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Sprühdose

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Betätigte Sprühdose
Modell einer Sprühdose
1 Sprüheinsatz
2 Druckkopf
3 Dichtungsring
4 Druckkopfstiel
5 Dosengehäuse
6 Federkappe
7 Feder
8 Ventilgehäuse
9 Eintauchschlauch

Eine Sprühdose (auch Spraydose oder Aerosoldose) ist eine Metalldose zum Versprühen von Flüssigkeiten wie Haarspray, Deodorant, Rasierschaum, Farbe, Möbelpolitur, Öl oder auch Sprühsahne. Diese stehen unter Druck, als Treibgase kommen Propan, Butan, Dimethylether oder Gemische daraus zum Einsatz (wo möglich, auch komprimierte Luft oder Stickstoff). Ozonschädliche FCKW-Treibmittel werden in Sprühdosen in Deutschland seit zwei Jahrzehnten nicht mehr verwendet.

Durch eine feine Düse können die Inhaltsstoffe der Sprühdosen herausgesprüht, zerstäubt und aufgetragen werden. Je nach Anwendung entsteht unmittelbar nach Austritt der Flüssigkeit abhängig von der Menge des Treibgases ein Aerosol oder ein Schaum, wenn die Flüssigkeit nicht durch gröbere Verteilung einen kleinen Sprühstrahl bildet. In der Regel ist der Druck höher und das Aerosol feiner als bei dem alternativen Pumpzerstäuber. Gegenüber anderen Zerstäubern bieten Sprühdosen bei kleiner Bauform hohe Sprühleistung. Da die Treibgase und meist auch die eigentlichen Inhaltsstoffe brennbar sind, sollten diese nicht mit Flammen in Berührung gebracht werden, auch sollten Sprühdosen nicht übermäßig erhitzt werden, da sich die enthaltenen Gase sonst ausdehnen und die Dosen zum Platzen bringen können.

Geschichte

Der Ingenieur: Erik Andreas Rotheim

Der norwegische Ingenieur Erik Andreas Rotheim sorgte mit seiner Erfindung für die eigentliche „Geburt“ der Spraydose. Am 9. Oktober 1927 erhielt er in Deutschland das Patent für „Verfahren und Vorrichtung zum Ausspritzen oder Verteilen von Flüssigkeiten oder halbflüssigen Massen“. Damit schuf er die technische Grundlage für alle weiteren Entwicklungen kommender Generationen. Ursprünglich auf der Suche nach der besten Methode zum Einwachsen seiner Skier ahnte er vermutlich schon bei der Patenteinreichung die weiteren vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten seiner Erfindung. Bereits in der ersten Patentschrift zählte er für einen denkbaren Einsatz seiner Druckgasverpackung auf: „z. B. Öle, Fette, flüssige Seifen, Harze, Paraffine, Wachsarten, Farben, Malfarben, Anstrichmittel, Firnisse, Lacke (z. B. Celluloselacke), Kautschuk, Gummi, Leim, Desinfektionsmittel, Imprägnierungsmittel, Schutzmittel, Putzmittel, Düngemittel, Feuerlöschmittel, kosmetische Präparate, organische und anorganische Flüssigkeiten …“

Der Farbenfabrikant: Richard Bjercke

In den ersten Jahren blieb die Neuheit zunächst in Norwegen, das nach der Erfindung auch Schauplatz der ersten kommerziellen Produktion von Spraydosen war. Der Farbenfabrikant Richard Bjercke, der eng mit Rotheim zusammenarbeitete, produzierte zusammen mit Alf Bjercke zunächst im kleinen Maßstab Farb- und Lackspraydosen und entwickelte die Technik dabei weiter. Die Farbfabrik der Bjerckes in Oslo war zu ihrer Zeit die größte Produktionsstätte von Farben und Lacken in Norwegen.

Der Feinmechaniker: Frode Mortensen

Der Feinmechaniker Frode Mortensen kümmerte sich als Dritter im Bunde der norwegischen Tüftler um das „Drumherum“ und die richtige Ventiltechnik der neuartigen Farbsprays. Seine Patente auf verbesserte Druckbehälter und optimierte Ventile folgten 1938 und 1939.

