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Sprechen

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Die Artikel Gesprochene Sprache und Sprechen überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der Diskussion über diese Überschneidungen. Bitte entferne diesen Baustein erst nach vollständiger Abarbeitung der Redundanz. Indoor-Fanatiker 06:59, 13. Jun. 2011 (CEST)

Das Sprechen ist der Vorgang des vorwiegend auf zwischenmenschliche Interaktion ausgerichteten Gebrauchs der menschlichen Stimme, wobei artikulierte Sprachlaute erzeugt werden. Die Bedeutung des Wortes wird auch auf andere Kommunikationsformen ausgeweitet, z. B. mit den Händen in einer Gebärdensprache, mit Gesichtsmuskeln, durch Bilder und Schrift, usw.

Die entsprechende wissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Erforschung des Sprechens beschäftigt, nennt man Sprechwissenschaft.

Nach dem Vier-Seiten-Modell von Schulz von Thun sind Informationsübermittlung, Selbstoffenbarung, Appell und Beziehungsveränderung die vier wichtigsten Aspekte der sprachlichen Kommunikation.

Grundgesetze des Sprechens

Wolf und Aderhold haben folgende Grundgesetze des Sprechens identifiziert: Der Sprechende muss in der Lage sein, die Spannungsverhältnisse seines Körpers bewusst kontrollieren und verändern zu können. Hierbei soll es zu keinem unnötigen Kraftaufwand kommen und andererseits soll der Körper auch nicht an Unterspannung leiden – beide führen zu artikulatorischen und stimmlichen Fehlleistungen. Auch müssen die neurologischen und muskulatorischen Voraussetzungen der Gelenke in den Armen und Händen und der Gesichtsmuskeln vorliegen, um ebenfalls kontrollierte, sprachliche Bewegungen ausführen zu können. Ungleich dem Sprechen mit den Händen muss das mündliche Sprechen mit dem Atmen zeitlich in Einklang gebracht werden – wobei die Atemmenge der Länge des jeweilig zu sprechenden Sinnabschnitts entspricht. Zur Ausbildung einer klang- und modulationsfähigen Stimme muss die Weite der Resonanzräume gesichert werden. Erreicht wird dies, indem sich durch entsprechendes Training im Bereich der Artikulationsräume und der Kehle ein Gefühl der Entspanntheit einstellt – und so in der Folge jede stimmliche Tätigkeit als befreiend empfunden wird. Innerhalb der für einen Laut entsprechenden Artikulationsbreite sollen die Sprechwerkzeuge die charakteristischen Bewegungsabläufe durchführen – und nicht nur andeuten. Es handelt sich hierbei also um die ausschöpfenden Bewegungen der Sprechwerkzeuge – insbesondere Lippen, Zunge und Unterkiefer.

Die Stimme des Sprechenden

Soll nicht ihre individuelle natürliche Sprechtonlage überschreiten, zudem müssen die Ein- und Absätze der Stimme mühelos vollzogen werden.

Seine Stimme und die Bewegungsmöglichkeiten seiner Gelenke und Muskeln soll der Sprecher gut kennen - und durch eine entsprechend geschulte Selbstwahrnehmung kleinste Veränderungen in den Sprechwerkzeugen wahrnehmen können. Ein bewusster Formungs- und Mitteilungswille des Sprechenden ist Voraussetzung für ein sinn- und bedeutungsvolles Sprechen.

Sinnvolles

Sinnvolles Sprechen erfordert eine gewisse Gerichtetheit, sowie einen entsprechenden Empfangs- und Raumbezug.

Der ganze Mensch ist am Sprechen beteiligt – das Sprechen ist ein komplexer Vorgang.

Inneres Sprechen

Inneres Sprechen ist eine lautlose Form des Sprechens, von der angenommen wird, dass sie dem Denken, z.B. der Steuerung von Aufmerksamkeit, dient. Es gibt verschiedene Definitionen und Konzeptionen des inneren Sprechens. Unter anderem wurde das Konzept in den 1920er und 1930er Jahren umfassend von Lew Wygotski, einem russischen Entwicklungs- und Sprachpsychologen, diskutiert.[1] Wygotski stellte, beeinflusst von den Arbeiten des schweizer Entwicklungspsychologen Jean Piaget, eine Theorie zur Entwicklung und zur Funktion des inneren Sprechens auf. Hauptgedanke ist, dass sich inneres Sprechen aus dem äußeren, sozialen Sprechen entwickelt und dabei seine Form und Funktion gegenüber dem äußerem Sprechen verändert: es wird lautlos, syntaktisch verkürzter und semantisch dichter und dient schließlich nicht mehr der Kommunikation mit anderen Menschen.

Definiert als ein von Sprachmuskeln begleitetes inneres Ausdrücken von Sprache wurde inneres Sprechen seit ca. 1930 experimentell untersucht. Die Muskelaktivitäten wurden mittels mechanischer und elektromyographischer Messungen nachgewiesen.

Eine Darstellung historischer Forschungen zum inneren Sprechen sowie eine kritische Auseinandersetzung mit ihnen finden sich in aktuellen psycholinguistischen Arbeiten, zum Beispiel bei Sibylle Wahmhoff[2] und bei Anke Werani[3].

