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Steinhäuser Kaiserstraße 18, 18a, 20 und 22 A (Heilbronn)

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Der Komplex mittelalterlicher Wohntürme an der früheren Kramstraße in der Nähe des jüdischen, mittelalterlichen Heilbronner Ghettos bildeten die Steinhäuser Kaiserstraße 18, 18a, 20 und 22 A in Heilbronn. Ein Zeitungsartikel der der 1980er Jahre beschreibt, dass die Umleitung und Aufstauung des Neckars von privater Hand finanziert worden sei. Jüdische Bankiers und ausländische Kaufleute die sog. "Kawertschen" waren in Heilbronn seit dem 11. Jahrhundert belegt. Dass Heilbronn als Endpunkt der Neckarschifffahrt von dem württembergischen Herzog mit Venedig, dem Sitz aschkenasischer und sephardischer Juden, verglichen wurde, könnte auch als Indiz dafür gesehen werden, dass die Umleitung und Aufstauung eines Flusses hauptsächlich aus wirtschaftlichen Gründen erfolgte.

Heim u. Dumitrache/Haag u. Schmolz/Weckbach

Werner Heim und Dumitrache/Haag vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg sowie Schmolz/Weckbach beschreiben detailliert die hochmittelalterlichen Steinhäuser Kaiserstraße 18, 20 und 22 A, die alle von der früher wesentlich breiteren Kirchbrunnenstraße zugänglich und zu sehen waren. Werner Heim beschreibt eine Radierung von 1910, die den alten Hof zeigt:

Er zeigt auf der rechten Seite ein hohes, schmales Steinhaus mit einem nach Süden gerichteten, schön bearbeiteten Staffelgiebel. Solche Steinhäuser sind im mittelalterlichen Heilbronn eine absolute Seltenheit … Die Tatsache, daß man hier im Inneren dieses Hofes Steinhäuser antrifft, weist klar auf den herrschaftlichen Charakter der ganzen Anlage hin. Das zweite Steinhaus des Innenhofes zeigte mit seiner Giebelfront nach Osten. Wie der beigefügte Plan erkennen läßt, war es von drei Seiten eingebaut und nur gegen Norden frei. Auf den Luftfotos ließ sich dennoch der Steingiebel des Hauses klar erkennen … Zu dem [Maulbronner] Hofe gehörten einst drei Fachwerkhäuser, die nach der alten Nummerierung vor dem letzten Kriege, die Nummern 18, 20, und 22 trugen … das Haus Nr. 18 war zwischen zwei mächtige Steinmauern eingebaut … Diese Steinmauern waren uns schon einmal in einem ganz anderen Zusammenhang begegnet. Als nach dem lezten Kriege die Reste der dort befindlichen Häuser bis zu den Kellergewölben abgebrochen wurden, fiel uns ein riesiges etwa 2 Meter starkes Fundament auf, das am Rand der Kaiserstraße im Schnitt sichtbar geworden war. Bei weiteren Bauarbeiten ergab sich, daß sich dieses Fundament noch etwa 2,5 Meter in die Straße hinein fortsetzte und dann im rechten Winkel abbog. Solche großen und starken Fundamente sind für Fachwerkbauten absolut unüblich und wir zogen daraus den Schluß, daß hier ein großes Steinhaus, ein mittelalterlicher Wohnturm stand. Das Auffinden dieser Fundamente gab aber den Anlaß, zu einem späteren Zeitpunkt diese Gegend dort näher zu untersuchen. Sie führte zu der Entdeckung zweier weiterer Steinhäuser und zu der Erkenntnis, daß hier eine bedeutende hochmittelalterliche Hofanlage vorlag. Als wir nun in den lezten Wochen die Arbeit von Zimmermann durchblättern, konnten wir anhand der von den Fundamenten gefertigten Fotos feststellen, daß sie zu den Steinmauern gehörten, zwischen denen das Haus Kaiserstraße 18 eingebaut war. Die östliche Grenze dieses Hofes ist durch das große hohe Steinhaus im Hofinnern gegeben … Es darf vermutet werden, daß die Vorderfront des eben genannten Steinhauses mit ihrem Staffelgiebel einst von der Kirchbunnenstraße her sichtbar war… [1]

Haus Kaiserstraße 18

Das Haus Kaiserstraße 18 war zwischen zwei mächtigen Steinmauern eingebaut und ruhte auf staufischen Fundamenten:„47 Dürner Befestigungsbau/Apotheke Kretschmaier, abgegangen,Kaiserstraße 18, Vorderhaus (UKP 357) Wie die Mauerstärken der Traufseiten von 2 m und die etwa 2,50-3 m in die Kram- bwz. Kaiserstraße hineinragenden, rechtwinklig abbiegenden Fundamente schließen lassen, handelte es sich bei dem Gebäude ursprünglich um ein Befestigungsbauwerk des Hochmittelalters. Seine Front wurde zwecks Verbreiterung der Kramstraße abgebrochen. Zwischen den stehengebliebenen Traufwänden wurde eine Fachwerkfassade gesetzt, die vor 1433 datiert ist. Als Bauherrn der Befestigung wurde von Werner Heim die Herren von Dürn identifiziert; der bau dürfte in die Stauferzeit zurückgehen. Die später eingesetzte Fachwerkfassadehatte Auskargeungen egenüber dem Erdgeschoß von 3 m. 1551 beherbergte das Gebäude die Apotheke Kretshcameier. 1622 gehörte es dem Bürgermeister Johann Georg Rollwag. Später befand es sich im Besitz des Großbürgerturms (Kaufleute Zindel und Hausch, Kaufmann Landerer).[2][3][4][5][6][7][8][9]