Der Chemiker: Lyle D. Goodhue

Der Chemiker Lyle D. Goodhue war bereits seit 1935 auf der Suche nach einem geeigneten Treib- und Lösungsmittel, mit dessen Hilfe man Insektenbekämpfungsmittel zerstäuben konnte. Halogenverbindungen mit einem niedrigen Siedepunkt standen im Fokus seiner Forschungen. Gut geeignet als Treibmittel waren diese Stoffe auch deshalb, weil sie nicht brennbar und weitgehend ungiftig waren.

Der Insektenforscher: William N. Sullivan

Zusammen mit dem Insektenforscher (Entomologen) William N. Sullivan testete Goodhue abenteuerliche Verfahren der Chemikalien-Vernebelung. Die Tests der verschiedenen Treibmittel führten immer wieder in Sackgassen, bis Goodhue sich an eine ihrer ersten Ideen und an die Arbeiten von Rotheim erinnerte: Das Treibmittel Nr. 12, später bekannt als Freon 12, gemischt mit dem benötigten Insektenbekämpfungsmittel und in eine ventilbestückte Druckgasflasche nach dem Rotheimschen Prinzip abgefüllt, brachte das gewünschte Ergebnis: Die legendäre „bug bomb“ („Insektenbombe“) war geboren.

Von da an fand die Spraydose reißenden Absatz: Zunächst rettete sie ab 1942 unzähligen amerikanischen Soldaten das Leben, die im Pazifik-Krieg nicht nur gegen die Japaner, sondern auch gegen die Malaria-übertragende Anopheles-Mücke kämpften. Nach Kriegsende übernahmen und vermarkteten findige Fabrikanten die nun überaus beliebte Druckgas-Innovation zunehmend für ihre Produkte des täglichen Bedarfs. Modifizierte Bierdosen mit Plastikventilen waren der Anfang der haushaltsgerechten Massenprodukte: Die Dosen wurden handlicher, die Behälter leichter und die Ventile kostengünstiger in der Herstellung. Gerade während der Zeit des so genannten Wirtschaftswunders Mitte der fünfziger Jahre eroberte die moderne Spraydose die privaten Haushalte. Die Dosen wurden mittlerweile aus leichtem Aluminium oder Weißblech und darüber hinaus in viel kleineren und verbraucherfreundlicheren Formaten als bisher hergestellt.

Der erste Verkaufsschlager wurde dann rund zehn Jahre später das Haarspray. Das „flüssige Haarnetz“ auf Knopfdruck ermöglichte der Damenwelt und ihren Friseuren ab 1955 ungeahnte Stylingmöglichkeiten und eine völlig neue Frisurenmode. Seit seiner Einführung sitzt die Frisur „zu jeder Tageszeit an jedem Ort“, wie die Werbung damals versprach. Oder: „Ob Wind, ob Frost, ob Regen – das Spray macht die Haare fit für jedes Wetter“. Haarspray und Deodorant machen heutzutage den größten Anteil an Aerosolprodukten aus. Ein Produkt nach dem anderen wanderte mittlerweile in die Spraydose: Kosmetik, Lacke, Haushaltspflegemittel, aber auch Arzneien oder Lebensmittel. Zwischen der ersten Nachkriegsproduktion in Kansas mit 105.000 Stück im Jahr 1946 bis zur heutigen Herstellung von jährlich mehreren Milliarden Spraydosen weltweit liegen nur wenige Jahrzehnte.

Der Erfinder des Ein-Zoll-Ventils: Robert Abplanalp

Der Ingenieur Robert Abplanalp erfand ein Ventil (das später so genannte Ein-Zoll-Ventil), das es ermöglichte, Flüssigkeiten, die sich in einer Dose befanden, mit Hilfe eines zugesetzten Treibmittels zu versprühen. Das Ventil konnte einfach und billig in Massenproduktion hergestellt werden. Das bis dahin viel zu große Gewicht der zugehörigen Sprühdosen wurde durch die Verwendung des viel leichteren Aluminiums entscheidend verringert, so dass nun alle möglichen Stoffe in Sprühdosen billig und dabei leicht zu handhaben angeboten werden konnten. Damit konnte der Siegeszug der Sprühdose beginnen. Abplanalp ließ sich seine Erfindung patentieren und gründete 1949 mit zwei Partnern die Precision Valve Corporation in Yonkers. Ende der 50er Jahre kaufte Abplanalp die Anteile der beiden Mitbegründer auf und wurde zum Alleininhaber. Die Precision Valve Corporation erlangte die Führung auf dem Weltmarkt. Im Jahre 2004 stellte das Unternehmen rd. 4 Milliarden Spraydosen pro Jahr her und hielt über 300 Patente aus diesem Produktionsbereich. Die umstrittenen Treibgase FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffe) − die Haarspray u. a. in den 80er Jahren in Verruf brachten − sind inzwischen durch andere Stoffe ersetzt worden.

