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Sicherheitsschuh

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Sicherheitsstiefel der Kategorie S3
Sicherheitsschuh der Kategorie S3

Sicherheitsschuhe sind Halbschuhe und Stiefel, die als Schutzkleidung eingesetzt werden. Vorgeschrieben werden diese zum Beispiel von der Berufsgenossenschaft in der Industrie, im Handwerk, im Bauwesen und im Garten- und Landschaftsbau sowie bei der Feuerwehr, dem Technischen Hilfswerk, im Rettungsdienst, und bei der Polizei; sogar Köche müssen sie tragen.

Sicherheitsschuhe sind im vorderen Teil des Schuhs (zwischen Futter und Außenschaft) mit einer Schutzkappe aus Metall oder Kunststoff zum Schutz der Zehen ausgestattet. Das Obermaterial ist in der Regel Leder und die Schuhsohle besteht aus Gummi, Polyurethan oder thermoplastischen Elastomeren. Laut DGUV-Regel 112-191[1] haben Sicherheitsschuhe im Gegensatz zu Arbeitsschuhen zwingend eine Zehenschutzkappe, Arbeitsschuhe haben lediglich eine schützende Komponente, nicht aber unbedingt eine Schutzkappe.

Kategorie, Schutzwirkung und Anforderungen

Insgesamt gibt es nach der DGUV-Regel 112-191 (früher berufsgenossenschaftliche Regel für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 191 bzw. GUV-R 191) mehrere genormte Kategorien:

  • SB – Grundanforderungen
  • S1 – Zusatzanforderungen (A+FO+E)
  • S1P – Zusatzanforderungen (A+FO+E+P)
  • S2 – wie S1, zusätzlich bedingte Wasserdichtigkeit (A+FO+E+WRU)
  • S3 – wie S2 und zusätzlich durchtrittsicher (A+FO+E+WRU+P)
  • S4 – wie S2, aber als wasserdichter Stiefel
  • S5 – wie S4, zusätzlich durchtrittsicher

Zusatzangaben:

  • A – antistatische Schuhe
  • AN – Fußknöchelschutz
  • C – leitfähige Schuhe
  • CI – Kälteisolierung (Probe bei −20 °C)
  • CR – Schnittfestigkeit
  • E – Energieaufnahme im Fersenbereich
  • FO – öl- und benzinresistente Sohle
  • HI – Wärmeisolierung
  • HRO – Verhalten gegenüber Kontaktwärme (Wärmebeständigkeit der Sohle bei 300 °C in Minuten)
  • I – elektrisches Isolierschuhwerk
  • M – Mittelfußschutz
  • P – Durchtrittsicherheit
  • SRA – Rutschhemmung (Testverfahren: Keramikfliese/Reinigungsmittel)
  • SRB – Rutschhemmung (Testverfahren: Stahlboden/Glycerin)
  • SRC – Rutschhemmung (Testverfahren: SRA und SRB bestanden)
  • WR – Beständigkeit des gesamten Schuhs gegen Wasserdurchtritt und Wasseraufnahme
  • WRU – Beständigkeit des Schuhoberteils gegen Wasserdurchtritt und Wasseraufnahme

Die Kategorieeinordnungen OB-O5 und PB-P3 spielen in Deutschland eher eine untergeordnete Rolle. Derartiges Schuhwerk ist entweder als Halbschuh oder als überknöchelhoher Stiefel ausgeführt. In die Schuhspitze ist eine Stahl-, Aluminium- oder Kunststoffkappe (bis zur Zehenwurzel reichend) eingelassen, die den Zehenbereich gegen Quetschungen durch darauf fallende schwere Gegenstände (bis zu 200 Joule) schützt. Zwischen Zehenschutzkappe und Außenschaft ist ein reibungsminderndes Material (meist Filz, Lederfaserstoff oder Kautschuk) eingelassen, so dass der Schaft in diesem Bereich nicht unnötig belastet wird. Der Schuhboden ist häufig isolierend oder antistatisch ausgerüstet und verfügt bei S1P, S3 und S5 über eine durchtrittsichere Zwischensohle. Es gibt neben durchtrittsicheren Sohlen aus Stahlblech mittlerweile durchtrittsichere Einlagen aus Alternativmaterialien wie Kevlar, ParaAramide etc.; meist sind diese als Brandsohle fest eingearbeitet. Die stark profilierte Laufsohle besteht zumeist aus einer säure- und ölresistenten, gut haftenden PU-, TPU- oder Gummimischung.

