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Symbol

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Symbol (Begriffsklärung) aufgeführt.

Der Terminus Symbol (aus dem Griechischen: Etwas Zusammengefügtes) oder auch Sinnbild wird im Allgemeinen für Bedeutungsträger (Zeichen, Wörter, Gegenstände, Vorgänge etc.) verwendet, die eine Vorstellung bezeichnen (von etwas, das nicht gegenwärtig sein muss). Welche Vorstellung dann mit dem Wort „Symbol“ konkret assoziiert (verbunden) werden soll, wird in den verschiedenen Anwendungsgebieten im Einzelnen speziell definiert.

Symbolbegriff

Sprachlicher Ursprung (Etymologie)

Der deutsche Ausdruck „Symbol“ geht auf das griechische Wort σύμβολον (sýmbolon) zurück, eine Ableitung von συμβάλλω (symbállō 'zusammenfügen').[1] Das sýmbolon war ein Erkennungsmerkmal, mit dem zwei Parteien (Gastfreunde, Vertragspartner) sicherstellen wollten, dass sie einander oder Vertreter der jeweils anderen Partei wiedererkennen. Dazu wurde ein Knochen oder ein Tongegenstand in zwei Teile gebrochen, und jeder der beiden Partner erhielt ein Bruchstück. Bei einem erneuten Zusammentreffen konnte die Legitimität der Beteiligten überprüft werden, indem die Teile zusammengefügt wurden. Daraus entwickelten sich die Bedeutungen „Kennzeichen“, „Beweis“, „Vertrag“, „Ausweis“, „Passwort“, „Code“.

Für die Wortgeschichte war der Beginn des aristotelischen Traktats De interpretatione, wo „das zur Sprache Gekommene“ als „sýmbolon“ der „Vorgänge in der Seele“ bzw. die Schrift als „sýmbolon“ der gesprochenen Sprache bestimmt wird, besonders bedeutsam.[2]

Über das lateinische symbolum, das „(Kenn-)Zeichen“, „Emblem“, „Sinnbild“, „Bild“ bedeutete, gelangte das Wort in die deutsche Sprache.

Bedeutungen

Der Ausdruck Symbol wird mehrdeutig und uneinheitlich verwendet. Die Symbolbegriffe verschiedener Autoren, wie Ernst Cassirer, Jean Piaget[3] oder Charles S. Peirce und verschiedener Wissenschaft(srichtung)en unterscheiden sich stark voneinander. Teilweise wird Widersprüchliches mit dem Wort bezeichnet.

Während zum Beispiel in der Kunstdidaktik der Symbolbegriff eher von Symbolverständnis abgeleitet wird, hat sich in der Ausbildung der Kommunikations-Designer (Kommunikationsdesign, das der Semiotik näher steht) der Peirce’sche Symbolbegriff etabliert. Wenn also ein Kunsterzieher und ein Kommunikationsdesigner von Symbol reden, haben sie einen erheblichen Klärungsbedarf.

Bestimmungen in Lexika

In allgemeinen Lexika wird Symbol definiert als

  • „einen tieferen Sinn andeutendes Zeichen, Sinnbild; bildhaftes, anschauliches, wirkungsvolles Zeichen für einen Begriff oder Vorgang, oft ohne erkennbaren Zusammenhang mit diesem“ (Beispiel: Blaue Blume)[4]
  • „Sinnbild“ (Beispiele: christliche Symbole; weiße Taube als Symbol des Friedens)[5]
  • „Sinnbild, das in seiner Ausdruckskraft den Inhalt eines vorgestellten Gegenstandes zum Ausdruck bringt“; im engeren Sinn religiöse oder kultische Symbole[6]

Symbol in der traditionellen Sicht (insbesondere als Sinnbild)

