanden. Zusammen mit den Dialogen Parmenides, Philebos und dem Phaidros zählt er zur dritten Tetralogie der platonischen Werke.

Inhalt

Kontext

Der junge Tragödiendichter Agathon hat während der Lenäen 416 v. Chr. einen Preis errungen. Am Tag nach der großen Siegesfeier hat er Freunde und Bekannte aus der athenischen Gesellschaft zu sich nach Hause eingeladen. Noch vom Vortag erschöpft, beschließen die Gäste, den Trinkzwang aufzugeben. Auf Anregung des Phaidros wollen sie Lobreden auf den Eros (die Leidenschaft) halten. Das Symposion handelt von dieser Zusammenkunft, aber in doppelt vermittelter Perspektive, die im Vorgespräch dargestellt wird: Apollodoros gibt im Jahr 400, also 16 Jahre nach dem Gelage und relativ kurz vor der Hinrichtung Sokrates’ (399), Freunden einen entsprechenden Bericht des Aristodemos über die Feier wieder, der selbst Teilnehmer gewesen war.

Ablauf

Vorgespräch: Apollodoros, ein Freund und Schüler Sokrates’, erzählt reichen Freunden vom Ablauf und den Reden des berühmten Symposions, wie sie ihm selbst durch den Sokrates-Schüler Aristodemos berichtet worden sind. Zunächst wird das Eintreffen von Aristodemos und Sokrates beim Gelage geschildert. Nachdem alle Gäste sich darauf geeinigt haben, ihre Meinung oder Sichtweise von der Liebe darzustellen, halten sie nacheinander Reden über den Eros.

  • Als Erster preist der junge Phaidros in Form eines Hymnus den Eros als einen der großen und ältesten Götter. Ein treuer Freund sei das größte Glück, Eros sporne zu größter Tapferkeit und Heldenmut an. „Eros ist der älteste und ehrwürdigste unter den Göttern und für die Menschen der mächtigste Führer zur Vollkommenheit und Glückseligkeit im Leben wie im Tode.“ (180b)
  • Der Adlige Pausanias führt den Eros auf die Liebesgöttin Aphrodite zurück. Da es aber bekanntlich eine doppelte Aphrodite gebe, eine gewöhnliche (Aphrodite Pandemos) und eine himmlische (Aphrodite Urania), gebe es auch zweierlei Eros. Der gewöhnliche suche nur körperliche Befriedigung, der himmlische hingegen die bleibende Vereinigung mit der Wesensart des Freundes und sei als solcher den Männern vorbehalten. Er dient der Selbstvervollkommnung und sei von hohem Wert für den Staat und den Einzelnen (185b). Nur dieser Eros sei zu loben. Sophistisch geschult, unterscheidet Pausanias regional verschiedene Sitten der Päderastie und hebt die athenische im Gegensatz zu der ionischen und der dorischen als besonders wertvoll heraus. Sie sei Ausdruck der Freiheit, weil sie einem höheren Zweck, nämlich der Entwicklung der eigenen Vollkommenheit, diene.
  • Der Arzt Eryximachos deutet den zweifachen Eros im Sinne medizinischer und physiologischer Theorien, denen zufolge die ganze Natur - und letztlich alles Seiende - vom Wechselspiel „erotischer“ Kräfte bestimmt sei, wie z. B. Wärme – Kälte, Bitterkeit – Süße und anderer Gegensätze, die es miteinander zu befreunden gelte. Diese Sicht weitet Eryximachos weiter aus auf Musik und Astronomie, schließlich auf die Seherkunst, die Götter und Menschen miteinander befreunde.
  • Der Komödiendichter Aristophanes will nun aber auf andere Weise die Macht des Eros erweisen. Er erzählt den (wohl hier erst gestifteten) Mythos von den ursprünglich rein-männlichen, rein-weiblichen und androgynen Kugelmenschen, die von den Göttern aus Angst vor deren Kraft und Stärke entzwei geteilt wurden und seither nach der Vereinigung mit ihrer verlorenen Hälfte streben. Dieses unbewusste Verlangen nach der Wiederherstellung der Ganzheit sei nun der Eros, der ihnen mit einem passenden Geliebten die höchste Glückseligkeit spende.
Eine Wandgemälde aus dem Grabmal des Tauchers (in Paestum, Italien, ungefähr 475 vor Christus): Szene aus einem Gastmahl
  • Der Tragödiendichter Agathon stellt, rhetorisch vollendet, Eros in etlichen Beweisverfahren als ewig jungen, zarten, wunderschönen, gerechten, besonnenen und tapferen, ja weisen Gott dar. Eros sei zudem schöpferisch und inspirierend sowie Stifter harmonischer Ordnungen und Gemeinschaften. Abschließend widmet Agathon Eros einen feierlichen Hymnus.
  • Sokrates kann – so sagt er – so kunstvoll nicht sprechen, dennoch wolle er auf seine Art die Wahrheit sagen. Er entlarvt dialektisch die Darlegungen seines Vorredners als in sich widersprüchlich, trotz ihres schönen Äußeren. Sokrates selbst habe sich von der Priesterin Diotima in das rechte Verständnis vom Eros einweihen lassen. Sie habe den Eros als einen Daimon, als Mittler und Dolmetscher zwischen Sterblichen und Unsterblichen, bestimmt, also nicht als einen Gott, wie die Vorredner behauptet hatten. Im Mythos sei Eros der Sohn der „Armut“ (Penia) und des „Wegfinders“ (Poros). Er bewege sich zwischen Unwissenheit und Weisheit. Dies sei auch die Lage der Philosophen. Der Eros strebe nach dem Schönen um des Glückes willen, sei „der Drang, das Gute für immer zu eigen zu haben“ (206a). Letztes Ziel des Eros nun sei die „Zeugung im Schönen“ zur Hervorbringung von Unsterblichem. Das Hässliche sei zeugungsfeindlich. Bei manchen gehe jedoch der Eros über die körperliche Zeugung hinaus auf die schöne Seele eines Freundes. „Kinder“ solcher Männer seien ihre Tugenden und ihre politischen und dichterischen Schöpfungen. Der Einweihungsweg des Eros beginne aber in der Jugend mit der Begeisterung für einzelne schöne Knaben. Von dort gelange er zur Leidenschaft für körperliche Schönheit allgemein, dann zur Begeisterung für schöne Handlungen, dann zur Leidenschaft für schöne Erkenntnis, bis schließlich zur vollkommenen Erkenntnis des Schönen an sich selbst, zur Idee des Schönen.
Der Anfang des Symposion in der Erstausgabe, Venedig 1513
  • Nun dringt, stark betrunken, mit allen Attributen des Gottes Dionysos, Alkibiades in die Gesellschaft ein. Er ernennt sich zum Zechmeister und veranlasst alle zu trinken. Er hält eine Lobrede auf Sokrates. Zunächst versucht er, dessen „wunderliches Wesen“ (215a) mit Hilfe von Bildern einzukreisen. So vergleicht er Sokrates mit Statuen in (hässlicher) Silen-Gestalt, die man aufklappen kann und in denen sich herrliche Götterbilder finden. Oder mit dem Satyr Marsyas, da Sokrates’ Worte wie das Flötenspiel Marsyas’ die Menschen ergriffen und erschütterten. Im Grunde beschreibt Alkibiades Sokrates, aber mit den Charakteristika des Eros. Insofern ist auch Alkibiades’ Rede - ohne dass es ihm bewusst ist - eine Rede über den Eros. Im anschließenden Teil der Rede schildert Alkibiades seine Liebe zu Sokrates. Allerseits begehrt, ist Alkibiades selbst seit seiner Jugend nur an Sokrates interessiert, dessen Gedanken und Worte ihn stark ergreifen. Doch Sokrates habe sogar seinen – Alkibiades’ – überragenden körperlichen Reizen widerstehen können. Er zeigt Sokrates als einen „wahrhaft daimonischen“ Menschen, der zwar von der Leidenschaft ergriffen sei, ohne ihr jedoch zu unterliegen. Insofern ist Sokrates ein Muster an sophrosyne (Besonnenheit). Im letzten Teil der Rede berichtet Alkibiades von Sokrates’ Verhalten als Hoplit auf Feldzügen. Hier zeigte sich bei verschiedenen Anlässen die andreia, die Mannhaftigkeit Sokrates’, vor allem in Form von Durchhaltevermögen, klarer Umsicht und Entschlossenheit.
  • Schließlich fallen weitere Zecher ein und die ursprünglich nüchterne Gesprächsrunde endet in einem wilden Rausch. Allein Sokrates behält, obwohl er am längsten von allen trinkt, einen klaren Kopf und macht sich am frühen Morgen auf, um seinen gewöhnlichen Beschäftigungen nachzugehen. Sein Schüler Aristodemos folgt ihm.

