Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzyklopädie zum Judentum.
Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ... Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten) |
How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida |
Stimmhaftigkeit
IPA-Zeichen | ◌̬ |
---|---|
IPA-Zeichen-Beschreibung | untergesetzter Haken |
IPA-Zeichen-Unicode-Code | U+032C |
SAMPA | {{{SAMPA}}}
|
X-SAMPA | _v
|
Kirshenbaum | <vcd>
|
Stimmhaftigkeit (Adjektiv: stimmhaft) ist ein Begriff aus den sprachwissenschaftlichen Teildisziplinen Phonetik und Phonologie und bezieht sich darauf, ob ein Sprachlaut mit oder ohne Beteiligung der Stimme ausgesprochen wird.
Stimmhaftigkeit in der Phonetik
Aus der Sicht der Phonetik bedeutet Stimmhaftigkeit, dass die Stimmbänder bei der Artikulation eines Lautes eine aktive Rolle spielen. Dies geschieht in der Form, dass die Stimmlippen innerhalb kürzester Zeit sich abwechselnd schließen und gleich wieder von einem aus der Lunge gepressten Luftstrom „aufgesprengt“ werden, sodass sie in Schwingung geraten und damit einen Ton erzeugen. Im Gegensatz dazu werden stimmlose Laute mit geöffneten Stimmritzen gesprochen, sodass die Luft ungehindert bis in den Vokaltrakt durchströmen kann.
Stimmhafte Laute sind in den meisten Sprachen die Sonoranten, das sind Vokale sowie Nasallaute ([m, n, ŋ]), Liquiden ([r, l]) und Approximanten ([ʋ, j, w]). In vielen Sprachen, wie auch dem Deutschen, gibt es zudem bestimmte stimmhafte Konsonanten, die sogenannten Obstruenten ([b, d, g, v, z, ʒ]).
Im Internationalen Phonetischen Alphabet wird die Stimmhaftigkeit eines Lautes durch das IPA-Zeichen 403 angezeigt, ein untergesetztes Häkchen (Unicode COMBINING CARON BELOW U+032C), zum Beispiel [t̬].
Die Frage, ob man einen Laut stimmhaft oder nicht stimmhaft artikuliert, lässt sich anhand eines einfachen Tests beantworten. Wenn man beim Sprechen die Hand an den Kehlkopf hält, ist bei Stimmhaftigkeit eine Vibration zu verspüren (beispielsweise während des Sprechens von M-au des Wortes Maus). Wenn man sich die Ohren zuhält, ist zudem ein Dröhngeräusch hörbar. Bei Stimmlosigkeit ist beides nicht der Fall.
Stimmhaftigkeit in der Phonologie
In der der Phonetik benachbarten Phonologie stellt stimmhaft ein binäres phonologisches Merkmal (notiert als „[±sth]“) dar. Laute werden in Hinblick auf gewisse phonologische Prozesse dahingehend klassifiziert, ob sie stimmhaft ([+sth]) oder nicht stimmhaft ([-sth]) sind.
Im Deutschen kommen stimmhafte Obstruenten nur in den mittleren und nördlichen Varietäten, also ungefähr in der nördlichen Hälfte des deutschsprachigen Raums vor, während in den südlichen Varietäten alle Obstruenten stimmlos sind. Daher spricht man beim Deutschen oft nicht von stimmhaften und stimmlosen Obstruenten, sondern von Lenis und Fortis. Diese Tatsache der unterschiedlichen Aussprache solcher Konsonanten lässt schließen, dass im südlichen Teil des deutschen Sprachraums der phonologische Prozess der Auslautverhärtung (stimmhafte Laute werden am Wortende stimmlos) de facto nicht vorhanden ist.
Zudem ist Stimmhaftigkeit ein distinktives Merkmal, das heißt, Stimmhaftigkeit kann bedeutungsunterscheidend wirken; derselbe Laut kann auf die Bedeutung eines Wortes Einfluss nehmen, wenn er stimmhaft oder stimmlos ausgesprochen wird. So macht es beispielsweise einen Unterschied, ob der labiale Verschlusslaut mit Beteiligung der Stimme als [b] oder ohne sie als [p] vorliegt, wie es im Deutschen bei Bein vs. Pein oder im Englischen bei bike vs. pike der Fall ist.
Die Schreibung eines Wortes bzw. eines Lautes kann dessen Stimmhaftigkeit – wie in den eben gezeigten Beispielen – wiedergeben, ist aber, wie die Auslautverhärtung zeigt, nicht daran gebunden: In Liebe und lieb schreibt die Orthografie beide Male <b> vor, während die tatsächliche Aussprache ein Stimmloswerden des Lautes [b] zu [p] ([li:bə], [li:p]) zeigt.
Stimmhaftigkeit in der Stottertherapie
Bei der MPI (Modifying Phonation Intervals) Stottertherapie wird der Patient trainiert, mit einem veränderten Sprachmuster zu sprechen. Die Zeitabschnitte der Stimmhaftigkeit (genannt stimmhafte Intervalle) werden dabei mit Hilfe eines am Hals getragenen Accelerometers erfasst und mit einer Biofeedback-Methode dem Sprecher zurückgemeldet. Dabei lernt der Patient, besonders kurze stimmhafte Intervalle in ihrer Häufigkeit zu reduzieren. Dies führt bei den meisten Patienten dazu, dass sie mit natürlich klingender Sprache dauerhaft stotterfrei sprechen können.[1]
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Ingham, R.J., Kilgo, M., Ingham, J.C., Moglia, R., Belknap, H., & Sanchez, T.: Evaluation of a stuttering treatment based on reduction of short phonation intervals. Journal of Speech, Language, and Hearing Research, 44, 1229-1244. Online in: logera.files.wordpress.com (PDF; 1,4 MB), abgerufen am 20. April 2015.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Stimmhaftigkeit aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |