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Siemenslager Ravensbrück

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Plan vom Frauen-KZ Ravensbrück
Ausschnitt aus dem Lageplan vom KZ-Ravensbrück, Darstellung des Siemenslagers
Datei:2015 09 15 Siemenslager Gustav Leifer IMG 2895 S k.JPG
Wehrwirtschaftsführer und Siemens Vorstandsmitglied Gustav Leifer war Leiter der Wernerwerke
Kennzeichnung der KZ-Insassen
Eingang zum Siemenslager
KZ-Ravensbrück, Fundamentreste der Wohnbaracken im Siemenslager
12.12.1942, um 12:54 wurden 284 Schutzhaftgefangene vom Arbeitsdienst im Siemenslager zum Mittagessen im Hauptlager abgeliefert
Siemenslager, im Vordergrund Reste der Halle 15, Relaisfertigung, im Hintergrund ehemalige sowjetische Garage

Das Siemenslager Ravensbrück stand neben dem Frauen-Konzentrationslager in der Gemeinde Ravensbrück (heute Stadt Fürstenberg/Havel) im Norden der Provinz Brandenburg.

Im August 1942 ließ Siemens & Halske vom Reichsluftfahrtministerium neben dem Frauen-KZ Ravensbrück Arbeitsbaracken für ein eigenes Werk errichten, in dem Ende 1944 rund 2500 Frauen und Mädchen Bauteile für die Wernerwerke herstellten. Dieses Lager leitete SS-Hauptscharführer Grabow. Die eigentliche Fertigung wurde ab August 1942 vom Siemens & Halske-Angestellten Otto Grade geleitet. Ab 1943 war das Siemens-Vorstandsmitglied Gustav Leifer u. a. für die Fertigungsstelle Ravensbrück verantwortlich. Er nahm sich am 25. April 1945 das Leben.

1942 Planung und Bau

1942 sollten ausländische Zwangsarbeiter und Häftlinge der Konzentrationslager in die Kriegswirtschaft einbezogen werden, um die zur Front einberufenen Betriebsangehörigen zu ersetzen.

Planungen mit der SS und dem Reichsluftfahrtministerium

Das geplante Lager von Siemens & Halske sollte zum Modell für den Einsatz von KZ-Häftlingen in der Kriegswirtschaft werden. In der Rüstungsproduktion war es der erste Einsatz von KZ-Häftlingen direkt auf einem KZ-Gelände. Der Direktor der Wernerwerke, Gustav Leifer, führte ab Anfang 1942 Verhandlungen mit der SS und dem Reichsluftfahrtministerium zum Einsatz von KZ-Häftlingen. Im Fall Ravensbrück wurden 1942–1944 von Siemens & Halske in Zusammenarbeit mit der SS und dem Reichsluftfahrtministerium neben dem Frauenkonzentrationslager in einem eingezäunten Areal mit Gleisanschluss zehn Arbeitsbaracken mit je 675 m² Fläche gebaut. Das Reichsluftfahrtministerium war für die Errichtung der Gebäude und sämtliche Anschlüsse mit Strom, Telefon und Wasser verantwortlich, für die Einrichtung der Gebäude und Werkstätten war Siemens & Halske zuständig. Die Arbeitsbaracken wurden von männlichen Häftlingen des Konzentrationslagers Ravensbrück errichtet.

Bau und Erweiterung

Auf der Bauzeichnung zur Planung der ersten zehn Arbeitsbaracken hatte man schon eine Erweiterung des Lagers berücksichtigt, die 1943 realisiert wurde. Auf der Baubesprechung zwischen dem Reichsluftfahrtministerium und Siemens & Halske am 16. April 1942 in Berlin-Siemensstadt wurde u. a. vereinbart, dass Siemens & Halske eine max. Miete von zwei Mark pro m² und Monat an die KZ-Lagerleitung zahlt. In diesen Arbeitsbaracken wurden von den weiblichen Häftlingen Zwangsarbeiten verrichtet. Das Siemenslager sollte zum Modell für den Einsatz von KZ-Häftlingen in der Kriegswirtschaft werden. Auch im danebenliegenden Konzentrationslager Uckermark, ein als „Jugendschutzlager“ bezeichnetes Jugendkonzentrationslager für Mädchen und junge Frauen, wurden in zwei Arbeitsbaracken Bauteile für Siemens & Halske produziert.

1942 Beginn der Fertigung

Häftlinge aus dem In- und Ausland produzieren für Siemens

Der KZ-Betriebsteil Wernerwerk für Fernsprechgeräte (WWFG) begann am 21. August 1942 mit 20 Häftlingen. In einer eingezäunten Baracke wurden Justierarbeiten von überwiegend deutschen Frauen mit schwarzem Winkel als Zeichen für Asoziale durchgeführt. Bis Dezember 1942 waren bereits rund 500 KZ-Häftlingsfrauen und -mädchen eingesetzt. In der Produktion wurden inzwischen vorwiegend Häftlinge aus dem Ausland eingesetzt. Deutsche und österreichische weibliche Gefangene arbeiteten vor allem in der Verwaltung.

1943 wurden weitere Baracken aufgestellt, und am Ende hatte der KZ-Betriebsteil Wernerwerk für Fernsprechgeräte sechs Produktionsbaracken, der KZ-Betriebsteil Wernerwerk für Radios fünf Produktionsbaracken und der KZ-Betriebsteil Wernerwerk für Messgeräte fünf Produktionsbaracken. Zum Schluss waren es insgesamt 20 Baracken für die Produktion und den Versand sowie acht Wohnbaracken für die Frauen und Mädchen.

