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Sojourner Truth

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Sojourner Truth, ca. 1864

Sojourner Truth (* 1798 in Hurley, New York; † 26. November 1883 in Battle Creek, Michigan) war eine US-amerikanische Abolitionistin, Frauenrechtlerin und Wanderpredigerin.

Leben

Ursprünglich hieß Sojourner Truth „Isabella“ – Nachnamen waren bei den Sklaven nicht üblich. Weil ihr Vater aber überall nur „Bomefree“ genannt wurde, schrieb man ihr später den Namen „Isabella Bomefree“ zu.

Isabella wurde um 1797 als zweites von zehn Kindern der Sklaven James (Bomefree) und Elisabeth (Ma Ma Bett) auf einer Farm in Ulster County, New York, geboren. Eigentümer von James und Elisabeth waren die Hardenberghs, eine aus den Niederlanden eingewanderte Familie, die es zu beträchtlichem Landbesitz gebracht hatte. Daher liegt die Vermutung nahe, dass Elisabeth als junge Frau fließend holländisch gesprochen hatte.[1] Als Johannes Hardenbergh 1799 starb, wurde sie an den Sohn des Hauses, Carles Hardenbergh, vererbt. Bei dessen Tod war Isabella etwa neun Jahre alt. Ihre Eltern waren zu diesem Zeitpunkt wegen ihres hohen Alters bereits von den Hagenberghs in die Freiheit entlassen worden – für Isabella bedeutete der Tod ihres Herrn jedoch die Freigabe zur Auktion.

Für 100 Dollar ging sie in den Besitz von John Neely über, einem Kaufmann aus der Nähe von Kingston. Die Neelys sprachen nur englisch, und wenn Isabella Anweisungen nicht verstand, setzte es Peitschenhiebe. 1810 wurde sie an John Dumont verkauft, einen Farmer im Ulster County, der nur wenige Sklaven besaß. Im Gegensatz zu John Neely wird Dumont als warmherzig und human beschrieben, er habe Isabella nicht geschlagen, sondern für gute Arbeit gelobt.

Um 1815 traf Isabella den Sklaven Robert von einer benachbarten Farm und verliebte sich in ihn. Roberts Besitzer Catlin untersagte dieses Verhältnis jedoch. Er wollte nicht, dass sein Sklave Kinder mit einer Sklavin eines anderen Herrn zeugte, da deren gemeinsame Kinder nicht in seinen Besitz übergehen würden. Zur Strafe für die verbotene Liebesbeziehung wurde Robert schwer misshandelt, und Isabella sah ihn nie wieder. Zwei Jahre später wurde Isabella von Dumont gezwungen, einen älteren Sklaven namens Thomas zu heiraten. Sie hatte fünf Kinder: Diana (* 1815), deren leiblicher Vater Robert war; aus der Ehe mit Thomas die Kinder Thomas, der kurz nach der Geburt verstarb, Peter (* 1821), Elizabeth (* 1825) und Sophia (*ca. 1826).

Als John Dumont sie 1826 trotz eines Versprechens, sie freizulassen, nicht gehen lassen wollte, floh Isabella zu dem Quäker Isaac van Wagenen, der sie zusammen mit ihrer Tochter Sophia bei Dumont auslöste. Als freie Hausangestellte konnte sie nun ihren Lebensweg selbst gestalten.

Als befreite Sklavin konvertierte sie zum Christentum und zog 1829 mit ihrem Sohn als Hausdienerin nach New York City. 1832 trat sie der christlich-utopischen Zion’s-Hill-Gemeinde bei, deren Führer Robert Matthews behauptete, als Prophet von Gott gesandt zu sein. Die Gemeinde wurde 1834 unter großem Skandal aufgelöst.[2]

Nach einer religiösen Inspiration entschloss sich Isabella am 1. Juni 1843 als Predigerin durch das Land zu reisen. Ab jetzt nannte sie sich Sojourner Truth. Die reformistisch eingestellten Mitglieder der „Northampton Association of Massachusetts“ machten sie vertraut mit fortschrittlichen abolitionistischen und feministischen Ideen.

