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Simon Wallfisch

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Simon Wallfisch 2017

Simon Joseph Lasker Wallfisch (* 22. Mai 1982 in London, England) ist ein deutsch-britischer Sänger und Cellist.

Leben

Simon Wallfisch ist der Sohn des britischen Cellisten Raphael Wallfisch und der australischen Barockviolinistin Elizabeth Wallfisch. Seine Großmutter ist die Cellistin und Holocaust-Überlebende Anita Lasker-Wallfisch. Simon Wallfisch studierte von 2000 bis 2006 am Londoner Royal College of Music Violoncello, Gesang und Dirigieren. Als begeisterter Liedinterpret setzte er seine Gesangsstudien in Deutschland fort, 2006–2007 an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin und 2007–2009 an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig. In dieser Zeit hatte er erste solistische Bühnenauftritte am Opernhaus Leipzig, Theater Magdeburg, Anhaltischen Theater Dessau, Landestheater Altenburg-Gera.

Im Oktober 2018 erhielt er die deutsche Staatsangehörigkeit.[1]

Bariton

Von 2009 bis 2012 war er Mitglied des Internationalen Opernstudios am Opernhaus Zürich, wo er in Inszenierungen diverse Solo-Rollen interpretierte. Als freischaffender Künstler sang er

Als Solist sang er u. a. 2017 das Weihnachtsoratorium von Bach beim Brighton Early Music Festival[4].

Simon Wallfisch ist Mitglied des Kammermusikensembles Ensemble Emigré.[5]

Auszeichnungen

2004: Beneficiary des „Countess of Munster Trust“[6]

2006: Preisträger der Georg Solti Foundation[7]

Aufnahmen

Als Cellist war Simon Wallfisch 2015 einer der Solokünstler in einer Sondersendung der BBC zum Internationalen Holocaust Gedenktag[8]. Weitere Aufnahmen und Liveübertragungen wurden vom NDR, dem Bayerischen Rundfunk, dem Schweizer Rundfunk SRF und France Musique übertragen.

CDs

Wallfisch kombiniert auf dieser CD überwiegend Wiener und osteuropäische Komponisten, die – typisch für diese Epoche – der Faszination orientalischer, persischer und chinesischer, Poesie erlegen waren. Dazu zählen viele Namen, die später als Verfemte Musiker ihre Karrieren beenden oder einschränken mussten bzw. die schlicht im KZ ermordet wurden, aber eben auch Richard Strauss, der sich mit dem NS-Regime arrangiert hatte.
Dr. Ingobert Waltenberger von der Kulturplattform Merker lobt den "großartigen Ansatz" dieses "klugen Programms", weil so "der Hörer in die unglaublichen Klangwelten all dieser musikalischen Cousins eintauchen kann", und weil "er die Parallelen in der musikalische Qualität unter die Lupe nimmt, ohne selbstverständlich auch nur ein relevantes historisches Ereignis zu vergessen."[10]
Auch Radio Bremen betont in seiner CD-Besprechung, neben "der musikalischen Qualität und dem interessanten Programm dieser unbedingt hörenswerten CD ist auch noch ein anderer Aspekt wichtig: […] Es wird Zeit, die verfemten Komponisten eben nicht durch diesen Schleier der Wahrnehmung zu sehen, sondern sie wieder auf die Bühne des Musiklebens zu holen, wo sie schon allein ihrer Qualität wegen hingehören."[11]
EuropaDisc lobt explizit die musikalischen Qualitäten des Duos Wallfisch/Rushton und betont, wie Wallfisch mithilfe der "herrlich feinfühligen, bewegenden und zauberhaft präzisen Klavierbegleitung" von Edward Rushton mit großem Erfolg die deutschen und tschechischen Texte mit all ihren Zwischentönen zum Leben erweckt und dabei sowohl "die Faszination des Orients, die die Vorstellungskraft der Komponisten befeuerte" künstlerisch erfasst, als auch das "quälende Gefühl der Andersartigkeit, des Nicht-Dazugehörens, das viele von ihnen wohl unmittelbar ansprach." (With the help of superbly sensitive, evocative and magically detailed piano accompaniments from Edward Rushton, Wallfisch, ever alive to the nuances of the German and Czech texts, triumphantly succeeds. He captures both the fascination with the Orient that fired these composers’ imaginations, and also that haunting sense of ‘otherness’, of unbelonging, that must have spoken to many of them all too directly.[12])
  • 2014, Lyrita Records: Geoffrey Bush Songs[14]; Gesang Simon Wallfisch, Piano Edward Rushton;
John France von Musicweb International betont in seiner Plattenkritik, Wallfisch sei ein „idealer Künstler für die englische Liedinterpretation“ und lobt die CD als „ausgezeichnete Entdeckung der Werke von Geoffrey Bush“ (1920–1998) und „wertvollen Beitrag zu seiner Wiederentdeckung, die größtmöglichen Erfolg verdiene“. (Wallfisch makes an ideal artist for English song recitals.[…] This is an excellent exploration of Geoffrey Bush’s songs […], a hugely worthy contribution to this reappraisal and deserves every success.)[15].

Film

„Musik in den Adern. Die Familie Wallfisch“, Regie: Mark Kidel; ausgestrahlt von arte am 23. August 2010.

Lehrtätigkeit und Engagement

Neben der Musik engagiert sich Simon Wallfisch immer wieder für Zivilcourage und gegen Antisemitismus: Er hält Vorträge und begleitet seine Großmutter Anita Lasker-Wallfisch, die als Zeitzeugin und Auschwitz-Überlebende in diversen Veranstaltungen auftritt, u. a. 2014 in der Talkshow Markus Lanz, 2015 in einem ausführlichen Familieninterview im SZ-Magazin[16], oder im Januar 2018 in einem Gymnasium in Traunstein[17].

Wallfisch ist Kurator beim ’’International Centre for Suppressed Music (ICSM)’’, das sich der Entdeckung und Wiederaufführung verfemter Komponisten und Musiker widmet, die im Dritten Reich an der Entwicklung ihrer Karriere gehindert wurden[18]. 2018 ist er zudem Jurymitglied des Internationalen Festivals Verfemte Musik in Schwerin[19].

In Osnabrück leitete Wallfisch im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres 2018 unter dem Motto "Sharing Heritage" eine Masterclass "ErinnerungsKultur" in Zusammenarbeit mit dem Institut für Musik (IfM) an der Hochschule Osnabrück[20]. Hierbei studierten junge Musiker aus Europa und Studierende der Hochschule Osnabrück Kompositionen von jüdischen Musikern wie Dieter Gogg, Ilse Weber und Viktor Ullmann ein und präsentierten "Lieder aus dem Getto Theresienstadt" als Wandelkonzert unter der Regie von Ruth Frenk.[21]

Privates

Simon Wallfischs älterer Bruder Benjamin Wallfisch ist Filmkomponist (u. a. Es, Blade Runner 2049), seine jüngere Schwester Joanna Wallfisch ist Singer-Songwriterin. Wallfisch ist mit der Barockmusikerin Kathleen Ross verheiratet, Mitglied des Mittelalter-Ensembles Mediæval Bæbes. Das Paar lebt in London und hat eine Tochter und einen Sohn. Ende 2018 nahm der überzeugte Europäer Simon Wallfisch als Reaktion auf das Brexit-Referendum die deutsche Staatsbürgerschaft an, diese Möglichkeit steht Menschen mit deutsch-jüdischen Vorfahren frei.[22]

Weblinks

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Simon Wallfisch aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.