Seine Entstehungszeit wurde von W.Zimmermann noch vor die des Lachmann'schen Hauses (Käthchenhaus) datiert:„Wohl der stattlichste Vertreter dieser alten Holzbauweise in unserer Stadt, in seiner Art und den konstruktiven Formen noch wuchtiger und kräftiger als die der Häuser der Klostergasse, war das erst kurz vor dem Kriege freigelegte Haus ‚Kaiserstraße 18‘ (Modehaus Zügel), (siehe Abb. 4 und 6). Seine Entstehungszeit dürfte noch vor der des Lachmann'schen Hauses anzunehmen sein. Besonders auffällig und wirkungsvoll war bei diesem Gebäude die mächtige Auskragung der Geschosse, die zusammen mit der 1,1 m betragenden Ausladung des Krüppelwalms, mit seiner Rauchöffnung, einem Beispiel ältester alemannischer Bauformen gegenüber dem Erdgeschoß über 3 m betrug. Lange und starke Konsolen untrstützten diese weit vorkragenden Geschosse. [10]

Haus Kaiserstraße 20
Gotisches Sternengewölbe im Orth'schen Haus,

Das Haus Kaiserstraße 20 zeigte ein gotisches Kreuzgewölbe. Helmut Schmolz und Hubert Weckbach beschreiben es als ein im Jahre 1551 erbautes fränkisches Fachwerkhaus, das auf einem älteren Gewölbe aus der Zeit der Gotik erbaut wurde [11]. Sie beschreiben sehr detailliert die verschiedenen Gewölbe im Erdgeschoss des Hauses. So das Kreuzgratgewölbe und der vermutlich antiken (dunkle) Säule und das Doppelsterngewölbe mit Bandrippen: „Im Jahre 1551 erbaute der Handelsherr Philipp Orth anstelle eines älteren Gebäudes das Haus 356 A, später Kramstr. 38, dann Kaiserstr. 20 bezeichnet. Schon A. Schliz erkannte um die Jahrhundertwende beim Abbruch dieses Gewölbe, das bis dahin als Verkaufsgewölbe genutzt worden war, daß es weitaus älter sein müßte als das auf ihm stehende fränkische Fachwerkhaus. Er bezog das Gewölbe mit ein in seine Überlegungen einer durchgehenden mittalterlichen Hofanlage von der Kram (Kaiser-) bis zur Kirchbrunnenstraße. Das abgebildete Gewölbe ist sichtlich durch spätere Einbauten (links und rechts) gestört, dennoch macht es noch einen starken Eindruck auf den Beschauer. Der Teil gegen das Fenster im Hintergrund darf wohl mit seinem Kreuzgratgewölbe und der vermutlich antiken (dunkle) Säule als der ursprüngliche und ältere Abschnitt des Gewölbes aufgefasst werden. Im Vordergrund erkennt man ein sehr schönes Doppelsterngewölbe mit zierlichen, hohen Bandrippen. Die mit einer größeren Öffnung durchbrochene rechte Wand war sicherlich einmal ursprünglich geschlossen. [12]

Während Oberbaurat Willi Zimmermann neben dem Fachwerk auch die Streitfälle mit dem benachbarten Haus beschreibt:„ Das Haus Kaiserstraße 20 (Modehaus Zügel), das (Abb. 4 und 6) kurz vor dem Krieg mit dem nebenliegenden alemannischen Haus Kaiserstraße 18 freigelegt wurde, – übrigens eine der ersten von der Stadt geplanten und geförderten Freilegungen – ist mit seiner feststehenden Datierung aus dem Jahre 1551 ein typisches Beispiel der fränkischen Holzbaukunst in der Renaissancezeit. Großer Formenreichtum, im Giebelfeld sich steigernd, belebte die Hausfront zusammen mit einem im Jahre 1865 auf Verlangen der stadt abgebrochenen shcmuckvoll gestalteten Erker. Ein reizvolles Bild der frohen Lebendigkeit und Schönheit fränkischer Holzbauweise. Erbauer des Hauses war der Handelsherr und Bürgermeister der Stadt Philipp Orth, der es anstelle eines älteren Gebäudes im Jahre 1551 errichten ließ, wobei es auf Beschluß des Rates der Stadt etwas weiter zurückgestellt wreden mußte. Beim Bau des Hauses kam es aufgrund von Einsprüchen des Apothkers Kretschmaier, dem das nebenliegende Haus Kaiserstraße 18 gehörte, zu lang dauernden Streitereien, mit denen sich auch der Rat wiederholt befassen mußte. Kretschmaier beschwerte sich, daß das Orth'sche Haus, entgegen dem Plan mit seinen Obergeschossen zu nahe gegen das seinige gebaut wurde und daß der Erker zu weit in den Straßenraum hineinstünde und ihm seine Sicht versperre. Er forderte, daß die bereits aufgeschlagenen Geschosse und das Dachwerk, das auf Beschluß des Rates so lange nicht eingedeckt werden durfte, bis über den Streitfall entschieden, sie wieder abgebrochen werden sollten. Nachdem das Haus über viele Wochen ungedeckt und halbfertig gestanden war, hat man sich schließlich doch noch einigen können. Es blieb alles, wie es war. [13]