Unter einem Symbol versteht man „allgemein ein wahrnehmbares Zeichen bzw. Sinnbild (Gegenstand, Handlung, Vorgang), das stellvertretend für etwas nicht Wahrnehmbares (auch Gedachtes bzw. Geglaubtes) steht.“[7] In einem engeren Sinn „jedes Schriftzeichen oder Bildzeichen mit verabredeter oder unmittelbar einsichtiger Bedeutung, das zur verkürzten oder bildhaften Kennzeichnung und Darstellung zum Beispiel eines Begriffs, Objekts, Verfahrens, Sachverhalts verwendet wird.“[7] Das Symbol kann mit einer besonderen Konnotation einhergehen und/oder einen tieferen Sinn andeuten/ausdrücken.

Der Symbolbegriff bei Goethe

Für den romantischen Symbolbegriff (und den daraus resultierenden „Symbolstreit“) war Goethes Theorie des Symbols maßgeblich.[8] Goethe fasste das Symbol auf als „aufschließende Kraft“, „die im Besonderen das Allgemeine (und im Allgemeinen das Besondere) darzustellen vermag“[8] (Beispiel: Licht für Geist, Erkenntnis, das Göttliche), und grenzte es als in seiner unendlichen Bedeutungsfülle irreduzibles Zeichen von der rational aufschlüsselbaren Allegorie ab: „Die Symbolik verwandelt die Erscheinung in Idee, die Idee in ein Bild, und so, dass die Idee im Bild immer unendlich wirksam und unerreichbar bleibt und, selbst in allen Sprachen ausgesprochen, doch unaussprechlich bliebe. / Die Allegorie verwandelt die Erscheinung in einen Begriff, den Begriff in ein Bild, doch so, dass der Begriff im Bilde immer noch begrenzt und vollständig zu halten und zu haben und an demselben auszusprechen sei. / […] Es ist ein großer Unterschied, ob der Dichter zum Allgemeinen das Besondere sucht oder im Besonderen das Allgemeine schaut. Aus jener Art entsteht Allegorie, wo das Besondere nur als Beispiel, als Exempel des Allgemeinen gilt; die letztere aber ist eigentlich die Natur der Poesie, sie spricht ein Besonderes aus, ohne ans Allgemeine zu denken oder darauf hinzuweisen. Wer nun das Besondere lebendig fasst, erhält zugleich das Allgemeine mit, ohne es gewahr zu werden, oder erst spät.“ (Maximen und Reflexionen 749–751)[9]

Symbol als nicht rein konventionelles Zeichen (de Saussure)

In der Terminologie der Linguistik von Ferdinand de Saussure ist das Symbol ein „Typ von Bedeutungsträger“, bei dem zwischen der Form des Zeichens und dem, was es ausdrückt, noch ein gewisser Ähnlichkeitsbezug,[10] ein „Rest einer natürlichen Verbindung“[11] besteht.[12] Unter Betonung der Arbitrarität des sprachlichen Zeichens setzt er das Symbol vom rein konventionellen Zeichen im engeren Sinn ab.[10]

Symbol als rein konventionelles Zeichen (Peirce)

Nach der Terminologie des US-amerikanischen Semiotikers und Philosophen Charles Sanders Peirce ist ein Zeichen entweder ein Index, ein Ikon oder ein Symbol. Im Gegensatz zur kontinentaleuropäischen terminologischen Tradition wird der Ausdruck Symbol als rein konventionelles Zeichen definiert.

Damit bedeutet bei Peirce der Ausdruck Symbol das genaue Gegenteil wie bei Ferdinand de Saussure, der das Symbol vom rein konventionellen Zeichen abgrenzte. Saussures Symbol entspricht in etwa Peirce’ Ikon.

Die Terminologie von Peirce beeinflusste stark die US-amerikanische Linguistik und diese wiederum die europäische.

