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Sewan Latchinian

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Latchinian beim 7. GlückAufFest der Neuen Bühne Senftenberg

Sewan Latchinian (* 1961 in Leipzig) ist ein deutscher Theaterregisseur, Schauspieler und Autor. Er ist der Miterfinder der Baracke des Deutschen Theaters in Berlin[1] und seit 2004 Intendant der Neuen Bühne Senftenberg.

Leben

‪Latchinian ist der Sohn eines Armeniers, dessen Eltern den Völkermord an den Armeniern nur knapp überlebten. Seine Mutter legte 1957 das beste Abitur von Weimar ab und durfte dennoch auf Grund ihres Glaubens an Jesus Christus zunächst nicht studieren. 1979 wurde Latchinian als 17-jähriger Schüler von seinem Direktor während des Unterrichts als „der DDR und des Sozialismus unwürdig“ und als „unwürdig, das Abitur zu machen“ bezeichnet. Grund hierfür war Latchinians Ablehnung, einen dreijährigen Wehrdienst abzuleisten, der jedoch Voraussetzung für die Erlaubnis eines Studiums war.[1]

Karriere

Von 1981 bis 1985 absolvierte Sewan Latchinian ein Schauspielstudium an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin, Abschluss als Diplomschauspieler. Anschließend erhielt er ein Engagement als Schauspieler am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin. Im Jahr 1986 erfolgte sein Debüt als Dramatiker mit dem Theaterstück „Grabbes Grab“, das seine Uraufführung am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin erlebte.

Von 1988 bis 1997 hatte er ein Engagement als Schauspieler am Deutschen Theater Berlin. Latchinian arbeitete mit den Regisseuren Christoph Schroth, Frank Castorf, Friedo Solter und Thomas Langhoff zusammen. Er war außerdem in den Film- und Fernsehproduktionen Die verschwundene Miniatur (1990), Das Lied hinter dem Regenbogen (1991) oder Liebling Kreuzberg (1997) zu sehen. In Jörg Foths Spielfilm Dschungelzeit spielte er 1987 den Ex-Fremdenlegionär Eddy.

Eine seiner ersten Inszenierungen als Regisseur war die Deutsche Erstaufführung Der Disneykiller von Philip Ridley am Deutschen Theater Berlin. Seit 1993 war er als Regisseur an den Schauspielhäusern Bonn, Dortmund, Düsseldorf, Leipzig, am Staatstheater Cottbus und am Münchner Volkstheater tätig. Latchinian war zudem Schauspieldozent an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ und an der Folkwang Hochschule in Essen. Von 1997 bis 2003 wirkte Latchinian als Oberspielleiter am Rheinischen Landestheater Neuss.

Im Jahr 2004 wurde er Intendant der Neuen Bühne Senftenberg.

Latchinians Stück „Eine verbotene Liebe“ hatte 2009 in Senftenberg Uraufführung, das eine Dramatisierung der Thesen von Ettore Ghibellino zur vermuteten Liebe von Johann Wolfgang von Goethe und der Fürstinmutter Anna Amalia ist, und in bewusster Abgrenzung zu Peter Hacks’ Stück Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe geschrieben wurde.

Im Rahmen des Theaterspektakels 6. GlückAufFest „Grab(b)e!“ zweitinszenierte Sewan Latchinian 2009 sein Theaterstück „Grabbes Grab“ sowie „Die Hermannsschlacht“ von Christian Dietrich Grabbe. Der Kritiker Martin Linzer wertete die Inszenierung „Die Hermannsschlacht“ in Theater der Zeit 11/09 als Rehabilitierung des Stückes.

Das 7. GlückAufFest „Dostoprimetschatelnosti“ umfasste fünf bedeutende Stücke der russischen Dramatik. Im Zentrum stand Tschechows „Die drei Schwestern“ (Regie: Sewan Latchinian). Theater heute beurteilte die Inszenierung als einen „Höhepunkt der immer im Heutigen wurzelnden Senftenberger Theaterarbeit“.

Zum 8. GlückAufFest inszenierte Latchinian Hofmannsthals „Jedermann“ in der Fassung von Manfred Wekwerth. Zudem feierte der viel diskutierte, aktuelle Text Stéphane HesselsEmpört Euch!“ deutsche Erstaufführung.

Einen kreativen Streik legte die NEUE BÜHNE 2012 mit dem 9. KEIN GlückAufFest ein. Mit dem Hinweis auf die prekären finanziellen Bedingungen für die Theaterarbeit folgte auf das französische Liederprogramm „Parlez moi d’amour“ (Regie: Sewan Latchinian) die Inszenierung „Der Geizige“ von Molière, ebenfalls unter der Regie Latchinians. Der Kritiker Martin Linzer urteilte für Theater der Zeit daraufhin: „Auf dem Glücksatlas der Deutschen Post müsste das Senftenberger Theater ganz oben stehen.“

Das 10. GlückAufFest eröffnet unter dem Titel „Wirklichkeit“ die Spielzeit 2013/14 und umfasst fünf Inszenierungen, davon vier Uraufführungen. Es sind: eine Stückfassung des Romans „Weiskerns Nachlass“ von Christoph Hein (UA), eine Bühnenumsetzung des Essays „Unsere schönen neuen Kleider“ von Ingo Schulze (UA), eine Theateradaption der Erzählung „Die hellen Haufen“ von Volker Braun (UA) und eine Lesung des Romans „Johann Holtrop“ von Rainald Goetz. Regie führt jeweils Sewan Latchinian. Den Abschluss des Theaterabends bildet das aerodynamische Liederprogramm „Auf dem Flughafen nachts um halb eins…“ des Liedermachers, Musikers und Lyrikers Hans-Eckardt Wenzel.

