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Short Message Service

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SMS ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Weitere Bedeutungen sind unter SMS (Begriffsklärung) aufgeführt.

Short Message Service (englisch für Kurznachrichtendienst, Abk. SMS) ist ein Telekommunikationsdienst zur Übertragung von Textnachrichten, die meist Kurzmitteilungen oder ebenfalls SMS genannt werden. Er wurde zuerst für den GSM-Mobilfunk entwickelt und ist in verschiedenen Ländern auch im Festnetz als Festnetz-SMS verfügbar. Über SMS-Gateways können weitere Dienste angebunden werden.

SMS auf einem Mobiltelefon
Datei:SMS auf dem Windows Phone Betriebssystem.png
SMS wie bei Smartphones üblich als Nachrichtenverlauf in Windows Phone 8 dargestellt

Terminus

Obgleich die Abkürzung SMS den Dienst (Service) zur Übertragung von Kurznachrichten bezeichnet, steht sie heute zumeist für die Kurzmitteilung (Short Message) selbst (siehe auch Metonymie). Grund könnte sein, dass SM als Kürzel für Sadomasochismus besetzt ist.[1] Der Duden führt daher die Abkürzung SMS als Femininum; in der Schweiz und teilweise auch in Österreich ist das Neutrum üblich.[2]

Der Dienst, welcher ursprünglich als Teil des Signalisierungskanals zum Rufaufbau gedacht war, um Informationen über Störungen im GSM-Netz an die Teilnehmer zu senden, ist eigentlich ein Nebenprodukt und wurde daher oftmals kostenlos angeboten. Dieser entwickelte sich aber zum größten Ertragsbringer der Netzbetreiber. Verglichen mit einem normalen Telefongespräch haben Kurzmitteilungen einen niedrigen Steuerungsaufwand, zudem entfällt die Gesprächsvermittlung. Die Marge pro versandter Kurznachricht ist daher für den Netzbetreiber entsprechend hoch.

Weiterentwicklungen des SMS existieren unter den Namen Enhanced Message Service (EMS), Multimedia Messaging Service (MMS) sowie Joyn.

Geschichte

Erste Überlegungen zur Errichtung eines Textnachrichtendienstes gab es seit 1984 bei den europäischen Telekommunikationsgesellschaften. Die erste Version des endgültigen Standards wurde Anfang 1989 verabschiedet. Der ursprüngliche Konzeptvorschlag für einen Short Message Service wurde von Friedhelm Hillebrand von der damaligen Deutschen Bundespost mit Beiträgen von Bernard Ghillebaert von der PTT (Vorgänger der France Télécom) 1984 erarbeitet und im Februar 1985 in die GSM-Standardisierung eingebracht. Er legte beispielsweise die Länge auf 160 Zeichen fest, weil er festgestellt hatte, dass praktisch alle Postkarten und Telexe weniger als 160 Zeichen enthielten.[3] Finn Trosby von der norwegischen Telenor war von 1987 bis 1990 Leiter der Standardisierungsgruppe GSM4 DGMH (drafting group message handling), die das erste technische Design erarbeitete und standardisierte. Von 1990 bis 2009 wurde der SMS-Standard in dieser Gruppe unter Leitung von Kevin Holly von Cellnet und Ian Harris von Vodafone weiterentwickelt.[4]

Am 3. Dezember 1992 schickte der Ingenieur Neil Papworth die erste Kurzmitteilung des Short Message Service (mit dem Text »Merry Christmas«) von einem PC an ein Orbitel TPU 901 Mobiltelefon im britischen Vodafone-Netz.[5] Dies geschah etwa ein Jahr nach der Einführung des GSM-Standards für Mobiltelefone in Europa.

Einfluss auf Kommunikation und soziale Interaktion

Durch die hohe Akzeptanz von SMS nehmen Kurznachrichten einen zunehmenden Einfluss auf soziale Interaktion (z. B. Terminvereinbarungen) und Sprache.

So ist simsen seit den 1990er Jahren im deutschsprachigen Raum auch die umgangssprachliche Bezeichnung für das Versenden von Kurzmitteilungen mit einem Mobiltelefon. Dieser Neologismus ist gerade bei der Jugend beliebt, da er deutlich kürzer ist als „eine Kurzmitteilung senden“. Entwickelt hat er sich aus dem Versuch heraus, smsen auszusprechen und eine angemessene, praktikable Schreibweise zu finden. Der Begriff „texten“ ist ebenfalls gebräuchlich. In Österreich, in der Schweiz und im süddeutschen Raum hat sich der Ausdruck smsen (ausgesprochen als „es-em-es-en“) eingebürgert.

Um mehr Inhalt in die auf 160 Zeichen beschränkten Nachrichten zu bringen, hat sich eine weitverbreitete Abkürzungskultur entwickelt, die ursprünglich in Chats und E-Mails entstanden war und von dort übernommen wurde, siehe Netzjargon und die Liste der Abkürzungen des Netzjargons. Ebenfalls werden inzwischen Emoticons so oft in Kurznachrichten verwendet, dass viele davon in modernen Mobiltelefonen bereits vorgespeichert sind (und wahlweise auch grafisch angezeigt werden können).

Wirtschaftliche Bedeutung

Der SMS benötigt nur wenig zusätzliche Infrastruktur, hauptsächlich sind dies die Kurzmitteilungszentralen. Die übertragene Datenmenge ist im Vergleich zur Sprachübertragung gering, eine Kurzmitteilung umfasst etwa 1/1000 der Datenmenge einer Gesprächsminute. Bei nutzungsabhängigen Tarifen ist der Preis bezogen auf die Datenmenge erheblich höher als bei der Sprachübertragung. Jedoch sind auch die Kosten für den Aufbau und Betrieb des Netzes nur zum Teil von der zur Verfügung gestellten Datenübertragungsrate abhängig.

Anfangs wurde SMS von den Netzanbietern kostenlos angeboten, was später aufgrund des wirtschaftlichen Potenzials eingestellt wurde. Innerhalb Europas schwanken die Preise für SMS sehr stark. Eine Nachricht kostet in Frankreich etwa 9 Cent bis 15 Cent, in Österreich netzintern ab 1 Cent, in Deutschland etwa 3 Cent bis 39 Cent und mehr, in der Schweiz zwischen 10 und 20 Rappen (ungefähr 6,5 und 13 Cent) und in Italien etwa 15 Cent; in Dänemark jedoch meist nur 20 Øre, was etwa 3 Cent entspricht.

Im Jahr 2003 wurden in Europa über 115 Milliarden Kurzmitteilungen versendet. In Deutschland wurden davon die meisten, nämlich 25,5 Milliarden Nachrichten versendet.[6] 2010 waren es in Deutschland schon 41,3 Milliarden.[7] Der Erfolg des mit Hilfe von Mobiltelefonen genutzten SMS liegt damit deutlich über dem der Vorgänger, also der separierten digitalen Funkmeldeempfänger (u. a. Pager).

USA

Anzahl an Kurzmitteilungen in den USA

In den USA war SMS lange Zeit unbekannt, da sich dort das Pager-System etabliert hatte und Nachrichten nur innerhalb desselben Mobilfunknetzes versandt werden konnten. Dieses Hindernis wurde mittlerweile beseitigt, und so steigt die Anzahl versendeter Kurznachrichten pro Monat, während die versendeten Pager-Mitteilungen stagnieren. Der Dienst SMS wird in den USA teilweise unter der Bezeichnung „text messaging“ vermarktet. Die Kosten variieren zwischen komplett kostenlos, 10 US-¢ pro versandter Nachricht/Empfang kostenlos und 5¢ pro empfangener oder versandter Nachricht.

Deutschland

Anzahl an Kurzmitteilungen in Deutschland
Jahr Kurzmitteilungen in Deutschland Quelle
1996 0,1 Milliarden [8]
1997 0,4 Milliarden [8]
1998 1,0 Milliarden [8]
1999 3,6 Milliarden [9]
2000 11,4 Milliarden [9]
2001 17,1 Milliarden [9]
2002 18,4 Milliarden [9]
2003 19 Milliarden [9]
2004 19,7 Milliarden [9]
2005 22,3 Milliarden [9]
2006 20,1 Milliarden [10]
2007 23,1 Milliarden [10]
2008 27,8 Milliarden [10]
2009 34,4 Milliarden [10]
2010 41,3 Milliarden [10]
2011 55 Milliarden [11]
2012 59 Milliarden [12]
2013 (Schätzung) 63 Milliarden [13]

Die SMS-Beliebtheit stieg in Deutschland fast jedes Jahr an. Wurden im Jahr 2000 etwa 11,4 Milliarden Kurzmitteilungen verschickt, waren es 2005 schon über 22 Milliarden.[9] 2010 tippten die Deutschen nach Schätzung des Branchenverbands BITKOM (auf Basis von Daten der Bundesnetzagentur) 41 Milliarden Kurzmitteilungen in ihre Handys und Smartphones. Für 2011 rechnet der BITKOM mit 46 Milliarden Kurzmitteilungen.[10]