Symbol als formales/formelles Zeichen

In einer fachsprachlichen Bedeutung bezeichnet Symbol ein abkürzendes, konventionelles Zeichen mit eindeutiger, präziser Bedeutung (mathematisches, chemisches oder logisches Symbol). Man spricht auch von Formelzeichen.[5]

In formalen Beschreibungssprachen oder Kalkülen ist ein Symbol ein definiertes Formalzeichen, das keine inhaltliche Bedeutung hat[13] oder von dessen Bedeutung abgesehen wird[14] oder werden kann.

Der Symbolbegriff bei Cassirer

In der Philosophie von Ernst Cassirer hat der Symbolbegriff eine besondere Bedeutung.[7] Der Mensch ist für Cassirer ein „animal symbolicum“, d. h. ein symbolbildendes und -verwendendes Wesen.[7] Der Mensch hat nur über Symbole einen Wirklichkeitsbezug.

„Bei Ernst Cassirer bezeichnet das Symbol […] die Vereinigung des Sensorischen (Repräsentant, Zeichen) mit dem Psychischen (repräsentiertes Element) und umfasst alle Fakten der Repräsentation; man unterscheidet hier drei Ebenen, je nach dem, ob sich die Repräsentation dank einer natürlichen oder einer künstlichen Verbindung, oder, auf einer mittleren Ebene, dank einer Kombination der Bindeglieder beider Ordnungen, der künstlichen und der natürlichen, vollzieht.“

Mahmoudian: Zeichen. In: Martinet (Hrsg.): Linguistik. 1973, S. 258.

Bedeutungen in der Anthropologie und Psychoanalyse

Als Schlüsselbegriff hat das Symbol vor allem in der Anthropologie und in der Psychoanalyse als Forschungsgegenstand eine Bedeutung. Symbole, wie sie in Religion, Mythos oder Kunst vorkommen, lassen sich in ihrer Bedeutung oft nicht rein rational übersetzen oder interpretieren. Sie enthalten einen Bedeutungsüberschuss: während die Bedeutung beispielsweise eines Verkehrszeichens genau definiert ist, übersteigt die Bedeutung eines religiösen, geträumten oder mythologischen Symbols die rationale Ebene und hat über den kulturellen Kontext hinaus eine für den Verwender oft intime psychische Bedeutung, die ohne fundierte Methode kaum eindeutig erkennbar ist. Deutungsversuche mit Hilfe zum Beispiel der Traumdeutung ermöglichen es, diese Symbole besser zu verstehen.

Der Symbolbegriff von Lacan

Dass ein Symbol nicht im Sinne einer Bedeutungsverdichtung zu verstehen ist, wird deutlich bei Jacques Lacans Darstellung der Symbolisierungsfunktionen. Das Psychische wird nach Lacan durch drei Register organisiert, die zueinander in einem wechselseitigen und unauflösbaren Verhältnis stehen. Es sind dies die drei Register des Symbolischen, des Imaginären und des Realen. Lacan hat ihr Verhältnis zueinander in Form eines Knotens dargestellt. Der Borromäische Knoten ist ein zentrales Element in der Lehre Lacans und dient dem Verständnis dreier möglicher Organisationen der Psyche im Rahmen dreier psychischer Verfasstheiten: Neurose, Psychose und Perversion.

Nach Lacan weist zudem jede symbolische Ordnung einen nicht symbolisierbaren Rest auf, der zugleich den Überschuss und den Mangel des Systems verkörpert. Dieser nicht integrierbare Rest ist das „Sinthom“ das „Symptom des Begehrens“, welches das System als Ganzes bestimmt. Der Begriff Symbol als Bezeichnung für eine Entität löst sich damit auf. Lacan hat auch eine Reihe weiterer Theoreme im Zusammenhang mit der Organisation von Zeichen, Symbol und Diskurs entwickelt, die neben der Psychoanalyse vor allem für die Kulturwissenschaft und die Cultural Studies relevant sind.

