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Sturm auf die Bastille

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Sturm auf die Bastille
Teil von: Französische Revolution
La Prise de la Bastille von Jean-Pierre Houël (1789)
La Prise de la Bastille von Jean-Pierre Houël (1789)
Datum 14. Juli 1789
Ort Bastille, Paris
Ausgang Sieg der Aufständischen
Konfliktparteien
Königreich Frankreich (987–1792) Französische Revolution
Befehlshaber
Bernard-René Jordan de Launay
Charles-Eugène de Lorraine
Pierre-Augustin Hulin
Camille Desmoulins
Georges Jacques Danton
Truppenstärke
82 Gardes des Invalides
32 Schweizer Söldner vom Régiment de Salis-Samade
30 Kanonen
~ 688 bis 1000 Einwohner aus Pariser Vororten
61 Gardes-Françaises
5 Kanonen
Verluste
114 Gefangene
(davon wurden 7 getötet)
98 Tote
73 Verwundete

Der Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 gilt als eines der bedeutenden Ereignisse am Beginn der Französischen Revolution. Die Bastille, Symbol der Unterdrückung durch das Ancien Régime, wurde von einer Menschenmenge umlagert und schließlich eingenommen.

Die Belagerung und Kapitulation der königlichen Festung fand in einer Zeit des Regierungsvakuums, der Wirtschaftskrise und der politischen Spannungen während der Sitzung der Generalstände und ihrer Proklamation durch den Dritten Stand in der Verfassungsgebenden Versammlung statt. Die Unruhe der Pariser Bevölkerung steigerte sich nach der Entlassung von Jacques Necker (am 12. Juli vom Journalisten Camille Desmoulins angekündigt) und der Präsenz von Söldnertruppen am Stadtrand.

Auch wenn seine militärische Bedeutung relativ gering ist, ist das Ereignis in Bezug auf seine allgemeinen, politischen und symbolischen Auswirkungen beispiellos. Die Einnahme der Bastille hatte den Effekt eines Erdbebens, sowohl in Frankreich wie Europa bis zum russischen Kaiserreich. Die Festung wurde von etwa hundert Männern (Schweizer und Deutsche) verteidigt, die unter den Belagerern fast hundert Menschen töteten. Auf Seiten der Belagerten starben sechs, darunter der Kommandant Bernard-René Jordan de Launay.

Das Ereignis gilt als radikaler Wendepunkt im Verlauf der Ereignisse der Pariser und der königlichen Macht.[1] Es markiert die Auflösung der königlichen Verwaltung und verursacht eine kommunale Revolution. Die Hauptstadt und dann das ganze Land unterstützten die Verfassungsgebenden. Darüber hinaus wird es von seinen Anhängern sofort unterstützt und gefeiert. Das Ereignis hatte eine starke symbolische Wirkung auf die republikanisch-politische Kultur.

Das Föderationsfest wurde am selben Datum des folgenden Jahres angesetzt, um den ersten Geburtstag der Ereignisse zu feiern. 1890 wurde der 14. Juli zum nationalen Feiertag erklärt.

Vorgeschichte

Im Juli 1789 befand sich das Volk von Paris in Unruhe: Einerseits setzte es große Hoffnungen in die vom König einberufenen Generalstände, andererseits war es durch hohe Brotpreise vom Hunger bedroht. Seit dem 10. Juli wurden Zollhäuser rund um Paris in Brand gesteckt, in der Hoffnung, dass die Waren in der Stadt billiger würden, wenn keine Akzise mehr erhoben würde.

Am 11. Juli entließ der König den beim Volk beliebten Finanzminister Jacques Necker. Außerdem hatte er Truppen in Versailles zusammengezogen – eine deutliche Drohung an die Nationalversammlung. Am 12. Juli erreichte die Nachricht von der Entlassung Neckers Paris. Agitatoren im Palais Royal heizten die Stimmung weiter an. Der berühmteste Redner war hier Camille Desmoulins, der die Patrioten aufforderte, sich als Erkennungszeichen Kastanienblätter an die Hüte zu stecken. Am Tag darauf kam es zu ersten gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und dem Kavallerieregiment Royal Allemand.