Die Einzelheiten der Schuhausrüstung ergeben sich aus den Anforderungen im jeweiligen Arbeitsbereich. So sollen Schuhe für Schlachter zum Beispiel weitgehend wasserdicht sein, für Elektriker isolierend, Feuerwehrleute benötigen Schuhe, deren Materialien weitgehend flammfest sind und deren Verschluss sich schnellstmöglich schließen lässt (siehe Bild: Reißverschluss, der zusätzlich durch eine Schnürung einstellbar ist). In der Industrie sind Schuhe der Klassifizierungen S2 und S3 am häufigsten anzutreffen.

Sicherheitsschuhe S1 sind Schutzschuhe mit der Anforderung, dass eine Zehenschutzkappe vorhanden ist. Wie bei Sicherheitsschuhen S2 und S3 hat die Zehenschutzkappe eine Belastbarkeit von 200 Joule. Diese Anforderungen sind in der EN 20345:2004 für Sicherheitsschuhe geregelt.

Außerdem müssen die Sohlen aller Schuhe von Schutzklasse S1 an aufwärts antistatisch sein. Dabei soll der spezifische Durchgangswiderstand des Schuhs gemäß DIN EN 61340-4-3 größer gleich 105 Ohm und kleiner als 108 Ohm sein. Gerade beim zusätzlichen Tragen von Überziehschuhen oder Überziehstiefeln (Produktschutz in sauberen Arbeitsbereichen oder im Reinraum) wird jedoch der Durchgangswiderstand so hoch, dass der Grenzwert von 108 Ohm nicht mehr eingehalten wird.

Die Anforderungen an Sicherheitsschuhe S2 sind wie bei S1 und S3 die Schutzkappe, deren Belastbarkeit bei 200 Joule liegt. Zusätzlich zur Schutzkappe haben Sicherheitsschuhe S2 eine gewisse Resistenz gegen Feuchte und Nässe, die durch entsprechende Pflege erhalten bleibt.

Sicherheitsschuhe S3 sind mit einer Schutzkappe ausgestattet, deren Belastbarkeit 200 Joule beträgt (DIN EN 12568). Zusätzlich zur Schutzkappe sind die Sicherheitsschuhe mit einer durchtrittsicheren Sohle ausgestattet. Diese Schutzschuhe müssen eine gewisse Resistenz gegen Feuchte und Nässe haben, die durch entsprechende Pflege erhalten werden kann.

Schuhe der Schutzklasse S1P besitzen die gleichen Merkmale wie Schuhe der Schutzklasse S3, jedoch fehlt ihnen die bedingte Wasserdichtigkeit (60’ – Wasseraufnahme < 30 %).

Feuerwehrstiefel, Schutzklasse S3

Durchtrittsichere Sohle

Eine durchtrittsichere Sohle findet Verwendung in Sicherheitsschuhen und -stiefeln, wie sie beispielsweise bei der Feuerwehr verwendet werden. Sie schützt Fußsohlen vor Penetrationsverletzungen durch Nägel und andere spitze Gegenstände.

Die durchtrittsichere Sohle bestand früher nur aus Stahlblech, das in den Schuh eingearbeitet oder eingelegt wurde. Moderne Sohlen werden aus einem technischen Gewebe wie Kevlar, Lenzi, Fibre-LS oder ähnlichem gefertigt. Gewebe und Stahleinlage müssen die EN ISO-Norm 20344:2011 erfüllen. Gewebesohlen sind angenehmer zu tragen, weil sie biegsamer, kälte- und wärmeisolierend sind. Sie decken zudem die komplette Brandsohle ab, was bei Stahl nicht der Fall ist.