Treibgas

Frühe experimentelle Sprühdosen verwendeten Druckluft als Treibgas. Da sich Druckluft bei Raumtemperatur nicht verflüssigen lässt, war der Treibgasvorrat in diesen Dosen dementsprechend gering. Das Treibgas war meist eher erschöpft als der Nutzinhalt. Deswegen werden leicht verflüssigbare Gase als Treibgas verwendet, bei denen der größte Teil in der Dose in flüssiger Form vorliegt. Früher wurde bevorzugt Dichlordifluormethan (R12, Handelsnamen Frigen und Freon) verwendet. Dieses Gas war unbrennbar, reaktionsträge und ungiftig, galt also als sicher. Ausgehend von Veröffentlichungen in 1974 und 1976[1] setzte sich bis 1985 (Wiener Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht) die Erkenntnis durch, dass FCKW wie Dichlordifluormethan die Ozonschicht der Erde nachhaltig schädigen. Es wurde deswegen durch andere, weniger umweltschädliche Treibgase ersetzt, die aber dafür im Gebrauch andere, weit weniger schwerwiegende Nachteile besitzen. Häufig werden Gemische niederer Alkane wie Propan (R290), n-Butan (R600) und 2-Methylpropan (Isobutan, R600a) verwendet. Dimethylether und Ethylmethylether werden ebenfalls verwendet. Diese Treibgase sind hochentflammbar und können mit Luft explosionsfähige Gemische bilden. Für Lebensmittel werden Kohlenstoffdioxid (R744) und Distickstoffmonoxid (Lachgas) verwendet. Diese Treibgase haben bei Raumtemperatur einen höheren Dampfdruck als die vorgenannten Treibgase, deswegen müssen die Sprühdosen robuster aufgebaut sein, was einen Kostennachteil darstellt. Für Medizinprodukte werden 1,1,1,2-Tetrafluorethan (R134a) oder 1,1,1,2,3,3,3-Heptafluorpropan (R227ea) verwendet.

Übersicht Treibgase
Treibgas Kurzzeichen nach DIN 8960 Summenformel molare Masse (g/mol) Schmelzpunkt (°C) Siedepunkt (°C) Dampfdruck bei 20 °C (bar) Dampfdruck bei 30 °C (bar) Dampfdruck bei 50 °C (bar) Ozonabbaupotential ODP (R12=1) Treibhauspotential GWP (CO2=1) Quelle
Ethylmethylether C3H8O 60,1 –139,2 7,4 1,601 2,3 4,1 [2]
n-Butan R-600 C4H10 58,12 –138,29 –0,5 2,081 2,8 4,9 0 3 [3]
Isobutan (2-Methylpropan) R-600a C4H10 58,12 –159,42 –11,7 3,019 4,1 6,78 0 3 [4]
1,1,1,2,3,3,3-Heptafluorpropan R-227ea C3HF7 170,03 –131 –17,3 3,993 9,16 0 2900 [5]
Dimethylether C2H6O 46,07 –141,5 –24,82 5,102 6,9 11,431 0 [6]
1,1,1,2-Tetrafluorethan R-134a C2H2F4 102,04 –101 –26 5,7 7,7 13,2 0 1300 [7]
Dichlordifluormethan R-12 CCl2F2 120,91 –157,8 –29,8 5,7 7,5 12,2 1 8100 [8]
Propan R-290 C3H8 44,1 –188 –42 8,327 10,8 17,081 0 3 [9]
Distickstoffmonoxid N2O 44,01 –90,8 –88,5 50,599 63,2 [10]
Kohlenstoffdioxid R-744 CO2 44,01 –56,57 –78,5 57,3 72,1 0 1 [11]

Aufbau einer Sprühdose

Der Grundbestandteil ist in aller Regel zunächst ein Metallbehälter, die eigentliche „Dose“ aus Weißblech oder Aluminium. Der Boden dieser Dose ist nach innen gewölbt, und zwar aus folgenden Gründen:

  • aus Sicherheitsgründen (wenn durch starke Hitzeeinwirkung ein Überdruck entsteht, kann sich der Boden nach außen wölben und so für eine Druckentlastung sorgen)
  • zur effektiven Produktnutzung. Das bis unten an den inneren Dosenrand reichende Steigrohr erreicht auch den letzten Tropfen des Produktes.
  • die Sprühdose lässt sich hinstellen und somit besser handhaben.

Oben auf dem Metallbehälter sitzen Ventil, Sprühkopf und Schutzkappe: Ventil und Sprühkopf sind verantwortlich für die „Vernebelung“ des Produkts und die genaue Dosierbarkeit. Der Sprühkopf wird mit einer (bei manchen Dosen abnehmbaren) Schutzkappe versehen. Der Ventilkörper ist mit einem Steigrohr verbunden, das ins Innere der Spraydose führt. Es reicht bis auf ihren Boden und sorgt dafür, dass sie komplett und gleichmäßig entleert wird. Die Gasphase im Inneren der Dose dient zusätzlich als Expansionsraum. Dadurch wird gewährleistet, dass die gefüllte Sprühdose Temperaturen bis 50 °C standhält.

Weitere, unverzichtbare Bestandteile der Sprühdose sind das flüssige Treibmittel bzw. -gas, denn dies erzeugt den nötigen Druck zum Sprühen, und nicht zuletzt das eigentliche Produkt - der Wirkstoff, der versprüht werden soll. Letzterer ist flüssig und in der Dose vermischt mit dem Treibmittel bzw. -gas.

Spraydosen aus Weißblech oder Aluminium müssen materialabhängig in unterschiedlichen Formungs- und Produktionsprozessen geformt werden. Die Dosen werden deshalb von jeweils spezialisierten Betrieben produziert.

Herstellung von Sprühdosen aus Weißblech

Tonnenschwere aufgerollte lange Blechbänder sind Ausgangspunkt für die Herstellung von dreiteiligen Weißblech-Spraydosen. Die Fertigung beginnt dabei zunächst mit dem Zuschnitt von quadratischen „handlichen“ Tafeln, die dann bedruckt werden: Weißlackierung, Farbbedruckung und Schutzlackierung für den äußeren Look, Innenlackierung je nach späterer Füllung zum Schutz vor Korrosion. Insbesondere Farbsprühdosen mit wasserhaltigen Farben bedürfen eines starken Korrosionsschutzes.

Aus den bedruckten Tafeln wird dann der Rumpf der Dose aus der Tafel herausgeschnitten, zu einem Zylinder geformt und verschweißt. Zum Korrosionsschutz der Schweißnaht wird danach ein Lack oder ein Pulver aufgebracht. Deckel und Böden der Dose werden separat ebenfalls aus flachen Weißblechtafeln hergestellt. Bei der Deckel- und Bodenbördelung werden dann diese drei Teile durch das so genannte Falzen fest miteinander verbunden. Eine Prüfung auf Druckstabilität und Dichtigkeit schließt den Fertigungsprozess ab. Neben dem traditionellen Herstellungsverfahren für dreiteilige Weißblechdosen gibt es noch ein Verfahren für zweiteilige Weißblechdosen, bei dem aus einem Weißblechband ein Napf gezogen und abgestreckt wird. Der daraus resultierende Dosenkörper wird dann wie bei der dreiteiligen Dose mit dem Deckel verfalzt.

Herstellung von Sprühdosen aus Aluminium

Sprühdosen aus Aluminium werden nahtlos aus einem Stück hergestellt. Ausgangsmaterial sind Aluminiumbänder. Daraus werden kreisrunde Scheiben (so genannte Butzen) gestanzt und in einer Presse (Kaltfließpressverfahren) zu Rohdosen geformt. In den weiteren Bearbeitungsschritten werden die Dosen gewaschen, innen und außen lackiert und dann bedruckt. Zum Schluss wird die so genannte Schulter und der Ventilsitz geformt. Auch hier schließt der Produktionsprozess mit der Dichtigkeitsprüfung der fertigen Dose ab.