Premium-Dienste

Seit dem Frühjahr 2003 sind in Deutschland auch Premium-Dienste möglich. Die Kosten für den Premium Rate SMS (PR-SMS) beginnen bei 0,29 Euro und steigt dann in 10-Cent-Schritten an, bis zu 4,99 Euro. Der PR-SMS dient als Abrechnungsmöglichkeit im Micropayment-Bereich (zum Beispiel für Klingeltöne, Logos, Votings im TV und andere einzeln zu bezahlende Dienstleistungen), wird aber auch zur erotischen Kommunikation (Flirtline) genutzt und steht hier im Wettbewerb zu den 0900-Telefonnummern (früher: 0190).

Der Anbieter eines kostenpflichtigen Service erhält etwa 50 bis 60 % der Einnahmen aus den Premium-Nachrichten, der Rest geht an den Mobilfunkbetreiber (vergleiche 0900-Nummer: etwa 80 bis 90 % für den Serviceanbieter). Trotz dieser erheblich schlechteren Konditionen wird in diversen Servicebereichen, die speziell von jungen Zielgruppen genutzt werden, vermehrt auf die leicht zu kommunizierenden Short Codes gesetzt.

Der Mobilfunkbetreiber ist beim Einzug des Verbindungsentgelts dem Kunden gegenüber zur Auskunft über die Anspruchsgrundlage verpflichtet.[14]

Internet

Kurzmitteilungen lassen sich auch über das Internet verschicken. In den ersten Jahren war der Versand von Kurzmitteilungen über das Internet, genau wie innerhalb der Mobilfunknetze selbst, kostenlos. Heute ist der Internet-Versand von Kurzmitteilungen meist zu einem Preis zwischen 4 und 10 Cent möglich, je nachdem, welche Zustellgeschwindigkeit und zusätzlichen Dienste angeboten werden. Es existieren aber auch Gratisangebote, die sich meist über Werbung finanzieren.

Letztere finanzieren sich oft über den Handel mit persönlichen Informationen, dies können unter anderem E-Mail-Adressen sein, die an externe Adress-Broker weitergegeben werden, um z. B. Werbemails zu versenden, oder komplette Datensätze des jeweiligen Users, aus denen sich Interessenprofile erstellen lassen, welche einen hohen Verkaufswert haben, da Adressbroker ihren Kunden somit Datensätze anbieten können, die bestimmte Zielgruppen maßgeschneidert enthalten. Zunehmend wird das Internet auch als Missbrauchsmedium genutzt, um kostenpflichtige SMS-Abos abzuschließen; der User wird oft nicht ausreichend über die entstehenden Kosten aufgeklärt. Des Weiteren wird den meisten Gratis-Kurzmitteilungen ein Werbetext angehängt, sodass dem Nutzer weniger als die üblichen 160 Zeichen zur Verfügung stehen.

Österreich

Jahr Kurzmitteilungen in Österreich Quelle
2007 3,29 Milliarden [15]
2008 4,73 Milliarden [15]
2009 5,76 Milliarden [15]
2010 6,40 Milliarden [16]
2011 7,28 Milliarden [17]

Im Jahr 2009 wurden in Österreich erstmals über 5 Milliarden Kurzmitteilungen verschickt und eine neue Rekordmarke von 1,5 Milliarden Kurzmitteilungen im vierten Quartal aufgestellt. Insgesamt ergibt sich eine Steigerung des SMS-Aufkommens um über 21 % im Vergleich zum Jahr 2008.[15] Die Gründe für dieses Wachstum liegen unter anderem darin, dass die Mobilfunkbetreiber immer häufiger Pauschalpakete anbieten, die nicht nur Gesprächsminuten, sondern auch eine definierte Anzahl an Kurzmitteilungen beinhalten (meist zwischen 100 und 1000). Die Kosten für den SMS-Versand außerhalb dieser Anzahl liegen zwischen 0,04 und 0,29 EUR (Stand: 19. Juni 2010).

