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Spätromantik

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Die Spätromantik bezeichnet chronologisch die letzte Phase der Romantik als kunsthistorische und literarische Epoche zwischen 1815 und 1848. In der Malerei dauert die Spätromantik bis Ende des 19. Jahrhunderts, in der Musik bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts (Gustav Mahler, Richard Strauss). Zentren waren Berlin, Wien, Nürnberg, Karlsberg, Heidelberg.

Literatur

Bedeutende Autoren der Spätromantik sind:

Wichtige Kennzeichen der Spätromantik sind:

  • Hervorhebung der Schattenseite der menschlichen Psyche
  • Hinwendung zur Religion
  • Sehnsucht nach alter aristokratischer Ordnung
  • Abrechnung mit der Aufklärung.

Bevorzugte Genre der Spätromantik sind:

Musik

Hauptartikel: Musik der Romantik

Von den anderen Künsten ist die Spätromantik in der Musik zeitlich und inhaltlich abzugrenzen. Schon die (hoch-) romantische Musik umfasst einen größeren und späteren Zeitraum. Wenn man heutzutage von spätromantischer Musik spricht, meint man Werke, die etwa zwischen 1860 und 1910 entstanden sind. Besonders um die Jahrhundertwende gibt es aber bereits Schnittpunkte mit den ersten aufkommenden Experimenten von Expressionismus und Zwölftonmusik. Für spätromantische Musik gibt es verschiedene Merkmale:

Innerhalb der Spätromantik gibt es verschiedene Strömungen, zum Beispiel Werke, die dem Symbolismus zuzurechnen sind, der später in den Impressionismus mündet (Gabriel Fauré, Alexander Skrjabin) oder auch den italienischen Verismo (Giacomo Puccini), in welchem die Hinwendung zur Moderne sich darin äußert, dass zum Beispiel eine Katharsis beziehungsweise (Er-) Lösung der Handlung nicht mehr stattfindet, sondern Werke tragisch enden.

Musikalisch ist in der Spätromantik eine deutliche Ausweitung der Harmonik und des Kontrapunkts erkennbar. Werke von Alexander von Zemlinsky oder Max Reger etwa weisen innerhalb eines Taktes oft mehr als ein Dutzend selbständig geführter Stimmen aus, der Orchesterklang ist farbig und die Fortschreitung der Harmonik gerät oft an die Grenze der Tonalität. Auch die Werke Hugo Wolfs zeigen bis dahin ungekannte harmonische Schärfen und Wendungen. Richard Wagners Oper Tristan und Isolde verbleibt durch zahlreiche nicht bestimmbare Akkorde dauerhaft in einem schwebenden tonalen Raum. Die letzte Konsequenz, die Auflösung eines tonal gegründeten Systems, wurde schließlich von Arnold Schönberg gezogen. Andere Komponisten haben den spätromantischen Stil beibehalten. Innerhalb der experimentellen Phase des 20. Jahrhunderts wurde er aber oft wieder einfacher und hat in Strömungen wie den Neoklassizismus geführt.

Malerei

„Raftsund, Lofoten mit Dampfer Deutschland III“ von Themistokles von Eckenbrecher
„Italienische Landschaft“ von Ludwig Richter
„Ricordo di Tivoli“ von Anselm Feuerbach
„Reiter und Waldfee“ von Johann Georg Mohr

In der Malerei bezeichnet man die zwischen 1848 und 1900 vorherrschende Richtung als Spätromantik, welche die Errungenschaften der Romantik unter veränderten Bedingungen weiterentwickelt. Die großen Fragen der Göttlichkeit der Natur und des künstlerischen Schaffensprozesses wurden nicht mehr herausgestellt, da sie weithin als beantwortet galten. Die Themenkreise blieben bestehen. Die Künstler legten großen Wert sich auf die Verbesserung des künstlerischen Vortrags und der Maltechnik.

Situation in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts

Mit dem Historismus teilt die Malerei der Spätromantik den Realismus, mitunter waren Maler in beiden Stilen tätig. Teilweise werden auch strenge Züge des Klassizismus aufgegriffen (Feuerbach, Rethel). Überlappungen finden sich auch zur Malerei des Biedermeier.[1]

Das zu Einfluss und Geld gekommene Bürgertum stellte einen breiten Käuferkreis dar, der durchaus willens und in der Lage war, teure, mit viel Aufwand erstellte Kunstwerke zu kaufen. Thematisch und stilistisch war dieser Käuferkreis weniger an stilistische Brüche interessiert als an hochwertige traditionellen Werke, wie sie bisher vornehmlich der Adel gesammelt hatte. Damit sollte der neue Führungsanspruch des Bürgertums unterstrichen werden. Daraus ergab sich das Bemühen der Maler, traditionelle Themen der Romantik aufzugreifen und nach Möglichkeit zu intensivieren und die Darstellungsweise zu verbessern, so etwa in der Historienmalerei, Porträtmalerei, Landschaftsmalerei, Genremalerei, Stillleben und Tiermalerei.