Abfüllung der Sprühdosen

Datei:Pamasol aerosol filling machine.webm

Alle Sprühdosen – ob Weißblech oder Aluminium – werden im Abfüllbetrieb komplett automatisch und grundsätzlich auf die gleiche Art abgefüllt: Nachdem die Dose mit dem Produkt befüllt wurde, folgen die Ventileinsetzung und -überprüfung. Anschließend erfolgt das dichte Verschließen der Dose mit dem Ventilteller mittels Crimpen. Dabei entsteht eine dichte (homogene) Verbindung zwischen Dose und Ventilteller. Erst hiernach erfolgt die Treibgasbefüllung je nach Art des Treibmittels. Bei brennbaren, unter Druck verflüssigten Treibmitteln wie Propan/Butan erfolgt die Befüllung in einem separaten, explosionsgeschützten Raum. Zur Sicherheit wird die Spraydose nie zu 100 Prozent befüllt, denn das Treibmittel muss sich in der gasförmigen Phase, im „Expansionsraum“, ausdehnen können.

Im Farbeneinzelhandel werden auch Sprühdosen benutzt, die bereits mit Treibmittel gefüllt sind, aber noch keine Farbe beinhalten. Über das Ventil wird dann eine vorher angemischte Farbe mechanisch in die Sprühdose gepresst. Somit ist es möglich, Kunden eine Vielzahl von Farbtönen in Sprühdosen anzubieten, ohne abgefüllte Farbsprühdosen in vielfältigen Tönen vorrätig halten zu müssen.

Sicherheitscheck

Der letzte Schritt ist eine hundertprozentige Sicherheitsprüfung der Dosen. Hierbei durchlaufen gebrauchsfertige Sprühdosen in der Regel ein Warmwasser-Testbad bei 50 °C. Durch die hohe Temperatur steigt bei diesem Test der Druck in der Dose. Wenn eine Dose undicht wäre, würde der Inhalt teilweise in das Wasser entweichen und die Undichtigkeit anhand von Gasblasen sofort festgestellt. Alle fehlerhaften Behälter können so ausgeschleust werden. Inzwischen gibt es auch alternative Prüfmethoden, die defekte Dosen mit der gleichen Zuverlässigkeit aussortieren können. In jedem Fall gewährleisten aber die Hersteller, dass nur druckstabile und dichte Sprühdosen verpackt und ausgeliefert werden.

Technische Details

Das Sprühdosenprinzip

Durch den Innendruck der Spraydose wird ihr Inhalt genau dann als Aerosol freigesetzt, wenn man auf den Sprühkopf drückt. Das Geheimnis dieser Funktionsweise liegt in der Mischung von Wirkstoff (dem eigentlichen Produkt) und flüssigem Treibmittel im Inneren der Spraydose: Ein Teil des Treibmittels ist dabei im Wirkstoff gelöst und ein zweiter liegt gasförmig als „Druckpolster“ über dem Wirkstoff-Treibmittelgemisch. Wird der Sprühknopf betätigt, drückt das gasförmige Treibmittel den Inhalt durch das Ventil nach außen. In diesem Augenblick verdampft das Treibmittel in Bruchteilen von Sekunden und der zurückbleibende Wirkstoff verteilt sich fein und gleichmäßig.

Besonderheit unter den Sprühdosen: „Zwei-Kammer-Aerosole“

Einige Wirkstoffe können nicht ohne weiteres innerhalb der Dose mit einem Treibmittel gemischt werden – vor allem Produkte, die nicht sprühfähig sind, wie Pasten, Gele oder Emulsionen. Mit Hilfe der Aerosol-Technologie können auch cremeartige oder dickflüssige Stoffe wie z. B. Rasiergele in eine Sprühdose gebracht werden, und zwar im Verpackungsformat der „Zwei-Kammer-Aerosole“.

Bei dieser Art von Sprühdose werden Treibmittel und Wirkstoff innerhalb der Sprühdose voneinander getrennt. Hierfür gibt es unterschiedliche Techniken, von denen in Deutschland das Ventilbeutelsystem am weitesten verbreitet ist. Dabei wird ein beschichteter Aluminiumbeutel zusammengefaltet in die Dose eingebracht, der mit dem Ventil verbunden ist. Die Dose wird dann bis zum gewünschten Druck mit Treibmittel befüllt und das Ventil anschließend mit der Dose fest verbunden. Erst dann wird das Produkt in den Beutel gefüllt - innerhalb der Dose und dennoch komplett getrennt vom Treibmittel. Das Treibmittel umgibt den produktgefüllten Beutel wie ein Kissen und übt so auch den notwendigen Druck für die Entnahme des Produkts aus.