2010 betrug das Wachstum nur mehr 12 % und erreichte damit den niedrigsten Wert der letzten 5 Jahre. Die Gesamtzahl an Kurzmitteilungen betrug 6,4 Milliarden Stück.[16]

Für das Jahr 2011 betrug die Gesamtzahl an Kurzmitteilungen rund 7,28 Milliarden Stück, was eine Steigerung um ca. 13,1 % im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Im vierten Quartal wurden erstmals mehr als 2 Milliarden Kurzmitteilungen versendet. Der RTR-Telekom-Monitor-Jahresbericht 2011 führt dies unter anderem auf die zunehmende Verbreitung von M2M-Anwendungen zurück.[17]

Technik

Übertragung

Der SMS nutzt einen Signalisierungs-Kanal des GSM-Standards wie etwa SDCCH (Stand-alone Dedicated Control Channel) oder FACCH (Fast Associated Control Channel). Diese Kanäle werden auch genutzt, um Gespräche aufzubauen und zu halten. Kurzmitteilungen kann man parallel zu einer Telefonverbindung versenden/empfangen. Hierzu wird ein Teil der Bandbreite des Verkehrsdatenkanals temporär zum Signalisierungskanal (SACCH) umkonfiguriert und zum Versand/Empfang einer Kurzmitteilung genutzt.

Der Versand einer solchen Nachricht erfolgt grundsätzlich vom Mobiltelefon an eine Kurzmitteilungszentrale (SMSC), gewöhnlich die des Netzbetreibers; sie wird nicht von einem Mobiltelefon direkt zu einem anderen gesendet. Die Nummer der Kurzmitteilungszentrale hat den gleichen Aufbau wie eine „normale“ Mobilfunknummer (MSISDN = Mobile Subscriber Integrated Services Digital Network Number) und ist in den Einstellungen der SIM-Karte hinterlegt. Die Kurzmitteilungszentrale liest aus dem Header unter anderem die Zielnummer aus und sendet die Nachricht entweder im eigenen Netz an diese Zielnummer oder übergibt sie an den Netzbetreiber der Zielnummer. Die verschiedenen Netzbetreiber sind untereinander verbunden (interkonnektiert). Ist der Empfänger kein Mobilfunkgerät, sondern eine Anwendung (zum Beispiel im Fall einer Anmeldung bei einem Short-Message-Newsletter-Service), wird der Inhalt der Nachricht über Datenverbindungen an die Server des Service-Anbieters weitergeleitet.

Die Beschränkung auf 160 Zeichen bei einer Kurzmitteilungen ergibt sich aus der maximalen Nutzdatenlänge des MAP (Mobile Application Part) des Signalisierungssystems Nummer 7. Dieses wird zur Übertragung der Kurzmitteilungen zwischen dem MSC und dem SMSC verwendet. Aufgrund einer maximalen MSU (Message Signal Unit)-Paketgröße von 272 Oktetten im Signalisierungssystem Nummer 7 ist die verfügbare Nutzdatenlänge auf 140 Oktette (140 Oktette = 140 zu je 8 bit = 1120 bit) beschränkt. Kurzmitteilungen können in verschiedenen Zeichenkodierungen übertragen werden, so beispielsweise in der in Mitteleuropa üblichen GSM-7-bit-Kodierung, mit der maximal 160 Zeichen (160·7 bit = 1120 bit) möglich sind; in 8-Bit-Kodierungen sind 140 Zeichen, in der 16-Bit-Kodierung nur 70 Zeichen möglich.

Die Verwendung auch nur eines 16-bit-Sonderzeichens ändert das Codierschema einer Kurzmitteilung und reduziert ihre (Teil-)Länge auf 70 Zeichen, was kostenrelevant sein kann.[18]

Bei überlangen Kurzmitteilungen, sogenannten Multi-SMS (Concatenated SMS, Long SMS), werden längere Texte aufgeteilt und einzeln versendet und in der Regel jeder einzelne Teil als separate Kurzmitteilung abgerechnet. Der Empfänger (sofern dazu fähig) setzt die Teile dann wieder zu einem zusammenhängenden Text zusammen.

Aufbau einer Kurzmitteilung

Eine Kurzmitteilung besteht aus zwei Teilen:

Header
(engl. für „[Brief-]Kopf“) Im Header werden verschiedene grundlegende Nachrichtenparameter angegeben, zum Beispiel Absendernummer, Kodierung (7 Bit, 8 Bit, 16 Bit), Zeichensatz, Empfängernummer etc.
Body
(engl. für „Körper“) Er ist der eigentliche Nachrichteninhalt, welcher aus den Nutzdaten besteht, die übertragen und schließlich auf dem Display angezeigt werden sollen. Die maximale Größe eines Bodys ist auf 1.120 Bit (= 160 Zeichen für Textnachrichten) begrenzt, jedoch gibt es die Möglichkeit, mehrere Nachrichten miteinander zu verknüpfen („concatenated SMS/Enhanced Message Service (EMS)“).

