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Spandauer Vorstadt

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Stadtviertel in Berlin-Mitte: Altkölln (Spreeinsel) [1] (mit Museumsinsel [1a], Fischerinsel [1b]), Alt-Berlin [2] (mit Nikolaiviertel [2a]), Friedrichswerder [3], Neukölln am Wasser [4], Dorotheenstadt [5], Friedrichstadt [6], Luisenstadt [7], Stralauer Vorstadt (mit Königsstadt) [8], Gebiet Alexanderplatz (Königsstadt und Altberlin) [9], Spandauer Vorstadt [10] (mit Scheunenviertel [10a]), Friedrich-Wilhelm-Stadt [11], Oranienburger Vorstadt [12], Rosenthaler Vorstadt [13]
‚F-b: Vorwerk der Churfürstin‘ auf einem Stadtplan von 1688
Das ‚Spandauer Vierthel‘ 1789
Die Spandauer Vorstadt 1875

Die Spandauer Vorstadt (früher auch Spandauer Viertel genannt) ist ein historisches Stadtviertel im Berliner Ortsteil Mitte im gleichnamigen Bezirk.

Lage

Die Spandauer Vorstadt wird im Süden begrenzt von der Spree und vom Viadukt der Berliner Stadtbahn, im Osten von der Karl-Liebknecht-Straße, im Norden von der Torstraße und im Westen von der Friedrichstraße. Der östlich der Rosenthaler Straße gelegene Teil der Spandauer Vorstadt ist auch als ‚Scheunenviertel‘ bekannt; eine Bezeichnung, die häufig irrtümlich wegen des sich dort um 1900 befindlichen ‚Schtetl‘ auch auf westlich davon gelegene Straßenzüge, allen voran die Oranienburger Straße mit der Synagoge, ausgedehnt wird.

Geschichte

Die Spandauer Vorstadt entwickelte sich nördlich des Spandauer Tors der Berliner Stadtmauer. Sie hat ihre Ursprünge im Mittelalter und war zunächst eine lockere Ansiedlung, in der die Berliner Garten- und Landwirtschaft zur Selbstversorgung betrieben. Eine ähnliche Nutzung des Landes gab es vor allen Stadttoren. Mit dem Bau der Festungsanlage Mitte des 17. Jahrhunderts wurde das Spandauer Tor etwas nach Osten in die Umgebung des heutigen Hackeschen Marktes versetzt, die Bezeichnung blieb aber erhalten.

Anlässlich ihrer Heirat 1668 erhielt Kurfürstin Dorothea Grundbesitz im Bereich der Spandauer Vorstadt sowie das Tiergartenvorwerk, die spätere Dorotheenstadt), als Geschenk. Sie verwandelte beide Gelände in Bauland, um unabhängig vom kurfürstlichen Hof an Finanzmittel zu gelangen. 1685 ließ sie nach dem Vorbild der Dorotheenstadt hier einige Straßen anlegen, Grundstücke parzellieren und diese an Berliner Bürger und – auf der Basis des im selben Jahr erlassenen Edikts von Potsdam – auch an Hugenotten verkaufen.

1685 wurde auch die Weidendammer Brücke erbaut. Sie führte die damalige Querstraße der Dorotheenstadt über die Spree und verband damit die beiden Ländereien der Kurfürstin. In Weiterführung dieses Straßenzuges nach Norden wurde die Dammstraße bis zur Landstraße nach Oranienburg als gut befahrbare und repräsentative Allee angelegt. Die Dorotheenstadt war dadurch wesentlich einfacher von Norden her zu erreichen, genau wie die westliche Spandauer Vorstadt ohne Umweg über den Schlossbezirk. Mit Anlage der Friedrichstadt erhielt dann der ganze Straßenzug um 1705 den Namen Friedrichstraße.

Um 1700 wurde auf dem Spandauer Heerweg, einer alten Landstraße vor dem später errichteten Schloss Monbijou, die Oranienburger Straße als repräsentative Allee ausgebaut. In der äußersten nordwestlichen Ecke der Spandauer Vorstadt wurde 1710 ein Pesthaus gebaut, aus dem die Charité hervorging.

