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Stavros Niarchos

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Stavros Spyros Niarchos (griechisch Σταύρος Σπύρος Νιάρχος; * 3. Juli 1909 in Athen; † 16. April 1996 in Zürich) war ein griechischer Reeder und Kunstsammler.

Leben

Jugend

Sein Vater Spyros Niarchos und seine Mutter Eugenia Coumandaros stammten aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Sparta. Niarchos wuchs in Athen in bürgerlichen Verhältnissen auf und machte dort sein Abitur. Daraufhin studierte er an der Universität seiner Heimatstadt Jura, promovierte 1939 und trat zunächst eine Stelle in dem Unternehmen seines Onkels an. Schon einige Monate später jedoch machte sich Niarchos als Reeder selbstständig. Er hatte erkannt, dass die Transportkosten für Weizentransporte von Argentinien und der UdSSR zu hoch waren und konnte mit günstigeren Preisen erfolgreich in dieses Geschäft einsteigen.

Zweiter Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg wurde Niarchos Offizier der griechischen Marine eines Zerstörers in den Jahren 1941 bis 1945. Etwa zeitgleich war er ehrenhalber Marineattaché in der griechischen Botschaft in Washington Hier entstand auch sein Plan für die Zeit nach dem Krieg.

Geschäftsleben

Niarchos kaufte ab 1945 ausgediente Handelsschiffe und hauptsächlich Tanker der US Navy auf. Als Entschädigung für den kriegsbedingten Verlust seiner Vorkriegsflotte wurden ihm niedrige Preise gewährt; die Schiffe ließ er unter Billigflagge auf den Weltmeeren fahren. US-amerikanische Häfen durften allerdings nicht angelaufen werden. Nach den ersten geschäftlichen Erfolgen, die hauptsächlich durch den Koreakrieg und die Sueskrise ausgelöst worden waren, ließ er sich die ersten Supertanker bauen und erwarb das größte Trockendock im Mittelmeer, die Hellenic Shipyards. Auf dem Höhepunkt seiner wirtschaftlichen Macht besaß Niarchos über 80 Tanker.

In den 1950er und 1960er Jahren zählte Niarchos als Reeder zu den erfolgreichsten Unternehmern der Welt. Sein größter Konkurrent und gleichzeitig sein Vorbild war Aristoteles Onassis, der auch sein Schwager war respektive der erste Ehemann seiner zweiten Frau. Mit seinen damaligen Schwagern Onassis und Georgos Livanos, der ebenfalls als Reeder tätig war, zählte Niarchos zu den reichsten Männern der Welt.

Anders als Konkurrenten wie der Norweger Hilmar Reksten oder Ravi N. Tikkoo setzte Stavros Niarchos wie auch Onassis auf eine konservative und unriskante Geschäftsstrategie: Schiffe ließ er erst bauen, nachdem langfristige, wenn auch wenig Ertrag bringende Transportverträge abgeschlossen waren.[1] Das Wachstum des Vermögens fiel daher auch vergleichsweise bescheiden aus.[2]

Niarchos arbeitete eng mit der US-amerikanischen CIA zusammen und konnte nach der Machtergreifung der Junta in Griechenland diverse wirtschaftliche Vergünstigungen erlangen. Aufgrund dieser Rolle geriet er nach dem Ende der Diktatur in Bedrängnis und willigte ein, den Anteil an einer Raffinerie, der auf 121 Mio. $ geschätzt wurde, an den griechischen Staat für 12,4 Mio. $ zu verkaufen. Der Staat hatte zuvor Forderungen in Höhe von 63 Mio. $ erhoben.[3]

In den 70er Jahren musste er durch die Ölkrise und die Flaute auf dem Tankermarkt starke Verluste hinnehmen, die ihn zum Verkauf von diversen Schiffen und Docks nötigten.

In den 90er Jahren zog er sich aus dem Geschäftsleben weitgehend zurück und lebte meist in St. Moritz in der Schweiz. Dort investierte er einen großen Teil seines Vermögens in Traditionsbetriebe wie Hotels und Seilbahnen, auch mit dem Zweck, diese vor dem Verkauf an große Ketten zu bewahren.[4]

Niarchos verstarb im Alter von 86 Jahren in Zürich. Einen Großteil seines Vermögens verwaltet seit 1996 die Stavros Niarchos Foundation, die weltweit Sozial- und Kulturprojekte unterstützt, insbesondere in den Bereichen Bildung und Gesundheit. Ein Fokus der Stiftungsaktivitäten liegt auf der Förderung von Programmen in der Schweiz[4] und in Griechenland.

Privatleben

Niarchos war insgesamt vier Mal verheiratet und hatte fünf Kinder.

Seine erste Ehe ging er mit Eugenia Livanos (1927-1970) ein, Tochter des griechischen Reeders Stavros Livanos. Mit ihr hatte er die Söhne Philippos, Spyros und Konstantin, der 1999 an einer Überdosis Kokain starb, und seine Tochter Maria. Jedoch ließ er sich von Livanos scheiden, um anschließend Charlotte Ford, die Tochter von Henry Ford II zu heiraten. Mit ihr hatte er eine Tochter, Elena Ford. Allerdings hielt auch diese Beziehung nicht, so dass er erneut Livanos ehelichte; diese beging im Jahr 1970 Suizid. In der nächsten Ehe war er mit Athina Livanos (1926-1974) verheiratet, die die Schwester seiner ersten Frau und gleichzeitig die erste Frau von Aristoteles Onassis war. Auch sie beging Suizid.

Stavros Niarchos war Royalist und unterstützte die Königsfamilie Griechenlands auch nach dem Ende der Monarchie. Zu seinen Angestellten gehörte auch Alexander Prinz von Jugoslawien.