Ihr Engagement, ihr Scharfsinn und die Intensität ihrer öffentlichen Reden machten sie bald bekannt. Als erste schwarze Aktivistin stellte sie eine Verbindung her zwischen Frauen- und Sklavenrechten. Legendär wurde ihre Rede „And ain’t I a woman?!“ (Und bin ich keine Frau?) im Jahr 1851 anlässlich einer Frauenrechtskonvention in Akron, Ohio.

„Ich bin keine Frau und keine Schwester?“

Schon 1850 hatte sie der Freundin Olive Gilbert ihre Lebensgeschichte diktiert, sie selbst konnte nicht schreiben. Das von William Lloyd Garrison 1850 veröffentlichte „The Narrative of Sojourner Truth: A Northern Slave“ hatte ihr ein wenig Geld eingebracht, so dass sie sich ein eigenes Haus kaufen konnte.

1863 zog Sojourner Truth nach Washington, D.C., wo sie schwarze Soldaten aus dem Sezessionskrieg betreute. Daneben kümmerte sie sich um freigelassene Sklavinnen, indem sie ihnen Hauswirtschaft vermittelte. Während dieser Zeit setzte sie sich auch gegen die Rassentrennung in öffentlichen Verkehrsmitteln ein und sprach deswegen sogar bei Präsident Lincoln vor.

Als 1867 im 14. Amendment schwarzen und indianischen Männern das (eingeschränkte) Wahlrecht zugestanden wurde, waren die weißen Frauenrechtlerinnen außer sich. Die meisten Abolitionisten waren jedoch der Meinung, das Leiden der vormals versklavten schwarzen Männer rechtfertige, dass sie das Wahlrecht vor den Frauen bekämen. Sojourner Truth war eine der wenigen Abolitionistinnen und Frauenrechtlerinnen, die zugunsten der schwarzen Frauen sprach.

Nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg arbeitete Sojourner Truth für die Freedman's Relief Association und initiierte 1867 eine Stellenvermittlung für Afroamerikaner. Bei dieser Tätigkeit wurde ihr klar, wie groß der Anteil der schwarzen Bevölkerung am Wohlstand der USA und wie gering die Anerkennung dieser Leistung war.

In ihren letzten Lebensjahren konzentrierte sich Sojourner Truth wieder auf die öffentliche Rede. Sie stritt für das Wahlrecht für Frauen und für Schwarze, sprach sich aus gegen Tabak, Alkohol und modische Kleidung, unterstützte Eigenständigkeit gegen eine zu große Abhängigkeit von staatlichen Institutionen und trat für die Bildung einer neuen Kolonie für befreite Sklaven ein.

Mit ihrem Tod am 26. November 1883 in Battle Creek, Michigan, endete ein Leben voller öffentlichem Engagement und leidenschaftlicher politischer Überzeugungen. Als Sklavin mit düsterer Perspektive geboren, hatte sie sich zur ersten Fürsprecherin für die Abschaffung der Sklaverei und für die Einführung des Frauenwahlrechtes entwickelt.

In Europa ist Sojourner Truth kaum bekannt. In den USA erinnert eine Briefmarke mit dem Nennwert von 22 Cent an die Aktivistin. Am 28. April 2009 wurde ihre Büste im Kapitol enthüllt. Der erste Rover, der auf dem Mars landete, von der Sonde Pathfinder aus dem Jahr 1996, wurde nach ihr benannt.

Sie wurde in die Anthologie Daughters of Africa aufgenommen, die 1992 von Margaret Busby in London und New York herausgegeben wurde.

Werk und Einfluss

Mitte des 19. Jahrhunderts war Sojourner eine der Ersten, die eine Verbindung zwischen Frauenrechten und den Rechten der Afroamerikanischen Bevölkerung herstellten. Mit ihrer berühmten Frage Ain’t I a woman? forderte sie die weißen Frauenrechtlerinnen auf, sich auch für die Rechte schwarzer Frauen einzusetzen.

