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Star (Augenheilkunde)

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Der augenheilkundliche Begriff Star, verselbstständigt aus „starblind“ (von mhd. starblint, ahd. staraplint, abgeleitet vom starren Blick der Blinden) – verwandt mit nhd. „starr“ – bezeichnet heute nur noch die Augenkrankheiten grauer Star (Katarakt) und grüner Star (Glaukom).

Geschichte

Antike

Leukokorie des rechten Auges. In diesem Fall ist sie allerdings nicht durch eine Katarakt bedingt, sondern durch einen Augentumor (Retinoblastom).

Der graue Star beschreibt die hell-gräulichen Veränderungen der Pupille, verursacht durch eine fortgeschrittene Trübung der Augenlinse. Diese kann in ausgeprägten Fällen durch ein weißliches Aufleuchten der Pupille (Leukokorie) mit freiem Auge sichtbar sein. Durch das Gedankengut der damals weit verbreiteten Humoralpathologie beeinflusst nahmen die Menschen der Antike an, dass diese Form der Blindheit dadurch entstünde, dass Substanzen vor der Pupille herabfließen (s. a. Katarakt). Schon in der Antike war als Behandlungsmethode der heute nicht mehr geübte Starstich bekannt. Aber die Geschichte der Staroperation beginnt weit früher. Er wurde in verschiedenen Hochkulturen verwendet. Älteste Überlieferung ist auf einer Tontafel aus der Zeit von Hammurabis in Babylon zu sehen. Auch der indische Arzt Sushruta erwähnt in seinen Werken diese Behandlung. Der römische Arzt Celsus beschrieb in seinen Werken detailliert die Vorbereitung, den Eingriff und die Nachbehandlung der Patienten.[1] Das althochdeutsche staraplint tauchte schon seit dem 8. Jahrhundert n. Chr. in Glossen auf, und war seitdem ein selten gebrauchtes Adjektiv für Menschen, die am grauen Star erkrankt waren.

Mittelalter

Seit dem Jahre 1534 gilt „Star“ im Deutschen als Bezeichnung für eine Augenkrankheit. Wahrscheinlich war es Justus Jonas, der im Auftrag von Martin Luther das Buch Tobias (apokryphe biblische Schrift, heute als Buch Tobit bezeichnet) übersetzte. Im griechischen Originaltext wird dort von einer weißen Hornhautnarbe des alten Tobits gesprochen, die der Sohn, Tobias, auf Anraten des Erzengel Raphaels durch eine Fischgalle auflöste. Diese Erkrankung wurde von ihm als „Star“ übersetzt. Das Substantiv "Star" wurde daraufhin in der Augenheilkunde fast ausschließlich für die Linsentrübung gebraucht, entsprechend der alten Bedeutung des Adjektives "starblind". Der "Star" war damals die häufigste Erblindungsursache, im allgemeinen Sprachgebrauch konnte "Star" auch für andere Formen der Erblindung Verwendung finden.

Im Jahre 1583 erschien das erste große Lehrbuch der Augenheilkunde in deutscher Sprache von Georg Bartisch in Dresden. In diesem teilte er die Stare nach ihrer Farbe in weiße, blaue, grüne, graue, gelbe und schwarze Stare ein. Dabei war der schwarze Star keine Linsentrübung, sondern eine Erblindung, die durch den Starstich nicht gebessert werden konnte.

Neuzeit

Im Jahre 1743 übersetzte der Arzt Johann Caspar Sommer in Landeshut in Schlesien ein berühmtes Buch des belgischen Wundarztes Michel Brisseau aus dem Französischen. Er übersetzte dabei das Wort „glaucome“ (Glaukom), welches eigentlich eine Erkrankung des Sehnerven beschreibt, irrtümlicherweise mit „Grüner Star“. Dies ist dadurch zu erklären, dass der ursprünglich schon von Aristoteles geprägte Name „Glaukom“ vom griechischen γλαυκός (glaukós) «hell», «leuchtend», «glänzend»; das Meer betreffend: «(grau)bläulich» bzw. in Bezug auf den Atlantik auch «grün-bläulich»[2] abstammt. Diese blau-graue Verfärbung der Regenbogenhaut konnte bei chronischen Entzündungen beobachtet werden.

1801, zu einer Zeit, als Frankreich große politische und militärische Macht in Europa besaß und die französische Sprache eine entsprechende zunehmender Verbreitung fand, veröffentlichte Joachim Heinrich Campe als Gegenbewegung dazu ein Wörterbuch der Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke. Er schlug darin erneut vor, das ‚Fremdwort‘ „Glaukom“ durch „grüner Star“ zu ersetzen.

Seit dieser Zeit wurde in allen allgemeinen deutschen Lexika „Glaukom“ und „Grüner Star“ gleichgesetzt, während die Augenärzte darunter weiterhin eine Linsentrübung infolge häufiger Entzündungen oder eines Glaukomanfalls sahen.

Im 18. Jahrhundert blieb in der Terminologie der Augenheilkunde von den verschiedenen Staren nach Georg Bartisch nur noch der schwarze, der graue und der grüne Star übrig. Der schwarze Star blieb die unbehandelbare Erblindung ohne Linsentrübung (zum Beispiel infolge von Sehnerven- oder Netzhauterkrankungen), der graue Star wurde zur erfolgreich operierbaren Linsentrübung und der grüne Star verdankt seine Bezeichnung dem gelegentlich grünlichen Schimmer der durch ein massives Ödem (Schwellung) getrübten Hornhaut bei einem Glaukomanfall.

Das Wort „Glaukom“ wandelte im 19. Jahrhundert mehrfach seine Bedeutung und etablierte sich schließlich zur Bezeichnung für erhöhten Augeninnendruck. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts bemerkte ein Augenarzt die falsche Übersetzung von „Glaukom“ mit „Grüner Star“ und wehrte sich dagegen. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wussten die meisten Augenärzte noch nichts von diesem Fehler und bezeichneten mit grünem Star weiterhin die Linsentrübung beim Glaukom.

Bis in die 1970er Jahre blieb im Deutschen der „Star“ die meistgebrauchte Bezeichnung für die Linsentrübung, gleichbedeutend mit dem Wort Katarakt. Vergeblich wehrten sich die Augenärzte gegen die populäre Übersetzung von „Glaukom“ mit „grünem Star“. Andere Augenärzte nahmen diese deutsche Bezeichnung aber auf. In vielen deutschsprachigen Lehrbüchern für Augenheilkunde findet sich heute die deutsche Übersetzung „grüner Star“ für „Glaukom“ [3], ein klassisches Beispiel für einen Bedeutungswandel.

Weblinks

Wiktionary: Star – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Vom Starstich zur Idee von auffüllbaren Kunstlinsen, NZZ.
  2. Wilhelm Gemoll, Karl Vretska: „Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch“, Verlag Hölder-Pichler-Tempsky, 9. Auflage, ISBN 3-209-00108-1
  3. Zum Beispiel in: Heyartz T, Gross S, Haus E, Augen-, Haut- und HNO-Erkrankungen, 2. Auflage 2000,Urban & Fischer / Elsevier, ISBN 3930192764
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