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Spitzwegerich

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Spitzwegerich
Spitzwegerich (Plantago lanceolata), Blütenstand

Spitzwegerich (Plantago lanceolata), Blütenstand

Systematik
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Wegerichgewächse (Plantaginaceae)
Gattung: Wegeriche (Plantago)
Art: Spitzwegerich
Wissenschaftlicher Name
Plantago lanceolata
L.
Spitzwegerich (Plantago lanceolata), Habitus

Der Spitzwegerich (Plantago lanceolata), auch Spießkraut, Lungenblattl oder Schlangenzunge genannt, ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae) gehört. Das Wort „Wegerich“ entstammt dem Althochdeutschen von wega = Weg und rih = König.

Beschreibung

Der Spitzwegerich ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 5 bis 50 Zentimetern erreicht. Die reichverzweigte Wurzel kann bis zu 60 cm in die Tiefe reichen. Die in einer grundständigen Rosette stehenden Laubblätter sind ungestielt. Die einfache Blattspreite ist spitz, schmal und lanzettlich.

Die Blütezeit reicht von Mai bis September. Auf einem langen Schaft steht ein dichter, walzenförmiger, ähriger Blütenstand. Die verhältnismäßig kleinen, unscheinbaren Blüten sind zwittrig.

Die Chromosomenzahl der Art ist 2n = 12, seltener 72.[1]

Vorkommen

Der Spitzwegerich war ursprünglich nur in Europa beheimatet. Inzwischen ist er weltweit verbreitet. Er kommt häufig in Fettwiesen, in Parkrasen (dort vor allem in ihrer mageren Ausbildungsform), an Wegen und in Äckern vor. Nach dem Ökologen Heinz Ellenberg ist der Spitzwegerich eine Klassencharakterart der Grünland-Gesellschaften (Molinio-Arrhenatheretea).

In den Allgäuer Alpen steigt er am Hochtannberg in Vorarlberg bis zu 1750 m Meereshöhe auf.[2]

Ökologie

Der Spitzwegerich ist ein tief wurzelnder Hemikryptophyt. Er ist sekundär windblütig und seine Blüten sind vorweiblich. Daneben ist auch eine Bestäubung durch pollensuchende Insekten möglich. Die Samen sind weniger quellfähig als beim Breitwegerich (Plantago major). Die vegetative Vermehrung erfolgt durch Wurzelsprosse. Die Verbreitung erfolgt über die klebrigen Samen, die an Tierpfoten, Schuhen und Rädern haften.

Der Spitzwegerich wird vom Rostpilz Puccinia cynodontis mit Spermogonien und Aecidien befallen.[3] Auch der Mehltau Podosphaera plantaginis befällt ihn häufig.[4]

Sonstiges

Die Palynologie (Pollenanalyse) hat den gut erkennbaren Pollen bereits für die späte Wärmezeit nachgewiesen. Spitzwegerich-Pollen in postglazialen Sedimenten werden als Siedlungszeiger interpretiert. Die geschlossene Pollenkurve beginnt meist erst im älteren Subatlantikum.

Nutzung

In Mangelzeiten nach den beiden Weltkriegen und während der Weltwirtschaftskrise war Salat aus wildwachsendem Spitzwegerich ein beliebter Ersatz für unerschwingliches oder nicht erhältliches Grünzeug.

Ernten und Sammeln kann man ihn am besten von Anfang April bis Ende August. Man findet ihn oft in kleinen Wiesen, an Ackern und Feldrändern oder auf an den Wald angrenzenden Wegen, aber sogar auf sehr kleinen Flächen in Ortschaften.

Aber auch nach Insektenstichen ist der Spitzwegerich, zerrieben und auf den Stich aufgetragen, kühlend respektive schmerzlindernd.