Sein Lieblingshobby war das Skifahren, weswegen er sich in der Schweiz engagierte und sich im Alter gänzlich dorthin zurückzog. Er baute 1959 einen neuen Skilift bei St. Moritz, der dort erstmals das Skifahren über das ganze Jahr über möglich machte[5] und beschäftigte Edy Reinalter bis zu dessen Tod 1962 als privaten Skilehrer.[6]

Als Niarchos einmal Ski-fahrend versehentlich die Grenze nach Österreich überschritten hatte und sich bei Spiß (Tirol) von seinem Hubschrauber wieder abholen lassen wollte, wurde er wegen illegalen Grenzübertritts und Helikopterschmuggels festgenommen. Als Niarchos nachweisen konnte, dass die Grenzmarkierungen nicht sichtbar und unzureichend waren, wurden die Ermittlungen eingestellt, und die Kaution in Höhe von 209.000,18 Schilling erstattet.[7]

Niarchos galt privat als sehr spendabel, einem Madrider Kellner gab er nach einer Rechnung von 140 Mark 740 Mark Trinkgeld.[8] Geschäftlich galt er als sehr sparsam, aufgrund des hohen Dieselverbrauchs trennte er sich 1962 von seiner Privatyacht, ein Wechsel der Motoren hatte zuvor nicht die erhoffte Einsparung gebracht.[9]

Niarchos als Kunstsammler

Paul Gauguin 106.jpg Vincent Willem van Gogh 086.jpg
Die Reiter am Strand von Gauguin
van Gogh, Porträt des alten Bauers Patience Escalier

Bis in die späten 1950er Jahre sammelte Niarchos vor allem Werke des Impressionismus, 1956 erwarb er die berühmte Sammlung von Edward G. Robinson. 1958 widmete die Tate Gallery seiner Sammlung eine Ausstellung.[10] Nach einigen Hundert gesammelten Werken wandte er sich der Kunst der frühen Moderne sowie einigen Meistern wie Van Gogh, Goya, El Greco und Rubens zu. Als in den 1970er Jahren Bilder von Matisse zu begehrten Spekulationsobjekten wurden und Höchstpreise erzielten, verkaufte Niarchos, ebenso wie Picasso alle seine Werke von Matisse.[11]

Aufmerksamkeit erregte 1989 sein Kauf des Selbstporträts von Pablo PicassoYo Picasso“ für 47.850.000 Dollar. Die Sammlung, welche heute der Niarchos-Familie gehört, wird zu den 10 bedeutendsten Privatsammlungen weltweit gezählt.[12] Seit 2005 wurde dem Kunsthaus Zürich ein Teil als Dauerleihgabe überlassen.[13]

Bekannte Werke aus der Sammlung

  • Paul Gauguin Die Reiter am Strand (1902), gehört zu den fünf bedeutendsten Gemälden in privater Hand[14]
  • Van Gogh Père Tanguy (1887)
  • Van Gogh Porträt des alten Bauers Patience Escalier (1888)
  • Henri Matisse La Desserte (1897)

Einen Teil seiner Sammlung schenkte er dem Louvre.[15]

Niarchos sammelte auch antike Kunst, 1980 erwarb er beispielsweise die Northampton-Amphora. Dieser Teil seiner Sammlung wurde 1995 in Athen ausgestellt.[16]

Trivia

Sein Enkel gleichen Namens erlangte Berühmtheit, nachdem er zeitweise mit Paris Hilton, Lindsay Lohan und Mary-Kate Olsen liiert war.

Einzelnachweise

  1. Norwegen: Doppelt peinlich. In: Der Spiegel. Nr. 35, 1979, S. 126 (27. August 1979, online).
  2. Reeder: Kommunistische Vendetta. In: Der Spiegel. Nr. 12, 1977, S. 137–138 (14. März 1977, online).
  3. Griechenland: Sozialismus von rechts. In: Der Spiegel. Nr. 52, 1976, S. 100–103 (20. Dezember 1976, online).
  4. 4,0 4,1 Das diskrete Wirken der Familie Niarchos, in Neue Zürcher Zeitung, am 29. Dezember 2008. Abgerufen am 29. Dezember 2009.
  5. Stavros Niarchos. In: Der Spiegel. Nr. 43, 1959, S. 95 (21. Oktober 1959, online).
  6. Stavros Niarchos. In: Der Spiegel. Nr. 6, 1963, S. 83 (6. Februar 1963, online).
  7. Stavros Niarchos. In: Der Spiegel. Nr. 21, 1971, S. 187 (17. Mai 1971, online).
  8. Stavros Niarchos. In: Der Spiegel. Nr. 46, 1963, S. 126 (13. November 1963, online).
  9. Stavros Niarchos. In: Der Spiegel. Nr. 30, 1962, S. 64 (25. Juli 1962, online).
  10. http://www.tate.org.uk/britain/exhibitions/theniarchoscollection/default.shtm
  11. Guter Lehnstuhl. In: Der Spiegel. Nr. 21, 1970, S. 174–177 (18. Mai 1970, online).
  12. http://www.theartwolf.com/articles/best-private-art-collections.htm
  13. Stefan Koldehoff: Zurich Museum expands entrée to Niarchos Collection. Art news. 19. Juli 2005. Abgerufen am 18. September 2014.
  14. theartwolf.com: The most important paintings in private hands
  15. (La Collection Puiforcat. Donation de Stavros S. Niarchos au département des objets d'art: orfèvrerie du XVIIe au XIXe siècle).
  16. Lilia Marangou: Ancient Greek art from the collection of Stavros S. Niarchos. Athen 1995. ISBN 960-7064-13-5.

Literatur

  • The Arts Council: The Niarchos collection of paintings, 1958

Weblinks

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