Zehenschutzkappe

Die Zehenschutzkappe, umgangssprachlich „Stahlkappe“, findet Verwendung in Sicherheitsschuhen und Schutzschuhen. Sie schützt die Zehen vor Verletzungen, zum Beispiel durch herabfallende Gegenstände, Maschinen (Trennschleifer), oder ähnlichem. Die Kappe kann aus Stahlblech oder aus Materialien wie Kunststoff, Aluminium oder Titan sein. Die Widerstandsfähigkeit einer Zehenschutzkappe wird in Joule angegeben. Bei Schutzschuhen muss die Kappe gegen mechanische Einwirkungen von 100 J, bei Sicherheitsschuhen von 200 J, schützen.

Winter-Sicherheitsschuhe

Für Außenarbeiten im Winter gibt es Winter-Sicherheitsschuhe. Diese erfüllen zumeist die Mindest-Norm CI und SRC, darüber hinaus WR oder WRU. Für das Innenfutter wird dabei zum Beispiel ein Thinsulate-Material verwendet oder ein anderes abriebfestes Kunstfell, während das Obermaterial aus einem hydrophobierten beziehungsweise wasserabweisenden Glattleder besteht. Das Material ist jedoch in erster Linie von der Schutzklasse abhängig. So werden Sicherheitsschuhe der Klassen SB bis S3 aus Leder oder anderen Materialien gefertigt, Schuhe der Klassen S4 und S5 sind hingegen vollständig geformt oder vulkanisiert. Das hat den Grund, dass sie für Bereiche mit viel Wasser und Feuchtigkeit ausgelegt sind.[1]

Winter-Sicherheitsschuhe gibt es mit herkömmlicher Stahlkappe und -sohle (preiswerte Ausführungen) oder mit Alu- oder Kunststoffkappe beziehungsweise mit No-metal-Sohle (bessere kälteisolierende Schutzwirkung).

Kettensägenschutz

Schnittschutzstiefel

Für den Einsatzbereich in der Forstwirtschaft sind Schnittschutzschuhe erhältlich, die einen besonderen Schutz gegen Schnitte mit Kettensägen aufweisen.

Klassifizierung

Die Klassen S1P, S3 und S5 sind charakterisiert durch

  • Zehenschutzkappe (200 Joule)
  • antistatische Eigenschaften
  • Kraftstoffbeständigkeit
  • geschlossener Fersenbereich,
  • Energieaufnahmevermögen im Fersenbereich,
  • bedingte Wasserdichtigkeit (60 Min. nicht größer als 30 %) (nicht S1P)
  • Wasseraufnahme (30 Min. > 2 g)
  • Durchtrittsicherheit
  • profilierte und damit rutschsichere Laufsohle

Feuerwehrsicherheitsschuhe

Feuerwehrsicherheitsschuhe müssen bestimmten Anforderungen nach EN 15090:2012 und den Unfallverhütungsvorschriften[2] (UVV) gerecht werden. Schuhe für den Einsatzdienst müssen der Schutzklasse EN 15090:2012 entsprechen. Diese Norm enthält weitere Unterteilungen.

Bei der Feuerwehr ist als weiteres Merkmal meist ein Schnellverschluss in Form eines Reißverschlusses vorhanden. Die Schaftweite solcher Stiefel wird mittels Schnürung einmal an den Träger angepasst, für das schnelle An- und Ausziehen der Stiefel ist so nur noch das Öffnen und Schließen des Reißverschlusses erforderlich. Bei Gummistiefeln entfällt dieses Merkmal.

Mode

Seit den 1970er-Jahren sind Stahlkappenstiefel als Modeartikel beliebt. Dieser Trend stammt aus der Skinhead-Szene, deren Angehörige begannen, schwere Stiefel (Steels) außerhalb der Arbeitszeit zu tragen, um ihre behauptete oder tatsächliche Herkunft aus der englischen Arbeiterklasse äußerlich zu betonen. Diese Mode wurde auch in anderen Jugendkulturen populär, zum Beispiel in der Punk-, Metal-, Industrial- und Wave-Szene (EBM, Gothic usw.), sowie in Teilen der BDSM-Kultur.