Eine andere „Zwei-Kammer-Methode" ist die Verwendung eines Kolbens, der in die Dose appliziert wird und ebenso Füllgut von der Druckkammer trennt. Aus den USA ist der Clayton Kolben bekannt, wo es aber immer wieder zu Undichtigkeiten kommt. In Deutschland ist inzwischen mit dem ZIMA Kolben ein neues patentiertes Kolbensystem auf dem Markt. Bei sachgerechter Ausformung des Kolbens sind auch auf diese Weise sehr hohe Absperrwerte bei hoher Langzeitstabilität erzielbar. Die Zwei-Kammer-Systeme sind vorteilhaft bei solchen Anwendungen (z. B. Rasierschaum, Gele, technische Sprühflüssigkeiten, etc.) wo neben der notwendigen Trennung von Füllgut und Treibgas auch „über Kopf“ oder lageunabhängig gesprüht werden muss. Vorteilhafter Nebeneffekt von Kolbensystemen ist außerdem die leichte Wiederbefüllbarkeit.

Ventiltechnik

Aufbau des Ventils

Im Ventil einer Sprühdose sind mehr Einzelteile und Materialien verbunden, als im gesamten Rest der Dose. Ausgangspunkt ist ein oben offenes kurzes Plastikröhrchen mit einem Loch in der Seite (3). Ein Gummiring (4) um das Röhrchen dichtet das seitliche Loch ab. An der unteren, verschlossenen Seite des Röhrchens ist eine Feder aufgesteckt, die mit dem unteren Teil des Röhrchens in einem Plastikgehäuse (5) sitzt. Der Gummiring liegt auf dem Rand des Gehäuses auf. Eine Metall-Halterung, der Ventilteller (2), presst diese Anordnung so fest, dass sich nur noch das Röhrchen bewegen kann. Wird das Röhrchen, auf dem der Sprühkopf (1) befestigt ist, nun nach unten gedrückt, bleibt der Gummiring in seiner Position und das kleine seitliche Loch schiebt sich unter ihn in das Innere der Dose. Gleichzeitig wird die Feder im Gehäuse zusammengedrückt. Durch den Druck in der Dose tritt das Gemisch aus Produkt und Treibgas durch das Röhrchen aus. Wird nicht mehr von oben gedrückt, wird das Röhrchen von der Feder nach oben in die ursprüngliche Position gebracht, und der Gummiring verschließt wieder das seitliche Loch. Es sprüht nun nicht mehr. Der untere Teil des Gehäuses und das Steigrohr aus Kunststoff sind ineinander gesteckt; durch das Steigrohr wird der Sprühdoseninhalt vom Boden der Dose nach oben zum Ventil gefördert. Und schließlich hält ein Ventilteller die Ventilbestandteile mit der Sprühdose zusammen.

Sprüheigenschaften

Mit der Ventiltechnik werden die Sprüheigenschaften eines Produktes bestimmt. Für die unterschiedlichen Verwendungen werden verschiedene Sprühbilder mit jeweils besonderen Charakteristika benötigt. Eines der wichtigen Merkmale ist die Tröpfchengröße, die bestimmt, wie sich das gesprühte Produkt anfühlt und welchen Effekt es erreicht. Beim Sprühen von Haarspray zum Beispiel werden ganz feine Tröpfchen verteilt, ohne dass man diese Tröpfchen sieht. Ein solches, ganz fein gesprühtes Spray fühlt sich eher trocken an. Werden hingegen große Tröpfchen gesprüht, hat man einen stärkeren Nasseffekt. Vorteilhaft ist dies bei allen Wirkstoffen, bei denen eine Oberfläche gleichmäßig leicht befeuchtet werden soll wie z. B. Möbelpflege. Die Tröpfchengröße wird von verschiedenen Komponenten bestimmt:

  • dem Verhältnis von Wirkstofflösung zu Treibmittel,
  • der Größe der Ventilöffnung,
  • der Größe der Sprühkopföffnung.

Diese drei Einflussgrößen werden bei der Herstellung von Sprühdosen so aufeinander abgestimmt, dass die Tröpfchengröße ideal für die Anwendung des jeweiligen Wirkstoffes/Produkts geeignet ist. Ein Rasierschaum zum Beispiel enthält etwa fünf Prozent Treibmittel, ein Haarspray dagegen etwa 40 Prozent. Der höhere Anteil an Treibmittel sorgt für die Aufspaltung der Wirkstofflösung bzw. des eigentlichen Produkts in kleinere, feinere Tröpfchen.

