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Siegbert Droese

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Frank Siegbert Droese (* 7. Juni 1969 in Leipzig) ist ein deutscher Politiker der Partei Alternative für Deutschland (AfD). Er gehört zu deren völkischem Flügel. Im September 2017 wurde er in den 19. Bundestag gewählt. Seitdem ist er auch Vorsitzender der AfD Sachsen.

Ausbildung, Beruf, Familie

Droese wuchs als jüngstes von drei Geschwistern in einer christlich geprägten Familie in der DDR auf. Bis zu seinem Schulabschluss betrieb er Leistungssport als Leichtathlet im Speerwurf.[1] Von 1986 bis 1988 machte er eine Ausbildung zum Restaurantfachmann im Interhotel Leipzig.[2] Im Juli 1989 floh er über die offene Grenze Ungarns in den Westen. In Hamburg nahm er eine Arbeit im Hotel Kempinski an (nach anderen Angaben im Hotel Atlantic[3]) und erlernte den Beruf des Hotelkaufmanns.[1] Die Ausbildung hatte er im Hotel „Merkur“ in Leipzig begonnen. 1991 kehrte er dorthin zurück.[4] Bis 1994 arbeitete er als Assistent, dann bis 1997 im Bereich Food & Beverage, von 1998 bis 2014 selbstständig im Bereich Hotellerie + Gastronomie in Leipzig.[2] Er eröffnete ein Restaurant in der Innenstadt, das er bis November 2013 führte. Ein damals eingeleitetes Insolvenzverfahren ist unabgeschlossen.[4] Von 2015 bis 2017 war er Manager und Mitglied der Geschäftsleitung bei F & B. Droese ist verheiratet und hat vier Kinder.[2]

Politische Ämter

Im September 2013 trat Droese in die AfD ein. 2015 wurde er Vorsitzender des AfD-Kreisverbands Leipzig. Beim Landesparteitag im Februar 2016 wurde er mit 86,4 Prozent der abgegebenen Stimmem zum stellvertretenden Vorsitzenden des AfD-Landesverbandes Sachsen gewählt.[5] 2016 nominierte der Leipziger AfD-Kreisverband Droese als Kandidat für den Bundestagswahlkreis Leipzig II bei der Bundestagswahl 2017.[6] Im März 2017 wählte der Landesparteitag der AfD Sachsen ihn auf den dritten Platz der Landesliste.[7]

Er erreichte mit 15,0 % der abgegebenem Stimmen den dritten Platz in seinem Wahlkreis und zog damit über die Landesliste in den Deutschen Bundestag ein.[8] Durch den Austritt von Frauke Petry aus der AfD rückte er als ihr bisheriger Stellvertreter in das Amt zum kommissarischen Vorsitzenden der AfD Sachsen auf. Er will die AfD bei der Landtagswahl 2019 zur stärksten Fraktion in Sachsen machen und damit erstmals in Deutschland eine Regierung stellen, strebt aber nach Eigenangaben selbst nicht das Amt des Ministerpräsidenten an.[4]

Politische Positionen

Als Bundestagskandidat 2017 gab Droese an, er habe sich in der DDR-Zeit und auch nach seiner Rückkehr nach Leipzig nicht für Politik interessiert. Die ehemaligen Blockparteien seien für ihn ab 1989 völlig unglaubwürdig gewesen.[1] Als Grund für seinen Eintritt in die AfD nannte er seine EU-kritische Haltung: Der Euro habe viele Preise verdoppelt, die EU-Bürokratie habe Deutschland immer mehr Fesseln angelegt, und mit der späteren Nullzinspolitik seien die Ersparnisse der deutschen Rentner enteignet worden. Das europäische Währungssystem stehe vor einer epochalen Krise. Bundeskanzlerin Angela Merkel habe ein unhaltbares Stabilitätsversprechen dazu gegeben. Deutschland brauche eine europäische Ordnungspolitik und einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat, um die Feindstaatenklausel überflüssig zu machen. Die Russland-Sanktionen müssten aufgehoben werden. In der Flüchtlingspolitik müsse radikal umgesteuert werden. Straffällig gewordene Flüchtlinge, geständige Taliban-Kämpfer und alle, „die nur in die deutschen Sozialsysteme einwandern wollen“, müssten sofort ausgewiesen werden. Sonst würden unsere Sozialsysteme kollabieren und „über kurz oder lang Verhältnisse herrschen wie in den Herkunftsländern“. Die Polizei Sachsen müsse angesichts steigender Kriminalität ausreichend für ihre Aufgaben ausgerüstet werden.[3]