Hypothesen zur Neurophysiologie des inneren Sprechens

Das Arbeitsgedächtnismodell nach A. Baddalay nimmt zur Erklärung verbaler Entscheidungsfunktionen und des Kurzzeitgedächtnisses die Existenz einer phonologischen Schleife, einer zentralen Exekutivfunktion, die auch ein Aufmerksamkeitszentrum umfasst, weiterhin das Vorhandensein eines bildhaft-räumlichen Notizblockes an.

Die phonologische Schleife besteht aus einem eher echohaft arbeitendem Kurzzeitspeicher, der auch Kurzzeitgedächtnis genannt wird und einer Wiederaufrufeinheit. Der Kurzzeitspeicher erhält Informationen für 1–2 Sekunden und wird in der Wernicke-Region verortet. Die Wiederaufrufeinheit erhält Informationen durch deren Wiederaussprechen mittels innerem Sprechen- ihre Aktivität wurde in der Broca-Region nachgewiesen. Nervenfasern aus der Broca-Region steuern die Zungen- und Kehlkopfmuskeln, dies sind wichtige Muskeln für die Sprachbildung. Die wiederaufgerufenen Informationen des Kurzzeitgedächtnisses können mittels der zentralen Exekutive willentlich und aufmerksam verändert werden und so zum gültigen verbalen Ausdruck werden.

Im Kurzzeitgedächtnis findet auch der Austausch von Informationen mit dem Langzeitgedächtnis und dessen emotionalen Anteilen statt. Der bildhaft-räumliche Notizblock enthält bildliche Vorstellungen und örtliche Orientierungen. Beide Funktionen wirken im Grundsatz wie die phonologische Schleife: mit optischem Speicher und einer Wiederaufruffunktion für Bilder.

Die zentrale Exekutivfunktion steuert sowohl automatisches als auch kontrolliertes Verhalten und wird im Stirnhirn verortet. Das automatische Verhalten basiert auf gut gelernten Gewohnheiten und Schemata. Diese Gewohnheiten und Schemata bedürfen eines überblickenden Aufmerksamkeitssystems welches das Verhalten überwacht und nötigenfalls ein altes Schema durch neues, besser angepasstes Verhalten ersetzt.

Hypothesen zum Inneren Sprechen und zur kognitiven Therapie der Depressionen und Ängste

In der kognitiven Therapie der Ängste und Depressionen stellen automatisches und kontrolliertes verbales und bildhaftes Denken wichtige Sachverhalte dar. Monopolare Depressionen und Angsterkrankungen werden von A.T. Beck und seinen Mitarbeitern auf automatisches, verzerrtes, inneres Sprechen zurückgeführt.In der Therapie sollen die Patienten lernen, die automatischen Gedanken, die dem depressiven und ängstlichen Gefühlen vorausgehen, zu erkennen. Diese automatischen Gedanken haben verschiedene Inhalte, die je die persönliche Leidensgeschichte des Patienten widerspiegeln, z. B. „Ich bin zu schwach“, „Ich sterbe“ oder „das halte ich nicht aus“. Diese automatischen Gedanken entwickeln sich, nach Beck, aus unbewussten Grundannahmen des Patienten. Beck nennt diese Grundannahmen Schemata. Es handelt sich dabei um gut gelernte, automatische Lebensregeln, die das Fühlen, Denken und Verhalten der Patienten steuern. Diese Regeln können lauten: „Ich bin hilflos“ oder „der Mensch ist ein potentieller Gegner“. Indem der Patient diese Gedanken und deren emotionalen und praktischen Folgen in seinem Leben bewusst erlebt und experimentell korrigiert, kann er deren kränkende Wirkung einschränken. Logische und empirische Fehler begleiten in der Regel das krankhafte Denken. Wenn der Patient während seines Denkens auf logische und empirische Fehler achtet und diese meidet, kann er neue Gefühle und Verhalten in seinem Leben erproben, die mit weniger Leiden verbunden sind. Der Therapeut muss darauf zielen die logischen oder empirischen Widersprüche im Denken seiner Patienten diesen bewusst werden zu lassen.

Siehe auch

Literatur

  • Helmut Martinetz: Die klingende Visitenkarte, Grundgesetze des Sprechens, Lit-Verlag, Münster/London 2005, ISBN 3-8258-8398-1
  • Jürgen Messing, Anke Werani: Sprechend koordinieren. Journal für Psychologie http://www.journal-fuer-psychologie.de/index.php/jfp/article/view/163
  • S. Wahmhoff: Inneres Sprechen. Weinheim 1980
  • A. Baddeley: Working Memory, Thought and Action. Oxford 2007
  • A.T. Beck: Kognitive Therapie der Depressionen. München 1981

Weblinks

Wiktionary: sprechen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiquote: Sprechen – Zitate

Einzelnachweise

  1. Vygotskij, Lev S. (1934/2002). Denken und Sprechen. Herausgegeben und aus dem Russischen übersetzt von Joachim Lompscher und Georg Rückriem. Weinheim und Basel: Beltz.
  2. Wahmhoff, S. (1980). Inneres Sprechen. Psycholinguistische Untersuchungen an aphasischen Patienten. Weinheim: Beltz.
  3. Werani, A. (2011). Inneres Sprechen. Ergebnisse einer Indiziensuche. Berlin: Lehmanns Media.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Sprechen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.