Symbole in verschiedenen Fachgebieten

In der Philosophie

In der Philosophie beziehungsweise der Ästhetik ein Erkennungszeichen, einfach in der Form, reich und tief im Sinn. Auf Denk- und Grabmälern nicht unüblich. Beispiel: Der „Lindenbaum“ im Lied Am Brunnen vor dem Tore von Franz Schubert/Wilhelm Müller. Nach Dietrich Ritschl sind Symbole „Produkte bewusster, reifer Erkenntnisleistung durch Repräsentanzen in Form von Worten, Handlungen oder Gesten. Symbole vermitteln, was anders nicht artikuliert werden kann.“[15] Hiergegen steht die These der Psychoanalyse, vertreten insbesondere durch Sigmund Freud, Jacques Lacan und Ernest Jones, dass sich die Symbole hauptsächlich im Unbewussten strukturieren, um das Ich bzw. das Bewusstsein auf diesem nonverbalen Wege über die Bedürfnisse des „Es“ zu informieren. Erkrankungen der Psyche (u. a. die Neurose) führen zu einer Verundeutlichung der sonst spontan verständlichen symbolischen Botschaft, ihrer Zensur oder gar gänzlichen Verdrängung, deren Umkehr aber über das Verfahren der Traumdeutung machbar sei, nach Freud der „Königsweg in das Unbewusste“.

Der Literaturtheoretiker Kenneth Burke versucht, Symbole als rhetorische Strategien zu begreifen, die dazu dienen, Konflikte der individuellen Psyche in die Gesellschaft zu entlassen.

Mit der Symbolik, der Erforschung des Wesens und der Arten der Symbole, hat sich bahnbrechend Ernst Cassirer befasst.

Walter Benjamin bestimmt das Symbol als die „Identität von Besonderem und Allgemeinem“ und setzt es im Gegensatz zur Allegorie: die Allegorie markiere hingegen die Differenz zwischen Besonderem und Allgemeinem.[16]

Besondere Bedeutung kommt Symbolen traditionell in der chinesischen Kultur zu (siehe Chinesische Symbole).

In der Religion

Alle Religionen drücken Kerngedanken in Symbolen aus, zum Beispiel das Rad (als Symbol der ewigen Wiederkehr), das Kreuz (als Symbol für das Leiden und Sterben Jesu, aber auch der Versöhnung mit Gott)[17], der Weg (als Symbol der Lebensgeschichte oder der Lebensführung). Daneben gibt es in den christlichen Kirchen Glaubenssymbole, das sind Glaubensbekenntnisse. Dies leitet sich von einer Nebenform des griechischen Wortes sýmbolon, dem symbólaion (griechisch συμβόλαιο[ν]), ab: der Vertrag, die Übereinkunft. Diese „Symbola“ sind als verbindliche Glaubensurkunden zu verstehen (zum Beispiel das Apostolikum und die Confessio Augustana).

Auch eine Zahlensymbolik durchzieht das theologische Denken, deren Grundlage die Drei als Zahl der Dreieinigkeit und der theologischen Tugenden, und die Vier als Zahl der Welt bilden. Es gibt vier Tages- und Jahreszeiten, Himmelsrichtungen, Elemente, Lebensalter, vier christliche Kardinaltugenden (Glaube, Liebe, Hoffnung, Barmherzigkeit), vier Ströme des Paradieses (Euphrat, Tigris, Pison, Geon), als Männer mit Wasserkrügen zum Beispiel am Taufbecken des Hildesheimer Doms abgebildet. In der Vierzahl kommen auch die großen Propheten und die Evangelisten vor. Drei und vier ergeben addiert sieben, multipliziert zwölf. In der Siebenzahl treten die Tugenden, die Todsünden und die freien Künste (artes liberales) auf, zu zwölfen die Monate, die Zwölf Stämme Israels, die kleinen Propheten, die Jünger Jesu.

Religiöse Symbole sind konstitutive Elemente religiöser Identifikation, Sprache und Handlungen. Paul Tillich hat darauf hingewiesen, dass jede „religiöse Sprache“ im Wesentlichen symbolisch sei, weil die Religion sich ja meist auf die Transzendenz bezieht und damit alles Vordergründige (also die Immanenz) übersteigt.