Einzelaspekte

  • In Platons philosophischem Werk gibt es nur wenige Beiträge weiblicher Rollen. Die zentrale Rede der Diotima im Symposion – einer der bekanntesten Dialoge Platons – ist hier ebenso zu nennen, wie die rezitierte Leichenrede der Aspasia von Milet im Dialog Menexenos. Daneben wird im Parmenides-Dialog eine Rede der Göttin Dike zugeschrieben.

Rezeption und Wirkungsgeschichte

Anselm Feuerbach, Das Gastmahl des Plato, 1873, Alte Nationalgalerie, Berlin

Das Symposion entfaltete eine reiche Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte, die zunächst durch Plotins Schriften angestoßen wurde. Dann wurden erst ab dem 15. Jahrhundert die Dialoge Platons wieder stärker rezipiert. Für das Symposion war vor allem Marsilio Ficinos (1433–1499) Übersetzung (De amore) von großer Bedeutung, deren Kommentar so gestaltet ist, dass sieben Florentiner Gelehrte wiederum Platons Symposion auslegen. Mit Basilius Bessarion trat der Gedanke einer Vermittlung von platonischer Philosophie und christlicher Religion ins Spiel. Platons Idee des Eros wurde mit der Idee der christlichen Liebe verknüpft.[1]

Weitere Aspekte der Rezeption

Siehe auch

Ausgaben und Übersetzungen

Literatur

Weblinks

Anmerkungen

  1. Platon: Das Trinkgelage oder Über den Eros, Übertragung von Ute Schmidt-Berger, Insel Verlag it 3041, Frankfurt, Leipzig 2004 (zuerst 1985), ISBN 3-458-34741-0 S. 160 ff.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Symposion (Platon) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.