Kodierung

SMS-Editor mit Eingabehilfe für chinesische Schriftzeichen; übersetzt: „Hallo! WIKIPEDIA! Hallo an alle bei Wikipedia! Du weißt …“

Es gibt insgesamt drei verschiedene Arten der Kodierung im SMS:

7 Bit
Für Textnachrichten mit begrenztem Zeichenvorrat
8 Bit
Für Datennachrichten (binäre Inhalte), wie z. B. Logos, Bildmitteilungen und Klingeltöne
16 Bit
Unicode (UCS2), d. h. auf BMP (Basic Multilingual Plane) beschränktes UTF-16. Hiermit können Texte in allen lebenden Sprachen, auch z. B. asiatische Zeichen, übertragen werden. Die Anzahl der Zeichen pro Kurzmitteilung verringert sich jedoch auf 70 Zeichen

Betriebsmodi

Der SMS kennt 3 Betriebsmodi:

SMS-MO
(MO = mobile originated): Eine Kurzmitteilung wird von einem Mobilfunkgerät an das Netzwerk des Operators (= Netzbetreiber) gesendet. Der leitet entweder an ein anderes Mobilfunkgerät oder an eine Anwendung weiter.
SMS-MT
(MT = mobile terminated): Ein anderes Mobilfunkgerät oder eine Anwendung löst aus, dass der Operator eine Kurzmitteilung an ein Mobilfunkgerät sendet.
SMS-CB
(CB = cell broadcast): Der Operator sendet an alle eingebuchten Mobilfunkgeräte einer Funkzelle bestimmte Informationen. Es kann sich etwa um allgemeine Informationsdienste oder die Vorwahl des aktuellen Standorts handeln. Die Nachrichten werden mit einer Themen-ID gesendet. Diese muss zum Empfang im Telefon aktiviert sein. Die Nachrichtenlänge beträgt maximal 93 Zeichen.

Spezielle Nachrichtentypen

Flash Message
Flash Messages (oft: „Flash SMS“, engl. für „Blitz-SMS“) erscheinen direkt auf dem Display. Es ist nicht nötig, die Anzeigetaste zu drücken; die meisten Mobiltelefone können derartige Nachrichten auch nicht speichern. Sie zeigen z. B. sofort nach einem Gespräch an, wie viel Restguthaben noch vorhanden ist. Eine weitere Anwendung ist die priorisierte Anzeige zur Alarmierung von Einsatzkräften, beispielsweise der Feuerwehr.
Silent Message
Silent Messages (oft bezeichnet als: Silent SMS, Stealth SMS, Stille SMS oder stealthy ping) zeigt weder das Display noch ein akustisches Signal an. Beim Mobilfunkanbieter fallen jedoch Verbindungsdaten an, so zum Beispiel die Nutzeridentifikation IMSI. Solche Kurzmitteilungen verwendet insbesondere die Polizei zur Ortung von Personen oder zur Erstellung ganzer Bewegungsprofile.[19][20][21] Mengenmäßig am meisten wird die stille SMS jedoch von den Behörden der Zollfahndung (2010: 236.000) und des Verfassungsschutzes (2010: 107.000) genutzt.[22] Silent-SMS können auch von privater Seite aus versandt werden, lassen dann aber nur erkennen, dass die adressierte SIM eingebucht ist, bzw. das Empfängergerät empfangsbereit ist. In ganz Deutschland wird die stille SMS von Polizei und Geheimdiensten intensiv genutzt. Verfassungsschutz, Bundeskriminalamt und Zoll haben diese Form der Überwachung von 2006 bis 2011 fast 1,7 Millionen Mal angewandt.[23]
Concatenated Message
Mehrere Kurzmitteilungen werden zu einer einzigen Nachricht zusammengestellt. SMS1+SMS2+…+SMSn = Nachrichtentext

Unzustellbare Nachrichten/Empfangsbestätigung

Ist eine Nachricht nicht zustellbar, weil das Empfangsgerät ausgeschaltet ist oder sich in einem Funkloch befindet, speichert sie die Kurzmitteilungszentrale (SMSC) des Netzes, zu der die Empfängernummer gehört, für eine Vorhaltezeit zwischen – je nach Anbieter zwischen 48 Stunden und 7 Tagen.[24] In regelmäßigen Abständen unternimmt die SMSC weitere Sendeversuche, bis die Nachricht nach Ablauf der Zeit schließlich gelöscht wird. Die Netzbetreiber berechnen in einem solchen Fall trotzdem die normalen Versandgebühren.

