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Shlomo Riskin

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Shlomo Riskin

Shlomo Riskin (geb. 28. Mai 1940 in Brooklyn) ist ein israelisch-amerikanischer Rabbiner. Er gründete und leitet ein Netzwerk von jüdisch-orthodoxen Bildungseinrichtungen in den USA und Israel.

Leben

Riskin besuchte eine Yeshiva in Brooklyn und schloss 1960 summa cum laude ab. Er erhielt auch seine Ordination als Rabbiner und erwarb sich umfassende Kenntnisse der Tora. Anfang der 1960er Jahre nahm er an den Seminaren von David Flusser über die christlichen Evangelien an der Hebräischen Universität Jerusalem teil. 1963 erhielt er einen Master Degree in Jüdischer Geschichte. Von 1963 bis 1977 war er Associate Professor für Tanach und Talmud in New York City. Später wurde er Rabbiner der Lincoln Square Synagogue in New York. Bis 1983 hatte er diesen Posten inne, migrierte dann nach Israel und wurde dort der Oberrabbiner in Efrat.

Riskin fand zu den jüdisch-christlichen Beziehungen in den frühen 1960er Jahren als Teilnehmer der Seminare von David Flusser über die christlichen Evangelien an der Hebräischen Universität Jerusalem. Riskin sah Parallelen der Lehre Jesu zum Tanach.[1] 1964 erläuterte sein Mentor, Rabbi Joseph Soloveitchik, seine Ansichten zum interreligiösen Dialog im Aufsatz "Confrontation"[2] und entwickelte darin Richtlinien dazu. Vor dem Hintergrund des Zweiten Vatikanischen Konzils und den damit verbundenen Umwälzungen in der römisch-katholischen Kirche veröffentlichte diese die Erklärung Nostra Aetate über ihr grundlegend neues Verhältnis zu den nichtchristlichen Religionen und insbesondere zum Judentum. Darin bekundete die Kirche ihre Abkehr von der These der Schuld der Juden an der Kreuzigung Jesu und gestand ein, dass der religiöse Antisemitismus eine bedeutende Rolle beim Zustandekommen der Gräueltaten gegen das jüdische Volk gespielt habe. Damit machte sie auch für die größte christliche Kirche offiziell den Weg frei für den Dialog mit den Juden. Riskin beteiligte sich daran und begann nach seinem Umzug nach Efrat im Jahr 1983, sich aktiv für den Dialog zwischen den beiden Religionen zu engagieren. Die meisten der Christen, die ihn dort zu Studienzwecken aufsuchten, waren allerdings Evangelikale. Riskin entwickelte damals einen fruchtbaren Gedankenaustausch mit christlichen Geistlichen, vergewisserte sich aber, dass deren Liebe zum jüdischen Volk nicht nur ein Mittel heimlicher Judenmission war.[3]

2008 gründete er schließlich das „Center for Jewish-Christian Understanding and Cooperation“ (kurz CJCUC, deutsch: Zentrum für jüdisch-christliche Verständigung und Zusammenarbeit), um seinen Bemühungen für den christlich-jüdischen Dialog einen dauerhaften institutionellen Rahmen zu geben. Es handelt sich um eine israelische Bildungseinrichtung, in der Christen, die Israel bereisen, die hebräische Bibel gemeinsam mit orthodoxen Rabbinern studieren und sich über die jüdischen Wurzeln des Christentums informieren können. Das Zentrum widmet sich der Kommunikation zwischen den Glaubensgemeinschaften insbesondere anhand des Bibeltextstudiums. Dabei wird auch versucht, Holocaust und Zweiten Weltkriegs theologisch aufzuarbeiten und zu verstehen. Das Zentrum unterstreicht die theologische und historische Bedeutung des Landes Israel und arbeitet heraus, wie der Kern jüdisch-christlicher Werte (Heiligkeit des menschlichen Lebens, des Friedens und der Menschenwürde) Kultur und Konflikte des 21. Jahrhunderts beeinflussen können.[4]

Das CJCUC beherbergt christliche Gruppen aus der ganzen Welt für ganztägige Seminare, die Touren zu biblischen Stätten wie dem nahen Jerusalem einschließen, und bietet Fortbildungsseminare für Studierende und Lehrer der katholischen und evangelischen Fakultäten in Nordamerika und Europa an. Darüber hinaus hat das CJCUC das Institute for Theological Inquiry (ITI) als theologischen Think Tank eingerichtet[5][6], an dem internationale Wissenschaftler Übereinstimmungen bzw. Nichtübereinstimmung zwischen Judentum und Christentum prüfen.[7] Das CJCUC betreibt und unterstützt im Rahmen seines interreligiösen Autrages zahlreiche soziale und akademische Programme, z. B. ein Hilfsprogramm für finanziell benachteiligte christliche Palästinenser.[8]

Riskins Bemühungen werden von der Paul Singer Foundation, von der Zion's Gate International Foundation, von John Hagee und der israelischen Familie Hertog sowie dem israelischen Justizministerium finanziell unterstützt.