Beispiele für religiöse Symbole:

Für einige Christen sind Taufe und Abendmahl symbolische Handlungen: Sie weisen auf das Tun des transzendenten Gottes hin. Für die Mehrheit der Christen sind sie aber Momente des wirklichen Handelns Gottes. Auf geheimnisvolle Weise (entsprechend dafür im Griechischen der Begriff „Mysterion“: Geheimnis des Glaubens) wird in den Sakramenten das Heilshandeln Gottes vergegenwärtigt.

In der Mythologie

In der Mythologie werden, wie in der Religion, Symbole verwendet, die auf Transzendenz verweisen. Mit ihrer Erforschung befasst sich vor allem die Tiefenpsychologie in der Tradition von Carl Gustav Jung und die Vergleichende Mythologie. Auf der Arbeit Jungs beruhen zum Teil auch die Forschungen von Mythologen wie Joseph Campbell, der die Symbole in Religion und Mythos als innere und geistige Wahrheiten im Gegensatz zu historischen Fakten interpretiert und zu den wichtigsten Vertretern der Vergleichenden Mythologie (Comparative Mythology) zählt. Laut Campbell enthält die Bildsprache von Mythos und Religion selbst keine absolute Wahrheit, sondern verweist auf eine Wahrheit jenseits von Bildern, Bedeutungen, Ideologien, Theologien und Konzepten. Insofern ist das mythische Symbol ein Hilfsmittel, um das Bewusstsein zu transformieren und zu erweitern im Hinblick auf Transzendenz. Es steht damit im Gegensatz zur ideologischen oder manipulativen Verwendung von Symbolen, wie sie zum Teil in Politik oder Religion zu beobachten ist.

In der Psychologie

In der analytischen Psychologie wird streng zwischen Symbol und Zeichen unterschieden.[19] Wie Jolande Jacobi in ihrem Buch über die Psychologie von C.G. Jung ausführt,[20] enthält ein Symbol einen Archetypus als unanschaulichen, aber energiegeladenen Bedeutungskern. Somit lasse sich der Inhalt eines Symbols niemals durch die Sprache als ein Werkzeug der Ratio vollständig ausdrücken, führt Jacobi weiter aus. C.G. Jung schreibt dazu in „Über psychische Energetik“, dass die Symbole nie bewusst ersonnen werden, sondern vom Unterbewussten produziert wurden auf dem Wege der sog. Offenbarung oder Intuition.[21]

Im Gegensatz dazu stellt ein Zeichen einen synonymen Ausdruck für einen bekannten Inhalt dar. Ein Beispiel dafür ist die Ausschilderung an Flughäfen mit Zeichen für Taxi, U-Bahn, Ausgang usw.

Ein Symbol intuitiv in seiner ganzen Tiefe zu erfassen, ist nach C.G. Jung nicht jedem Menschen gegeben. Das hängt zunächst von der Einstellung des betrachtenden Bewusstseins ab, sagt Jung in „Psychologische Typen“. Demnach kann es sein, dass ein Objekt für den einen Menschen ein Symbol, für den anderen nur ein Zeichen ist. Dabei können Symbole auch zu Zeichen degenerieren, wie Jacobi ausführt.[22] Nämlich dann, wenn es im Bewusstsein des Betrachters auf eine einzige, rationale Deutung reduziert wird.