Der Sturm auf die Bastille

Sturm auf die Bastille, Kupferstich von William Nutter, 1789
Ein kurz nach 1789 gezeichneter Lageplan der Bastille

In den darauf folgenden Tagen wurden Waffenhandlungen geplündert. So belagerte am 14. Juli eine Menschenmenge, die sich zuvor im Hôtel des Invalides Waffen beschafft hatte, die Bastille, um an die dort gelagerten Munitionsvorräte zu gelangen. Der Kommandant der Bastille, Bernard-René Jordan de Launay, ließ auf die vor der Zugbrücke Versammelten das Feuer eröffnen. Mehr als 90 Personen fanden den Tod.

Es erfolgte danach ein erneuter Aufmarsch mit verbesserter Bewaffnung (Soldaten, Kanonen), worauf die Wachmannschaft kapitulierte und die Menge das Gefängnis stürmte. Sie befreite die Gefangenen: vier Urkundenfälscher, zwei Geisteskranke und vermutlich den adligen Schriftsteller Marquis de Sade, den seine Familie wegen seines wüsten Lebenswandels in der Bastille hatte festsetzen lassen.

De Launay wurde auf dem Weg zum Rathaus trotz Zusicherung des freien Geleits wegen seines Schießbefehls erst tödlich verwundet, dann von einem Metzger geköpft, ein Wachsoldat wurde ebenfalls umgebracht. Als Jacques de Flesselles, Oberhaupt des Pariser Magistrats, den Kommandanten retten wollte, wurde er ebenfalls geköpft. Die Köpfe trug man anschließend unter dem Jubel der Bevölkerung auf Heugabeln durch die Straßen der Hauptstadt. Es waren die ersten adligen Opfer der Revolution.

Folgeentwicklung

Politische Entscheidungen

Der Sturm auf die Bastille war Anlass zur Aufstellung einer Nationalgarde unter Marquis de La Fayette, damit die Nationalversammlung ihr ergebene Truppen zur Verfügung hatte. Außerdem wurde der königliche Gouverneur von Paris abgesetzt. An seine Stelle trat der Generalrat der Commune, ein Gremium, das bei der Radikalisierung der Revolution eine Rolle spielte.

Abriss der Bastille

Eines der Modelle der Bastille im Carnavalet-Museum, Paris

Bereits zwei Tage nach der Erstürmung begann am 16. Juli 1789 der Abriss der Festung unter der Leitung des Bauunternehmers Pierre-François Palloy. Aus Steinen der Bastille ließ er detailgetreue Modelle meißeln, die in die 83 neuen Département-Hauptstädte geliefert und dort mit Pomp als Trophäen eingeweiht wurden. Aus den Schlössern der Zellen und den Ketten und Fußkugeln der Gefangenen ließ Palloy etwa 60.000 Medaillen mit Freiheitsmotiven prägen.

Bedeutung

Obwohl keine strategisch bedeutenden Gefangenen befreit wurden und die militärische Bedeutung des Sieges über die aus Veteranen und Invaliden bestehende Wachmannschaft gering war, wurde der Sturm auf die Bastille in der Folge zum Mythos und zu einem einschneidenden Ereignis verklärt, was vermutlich auf die hohe Symbolwirkung eines ersten Sieges über eine Befestigung der Despotie zurückzuführen ist.

Der Französische Nationalfeiertag am 14. Juli erinnert an den Sturm auf die Bastille und an das Föderationsfest vom 14. Juli 1790, das sich auf den Volksaufstand im Vorjahr bezog.

Literatur

  • Karl-Heinz Kuhn (Hrsg.): La semaine mémorable ou Récit exact de ce qui s’est passé à Paris depuis le 12 jusqu’au 17 juillet = Die denkwürdige Woche oder Genauer Bericht dessen, was sich in Paris vom 12. bis zum 17. Juli ereignet hat. Herausgegeben, übersetzt und mit einer Zeittafel versehen von Karl-Heinz Kuhn. Verlag Dr. Hut, München 2011, ISBN 978-3-8439-0111-6. Digitalisat
  • Winfried Schulze: Der 14. Juli 1789 – Biographie eines Tages. Klett-Cotta, Stuttgart 1989, ISBN 3-608-91494-3.
  • Eric Vuillard: 14. Juli. Matthes & Seitz, Berlin 2019, ISBN 978-3-95757-519-7.

Weblinks

 Commons: Sturm auf die Bastille – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. «Die Wiege der nationalen Freiheit und das Grab der infamen Aristokratie.» Honoré-Nicolas-Marie Duveyrier, Procès-verbal des Électeurs de Paris zitiert in Jules Flammermont (Hrsg.), S. XII.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Sturm auf die Bastille aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.