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Sirene (Gerät)

Aus Jewiki
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Motorsirene Typ E57

Eine Sirene ist eine Einrichtung zur akustischen Alarmierung oder Warnung, in der Regel durch einen charakteristischen an- und abschwellenden Heulton.

Im öffentlichen Bereich werden Sirenen für die Alarmierung der Feuerwehr oder für die Warnung der Zivilbevölkerung im Katastrophenfall verwendet, im privaten und gewerblichen Umfeld hauptsächlich als Brand- oder Einbruchsalarm eingesetzt. In größeren Industriebetrieben können Werkssirenen zur Signalisierung der Arbeitszeit (Anfang, Pause, Ende) eingesetzt werden.

Ihren Namen erhielt die Sirene 1819 von Charles Cagniard de la Tour, der damit an die Sirene aus der Mythologie anknüpfte.[1]

Bauarten

Anhand der Bauart und Tonerzeugung wird unterschieden zwischen mechanischen (oder auch Motor-), pneumatischen und elektronischen Sirenen. Letztere Bauarten sind Hochleistungssirenen, meist wird der Begriff aber nur für die pneumatischen Sirenen verwendet.

Mechanische Sirenen

Ältere zweimotorige Sirene für Feuerwehr und Zivilschutz
Blick unter das Schutzdach einer Motorsirene (Typ E57)
Motorsirene mit waagrechter Wellenanordnung und zwei Schaufelrädern in einem Feuerwehrmuseum

Eine mechanische Sirene (auch Motorsirene) besteht aus einer schaufelradähnlichen Trommel (dem sogenannten Rotor) und einem diese umschließenden unterbrochenen Gehäuse (dem sogenannten Stator). Durch das Drehen der Trommel durch einen Elektromotor wird der entstehende Luftstrom laufend abgeschnitten und erzeugt einen Ton.

Die Tonhöhe hängt von der Drehzahl und der Zahl der Schaufeln, den sogenannten Ports der Trommel ab. Die Tonhöhe einer Sirene in Hertz berechnet sich aus den Umdrehungen pro Sekunde multipliziert mit der Anzahl der Ports.

Durch das Anlaufen und Auslaufen des Motors ergibt sich ein höher und tiefer werdender Ton. Dies kann man aber auch verhindern, indem statt einer Blechhaube, die zum Rotor einen fixen Abstand besitzt, eine Klappe, die beim Lauf der Sirene mit einem Elektromagneten abgehoben wird und beim Abschalten die Öffnung des Rotors verschließt, verwendet wird. Solche Typen werden überwiegend in Amerika als Sirenen für Sonderalarme verwendet.

Ist die Rotorwelle üblicherweise stehend angeordnet, so gibt es auch seltener eine Bauart, bei der auf der waagerechten Rotorwelle beidseitig des Motors je eine Trommel angebracht ist. Fallweise findet man auch noch Sirenen mit einer waagrechten Welle. In diesem Fall können zwei Schaufelräder angebracht sein, die miteinander einen Doppelton erzeugen.

Die in Deutschland verwendete Einheitssirene vom Typ E 57 mit 9 Ports (ursprünglich westdeutsche Standardsirene) beispielsweise heult mit einer Lautstärke von 101 dB(A) in 30 m Entfernung und einer Tonhöhe von 420 Hz bei 2800 Umdrehungen pro Minute. Ihr Ton ist in ländlichen (dünnbesiedelten) Gebieten in 600 m Entfernung mit etwa 70 dB(A) hörbar. In dicht bebauten Gebieten wie Industriezonen oder in Regionen mit mehrstöckigen Gebäuden kann mit der E 57 bei gleicher Lautstärke nur noch eine Reichweite von circa 350 m erzielt werden.