Unter neuen Bedingungen kristallisierte sich der Späthistorismus jedoch als eigener Stil heraus. Das Aufkommen der Fotografie hatte eine möglichst naturgetreue Wiedergabe der Wirklichkeit in Frage gestellt. Der Impressionismus konnte Ergebnisse in kürzerer Zeit und mit geringeren Kosten als die traditionelle Malerei hervorbringen und legte auf eine aufwendige Technik keinen großen Wert.

Landschaften stellten das bevorzugte Subjekt der spätromantischen Malerei dar, zeichnen sich jedoch durch eine übersteigerte Naturverbundenheit und herausragende Lichtverhältnisse aus, die mitunter halluzinativ erscheinen. Das Waldmotiv findet mythologischer Anklänge und eine märchenhafte Atmosphäre mit Fabelwesen und Nymphen. Sehnsüchte sind das arkadische Leben, und ein Hirtenmythos.

Zeitgenössische Wertschätzung

Der in der Romantik geschaffene Kult des Künstlers als Genie wurde ebenfalls intensiviert und einigen Autoren zufolge geradezu zum Religionsersatz. Das Genialische des Künstlers gehörte zusammen mit der Kunst an sich in ihren verschiedensten stilistischen Ausprägungen mit in das Selbstdarstellungskonzept des Bürgertums. Dies wirkte sich auch auf die Malweise aus. Die minutiöse Exaktheit der romantischen Malerei wurde nach 1848 aufgegeben. An ihre Stelle trat eine breitere, lockere Pinselführung, die den Eindruck von Virtuosität und Spontanität erweckte, wenn sie auch anders als in der impressionistischen Pleinairmalerei sorgfältigst vorbereitet und geplant war.

Einfluss nahm die Spätromantik der Malerei auch auf die Architektur, besonders in Wien.[2]

Spätere Bewertung

Ein Vorwurf an die Klassik und die Spätromantik ist, Kunst als von der Gesellschaft unberührte Parallelwelt zu betrachten, die den Anspruch hat eine metaphysische oder religiöse Weihe zu besitzen.[3]

Die Spätromantik wurde wegen ihrer aufwendigen akademischen Malweise von den Impressionisten als historisch überholte Richtung bekämpft. Diese Auffassung wurde von Kunsthistorikern relativ unreflektiert übernommen. Gründe für die Geringschätzung der Spätromantiker in Teilen der Kunstwelt ist jedoch weniger der Konflikt mit den Impressionisten als vielmehr die Vereinnahmung spätromantischer Motive durch die Produzenten von billigem Kitsch.

Die steigende Kunstnachfrage immer breiterer Käuferschichten hatte schon seit der Zeit der Spätromantik zur manufaktuerellen Produktion von Kitsch geführt. Motive welche bei den Spätromantikern noch auf eine religiöse Haltung oder literarische Kultiviertheit hinwiesen, wurden nicht zuletzt auch dank verbesserter Produktionsmethoden massenweisen produziert und reproduziert. Übliche Motive der Kitschmalerei wie der Sonnenuntergang, der röhrende Hirsch, die Touristenvedute und die Idylle können eindeutig auf die Romantik zurückgeführt werden.

Führende Museen halten ihre Spätromantiker im Magazin und zeigen Werke nur vereinzelt und kontextbezogen bei Sonderausstellungen. In Anbetracht zunehmender Bedeutung von Besucherzahlen ist die Gefahr zu groß, dass ein wenig sachkundiges Publikum die Werke der Spätromantik mit Kitsch verwechselt, und dies auf ein Museum abfärben könnte.

Anders ist die Situation im Kunsthandel, dort genießen Spätromantiker eine zunehmende Beliebtheit, wenn sie auch noch nicht an die der Impressionisten heranreicht. Die wenigen, über Spätromantiker erschienenen Monographien sind sämtlich binnen kurzer Zeit ausverkauft. Kommende Aufgabe der Kunstgeschichte ist es, das Werk der Spätromantiker nicht weiter mit den Augen der nachfolgenden Richtung, sondern vielmehr als Weiterentwicklung in Bezug auf die vorausgehende Periode, die Romantik, sowie als Erscheinung ihrer eigenen Zeit zu würdigen, die durchaus künstlerisch Bedeutendes hervorgebracht hat.

Als Maler der Spätromantik gelten:

Genremaler

Historienmaler

Landschaftsmaler

Porträtmaler

Stilllebenmaler

Tiermaler

Die Zuordnung vieler Historienmaler zur Spätromantik beschränkt sich nur auf einen Teil ihres Werks, darunter die Maler Anton von Werner, Emil Hünten und Adolph Menzel.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Hans Joachim Neidhardt: Caspar David Friedrich und die Malerei der Dresdner Romantik: Aufsätze und Vorträge, S. 53, 2005/2009.
  2. Renate Wagner-Rieger: Die Wiener Ringstrasse, Bild einer Epoche 1981, S. 4.
  3. Jan Rohls: Protestantische Theologie der Neuzeit, S. 422.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Spätromantik aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.