Als Bundestagsabgeordneter will Droese im Europaausschuss mitarbeiten, sich für ein „Europa der Vaterländer“ und für bessere Beziehungen zu Russland einsetzen. Er will Haushaltsuntreue im staatlichen Bereich unter Strafe stellen, hatte aber im Wahlkampf verschwiegen, dass er privat hoch verschuldet ist und sein Einkommen überwacht wird. Er wirbt in sozialen Netzwerken mit Parolen wie „Freier Waffenbesitz für jeden rechtstreuen Deutschen“, „Wehrhafte Bürger dienen der Freiheit“ und „Volksbewaffnung hilft Koransprengköpfe zu neutralisieren“. Er bezeichnet die Bundesrepublik als „real existierenden BRD-Sozialismus“, Angela Merkel als „Poststalinistin“ oder als „SED-Schrapnell im Kanzlerbunker“ und behauptete, man sei in Deutschland „heute einem totalitären Staat näher als einem freiheitlichen“. Weil viele Sachsen „die Schnauze von der CDU so voll wie einst von der Stasi“ hätten, erwartet er eine weitere Revolution wie die vom Oktober 1989.[4]

Droesel war zeitweise Mitglied in der völkisch-nationalen Patriotischen Plattform, verließ diese nach Eigenangaben jedoch vor dem Bundesparteitag der AfD im Juli 2015 wieder.[2] Er unterzeichnete die „Erfurter Resolution“. Im Januar 2017 trat die Rechtsextremistin Tatjana Festerling bei Legida auf, dem Leipziger Ableger des islam- und fremdenfeindlichen Dresdner Demonstrationsbündnisses Pegida, und bot ein Bündnis mit der AfD an. Daraufhin warb Droese in einer Presseerklärung für eine Zusammenarbeit der AfD mit Pegida und für eine gemeinsame Großdemonstration in Leipzig. Während die Patriotische Plattform dies unterstützte, lehnte eine Mehrheit beim folgenden Kreisparteitag der AfD Leipzig eine direkte, offizielle Kooperation trotz anerkannter „politischer Schnittmengen“ ab.[9]

2016 machte die AfD Leipzig mit einem Pkw Wahlwerbung, der das Kfz-Kennzeichen „L-AH1818“ trug und nach AfD-Angaben auf Siegbert Droese zugelassen war. Rechtsextremisten verwenden und verstehen die Buchstaben als Initialen, die Zahlen als Code für den ersten und achten Buchstaben des Alphabets, beide also als Hinweis auf den Namen Adolf Hitler (siehe Rechtsextreme Symbole und Zeichen).[10] Ein weiterer Pkw der AfD Leipzig trug das Kennzeichen „L-GD 3345“, das als rechtsextremer Code für Großdeutschland zwischen 1933 und 1945 verstanden wird. Droese gab 2017 an, diese Bedeutung damals nicht gekannt zu haben. Einen Besuch im Führerhauptquartier Wolfsschanze erklärte er nach Rückfragen als nichts Besonderes.[4]

Droese bezeichnet sich als „national-liberal“.[11] Verschiedene Medienberichte über die politische Orientierung von AfD-Bundestagsabgeordneten zählen ihn zum völkischen Flügel der AfD[12] oder stufen ihn als „ultrarechts“ ein.[13]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Philip Fiedler: AfD-Direktkandidat Siegbert Droese. Mephisto 97.6, 2. August 2017
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Siegbert Droese: Kandidatur zum neuen Landesvorstand als stellv. Landesvorsitzender. AfD Sachsen, 2016
  3. 3,0 3,1 Klaus Staeubert: Siegbert Droese (AfD): „Ich will den Leuten sagen was Sache ist“. Leipziger Volkszeitung (LVZ), 4. September 2017
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 „Siegbert der Starke“ im AfD-Wunderland. Die Welt, 2. November 2017
  5. Wenn es um Pegida geht, weicht Frauke Petry., Die Welt, 28. Februar 2016
  6. Björn Meine: AfD Leipzig nominiert Siegbert Droese und Christoph Neumann. LVZ, 31. Oktober 2017
  7. Petry bleibt AfD-Spitzenkandidatin für Sachsen. MDR, 27. März 2017; Johann W. Petersen: AfD Sachsen komplettiert Landesliste zur Bundestagswahl. Sachsen Depesche, 4. April 2017
  8. Bundestagswahl 2017: Sechs Leipziger ziehen in den neuen Bundestag – 38 aus Sachsen. LVZ, 25. September 2017
  9. Wie viel Pegida-Partei will die AfD sein? Kreuzer online, 24. Mai 2016
  10. Fragwürdiges Nummernschild: Fährt die AfD in Leipzig mit Adolf-Hitler-Kennzeichen herum? Der Stern, 22. August 2016
  11. Severin Weiland: AfD-Kandidaten: Alles, was rechts ist. Der Spiegel, 20. September 2017; Katja Riedel, Sebastian Pittelkow, Antonie Rietzschel, Oliver Das Gupta: Diese Abgeordneten sitzen für die AfD im Bundestag. Süddeutsche Zeitung (SZ), 24. September 2017
  12. Maria Fiedler: Das sind die Radikalen in der AfD-Fraktion. Der Tagesspiegel, 25. September 2017
  13. Kai Biermann, Astrid Geisler, Christina Holzinger, Paul Middelhoff, Karsten Polke-Majewski, Tilman Steffen: AfD-Fraktion: Rechts bis extrem im Bundestag. Die Zeit, 21. September 2017
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Siegbert Droese aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.