Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Special Operations Executive

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Special Operations Executive (SOE; deutsch etwa: „Ausführung besonderer Unternehmungen“) war eine aktive britische nachrichtendienstliche Spezialeinheit während des Zweiten Weltkriegs. Sie wurde von dem Premierminister Winston Churchill und dem Minister of Economic Warfare (Wirtschaftskrieg) Hugh Dalton im Juli 1940 aufgestellt, um kriegerische Aktionen ohne direktes militärisches Engagement ausführen zu können.

Die Spezialeinheit wurde aus drei verschiedenen bereits bestehenden und geheim operierenden Abteilungen zusammengestellt: aus dem Department EH des Foreign Office (Außenministerium), der Sektion D des MI6 und der Abteilung MI R des War Office (Kriegsministerium). Die Aufgabe des SOE bestand in der Unterstützung und Versorgung von Spionage und Sabotage hinter den feindlichen Linien sowie als Keimzelle für die Formierung einer Widerstandsbewegung in Großbritannien im Falle einer befürchteten deutschen Invasion der britischen Insel. SOE wurde häufig auch als The Baker Street Irregulars bezeichnet, in Anspielung auf die erfundene Gruppe von Spionen in Sherlock-Holmes-Romanen und den Sitz des Hauptquartiers. Churchill selbst beauftragte sie, „Europa in Brand zu stecken“. Noch viele Jahre nach dem Krieg und der Auflösung der Einheit blieb die Existenz des SOE der Öffentlichkeit verborgen (ähnlich wie die Aktion Ultra, die Unternehmungen der Codebreaker von Bletchley Park).

Organisation

Kopf des SOE war zunächst Frank Nelson, ein Unternehmer, ihm folgte im Februar 1942 der Bankier Charles Hambro nach und ab September 1943 Colonel Colin Gubbins. Chef der französischen Sektion (Süd) des SOE war Maurice Buckmaster. Seine Assistentin Vera Atkins war so sehr „die Seele“ des SOE, dass einige vermuteten, sie würde die Organisation leiten.

Das Hauptquartier von SOE befand sich in der Baker Street 64 in London. Eine weitere wichtige Adresse in London befand sich in Aston House, wo Waffen- und taktische Forschung ausgeführt wurden.

Unter dem Decknamen Inter-Services Research Bureau (ISRB) errichtete SOE eine Einrichtung, in der Ausrüstung für den Schattenkrieg entwickelt werden konnte. Unter der Tarnbezeichnung Station IX lag ca. 30 Meilen nördlich von London ein ehemaliges Hotel mit dem Namen The Frythe außerhalb der Ortschaft Welwyn, wo das ISRB spezielle Waffen und Ausrüstungsgegenstände erprobte. Ende 1944 wurden die Hilfsmittel nach Australien an das Allied Intelligence Bureau (SRD; deutsch: Alliiertes Geheimdienstbüro) zur tropischen Erprobung geliefert.

SOE-Operationen in Frankreich wurden von zwei Londoner Sektionen befehligt. Die F-Sektion stand unter britischem Kommando und wurde nicht politisch geleitet, während die RF-Sektion dem Kommando von General Charles de Gaulles France libre-Kräften unterstand. Darüber hinaus gab es zwei kleinere Sektionen: Die EU/P-Sektion, in der die polnische Gemeinde Frankreichs zusammengefasst war, und die DF-Sektion, die für die Fluchtrouten und die Koordinierung zuständig war. Ende 1942 wurde eine weitere Sektion unter der Bezeichnung AMF in Algier gegründet.