Friedrich W. Doucet bemerkt (a.a.O.), dass eine Anzahl von Symbolen so alt ist wie die Sprachbildung. Fred Poepping spricht in diesem Zusammenhang von Ursymbolen.[23] Zu den Ursymbolen der Menschheit gehören nach Poepping u. a. das Kreuz, die Schlange, das Dreieck, der Kreis. Poepping deutet diese Symbole in ihrer Vielschichtigkeit vor dem Hintergrund menschheitsgeschichtlicher Entwicklungen. (S. 50 f.) Er führt aus, dass Symbole auf geistigen Urbildern beruhen, die auf drei Stufen des Bewusstseins wahrgenommen werden können. Das alte, Mythen bildende Bewusstsein verband den Menschen auf der ersten Stufe noch mit der Welt. Dieses Bewusstsein ist bei der Mehrzahl der heutigen Menschheit erloschen. An seine Stelle ist das intellektuelle Bewusstsein des begrifflichen Denkens getreten, das den Menschen vom Weltenhintergrund emanzipiert. Auf dieser Stufe steht die Mehrzahl der heutigen Menschheit. Die dritte Stufe soll zukünftig das erloschene Bilder-Erleben des mythischen Bewusstseins auf höherer Bewusstseinsstufe im Geist des Menschen wieder erstehen lassen.

Allen genannten Autoren gemeinsam ist sinngemäß die Auffassung, dass Ursymbole eine Deutungstiefe besitzen, die bildlich gesprochen von „ganz unten“ bis „ganz oben“ reicht. Welche dieser Ebenen der Betrachter für sich als aktuell ansieht, ist abhängig von seinem Bewusstsein.

In der Psychoanalyse

In der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft

Ein Symbol ist eine Funktion von Zeichen im Rahmen kommunikativer Prozesse (andere Funktion: Signal, zum Beispiel Ampel). Das Symbol repräsentiert etwas, es vertritt den Gegenstand, auf den es verweist. Beispiel: Fahne, Symbol der Olympischen Spiele, usw.

In der Kunst

G. Moreau: Europa und der Stier, 1869

Die bildende Kunst verwendet seit den frühesten Beispielen von Höhlenmalerei bis in die Gegenwart hinein Symbole. In sakraler Kunst folgt die Symbolik dabei den Vorgaben von Religion und Theologie. Es gibt häufig eine verbindliche Ikonographie, dargestellt in Haltung, Farbgebung, oder Attributen. In der christlichen Kunst etwa gibt es einen verbindlichen Kanon der Heiligenattribute, in der buddhistischen Kunst der Farben und Formen der Einheiten des Weltbilds (etwa im Mandala).

Mit dem Klassizismus weckten ab dem späten 18. Jahrhundert vorwiegend Allegorien und Mythen der Antike erneut das Interesse der Künstler. Symbolhafte Verschlüsselungen in Anlehnung an diese Traditionen gaben in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert dem Symbolismus seinen Namen. In der Moderne und dem Surrealismus tritt dagegen der individuelle und freie Umgang mit Symbolen an die Stelle traditioneller Bildprogramme in den Vordergrund.

In der Sozialwissenschaft

Nach der von Jürgen Link im Anschluss an Emile Durkheim entwickelten Kollektivsymbolik besitzen alle Mitglieder einer Gesellschaft einen Vorrat an Kollektivsymbolen. Damit steht ihnen ein Archiv von Bildern zur Verfügung, mit der sich jeder ein Gesamtbild von der gesellschaftlichen Wirklichkeit oder von der politischen Landschaft machen kann. In der kritischen Diskurstheorie spielt die Analyse der Kollektivsymboliken eine wesentliche Rolle.[24]

Eine wichtige Rolle spielen Symbole unter anderem im Symbolischen Interaktionismus innerhalb der Soziologie.

In der Naturwissenschaft

Auch die Wissenschaft verwendet Symbole, indem Wirklichkeit in Form von symbolischer Repräsentanz abgebildet wird. Ernst Cassirer deutet den gesamten Bereich menschlicher Kultur in Form von symbolischen Formen: Auch in den Wissenschaften wird mit sinnlichen Zeichen gearbeitet, die zum Träger von geistigen Bedeutungen und damit von Sinn werden. Beispiele hierfür sind mathematische Formeln, Strukturformeln in der Chemie, die Darstellung von Proteinen als Buchstabenabfolge von Kürzeln ihrer sie bildenden Aminosäuren, technische Zeichnungen, Programmiersprachen oder Blockschaltbilder.