In Österreich existiert ein dichtes Netz von Sirenen verschiedenster Bauarten, deren Betrieb von den jeweiligen Gemeinden den einzelnen Feuerwehren übertragen wird. So gibt es alleine in Niederösterreich für ungefähr 600 Gemeinden ein Netz von 2.400 Sirenen.[2]

Da die meisten Sirenen einerseits im Freien angebracht sind, andererseits nicht so oft in Verwendung sind, wird in vielen Fällen ein Vogelschutzgitter über der Sirene angebracht um den Nestbau in den Schaufelrädern zu verhindern.

In den USA wurden zu Zeiten des Kalten Krieges in den Ballungsräumen sehr große und leistungsfähige Motorsirenen installiert, die von einem V8-Zylinder-Motor angetrieben wurden.[3]

Ferner existieren kleine handgetriebene Sirenen, die unabhängig von einer Stromversorgung verwendet werden können. An diesen Handsirenen befindet sich eine Handkurbel. Auch hier ist die Tonhöhe von der Drehzahl abhängig.

Audio-Datei / Hörbeispiel Beispiel eines Signals mehrerer mechanischer Sirenen?/i

Pneumatische Sirenen

Kopf einer HLS

Pneumatische Sirenen erzeugen ihren Ton ähnlich einer mechanischen Sirene durch zyklische Unterbrechung des Luftstroms, die auch durch einen elektromotorgetriebenen Rotor im Sirenenkopf stattfindet. Im Gegensatz zur mechanischen Sirene, bei der der Luftstrom durch die Zentrifugalkraft entsteht, wird hier aus einem Vorratsbehälter unter dem Sirenenmast Druckluft mit etwa 16 bar zum Sirenenkopf geleitet. Nach dem Rotor, der aus einer gelochten Scheibe besteht (daher auch der Name Lochscheibensirene), die die Austrittsöffnungen periodisch öffnet oder schließt, wird die Luft in mehrere Hörner geleitet.

Der Vorteil dieser Lösung besteht einmal im sofort verfügbaren Druckluftvorrat, der von einem Kompressor kontinuierlich wieder aufgefüllt wird, und andererseits in der sehr viel größeren Leistung dieses Sirenentyps. Bei einem Modell mit einer Kopfhöhe von 20 Metern beträgt der Schalldruck am Boden 20 Meter von der Sirene entfernt etwa 130 dB.

Der Sirenenkopf sitzt auf einem Mast oder vereinzelt auf Gebäuden. Kompressor und Lufttanks befinden sich meist in einem unterirdischen Maschinenraum. Der Kompressor wird von einem Dieselmotor angetrieben, teilweise auch von einem Elektromotor. Der Rotor im Sirenenkopf bezieht seine Energie aus Akkumulatoren.

In den Jahren ab 1990, also nach dem Kalten Krieg, wurden in Deutschland viele dieser Sirenen aufgrund verminderten Anforderungsprofils durch elektronische Varianten ausgetauscht oder ersatzlos entfernt. Die Gittermasten, die einst Träger der HLS waren, dienen heute oft noch als Träger für Antennen (z.B. für Rundfunk oder Mobilfunknetze).

Gerade in der Entwicklungszeit der Hochleistungssirenen waren die Anlagen oft groß und plump. Die Pintsch-Bamag „Anlage 1“ und „Anlage 2“ z.B. saßen auf einem großen Stahlmast, welcher mit einem großen Betonfundament am Boden befestigt war. Bei der „Anlage 1“ war das Innere des Mastes hohl, sodass Wartungsarbeiten durchgeführt werden konnten. Bei der „Anlage 2“ dient der Mast gleichzeitig als Druckluftspeicher. Zugang erhielten die Techniker durch eine Tür am Mastfuß sowie eine Leiter im Inneren des Mastes.

Heutzutage sind die moderneren pneumatischen HLS kleiner und kompakter. Der große Kopf der früheren Sirenen wurde offener konstruiert, dass nur noch Rotor und Austrittshörner auf dem Mast sitzen. Auf die Verkleidungen, die den früheren Köpfen das plumpe Aussehen gaben, wird heutzutage nahezu ganz verzichtet.