Zur Stärkung der Rolle von Frauen im orthodoxen Judentum hat Riskin eine Reihe von Vorstössen unternommen. So entschied er, dass Frauen ein eigenes Torafreudenfest feiern können.[9] Er war Mitbegründer des orthodoxen Frauen-Seminars Midreshet Lindenbaum und 2014 erschien mit seiner rabbinischen Zustimmung das erste von Frauen verfasste Buch halachischer Entscheidungen (Autorinnen: Idit Bartov und Anat Novoselsky)).[10] Die beiden Autorinnen wurden durch Rabbiner Riskin ordiniert, nachdem sie fünf Jahre lang an der Midreshet Lindenbaum das jüdische Recht studiert und eine Prüfung abgelegt hatten, die derjenigen, die auch männliche Rabbinerkandidaten ablegen, entspricht.[10]

1991 setzte Riskin in einem am Obersten Gericht in Israel geführten Prozess durch, dass gesetzliche Bestimmungen in Israel, die bisher eine Berufung von Frauen zum Dajan verhinderten, so abgeändert wurden, dass Berufungen nunmehr durchgeführt werden konnten. In der Folge installierte Riskin ein Trainingsprogramm für Frauen, die beabsichtigten, an rabbinischen Gerichten tätig zu werden. Absolventinnen sind nun insbesondere für Agunot tätig, deren Ehemänner ihnen einen Scheidebrief hartnäckig verweigern. Riskin ist ein Befürworter vorehelicher Verträge, um solche Missbrauchsfälle künftig ausschliessen zu können.[11]

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Around the family table: A comprehensive "bencher" and companion for Shabbat and festival meals and other family occasions. Urim. 2005. ISBN 965-7108-61-6.
  • The Passover Haggadah with a traditional and contemporary commentary. Ktav Publishing. 1984. ISBN 0-88125-014-7.
  • Torah Lights: Bereshit: Confronting Life, Love & Family. Maggid Books. 2009. ISBN 1-59264-272-1.
  • Torah Lights: Exodus defines the birth of a nation. Ohr Torah Stone. 2009. ISBN 965-7108-63-2.
  • Torah Lights: Vayikra Sacrifice, Sanctity and Silence. Maggid Books. 2009. ISBN 1-59264-274-8.
  • Listening to God: Inspirational stories for my grandchildren. Maggid Books. 2010. ISBN 1-59264-292-6.

Weblinks (Auswahl)

Einzelnachweise

  1. Shabat HaGadol – übersetzt aus dem Hebräischen – Seite 15
  2. Confrontation, Tradition 6:2 p5-9, 1964. Wieder abgedruckt in "A Treasury of Tradition", Hebrew Publishing Co, NY, 1967.
  3. Shabat HaGadol – übersetzt aus dem Hebräischen – Seite 18
  4. CJCUC Statement on a Jewish Understanding of Christians and Christianity - Council of Centers on Jewish-Christian Relations - Mai 24, 2011
  5. http://www.cjcuc.com/site/iti/ Institut für Theologische Anfrage
  6. CJCUC Announces the Publication of Covenant & Hope - standardnewswire.com - August 10, 2012
  7. Covenant and Hope - Christian and Jewish Reflections - Wm. B. Eerdmans Publishing Co. - Juli 2012
  8. http://cjcuc.com/site/cjcuc-food-voucher-program/ Verzehrgutschein Programm
  9. Hasia R. Diner, The Jews of the United States. 1654 to 2000, 2006, Seite 353.
  10. 10,0 10,1 http://jpupdates.com/2014/06/26/first-halacha-sefer-women-makes-waves-israel-orthodox-world/
  11. Jewish religious law: a progressive perspective. John D. Rayner. p. 176

Andere Wikis

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