In der Politik

In der Politik finden Symbole häufige Verwendung. In manchen Staaten (zum Beispiel in Frankreich), ist das Tragen von politischen oder religiösen Symbolen in öffentlichen Gebäuden verboten.

Beispiele für politische Symbole:

Siehe auch: Nationale Symbole, Friedenssymbol, Anarchistische Symbolik, Meinungsfreiheit, Kopftuchstreit

Symbole als Orientierungshilfen

Verkehrssymbol

Auf allen Verkehrswegen und in öffentlichen Gebäuden findet man Symbole als sprachunabhängige Piktogramme zur Orientierung. So zum Beispiel einen durchstrichenen Anker im Hafengelände, der das Anlegen von Schiffen verbietet; oder einen symbolischen Lattenzaun, der auf einen beschrankten Bahnübergang hinweist. In fast allen öffentlichen Gebäuden, Kaufhäusern, Flughäfen, Bahnhöfen usw. findet auch der sprachunkundige Besucher durch weibliche oder männliche Symbolfiguren den richtigen Toilettenraum. Für Analphabeten bieten solche Symbole oft die einzige Orientierung. Das Symbol innerhalb einer Tafel, wird in diesem Beispiel „Gebotszeichen“ genannt.[27]

Auch die Ergebnisse einer Bewertung können zum Zwecke der Orientierung beim Einkauf von Produkten mit Symbolen gekennzeichnet werden. Beispiele sind Urteile beim vergleichenden Warentest oder die Lebensmittelampel.

In der Wirtschaft

Markenzeichen von McDonald’s

In der Wirtschaft sind Symbole zumal am Erfolg von Marken beteiligt. Beispiele sind das McDonald’s „M“, der Erdal-Frosch und der Mercedes-Stern. Logografien sind wichtige Symbole der Corporate Identity, dem Erscheinungsbild eines Unternehmens. Doch auch allgemeine Symbole existieren, wie das Standbild zum Zeichen des Marktfriedens – der „Roland“ – in deutschen Städten (heute noch unter anderem in Bremen und Wedel, einige im Ausland).

In der Technik

In der Technik sind eher Allegorien als Symbole von großer Bedeutung, vereinfachte Darstellungen und Icons als Repräsentanten real existierender Teile oder Systeme. Aus ihnen geht hervor, um welches prinzipielle Teil es sich handelt, unabhängig davon, ob die reale Ausführung modernisiert ist. Ein Beispiel ist der Papierkorb auf dem PC-Desktop. Einige Allegorien aus der Technik haben jedoch auch symbolische Kraft gewonnen, zum Beispiel die Silhouette einer Dampflokomotive und der Zirkel in der Fahne der DDR.

Siehe auch:

Berufssymbolik

Schlägel und Eisen

Viele Berufsgruppen benutzen Symbole aus Tradition oder um einen Wiedererkennungseffekt zu erzeugen. Der Äskulapstab etwa aus dem dritten Jahrhundert vor Christus weist auf ärztliche und pharmazeutische Berufe hin. Die Waage der Justitia steht für die Rechtswissenschaft. Schlägel und Eisen symbolisieren den Bergbau. Das geflügelte Rad wird vielerorts als das Zeichen der Eisenbahn benutzt. In einigen Ländern ist der Polizeistern bekannt.