Audio-Datei / Hörbeispiel Signal Warnung der Bevölkerung einer pneumatischen Hochleistungssirene?/i

Eine Variante pneumatischer Sirenen ist auch in den Vereinigten Staaten noch verbreitet. Sie unterscheidet sich durch die Luftzufuhr, die während des Alarms durch den Kompressor erfolgt. Einen Lufttank gibt es bei dieser Variante nicht. Als weiterer Unterschied sind bei einigen Modellen Rotoren mit zwei oder mehr Reihen von Ports und entsprechenden Statoren verbaut. Dadurch lässt sich ein Doppelton erzeugen. Mittels Magnetventilen können die beiden Töne auch abwechselnd gegeben werden.

Elektronische Sirene

Elektronische Sirenen erzeugen den Ton mit einem Lautsprecher und einem elektronischen Verstärker. Mit einer Steuerung kann man ebenfalls das Auf- und Abschwellen der mechanischen Sirene nachempfinden. Vorteil der elektronischen Sirenen ist, dass sie über keine beweglichen Teile verfügen. Somit verringern sich Gewicht, Wartungsaufwand und Stromverbrauch. Mittels Versorgung über einen Akku, der durch Solarzellen oder über das Stromnetz geladen werden kann, ist diese Sirenenart auch teilunabhängig vom Stromnetz. Die einzelnen Schalltrichter können in gewünschte Richtungen gedreht werden, um bestimmte Gebiete stärker oder schwächer zu beschallen. Ferner lassen sich mit elektronischen Sirenen auch Sprachdurchsagen realisieren.

Sirenensteuerung

Sirenen werden heute entweder über Funk oder per Druckknopfmelder ausgelöst. Bei den Druckknopfmeldern befindet sich eine direkte Drahtverbindung zwischen Melder und Sirenensteuergerät. Löst jemand also den Druckknopfmelder aus, läuft sofort die Sirene mit dem entsprechenden Sirenensignal (bei öffentlichen Sirenen in der Regel Feueralarm) an. Der Alarmgebende sollte sich dann beim Druckknopfmelder aufhalten, um die Feuerwehr einzuweisen.

Druckknopfmelder
Leitstellen-Alarmgeber, mit Doppeltongeber für Sirene
Sirenen-Fernwirkempfänger MS200 mit geöffnetem Deckel

Um Sirenen auch aus größerer Entfernung zu aktivieren (in der Regel über Leitstellen), bedient man sich der analogen oder digitalen Funkalarmierung. Hierbei wertet ein Sirenensteuerempfänger ein entsprechendes Funksignal - in analogen Netzen eine 5-Ton-Folge, in digitalen einen Radio Identification Code (RIC) - aus und regelt die Auslösung der Sirene mit dem jeweiligen Sirenensignal. Dabei ist bei der immer noch weit verbreiteten analogen Alarmierung für die Auslösung der Sirene nicht nur die 5-Ton-Folge entscheidend, sondern auch ein Doppelton (Überlagerung zweier Töne mit jeweils unterschiedlicher Frequenz, aber gleichem Lautstärkepegel), der im Anschluss an die 5-Ton-Folge für mindestens zwei Sekunden klar empfangen werden muss (gesendet wird er für fünf Sekunden). Dieser Doppelton entscheidet letztendlich, welches Sirenensignal ausgelöst wird. Die Doppeltöne setzen sich entsprechend der Sirenensignale zusammen.

Somit ist es möglich, die einer Feuerwehr zugehörige Sirene auf dieselbe 5-Ton-Folge wie die der Meldeempfänger der Feuerwehrleute zu programmieren, da sie im Gegensatz zu diesen nicht immer sofort automatisch auslöst, wenn die entsprechende 5-Ton-Folge empfangen wird. Nur bei bestimmten Alarmszenarien kann die Leitstelle zusätzlich zur 5-Ton-Folge einen Doppelton senden, der dann nicht nur die Meldeempfänger, sondern auch einen kurzen Augenblick später die Sirene anlaufen lässt.