Sprühlackdosen

Montana Gold Bestandteile

Sprühlackdosen bestehen aus folgenden Einzelteilen:

Die Sprühlackdose selbst, dann (siehe Abbildung rechts):

  • A – „Donut“, Kunststoffring im Farbton der Abfüllung
  • B – Ventilsystem mit Steigrohr (Detailerklärung s. u.)
  • C – Sprühsicherungsring
  • D – Mischkugeln (typisches Charakteristikum für Sprühlackdosen)
  • E – Sprühkopf

Das Ventil gliedert sich in folgende Bestandteile:

  • Ventilteller
  • Feder
  • Gehäuse
  • Steigrohr

Wichtig ist hier vor allem die Feder, denn ihre Eigenschaft bestimmt die Regelbarkeit des ausströmenden Aerosols beim Sprühen. Moderne Ventilsysteme von Belton und Montana haben sehr weiche Federn, was man auch merkt, da sie nicht so schwer zu drücken sind und mehr „can control“ bieten. Dies bedeutet, dass man mit einer Düse und ein und derselben Dose verschiedene Strichstärken erzeugen kann. Das Steigrohr ist in modernen Dosen „selbstreinigend“. Früher sollte man die Dosen nach Gebrauch noch auf den Kopf stellen und sprühen, um so das Steigrohr zu entleeren.

Der Druck der Dose hängt vom Druck der Befüllung ab. Speziell für schnelles und großflächiges Sprühen hergestellte Dosen („Bombingcans“) stehen unter sehr hohem Druck und kommen ohne Mischkugeln aus, Art-Cans wie die Montana Gold, Sparvar oder auch Belton Premium sind mit weniger Druck abgefüllt und benötigen daher Kugeln zum Aufmischen der Farbe, die sich bei Lagerung von den Lösemitteln trennt und am Boden absetzt.

Düsen (Caps)

Düse der Firma Lindal

Die Düse beeinflusst das Sprühbild der Dose. Sie besteht aus

  • Fassung: unterer Teil. z. B.: „tellerfüllend“
  • Zwischendosierungsstift: Der Stift der in die Dose eingeführt wird. Dieser Stift enthält in der Regel einen Schaft bzw. Schlitz, durch den der Lack in das Cap gelangt.
  • Wirbeldüse: Die von vorne zu erkennende Scheibe mit einem kleinen Loch, durch das die Farbe aus der Kappe austritt. Mit dieser Düse wird der Sprühwinkel gesteuert. Hinter der Scheibe liegt mit etwas Abstand ein kleiner Kolben, um den der Lack herumströmt.

Ist der Schlitz im Dosierungsstift z. B. sehr breit, so ist der Strahl dies auch. Ist aber zusätzlich das Loch in der Ventilscheibe sehr groß, wird der Inhalt nur noch gespritzt, nicht gesprüht, beispielsweise bei Rasierschaum.

Weblinks

 Commons: Sprühdosen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. National Academy of Sciences: Halocarbons, effects on stratospheric ozone. 1976. Abgerufen am 23. Oktober 2013.
  2. Eintrag zu Ethylmethylether in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 31. März 2014 (JavaScript erforderlich)
  3. Eintrag zu n-Butan in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 31. März 2014 (JavaScript erforderlich)
  4. Eintrag zu Isobutan in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 31. März 2014 (JavaScript erforderlich)
  5. Eintrag zu 1,1,1,2,3,3,3-Heptafluorpropan in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 31. März 2014 (JavaScript erforderlich)
  6. Eintrag zu Dimethylether in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 31. März 2014 (JavaScript erforderlich)
  7. Eintrag zu 1,1,1,2-Tetrafluorethan in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 31. März 2014 (JavaScript erforderlich)
  8. Eintrag zu Dichlordifluormethan in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 31. März 2014 (JavaScript erforderlich)
  9. Eintrag zu Propan in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 31. März 2014 (JavaScript erforderlich)
  10. Eintrag zu Distickstoffmonoxid in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 31. März 2014 (JavaScript erforderlich)
  11. Eintrag zu Kohlenstoffdioxid in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 31. März 2014 (JavaScript erforderlich)
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