Das Haupttrainingszentrum des SOE befand sich in Wanborough Manor, Guildford. Dem SOE gehörten auch Frauen an, allein die F-Sektion (Frankreich) schickte 39 weibliche Agenten ins Feld, von denen 13 nicht zurückkehrten. In Valençay im Département Indre in Frankreich ehrt seit dem 6. Mai 1991 das Valençay-SOE-Mahnmal den 50. Jahrestag der Entsendung der ersten Agenten der F-Sektion nach Frankreich. Die „Ehrenrolle“ des Mahnmals listet die Namen von 91 Männern und jener 13 Frauen auf, die als Mitglieder des SOE ihr Leben für Frankreichs und Europas Freiheit gaben.

Das SOE war in hohem Maße abhängig von der Sicherheit chiffrierter Funksendungen. Leo Marks, der SOE-Kryptograph, war für die Entwicklung von besseren Chiffrierverfahren als die zunächst verwendeten unsicheren Gedicht-Kodes zuständig.

Rekrutierung und Ausbildung

Die Rekrutierung potentieller SOE-Agenten verlief nicht nur unsystematisch - Angehörige des Außen-, des Kriegsministeriums, der Streitkräfte und des Nachrichtendienstes MI 6 wurden aufgefordert, sich diskret in ihrem Freundeskreis nach geeigneten Personen umzusehen -, sondern auch gegen die eiserne Regel der traditionellen Nachrichtendienste MI 5 und MI 6, ausschließlich britische Staatsbürger anzuwerben. Denn Voraussetzung für eine SOE-Mitarbeit war die perfekte Kenntnis der Sprache des Einsatzlandes, so dass auf Ausländer zurückgegriffen werden musste. Angeworben wurden insgesamt etwa 6000 Personen, und nur knapp 500 besaßen die britische Staatsangehörigkeit.

Die zukünftigen SOE-Agenten mussten ein dreistufiges Training durchlaufen: Die Grundausbildung bestand aus Fitnesstraining, Schulung an Handfeuerwaffen und Kartenlesen. Die Kampftechnik lernten sie im Norden Schottlands: Umgang mit Zeitzündern, Plastiksprengstoff und Brandbomben, den gezielten Einsatz von Feuerwaffen in- und ausländischer Produktion sowie Methoden des lautlosen Tötens. Jeder Kandidat musste außerdem mindestens fünf [Fallschirmsprünge]] absolvieren, zuerst aus einem Ballon, dann aus einem Flugzeug. Die dritte Ausbildungsphase bestand darin, das unauffällige Untertauchen in einem besetzten Land vorzubereiten. Für jeden wurde eine neue Identität erfunden, mit fiktivem Lebenslauf und gefälschten Papieren, die auswendig gelernt und so verinnerlicht werden musste, dass sie im Einsatz gelebt werden konnte. Zusätzlich wurde gelehrt, wie man Verfolger abschüttelte und dass im Fall der Festnahme durch die Gestapo psychische und körperliche Folter mindestens 48 Stunden ertragen werden sollte, um den Kollegen, die sich noch in Freiheit befanden, die Flucht zu ermöglichen.

Ausrüstung

Das SOE nutzte neben konventioneller Ausrüstung und Waffen eine Vielzahl eigens für den Sondereinsatz hergestellte Ausrüstungsgüter. So zum Beispiel Funkgeräte (das Paraset), Waffen, Explosivgeschosse und getarnte Fallen für Agenten und geheime Aufstandsgruppen. Unter den in Station IX produzierten Ausrüstungsgegenständen fand sich das für Fallschirmjäger nutzbare, faltbare Miniaturmotorrad (das Welbike), eine leise Pistole (die Welrod) und mehrere Miniaturtauchfahrzeuge (der Welman und Sleeping Beauty). Eine amphibische Versuchseinheit wurde in West-Wales bei Goodwick in der Nähe von Fishguard als Station IXa aufgestellt, um diese Hilfsmittel zu erproben.