Während der 1860er Jahre war Truth die einzig vernehmbare Stimme, die für die schwarzen Frauen sprach und die eine Verbindung von Rassismus und Sexismus herstellte: There is a great deal of stir about colored men getting their rights but not a word about the colored women’s theirs, you see, the colored man will be masters over the women, and it will be just as bad as it was before.

Bereits gut zwei Jahrzehnte vor dem Entstehen des Civil Rights Movements zu Beginn des 20. Jahrhunderts verlangte Sojourner Truth Reparationszahlungen für die Afroamerikaner: Our nerves and sinews, our tears and blood, have been sacrificed on the altar of this nation’s avarice. Our unpaid labor has been a stepping stone to its financial success. Some of its dividends must surely be ours.

Während ihrer Predigten bewies Sojourner Truth eine bibeltreue, aber feministische Grundhaltung mit einer großen Portion beißendem Humor. So fragte sie männliche Abolitionisten, die das Wahlrecht für schwarze Männer forderten, ob sie nicht an Jesus glaubten. Als diese mit „doch, natürlich“ antworteten meinte sie: Well, Jesus is the son of God and Mary. Man had nothing to do with it. (Jesus ist der Sohn von Gott und Maria, Männer hatten damit nichts zu tun).

Gedenktag

10. März im Kalender der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELCA).[3]

Ehrungen

Sie fand Eingang in die bildende Kunst des 20. Jahrhunderts. Die feministische Künstlerin Judy Chicago widmete ihr in ihrer Arbeit The Dinner Party eines der 39 Gedecke am Tisch. Es ist das einzige, das einer schwarzen Frau gewidmet ist.[4]

Literatur

  • Jacqueline Bernard: Journey Toward Freedom: The Story of Sojourner Truth. W. W. Norton & Co., New York, 1990.
  • Victoria Ortiz: Sojourner Truth: A Self-Made Woman. Lippincott, New York, 1974.
  • Sojourner Truth, Olive Gilbert: The Narrative of Sojourner Truth. A Northern Slave, 2004 (orig. 1850).
  • Narrative of Sojourner Truth: A Northern Slave (1850).
  • Paul E. Johnson and Sean Wilentz, The Kingdom of Matthias: A Story of Sex and Salvation in 19th-Century America (New York and Oxford: Oxford University Press, 1994) ISBN 0-19-509835-8.
  • Carleton Mabee with Susan Mabee Newhouse, Sojourner Truth: Slave, Prophet, Legend (New York and London: New York University Press, 1993) ISBN 0-8147-5525-9.
  • Nell Irvin Painter, Sojourner Truth: A Life, A Symbol (New York and London: W. W. Norton & Co., 1996) ISBN 0-393-31708-0.
  • Erlene Stetson and Linda David, Glorying in Tribulation: The Lifework of Sojourner Truth (East Lansing: Michigan State University Press, 1994) ISBN 0-87013-337-3.
  • William Leete Stone, Matthias and his Impostures- or, The Progress of Fanaticism (New York, 1835) Internet Archive online edition (PDF; 16,9 MB; entire book on one PDF)
  • Gilbert Vale, Fanaticism – It’s Source and Influence Illustrated by the Simple Narrative of Isabella, in the Case of Matthias, Mr. and Mrs. B. Folger, Mr. Pierson, Mr. Mills, Catherine, Isabella, &c. &c. (New York, 1835) Google Books online edition (PDF; 9,9 MB; entire book on one PDF or one page per page)
  • Victor Grossman: Rebel Girls: 34 amerikanische Frauen im Porträt. Papyrossa, Köln, 2012, S. 73–79.

Weblinks

 Wikisource: Sojourner Truth – Quellen und Volltexte (Englisch)
Wikiquote: Sojourner Truth – Zitate (Englisch)
 Commons: Sojourner Truth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sojourner Truth page. In: Women in History site. Abgerufen am 28. Dezember 2006.
  2. Amazing Life page. Sojourner Truth Institute site. Retrieved on December 28, 2006.
  3. 10. März im ökumenischen Heiligenlexikon
  4. Seite des Brooklyn Museums zum Kunstwerk, abgerufen am 15. April 2014.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Sojourner Truth aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.