Weitere Aspekte, die die Popularität von Stahlkappenstiefeln als Freizeitschuhwerk mitbestimmten, sind die Einsetzbarkeit der Stahlkappen in körperlichen Auseinandersetzungen oder der Wunsch nach einem „harten“ Image. Tatsächlich waren Stahlkappenstiefel zeitweise in englischen Fußballstadien als Waffen verboten. Beim Pogo sind diese Stiefel nützlich, weil sie die Füße schützen, wenn andere auf den Schuh treten.

Ein weiterer Aspekt ist das sichere Gehen auf dem Gelände von Freiluft-Musikfestivals, das oftmals durch Wettereinwirkung nass und schlammig ist; außerdem bieten Sicherheitsschuhe Schutz gegen dort allfällige, vorsätzlich oder fahrlässig nicht korrekt entsorgte Zeltheringe, Glassplitter und Getränkedosen sowie andere Gegenstände und Geländeunebenheiten. Ebenso kommt es durch die Dämpfung von Sicherheitsschuhen nicht zu Fersenprellungen. Sicherheitsschuhe sind meist leichter als Bergstiefel, was das Tanzen erleichtert.

Neben den originalen Doc-Martens-Stiefeln existiert eine Reihe von Herstellern, die Rangers herstellen, also Stahlkappenstiefel, die Armee-Kampfstiefeln stark ähneln. Eine breite Palette von Farben und Formen ist erhältlich, auch solche mit diversen Schnallen oder Ketten, vom knöchelhohen Straßenschuh bis zum über das Knie reichenden Stiefel. Die Höhe solcher Schuhe wird in der Anzahl der Löcher für die Schnürbänder auf einer Seite angegeben; gängige Größen sind 3 oder 4 Löcher (Halbschuh), 10, 14 (Stiefel), 20 (hoher Stiefel), 30 (sehr hoher Stiefel).

Imitate von Sicherheitsstiefeln lassen bei genauerem Hinschauen viele Details echter Sicherheitsschuhe in Stiefel-Variante vermissen. Traditionell gibt es in Nordamerika noch verhältnismäßig viele Hersteller (zum Beispiel WESCO, Red Wing Shoes und White’s) von Sicherheitsschuhen als Stiefel-Variante in verschiedenster, den jeweiligen Einsatz-Erfordernissen angepasster Ausstattung und Machart (für Waldarbeiter, Postboten usw.). Auffallend sind die dort noch verbreiteten, schuhklimatisch und wegen Haltbarkeit sowie Reparaturfähigkeit überragenden Volllederstiefel (keine Innenschuhausstattung mit Kunstfasern oder ähnlichem), die genäht (flexibelgenäht, rahmengenäht oder zwiegenäht) werden.

Eng verwandt mit reinen Sicherheitsschuhen in Stiefel-Variante, mit oder ohne Stahlkappe, sind die Arbeitsstiefel der amerikanischen Cowboys (Westernstiefel) sowie einige Motorradstiefeltypen (letztere meist ohne Stahlkappe, welche die Bedienung des Fußschalthebels erschweren würde).

Auch bei normgerechten Sicherheitsschuhen ist die Mode ein wichtiger Faktor geworden. Sie haben daher oftmals nicht mehr den Arbeitsschuhcharakter, sondern werden modisch gestaltet. Beispielsweise gibt es elegante Damen-Sicherheitsschuhe mit Absätzen für Damen, die im „Business-Outfit“ Sicherheitsbereiche durchqueren müssen (Fertigungsleiterinnen, Sicherheitspersonal an Flughäfen etc.).

Normen

Literatur

  • Helge Sternke: Alles über Herrenschuhe. Nicolai, Berlin 2006, ISBN 978-3-89479-252-7 (Kapitel über Arbeitsschuhe).

Weblinks

 Commons: Sicherheitsschuh – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Sicherheitsschuh – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Sicherheitsschuh aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.