Einsätze

Das SOE war insbesondere in den folgenden Ländern aktiv: Frankreich, Norwegen, Italien, den Niederlanden, Jugoslawien, Algerien, Griechenland, Polen, Tschechoslowakei und sogar im Deutschen Reich selbst (Ostmark, das damals zu Deutschland gehörende Österreich). Durch die Zusammenarbeit von SOE und britischem Geheimdienst wurde eine Gruppe jüdischer Freiwilliger aus Palästina zwischen 1943 und 1945 auf Missionen in verschiedene, von Nazi-Deutschland besetzte Länder entsandt.

Unter dem Kommando von Kapitän Martin Linge wurde im März 1941 eine Gruppe organisiert, die in Norwegen als erste unabhängige norwegische Kompagnie 1 Überfallaktionen ausführen sollte. Ihr erstes Stoßtruppunternehmen war die Operation Archery 1941, ihre bekanntesten waren wahrscheinlich Sabotage-Aktionen auf die norwegische Fabrik für Schweres Wasser in Rjukan im Jahre 1943. Die Kommunikationslinien nach London wurden graduell verbessert, so dass 1945 insgesamt 64 Funker verteilt über Norwegen zur Verfügung standen. Eine Seeverbindung nach Norwegen bestand zwischen den Shetlands und der norwegischen Küste. Dort fuhren die Männer erst mit Fischerbooten, später mit US-amerikanischen U-Boot-Jägern mit Hilfe des Shetland Bus nach Norwegen, brachten Widerstandskämpfer und Material nach Norwegen und verhalfen Norwegern zur Flucht.

Am 5.Mai 1941 sprang mit Georges Bégué (* 1911; † 1993) der erste SOE-Agent in Frankreich ab, der dann die Funkverbindung aufnahm und den Absprung der nächsten Agenten begleitete. Zwischen Bégués erstem Absprung und der Befreiung von Paris im August 1944 wurden mehr als 400 Agenten der F-Sektion in das von Nazi-Deutschland besetzte Frankreich entsandt. Sie waren in verschiedenen Funktionen, zum Beispiel als Instrukteure für Waffen und Sabotage, Kuriere, Organisatoren, Verbindungsoffiziere und Funker, aktiv.

Weniger erfolgreich, eventuell aber auch gezielt, um von der kommenden Landung in der Normandie abzulenken, verlief der Aufbau eines Agentennetzes der SOE in den Niederlanden, wo die deutsche Abwehr im Englandspiel den Funkverkehr zurückspielte.

Offiziell aufgelöst wurde SOE 1946 aufgelöst, seine Erfahrungen und viele seiner Techniken wurden vom Secret Intelligence Service (SIS), besser als MI6 bekannt, übernommen.

Literatur

  • M. R. D. Foot: 'SOE. The Special Operations Executive 1940-1946, London 1984
  • Patrick Martin-Smith & Peter Pirker: Widerstand vom Himmel. Österreicheinsätze des britischen Geheimdienstes SOE 1944. Czernin, Wien 2004 ISBN 3-7076-0182-X. [1]
  • Elisabeth Lebensaft & Christoph Mentschl: „Are you prepared to do a dangerous job?“ Auf den Spuren österreichischer und deutscher Exilanten im britischen Geheimdienst SOE. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 2010 ISBN 3-7001-6964-7
  • Monika Siedentopf: Absprung über Feindesland. Agentinnen im Zweiten Weltkrieg. Dtv 2006 ISBN 3-423-24582-4
  • William Mackenzie: The Secret History of SOE: Special Operations Executive 1940–1945. BPR Publications 2000, ISBN 0-9536151-8-9
  • David Stafford: Secret Agent. The True Story of the Special Operations Executive. BBC Worldwide 2000, ISBN 0-563-53734-5
  • David Stafford: Churchill & Secret Service, Abacus, London 1997 ISBN 0-349-11279-7
  • E. H. Cookridge: Versteckspiel mit dem Tode. Geheimagenten gegen Hitler 1940–1945. Stalling, Oldenburg 1967, aus dem Englischen Inside S.O.E.
  • Leo Marks: Between Silk and Cyanide: A Codemaker's War 1941-1945, 2000
  • Marcus Binney: The Women who lived for Danger: The Agents of the Special Operations Executive, 2003
  • Sarah Helm: A Life in Secrets: Vera Atkins and the lost Agents of SOE, 2006