Im Sport

Im Wettkampf haben sich etliche Symbole durchgesetzt, zum Beispiel die Goldmedaille bei Sieg, Silber für den zweiten, Bronze für den dritten, dem vierten bleibt nur die „blecherne“ Medaille.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Commons: Symbole – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Wikiquote: Symbol – Zitate
Wiktionary: Symbol – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Im Gegensatz zu διαβάλλω, diaballo 'entzweien', mit der Substantivierung διαβολος, Diabolos; das Stammverb ist βάλλω, bállō 'werfen', 'treffen', auch 'verwunden'.
  2. Ἔστι μὲν οὖν τὰ ἐν τῇ φωνῇ τῶν ἐν τῇ ψυχῇ παθημάτων σύμβολα, καὶ τὰ γραφόμενα τῶν ἐν τῇ φωνῇ (16 a 3-4).
  3. Literatur zu Piagets Symbol-Begriff: Hans G. Furth: Intelligenz und Erkennen. Die Grundlagen der genetischen Erkenntnistheorie Piagets. Suhrkamp 1986, ISBN 3-518-07760-0.
  4. Wahrig, Deutsches Wörterbuch/Symbol
  5. 5,0 5,1 Duden, Deutsches Universalwörterbuch/Symbol
  6. dtv-Lexikon/Symbol
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 Schülerduden, Philosophie. 2. Auflage. 2002, Symbol.
  8. 8,0 8,1 Homberger, Sachwörterbuch zur Sprachwissenschaft (2000)/Symbol
  9. Hamburger Ausgabe Bd. 12, S. 470–471.
  10. 10,0 10,1 Pelz: Linguistik. 1996, S. 41.
  11. Mahmoudian: Zeichen. In: Martinet (Hrsg.): Linguistik. 1973, S. 258 f.
  12. F. de Saussure: Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft. 3. Auflage. Berlin/ New York 2001, S. 80: „Beim Symbol ist es nämlich wesentlich, daß es niemals ganz beliebig ist; es ist nicht inhaltlos, sondern bei ihm besteht bis zu einem gewissen Grade eine natürliche Beziehung zwischen Bezeichnung und Bezeichnetem.“
  13. Bußmann: Lexikon der Sprachwissenschaft. 3. Auflage. 2002, ISBN 3-520-45203-0. Symbol: „Formalzeichen …, formale Vorschriften (zum Beispiel das einfache → Pfeil(symbol)) und Klammerkonventionen“.
  14. Vgl. Carls: Zeichen. In: Ricken (Hrsg.): Lexikon der Erkenntnistheorie und Metaphysik. 1984, S. 241.
  15. Dietrich Ritschl: Zur Logik der Theologie. München 1984, S. 22.
  16. Walter Benjamin: Gesammelte Schriften. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1987, Bd. 1, ISBN 3-518-09832-2, S. 352.
  17. Eckhard Bieger: Das Bilderlexikon der christlichen Symbole, St. Benno, Leipzig o.J., S, 94f, ISBN 978-3-7462-3108-2
  18. Taking the crescent as a symbol. auf: islam-qa.com
  19. Friedrich W. Doucet: Psychoanalytische Begriffe. 5. Auflage. München 1972, S. 158.
  20. Jolande Jacobi: Die Psychologie von C. G. Jung: Eine Einführung in das Gesamtwerk. 6. Auflage. Olten/ Freiburg im Breisgau 1972, S 145ff.
  21. C.G. Jung: Über psychische Energetik und das Wesen der Träume.
  22. Jolande Jacobi: Die Psychologie von C. G. Jung: Eine Einführung in das Gesamtwerk. 6. Auflage. Olten/ Freiburg im Breisgau 1972, S 145ff.
  23. Fred Poepping: Ursymbole der Menschheit. Freiburg i. Br. 1972.
  24. Vgl. auch Martin Voss: Symbolische Formen. Grundlagen und Elemente einer Soziologie der Katastrophe. Transcript, Bielefeld 2006.
  25. [1], Über die Schaffung des roten Kreuzes
  26. [2], Irrtümliche Verwechslung des Roten Kreuzes mit dem christlichen Kreuz
  27. Peter Croy: Die Zeichen und ihre Sprache. Zeichen, Symbole, Signets. Frankfurt/ Zürich 1972, S. 189 ff.
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