Einzelnachweise

  1. Werner Heim: Eine unbekannte Großhofanlage. Drei vergessene Steinhäuser im Herzen der Altstadt. In: Schwaben und Franken. Heimatgeschichtliche Beilage der Heilbronner Stimme. 12. Jahrgang, Nr. 11, Verlag Heilbronner Stimme, Heilbronn Samstag, 12 November 1966, S. II.
  2. Marianne Dumitrache, Simon M. Haag: Archäologischer Stadtkataster Baden-Württemberg. Band 8: Heilbronn. Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Stuttgart 2001, ISBN 3-927714-51-8, S. 104-105, Nr. 47 [Dürner Befestigungsbau/Apotheke Kretschmaier, abgegangen]
  3. Werner Heim:Die Entwicklung der Stadt Heilbronn. Neue Erkenntnisse der topographischen Erforschung des Stadtkerns.In:HVH 25, 1966, S. 51-72, dazu S. 59, 64f.
  4. Werner Heim:Eine unbekannte Großhofanlage. Drei vergessene Steinhäuser im Herzen der Altstadt.In:Schwaben und Franken. Heimatgeschichtliche Beilage der Heilbronner Stimme. 12. Jahrgang, Nr. 11, Verlag Heilbronner Stimme, Heilbronn Samstag, 12. November 1966, S. 1f.
  5. Werner Heim: Der Maulbronner Hof.In:Schwaben und Franken. Heimatgeschichtliche Beilage der Heilbronner Stimme. 13. Jahrgang, Nr. 1, Verlag Heilbronner Stimme, Heilbronn 14. Januar 1967, S. 1
  6. Zimmermann 1960, 126f.
  7. Helmut Schmolz, Hubert Weckbach: Heilbronn mit Böckingen, Neckargartach, Sontheim. Die alte Stadt in Wort und Bild. 3. Auflage. Konrad, Weißenhorn 1966 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 14). Seite 9 („Kaiserstr. 18 (B 15) [ist] zwischen 1350 und 1450 gebaut worden“) , Seite 22(„Zu den ältesten Bürgerhäusern der Stadt gehört das Gebäude Nr. 18 (Firma A.Landerer) mit weit vorkragenden Obergeschossen, einer der wenigen erhaltenen mittelalterlichen Fachwerkbauten schwäbisch-alemannischer Bauweise … wohl vor 1450 gebaut“)
  8. Helmut Schmolz, Hubert Weckbach (Hrsg.): Heilbronn mit Böckingen, Neckargartach, Sontheim. Die alte Stadt in Wort und Bild. (Band 2.) Konrad, Weißenhorn, 1967 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 15), Nr. 16 [Hinterhäuser der Kaiserstr. 16-22, 1910].
  9. Volz 1996, 73f
  10. Oberbaurat Willi Zimmermann: Alt-Heilbronner Fachwerkbauten.In:HVH 23, 1960, S. 115-134, dazu S. 126.
  11. Das spitz aufragende fränkische Fachwerkhaus dahinter, mit seinem charakteristischen Rauchabzug am First, ist Kaiserstr. 20 (356 A) mit seiner Rück- oder Südfront. Das Haus wurde 1551 gebaut (vg. dazu B 19). Mit ihm zusammengabut und noch rechts angeschnitten ist Kaiserstraße 22 (356). Ganz rechts im Bild angeschnitten erscheint das imposante Gebäude Kaiserstr. 22 A (356 AB).

    Helmut Schmolz, Hubert Weckbach (Hrsg.): Heilbronn mit Böckingen, Neckargartach, Sontheim. Die alte Stadt in Wort und Bild. (Band 2.) Konrad, Weißenhorn, 1967 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 15), Nr. 16 [Hinterhäuser der Kaiserstr. 16-22, 1910].
  12. Helmut Schmolz, Hubert Weckbach (Hrsg.): Heilbronn mit Böckingen, Neckargartach, Sontheim. Die alte Stadt in Wort und Bild. (Band 2.) Konrad, Weißenhorn, 1967 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 15), Nr. 18 [Gotisches Kreuzgewölbe im Haus Kaiserstr. 20, vor 1901].
  13. Oberbaurat Willi Zimmermann: Alt-Heilbronner Fachwerkbauten.In:HVH 23, 1960, S. 115-134, dazu S. 127-128
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