Romane und Filme

  • Ein französisch-norwegischer Schwarz-Weiß-Dokumentarfilm von 1948, der den Titel La Bataille de l'eau lourde/Kampen om tungtvannet (deutsch Die Schlacht um das Schwere Wasser) trägt und eine SOE-Operation beschreibt, die 1943 das Norsk Hydro-Werk für Schweres Wasser in Rjukan (Norwegen) sabotieren sollte.
  • Jerrard Tickell: Odette: The Story of a British agent 1947; Vorlage für den Film „Odette“, 1950, mit Anna Neagle und Trevor Howard</ref>
  • William Stanley Moss: Ill met by moonlight: The Abduction of General Kreipe 1950; [2]
  • Jean Overton Fuller: The Starr Affair. An Account of the Experiences of Captain John Starr of the French Section of Special operations Executive, 1950 [3]
  • Jean Overton Fuller: Born for Sacrifice, 1957
  • Jean Overton Fuller: Noor-un-nisa Inayat Khan: Madeleine, 1971
  • Nancy Wake: The Autobiography of the Woman the Gestapo called the White Mouse, 1985; Vorlage für den Film Codename: The White Mouse, 1987
  • Rita Kramer: Flames in the Field, 1995
  • Maurice Arthur Christie: Mission Scapula. SOE in the Far East,2004
  • Auch die Romane Die Marionette von Larry Collins (1985), Nacht der Füchse von Jack Higgins (1986) und Die Leopardin von Ken Follett (2001) behandeln das Thema SOE.
  • Jean-Paul Salomé: Female Agents – Geheimkommando Phoenix Sehr fiktive filmische Umsetzung der Erlebnisse der SOE-AgentinnenLise de Baissac und Lise Villameur, 2008

Der Autor Ian Fleming, der Maurice Buckmaster und Vera Atkins kannte, stand in dem Ruf, einige Eigenschaften in den Figuren M und Miss Moneypenny seiner James-Bond-Romane verwendet zu haben. In seinem ersten Bond-Roman sagt Fleming, dass die Figur der Vesper Lynd auf der schönen SOE-Agentin Christine Granville beruhe.

Das Buch (nach einer TV-Dokumentarserie) Spione – Agenten – Soldaten: Geheime Kommandos im Zweiten Weltkrieg von Janusz Piekalkiewicz hat ein Kapitel mit der Überschrift S.O.E. – London schult Saboteure. Im Untertitel heißt es: „Geschichte der Special Operations Executive, der in London gegründeten Organisation zur Unterstützung des Widerstandes in den besetzten Ländern.“

Auch die Romane Die Marionette von Larry Collins (1985), Nacht der Füchse von Jack Higgins (1986) und Die Leopardin von Ken Follett (2001) behandeln das Thema SOE.

Weblinks

 Commons: Special Operations Executive – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Notizen

  1. Dargestellt werden insbesondere SOE Aktionen, die aus der Carnia in Friaul in Richtung Kärnten (Österreich) gerichtet waren
  2. Vorlage für den Film „Night Ambush“, 1957, mit Dirk Bogarde und Marius Goring
    • Knut Haukelid Skis against the Atom, 1954 (späterer Titel Attack on Telemark); Vorlage für den Film The Heroes of Telemark(dt. Kennwort „Schweres Wasser“, 1965 mit Kirk Douglas und Richard Harris über die SOE-Operation in Rjukan (Norwegen).
    • R. J. Minney: Carve her name with pride: Violette Szabo, 1956; Vorlage für den Film gleichen Titels, 1958 mit Paul Schofield und Virginia McKenna

Vorlage:Navigationsleiste Britische Nachrichtendienste

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Special Operations Executive aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.