Ist eine Nachricht wegen unbekannter Empfängernummer unzustellbar, lehnt das SMSC sie bereits beim Absenden ab.

Ein Benutzer kann von einem Handy eine Kurzmitteilung verschicken und sich die Übermittlung bestätigen lassen. Dadurch erfährt der Absender, in welchem Moment der Empfänger sein Handy einschaltet, wenn es zuvor z. B. ausgeschaltet war.

Alternative Empfangsnummern

Unterschiede zwischen den Nummerntypen
Shortcodes Langnummer
Nationale Erreichbarkeit Internationale Erreichbarkeit
kurzfristige Verfügbarkeit längerfristige Verfügbarkeit
Direkt von der Kurzmitteilungszentrale
des Netzbetreibers verwaltet
Direkter Bezug von Mobile Messaging
Provider mit SS7-Zugang
mittlerer Kostenaufwand niedriger Kostenaufwand

Alternativ zu „normalen“ Telefonnummern kann man Kurzmitteilungen auch an sogenannte Kurzwahlnummern oder auch Shortcodes senden. Shortcodes werden direkt in der Kurzmitteilungszentrale des Netzbetreibers verwaltet, sind also nicht an eine SIM-Karte gebunden. Gerade im Marketing-Bereich nutzt man häufig Shortcodes, da sie leicht zu kommunizieren sind, einen höheren Nachrichtendurchsatz erlauben und sich bei Bedarf durch erhöhte Kosten als Abrechnungsmethode nutzen lassen (siehe wirtschaftliche Bedeutung/Anwendungen).

Es gibt ebenfalls sogenannte Langnummern (long codes, z. B. +447624556335) – auch als virtuelle Empfangsnummern bekannt. Hierbei handelt es sich auch um einen SMS-Empfangs-Mechanismus, der es einer Vielzahl von Unternehmen ermöglicht, ein hohes SMS-Aufkommen von Handy-Nutzern, aber zusätzlich auch Anrufe zu empfangen. Neben einer internationalen Erreichbarkeit bieten Langnummern Unternehmen wie Werbeagenturen die Möglichkeit, eigene und somit personalisierte Nummern langfristig für ihre Marketingkampagnen zu verwenden. Diese können mobile Werbeaktionen, TV-Abstimmungen, Gewinnspiel-Kampagnen etc. sein. Je nach Fokus der jeweiligen Unternehmung werden sowohl Short Codes als auch Langnummern verwendet.

Texterkennung

Das 1998 erfundene Texteingabesystem Text on 9 keys, kurz T9 genannt, machte die Texteingabe deutlich einfacher und komfortabler, weil das Mehrfachtippen einer Taste für den richtigen Buchstaben im Regelfall entfällt. T9 basiert auf einer intelligenten Texterkennung anhand eines im Mobiltelefon gespeicherten Wörterbuches. T9 funktioniert nicht für Schweizerdeutsch, das vor allem bei der jungen Generation in der Schweiz beliebt ist.

In Motorola-Mobiltelefonen wird das ähnlich funktionierende iTap verwendet.

Verwendung zur Gerätesteuerung

Abgesehen von der Funktion als Kommunikationsmittel wird der SMS auch zur Steuerung und Überwachung von verschiedenen technischen Geräten verwendet.

So ist es beispielsweise möglich, das Öffnen eines Garagentors oder die Ausgabe eines Getränks bei einem Getränkeautomaten durch das Senden einer Kurzmitteilung an eine bestimmte Telefonnummer zu veranlassen. In Österreich ist es möglich, via SMS über den Service Paybox Zigaretten an Automaten zu erwerben. Die Abrechnung erfolgt über das Bankkonto.

Bei Alarmanlagen und bei Heizungen kann sich der Besitzer mittels vorgefertigter, in der Anlage gespeicherter Nachrichten per Kurzmitteilung über Störungen verständigen lassen.

In Vorarlberg wird die SMS-Technik verwendet, um öffentlichen Linienbussen per Knopfdruck an der Haltestelle den Bedarf zur Anfahrt abgelegener sogenannter „Rufbushaltestellen“ zu melden.