Wichtige Pflanzeninhaltsstoffe und medizinische Wirkung

Spitzwegerich in Form der Krautdroge (Plantaginis lanceolatae herba)

Der Spitzwegerich enthält Iridoidglycoside wie Aucubin, Catalpol, Asperulosid, Schleimstoffe, Gerbstoffe, Kieselsäure, Saponin.[5] Er ist reizmildernd und leicht hustenlösend.[6] Er wird gegen Katarrhe der Luftwege und entzündliche Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut eingesetzt. Die Wirksamkeit der Droge ist hier sowohl durch die einhüllende Wirkung der Schleimstoffe als auch durch die adstringierende Wirkung der Gerbstoffe sowie durch die antibakterielle Wirkung der Abbauprodukte der Iridoide (Aucubigenin aus Aucubin) zurückzuführen. Ferner kann sie äußerlich bei entzündlichen Veränderungen der Haut, beispielsweise bei Insektenstichen, Brennnesseln, Neurodermitis verwendet werden oder auch bei sonstigen Entzündungen oder kleinen offenen Wunden.[7][8][9][10]

Zur Herstellung von Teeaufgüssen werden die Blätter oder das ganze Kraut gesammelt und getrocknet (die Drogenbezeichnung lautet für die Blätter: Folia Plantaginis lanceolatae und für das Kraut: Herba Plantaginis lanceolatae). Für Spitzwegerichsaft presst man die frischen Blätter aus. Für Spitzwegerichsirup kocht man die Blätter und Blüten zusammen mit Zucker und/oder Honig. Im österreichischen Arzneibuch (ÖAB) ist auch eine Rezeptur für Spitzwegerichsirup (Sirupus Plantaginis, Plantaginis sirupus) aufgelistet, wobei die Spitzwegerichblätter (Folium Plantaginis, Plantaginis laceolatae folium) mit heißem Gereinigten Wasser (Aqua purificata) übergossen und ausgezogen werden; danach wird der wässrige Spitzwegerichauszug mit Rohrzucker (Saccharosum, Saccharum) zum Sirup verkocht und am Ende wird der Sirup noch mit einer alkoholischen Lösung von Parabenen konserviert. Der Bedarf der pharmazeutischen Industrie an der Droge ist hoch und wird im Wesentlichen aus umfangreichen Kulturbeständen gedeckt. Die pulverisierte Droge ist auch Bestandteil von Salben. Da das natürliche Antibiotikum bei der Teezubereitung oft zerstört wird, ist es sicherer, Presssäfte aus der Apotheke einzusetzen.

Wurzeln des Spitzwegerichs in einem Schaukasten (Länge des Kastens geschätzt 1 m). Aufgenommen auf der Landesgartenschau Schwäbisch Gmünd im Mai 2014.

Der Spitzwegerich wurde im Herbst 2013 von Wissenschaftlern der Universität Würzburg („Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“) mit Verweis auf die in ihm enthaltenen antibakteriellen und blutstillenden Wirkstoffe zur „Arzneipflanze des Jahres 2014“ gewählt.[11]

Einzelnachweise

  1. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. ISBN 3-8001-3131-5
  2. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2. IHW-Verlag, Eching bei München, 2004. ISBN 3-930167-61-1
  3. Peter Zwetko: Die Rostpilze Österreichs. Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil, Heft 1, Uredinales. (PDF; 1,8 MB).
  4. Jussi Jousimo, Ayco J. M. Tack, Otso Ovaskainen, Tommi Mononen, Hanna Susi, Charlotte Tollenaere, Anna-Liisa Laine, 2014. Ecological and evolutionary effects of fragmentation on infectious disease dynamics. Science 344: 1289-1293. doi:10.1126/science.1253621
  5. Olionatura.de - Eine private Webseite zur Herstellung eigener Naturkosmetik.
  6. Hans Flück, Rita Jaspersen-Schib: Unsere Heilpflanzen, 7.Auflage, Ott Verlag Thun 1986, ISBN 3-7225-6756-4, Seite 149
  7. Roche Lexikon Medizin, 5. Auflage, Verlag Urban & Fischer, München, Jena 2003, ISBN 978-3-437-15156-9, Seite 1470
  8. C. Jänicke, J. Grünwald, T. Brendler: Handbuch Phytotherapie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2003, ISBN 3-8047-1950-3, Seiten 504f
  9. R. Hänsel, O. Sticher: Pharmakognosie, Phytopharmazie, 8. Auflage, Springer Verlag, Berlin 2007, ISBN 3-540-34256-7, Seiten 829f und 604
  10. R. Düll, H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands, 6. Auflage, Verlag Quelle und Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7, Seite 367
  11. Spitzwegerich hilft nicht nur bei Husten. Interview mit Johannes Gottfried Mayer im Deutschlandfunk, 31. Dezember 2013

Weblinks

 Commons: Spitz-Wegerich (Plantago lanceolata) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Spitzwegerich aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.