Wird eine Feuerwehr digital alarmiert, kann die Sirene ebenfalls auf die RIC der Meldeempfänger der Feuerwehrleute programmiert werden. Hierbei entscheidet dann die Unteradresse der RIC (a-d), ob die Sirene zusätzlich mit anläuft oder nicht. Eine weitere Möglichkeit ist es, der Sirene eine eigene RIC zu geben, wobei dann jede Unteradresse für ein separates Sirenensignal steht.

Audio-Datei / Hörbeispiel Analoge 5-Ton-Folge mit Doppelton zur Auslösung des Signals Feueralarm?/i

Verwendungszwecke

Alarmierung der Feuerwehr

In einigen, meist ländlich geprägten Gebieten alarmieren Sirenen nach wie vor ehrenamtliche Kräfte der Feuerwehr zu ihren Einsätzen (auch als laute Alarmierung bezeichnet). Gerade in Städten und dichter besiedelten Regionen jedoch gehen seit den 1970er Jahren immer mehr Feuerwehren dazu über, auf die sogenannte stille Alarmierung mittels Funkmeldeempfänger und vereinzelt auch zusätzlich per SMS umzustellen.

Nachteile der Sirene bei der Alarmierung von Rettungskräften sind die große Lärmbelästigung der nicht beteiligten Bevölkerung vor allem in den Nachtstunden, das Anlocken von Schaulustigen und die von der Witterung (besonders Wind) abhängige zu geringe oder zu große akustische Reichweite. So kann es vorkommen, dass die Sirene selbst im eigenen Ort nicht überall gehört wird oder umgekehrt der Schall so weit getragen wird, dass er gleich in mehreren Orten die Feuerwehrleute aufschreckt, da eine genaue Ortszuordnung nur schwer möglich ist. Hinzu kommt, dass per Sirene keine gezielte Alarmierung einzelner, an der Einsatzstelle benötigter Einsatzkräfte mit besonderer Ausbildung (z.B. Atemschutzgeräteträger, Gefahrgutspezialisten) oder Funktion (z.B. Führungskräfte, Fachberater) möglich ist und auch nicht variabel auf die an der Einsatzstelle benötigte Anzahl der Kräfte (Vollalarm für alle, Kleinalarm für einen Teil der Feuerwehrleute einer Wehr oder Abteilung) eingegangen werden kann. Siehe auch Artikel Alarmierungssysteme der Feuerwehr.

Katastrophenwarnung

Weitere

Sirenen, sowie auch Druckluftpfeifen, werden gelegentlich von größeren Firmen eingesetzt, um Arbeitsbeginn und Pausenzeiten anzuzeigen.

In Unternehmen, aber vermehrt auch auf privaten Häusern werden kleine Sirenen in Verbindung mit Alarmanlagen gegen Einbruch oder Feuer montiert.

Auch bei Kraftfahrzeugen werden die Alarmanlagen mit einer elektronischen Sirene verwendet.

In manchen Ländern wird eine Alarmsirene auch auf Einsatzfahrzeugen allein statt des Folgetonhorns oder kombiniert mit diesem verwendet.

Eine nichtalltägliche Verwendung erfahren die Sirenen in Tulln in Niederösterreich, wo die Sirenen am Karfreitag zur Todesstunde Christi um 15 Uhr statt der Kirchenglocken heulen.[4]

Dieser Brauch findet ebenfalls in der Salzburger Gemeinde Thalgau statt.

Einzelnachweise

  1. Encyclopaedia Britannica, 1911, zitiert nach Wikisource
  2. Zivilschutz-Probealarm am 1. Oktober 2011 war erfolgreich auf der Seite der NÖ Landesregierung abgerufen am 13. Oktober 2011
  3. Website über die 180 PS starke Chrysler Air Raid Siren (engl.)
  4. Sirenensignal am Karfreitag auf der Seite der Stadtfeuerwehr Tulln vom 6. April 2007 abgerufen am 17. Januar 2013

Weblinks

Wiktionary: Sirene – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Sirenen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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