In einigen Gemeinden wie dem nordrhein-westfälischen Dörentrup lässt sich die aus Kostengründen ausgeschaltete Straßenbeleuchtung kurzzeitig per SMS einschalten.[25]

Beim deutschen Mautsystem verwenden die On-Board-Units SMS zum Übertragen von Abrechnungsdaten.

Gefahren im Straßenverkehr

Das Verfassen und Lesen von Textnachrichten durch Fahrer eines Autos ist genauso bußgeldbewehrt wie Telefonieren[26], da dafür das Telefon gemäß § 23 Abs. 1a StVO benutzt werden muss. Die Gefahr, die von der Verwendung der SMS-Funktion und der damit einhergehenden Ablenkung ausgeht, ist laut einer repräsentativen Studie nicht zu vernachlässigen.[27] Knapp 49 % aller Deutschen lesen SMS am Steuer, im internationalen Umfeld sind ähnliche Zahlen bekannt. Wegen der steigenden Unfallzahlen, die auf SMS zurückzuführen sind, startete der Mobilfunkanbieter AT&T im Juli 2012 eine Kampagne gegen das Lesen und Senden von Textnachrichten am Steuer.[28]

Jahreswechselproblematik

Obwohl die Mobilfunknetze in Deutschland gut ausgebaut sind, kann es zum Jahreswechsel zu Netzüberlastungen und somit zu Verzögerungen von Kurzmitteilungen kommen oder gar dazu, dass es nicht mehr möglich ist, eine Kurzmitteilung abzusetzen. Weltweit wurden beim nächtlichen Übergang von 2007 zu 2008 43 Milliarden versendete Kurzmitteilungen gezählt, davon 300 Millionen in Deutschland. „Je belebter der Ort, an dem sich der Absender aufhält, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die SMS mehr Zeit braucht als üblich“ sagte Bitkom-Sprecher Christian Hallerberg dazu.[29]

Siehe auch

  • Liste von Abkürzungen (Netzjargon), diese werden gern auch in SMS verwendet, u. a. um Textlänge einzusparen
  • GSM-Codes, Textbefehle zum Steuern und Abfragen von Netz- und Handyeigenschaften.
  • Twitter, Bloggingdienst mit einer Textlängenbegrenzung auf ca. die Länge einer Kurzmitteilung (140 Zeichen)
  • QMS ist ein dem SMS ähnlicher interner Dienst des sozialen Netzwerks Qeep.
  • Joyn, Nachfolger des SMS

Literatur

  • Bernd vom Berg, Jürgen Engelmann, Peter Groppe: Fernsteuern via SMS, Schalten und Überwachen mit dem Handy, Elektor, Aachen 2002, ISBN 3-89576-126-5.
  • Bo Hanus: Schalten, Steuern und Überwachen mit dem Handy, Fernschalten von Geräten, weltweite Fernüberwachung, stiller Alarm während der Abwesenheit, Steuern und Regeln in Haus und Garten, Einsatz als Abhörgerät. Franzis, Poing 2001, ISBN 3-7723-5665-6 (= Do it yourself).
  • Stephan Tölpe: Die strafprozessuale Ermittlungsmaßnahme „stille SMS“. wvb, Berlin 2008, ISBN 978-3-86573-365-8 (Zugleich Dissertation an der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder) 2007).

Weblinks

Wiktionary: SMS – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Kurznachricht – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Short Message Service – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege

  1. Willi Winkler: 11 Kultur-Desaster: Davon ging die Welt nicht unter - Die SMS. In: Süddeutsche Zeitung. 19. Mai 2010, abgerufen am 3. Dezember 2012.
  2. Duden – Deutsches Universalwörterbuch, 6. Auflage, Stichwort SMS
  3. Maia Szalavitz: Three Myths About Cell Phones, in Time 16.08.2012 - healthland.time.com/2012/08/16/three-myths-about-cell-phones
  4. Konrad Lischka: Kurznachrichten per Telefon. In: Spiegel Online. 5. Mai 2009, abgerufen am 3. Dezember 2012.
  5. Katja Iken: 20 Jahre Kurznachricht: HB2U, liebe SMS! In: einestages. Spiegel Online, 30. November 2012, abgerufen am 3. Dezember 2012.
  6. SMS-Preise im europäischen Vergleich: SMS-Europameister: Deutschland im Nachrichtenfieber. In: Chip Online. 27. September 2004, abgerufen am 3. Dezember 2012.
  7. Arnulf Schäfer (Quelle:Connect): Neue SMS-Rekordzahlen in Deutschland. 17. Mai 2011, abgerufen am 3. Dezember 2012: „Pro Sekunde werden in Deutschland mehr als 1.300 Kurzmitteilungen verschickt. Insgesamt waren es im letzten Jahr 41,3 Milliarden Kurzmitteilungen wie der Hightech-Branchenverband Bitkom meldet
  8. 8,0 8,1 8,2 Sven-Olaf Suhl: In Deutschland steigt die Zahl der MMS-Botschaften. In: Heise Online. 3. August 2005, abgerufen am 3. Dezember 2012.
  9. 9,0 9,1 9,2 9,3 9,4 9,5 9,6 9,7 Zahl der pro Jahr versandten Kurzmitteilungen in Deutschland in Milliarden 1999 bis 2007, Quelle: Bundesnetzagentur/BITKOM.
  10. 10,0 10,1 10,2 10,3 10,4 10,5 Zahl der pro Jahr versandten Kurzmitteilungen in Deutschland in Milliarden 2006 bis 2011, Quelle: Bundesnetzagentur/BITKOM.
  11. http://www.bitkom.org/de/presse/8477_74247.aspx
  12. http://www.hardwareluxx.de/index.php/news/consumer-electronics/handys/27463-trotz-niedergangs-prognosen-sms-nutzung-nimmt-weiter-zu.html
  13. http://www.hardwareluxx.de/index.php/news/consumer-electronics/handys/27463-trotz-niedergangs-prognosen-sms-nutzung-nimmt-weiter-zu.html
  14. Jürgen Kuri: Urteil: Kunde muss fragwürdige „Premium SMS“ nicht bezahlen. In: Heise online. 11. Juli 2006, abgerufen am 3. Dezember 2012.
  15. 15,0 15,1 15,2 15,3 RTR Telekom Monitor 2/2010. (PDF, 609 KB) RTR GmbH, abgerufen am 3. Dezember 2012 (44 Seiten).
  16. 16,0 16,1 RTR Telekom Kommunikationsbericht 2010. (PDF, 1,94 MB) RTR GmbH, S. 200, abgerufen am 21. Januar 2012.
  17. 17,0 17,1 RTR Telekom Monitor Jahresbericht 2011. (PDF, 1,49 MB) RTR GmbH, S. 33, abgerufen am 25. Juni 2012.
  18. Sonderzeichen verkürzen SMS. ORF.at, 28. April 2012, abgerufen am 3. Dezember 2012.
  19. Leitfaden zum Datenzugriff insbesondere für den Bereich der Telekommunikation. (PDF, 419KB) Generalstaatsanwaltschaft München, Juni 2011, abgerufen am 5. Dezember 2011.
  20. (meu): Beobachtung Verdächtiger: Polizei in NRW verschickte 250.000 Ortungs-SMS. In: Spiegel Online. 23. November 2011, abgerufen am 3. Dezember 2012.
  21. Was sind stille SMS. In: www.datenschutzbeauftragter.de. Sascha Hasselbach, 17. Januar 2012, abgerufen am 3. Dezember 2012.
  22. Anita Klingler: Zoll verschickt die meisten “Stillen SMS”. 14. Dezember 2011, abgerufen am 3. Dezember 2012.
  23. Stille SMS zur Handyortung 1,7 Millionen Mal versandt. In: golem.de. Abgerufen am 3. Dezember 2012 (Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des Abgeordneten Andrej Hunko, MdB).
  24. Vorhaltezeit SMS vom 7. Oktober 2007 bei telefon-treff.de, abgerufen am 7. Januar 2012.
  25. Maren Peters: Straßenbeleuchtung per SMS. In: Focus. 11. Februar 2007, abgerufen am 17. April 2012.
  26. Handy am Steuer - Bußgeldkatalog aktuell. autoaid, abgerufen am 20. Juli 2012.
  27. SMS am Steuer, die tödliche Gefahr. In: Welt Online. 29. Juli 2009, abgerufen am 20. Juli 2012.
  28. Moritz Stückler: Schock-Werbespots von AT&T warnen vor SMS am Steuer. In: t3n. 17. Juli 2012, abgerufen am 20. Juli 2012.
  29. Charlotte Frank, Christian Mayer: Bitte löschen! In: Süddeutsche Zeitung. 31. Dezember 2008, abgerufen am 1. Mai 2010.
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