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Siegfried Lehman

Aus Jewiki
(Weitergeleitet von Siegfried Lehmann (Pädagoge))
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Dr. Siegfried Lehmann (2. Reihe, 8 v. l.) im Kreise seiner Zöglinge und Kollegen, Ben Schemen 1936

Siegfried Lehman (geb. 4. Januar 1892 in Berlin; gest. 13. Juni 1958 in Ben Schemen) war israelischer Arzt und Pädagoge deutscher Herkunft und gemeinsam mit seiner Frau Rebecca 1927 Gründer des Kinder- und Jugenddorfes Ben Schemen (zwischen Tel Aviv und Jerusalem).

Leben

Siegfried Lehman wurde am 4. Januar 1892 in Berlin als Sohn des Buchhändlers Paul (Pinchas) Lehman und seiner Frau Emma geboren. Nach der Grundschule besuchte er das Friedrichs-Gymnasium seiner Heimatstadt, an dem er 1913 die Reifeprüfung ablegte. An den Universitäten in Freiburg, Frankfurt/Main und Berlin studierte Ernst Lehman Medizin, bestand 1919 die ärztliche Staatsprüfung, erhielt seine Approbation und promovierte ein Jahr später über das Thema „Zur Prognose der geistigen Entwicklung bei kindlicher Epilepsie“.

Unter dem Einfluss Martin Bubers wurde Lehman Zionist und besuchte 1914 erstmals Palästina. Schon während seiner Studienzeit entschloss er sich, mittellosen jüdischen Zuwanderern aus Osteuropa, insbesondere Kindern und Jugendlichen, in Berlin zu helfen. 1916 gründete er im Berliner Stadtteil Spandau das „Jüdische Volksheim“. Hier wurde soziale Betreuung im Geiste des Zionismus angeboten. Neben sozialhygienischen Prinzipien, wie Körperpflege und sportliche Betätigung, wurde zudem Eigeninitiative und ein gesunder Lebensstil gefördert. Lehman erlernte für sein soziales Engagement Jiddisch, um die Jugendlichen besser erreichen zu können.

Nach der Promotion erhielt der junge Arzt 1921 vom Jüdischen Nationalrat Litauens den Auftrag, in Kowno (Litauen) ein Kinderheim aufzubauen, in dem durch den Krieg verstörte und entwurzelte junge Menschen medizinisch, pädagogisch und auf sozialem Gebiet betreut werden sollten. Die Zufluchtsstätte konnte bis zu 200 Kinder vom ersten Lebensmonat bis zum reiferen Jugendalter aufnehmen. „Es scheint so, als ob die Jugend hier nach langen Irrwegen die Form des Zusammenlebens gefunden hätte“, schrieb Lehman in einem Artikel für die Zeitschrift "Der Jude", „in Gruppen konzentriert sich die nach Palästina gerichtete Jugend. Das vorherrschende Berufsideal ist: Bauer oder Handwerker in Palästina auf dem Lande zu werden.“

In Kowno heiratete Lehman die litauische Ärztin Dr. Rebecca Klawanska, die gemeinsam mit ihm die Kinder des Heims betreute.

1925 fuhr Dr. Lehman nach Palästina, um die Übersiedlung der Kinder vorzubereiten, und ein Jahr später zog die erste Gruppe gemeinsam mit ihm und seiner Frau Rebecca nach Palästina, „um dort im Emek Israel den Boden für eine Kinder- und Jugendsiedlung vorzubereiten – der Jugendkibbuz Ben Schemen südöstlich von Tel Aviv war geboren. Hier kamen später auch die Töchter der Lehmans, Naomi und Aja, zur Welt.

„Vielleicht wird dieses Dorf einmal über den Rahmen einer Waisensiedlung hinauswachsen, die ,pädagogische Provinz‘ des jüdischen Volkes werden, ein Kraftzentrum für ein sich erneuerndes Volk“, schrieb Siegfried Lehman seinerzeit hoffnungsvoll. Dieser Wunsch ging in Erfüllung: Unter seiner Leitung wurde die „jüdische Kinderrepublik“ ein Zentrum der Jugendalija und ein Vorbild für moderne landwirtschaftliche Erziehung. Siegfried Lehman selbst arbeitete in Palästina nicht mehr als Mediziner, die ärztliche Versorgung in Ben Schemen übernahm seine Frau Rebecca.

Im Januar 1940 wurde Dr. Lehman sowie einige seiner Mitarbeiter unter dem Vorwurf, illegale Waffen zu besitzen, verhaftet. Ein britisches Militärgericht verurteilte Lehman als „Terrorist“ zu sieben Jahren Haft. Nach internationalen Protesten, u. a. von Albert Einstein, wurde Lehman jedoch nach drei Wochen wieder freigelassen.

Neben der Arbeit, dem Studium der Thora und der Musik war das friedliche Zusammenleben mit den arabischen Nachbarn stets ein Hauptanliegen Lehmans. Unter den Schülern in Ben Schemen war auch Israels Staatspräsident und Friedensnobelpreisträger Shimon Peres. Mit Einsetzen der Masseneinwanderung nach der Staatsgründung öffnete Ben Schemen seine Tore auch für Juden aus den arabischen Ländern.

1952 wurde Lehman für sein Engagement vom UN-Kinderhilfswerk UNICEF ausgezeichnet. 1957 erhielt er den „Israel-Preis“, die höchste Auszeichnung des Staates Israel. Unter seinen zahlreichen pädagogischen Publikationen ist auch ein Werk mit dem Titel „Schoraschim“ (dt.: Wurzeln), in dem er das Problem der Beziehungen zwischen Juden und Arabern im Land aus erzieherischer Sicht behandelte.

Siegfried Lehman starb im Juni 1958 in Ben Schemen, seine Frau Rebecca ein Jahr nach ihm.

Hinweis

Der Text dieses Jewiki-Artikels wurde zunächst der Website Jüdische Ärzte aus Deutschland entnommen (ursprünglich ein haGalil-Text).

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