1944 entstehen Wohnbaracken im Siemenslager

Diese Wohnbaracken wurden Ende 1944 direkt neben den Arbeitsbaracken für die KZ-Häftlinge aufgestellt, die im Dezember 1944 bezogen werden konnten. Dadurch wurde die Qualität der Erzeugnisse verbessert und die Quantität gesteigert. Zu dieser Zeit waren rund 80 Zivilarbeiter und rund 2400 KZ-Frauen und -Mädchen mit Spulen wickeln, Herstellung von Mikrofonen sowie elektrischen Schaltteilen vornehmlich für die Luftrüstung in der „Fertigungsstelle Ravensbrück“ von Siemens & Halske (Siemenslager) beschäftigt. In effektiver Arbeitsteilung mit anderen Siemensfabriken wurden vom Siemenslager immer mehr Aufgaben übernommen. Die komplette Fertigung von Feldtelefonen wurde nach Ravensbrück verlagert. Es entstanden hier elektrotechnische Bauteile für U-Boote und ab 1944 für das V2-Raketenprogramm.

1945 Ende der Produktion im Siemenslager

Ab Anfang 1945 stockte immer wieder der Materialnachschub, und ab April 1945 wurde der Materialmangel so groß, dass keine Produktion mehr durchführbar war. Die verbliebenen Frauen und Mädchen aus dem Siemenslager kamen zurück ins Stammlager und das Siemenslager wurde mit Männern aus eintreffenden Evakuierungstransporten aufgefüllt. Das Stammlager war inzwischen vollkommen überfüllt, da die Vernichtungslager in Osteuropa evakuiert und die Insassen auf die Lager in Deutschland verteilt wurden.

Heute sind vom Siemenslager nur noch die Fundamente zu sehen. Es stehen keine Gebäude mehr aus der Zeit des 3. Reiches. Das Gelände wurde nach 1945 von der Sowjetarmee genutzt; daher stammen die wenigen verbliebenen Gebäude und Garagen auf dem Gelände.

Organisation des Siemenslagers

Anleitung durch Siemens-Zivilarbeiter

Die rund 80 Zivilarbeiter von Siemens & Halske waren für Anleitung und fachliche Überwachung der Häftlinge verantwortlich. Die Firma Siemens zahlte der SS monatlich pro eingesetztem Häftling den Tagessatz von anfangs zwei, später drei Reichsmark. Zwischen Oktober 1942 und Frühjahr 1943 war Margarete Buber-Neumann die persönliche Sekretärin der SS-Oberaufseherin Johanna Langefeld und führte zeitweise auch den Schriftwechsel zwischen Herrn Grade mit der Leitung des KZ´s.

Das Alter der Häftlinge lag zwischen 17 und 48 Jahren. Zur Auswahl von geeigneten Frauen mussten die KZ-Häftlinge eine Prüfung absolvieren. Da viele Arbeiten gute Augen erforderten, wurde die Sehschärfe festgestellt und war eine Probe der Fingerfertigkeit abzulegen. Im November 1942 wurde die tägliche Arbeitszeit von 8 Stunden für Montag bis Freitag auf 10,75 Stunden und für Samstag auf 9 Stunden erhöht. Weiterhin wurden Nachtschichten von 10,5 Stunden Dauer eingeführt. Die Arbeitszeit im Siemenslager betrug anfangs 48 und später auf Anordnung der SS rund 62 Stunden die Woche. Als Anreiz für gute Arbeit erhielten die Häftlinge Prämienscheine oder eine zusätzliche Scheibe Brot oder Wurst. Auch wurden den Häftlingen nach Arbeitsschluss ab 1943 zur Belohnung Kulturfilme vorgeführt.

Aufsicht durch die SS

Für die Beaufsichtigung war die SS zuständig. Mit der SS-Oberaufseherin Christine Holtöver bewachten etwa 80 SS-Aufseherinnen die Häftlinge. Anfangs kamen die Häftlinge zu Fuß vom Stammlager. Sie waren aber besonders in den kalten Jahreszeiten durch die vorherigen langen Zählapelle und Einteilung der Arbeitskolonnen durch die SS und den Marsch zum Siemenslager mit unzureichender Bekleidung und Schuhwerk total durchgefroren. Erst nach längerer „Auftauzeit“ waren sie in der Lage, die geforderten anspruchsvollen Arbeiten durchzuführen. Zum Mittag erfolgte der Rückmarsch zum Hauptlager. Da die Mittagspause von 11:45 bis 12:45 Uhr aufgrund der Aufstellung, Kontrolle durch die SS und den Weg zum Hauptlager zu kurz war, erhielten die Häftlinge dann öfter kein Essen mehr. Das war mit ein Grund, im Siemenslager Wohnbaracken aufzustellen und eine Küche einzurichten. Die Appelle dauerten jetzt nur noch wenige Minuten und das Essen war deutlich besser als im Hauptlager. Wie schon im Hauptlager waren jedoch die hygienischen Bedingungen mit den 32 Waschstellen und einer großen Außenlatrine katastrophal.

Literatur

  • Alyn Beßmann und Insa Eschebach (Hrsg.): Das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück: Geschichte und Erinnerung. Ausstellungskatalog. Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Bd. 41. Metropol-Verlag, 2013, ISBN 978-3863311223.

Weblinks

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