1750 wurde auf Weisung von Friedrich II. die Berliner Zollmauer im Norden bis auf die Linie Prenzlauer Tor – Schönhauser Tor – Rosenthaler Tor – Hamburger Tor – Oranienburger Tor – (1836 Neues Tor) – Unterbaum (Spree) ausgedehnt. Dieser Verlauf ist noch gut zwischen Linienstraße (Innenseite) und Torstraße (Außenseite) zu erkennen. Den weiteren Verlauf bildete die heutige Hannoversche Straße. Die Anlage wurde geleitet vom Kommandanten von Berlin, Hans Christoph v. Hacke (daher „Hackescher Markt“). 1751 wurde die Festungsanlage in diesem Bereich bis auf einen Abwassergraben eingeebnet; der Straßenname Am Zwirngraben erinnert heute noch daran. In der östlichen Spandauer Vorstadt wurde auch ein neues Judenviertel angelegt (heute als Scheunenviertel bekannt).

Seit 1822 wurde im bislang vorwiegend gartenbaulich genutzten Bereich westlich der Friedrichstraße die Friedrich-Wilhelm-Stadt erbaut, die 1828 von der Spandauer Vorstadt abgetrennt wurde und seitdem einen eigenen Stadtteil bildete. 1890 erreichte die Spandauer Vorstadt (im 18. und 19. Jahrhundert überwiegend Spandauer Viertel genannt) mit 78.953 ihre höchste Einwohnerzahl.[1] In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg wurde im Rahmen einer Flächensanierung ein großer Teil des alten Scheunenviertels abgerissen und neuzeitlich bebaut.

Bei der Bildung von Groß-Berlin im Jahre 1920 wurde die Spandauer Vorstadt Teil des neugebildeten Bezirks Mitte. Der Zweite Weltkrieg richtete vergleichsweise wenig Schäden in der Spandauer Vorstadt an. Einige bedeutende historische Bauten wie das Schloss Monbijou wurden zerstört und später abgerissen. Die Pflege der historischen Altbausubstanz wurde über Jahrzehnte vernachlässigt, was zu Leerstand und Verfall führte. Erst in den 1980er-Jahren wurde die Sophienstraße rekonstruiert; parallel dazu begann stellenweise eine Sanierung durch Abriss und Neubau.

Gegenwart

Das Gebiet der Spandauer Vorstadt ist heute als Bauwerksensemble denkmalgeschützt und gilt als der größte und am besten erhaltene historische Stadtteil Berlins. Seit der Wiedervereinigung 1990 ist ein großer Teil der Bebauung renoviert worden und die Spandauer Vorstadt hat sich zu einem auch touristisch attraktiven Wohn-, Geschäfts- und Szeneviertel mit deutlicher Tendenz zur Gentrifizierung entwickelt.

Orte und Gebäude der Spandauer Vorstadt

Literatur

  • Spandauer Vorstadt in Berlin-Mitte. Ein Kunst und Denkmalführer. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2006 (3. Auflage), ISBN 3-937251-01-4
  • Quer durch die Mitte. Die Spandauer Vorstadt. Haude und Spener, Berlin 1998, ISBN 3-77590425-5
  • Laurenz Demps: Die Oranienburger Straße. ISBN 3-932529-20-0
  • Christian Krajewski: Urbane Transformationsprozesse in zentrumsnahen Stadtquartieren - Gentrifizierung und innere Differenzierung am Beispiel der Spandauer Vorstadt und der Rosenthaler Vorstadt in Berlin. IfG. Münster 2006. ISBN 3-9809592-2-8
  • Die Spandauer Vorstadt – Utopien und Realitäten zwischen Scheunenviertel und Friedrichstraße. Argon Verlag, Berlin 1995. ISBN 3-87024-327-9

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Friedrich Leyden: Gross-Berlin. Geographie der Weltstadt. Hirt, Breslau 1933 (darin: Entwicklung der Bevölkerungszahl in den historischen Stadtteilen von Alt-Berlin, S. 206)
52.52527777777813.398611111111
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