Ab Herbst 2014 wird Sewan Latchinian neuer Intendant des Rostocker Volkstheaters. Der Hauptausschuss der Rostocker Bürgerschaft beauftragte Oberbürgermeister Roland Methling (parteilos), Latchinian für fünf Jahre zu verpflichten.[2]

Von 2007 bis 2014 war Sewan Latchinian Mitglied im Vorstand der Intendantengruppe des Deutschen Bühnenvereins (seit 2010 stellvertretender Vorsitzender) sowie im Ausschuss für künstlerische Fragen. Sein Rücktritt von allen Ämtern und Funktionen im Januar 2014 geschah aus Protest gegen den Tarifabschluss für die Orchester im Jahr 2013, der eine Steigerung um 8,9% vorsieht und in dessen Zusammenhang das Volkstheater Rostock im Dezember 2013 aus dem Deutschen Bühnenverein ausgetreten war.[3]

Werk

Inszenierungen (Auswahl)

1994
1995
  • Gedeckte TischeLanghoff (Uraufführung, DT Baracke, Berlin)
1996
1997
1998
1999
2000
2001
  • Ein Volksfeind – Ibsen (Rheinisches Landestheater)
  • Das letzte LochWelsh (Deutsche Erstaufführung, Rheinisches Landestheater)
  • Das Fest – Rukov/Vinterberg (Rheinisches Landestheater)
2002
2003
  • Freudige Erwartung – Panic (Deutsche Erstaufführung, Rheinisches Landestheater)
  • Ich knall euch abRhue (Deutsche Erstaufführung, Theater an der Parkaue, Berlin)
2004
2005
  • Die heilige Johanna der Schlachthöfe – Brecht (Neue Bühne Senftenberg)
  • Kabale und LiebeSchiller (Neue Bühne Senftenberg)
  • Der moderne TodWijkmark (Deutsche Erstaufführung, Neue Bühne Senftenberg)
2006
2007
2008
  • Der Elektriker – Die Geschichte des David Salz – Rosh, Jakob, Lühning, Schlender (Neue Bühne Senftenberg)
  • Ein Sommernachtstraum – Shakespeare (Neue Bühne Senftenberg)
  • Die Brücke von VarvarinWallow (Neue Bühne Senftenberg)
2009
2010
  • Die drei SchwesternTschechow (Neue Bühne Senftenberg)
  • Der Selbstmörder – Erdman (Neue Bühne Senftenberg)
  • Schlechter Sex 1–3Ming (Uraufführung, Neue Bühne Senftenberg)
2011
2012
2013
  • Die Schweizer Krankheit - Uta Bierbaum (Uraufführung im Rahmen der Langen Nacht der Autoren 2013, Deutsches Theater)
  • Unsere schönen neuen Kleider – Ingo Schulze (Uraufführung, Neue Bühne Senftenberg)
  • Weiskerns NachlassChristoph Hein (Uraufführung, Neue Bühne Senftenberg)
  • Johann HoltropRainald Goetz (Neue Bühne Senftenberg)
  • Die hellen HaufenVolker Braun (Uraufführung, Neue Bühne Senftenberg)

Theaterstücke

  • Grabbes Grab (veröffentlicht 1984 in Temperamente – Blätter für junge Literatur 2/1985, Verlag Neues Leben Berlin, Liz.Nr.: 303/305/2/85, Uraufführung 1986 im Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin)
  • Berlin, Henschel-Verlag Berlin 1987
  • Eine verbotene Liebe, 2009 in Zusammenarbeit mit Ettore Ghibellino (nach dem Buch Goethe und Anna Amalia – Eine verbotene Liebe)

Filmografie (Auswahl)

  • 1985: Besuch bei Van Gogh
  • 1987: Dschungelzeit
  • 1990: König Phantasios (Fernsehfilm)
  • 1991: Ein Engel namens Flint (Fernsehserie)
  • 1992: Das Land hinter dem Regenbogen
  • 1992: Die verschwundene Miniatur (Fernsehfilm)
  • 1994: Liebling Kreuzberg: Unter uns Machos

Hörspiele

  • Das Lied von der Eule Lua (1988 veröffentlicht in Temperamente – Blätter für junge Literatur, erstausgestrahlt im Berliner Rundfunk)
  • Autostrich (erstausgestrahlt im Berliner Rundfunk 2001)

Auszeichnungen und Nominierungen

Weblinks

 Commons: Sewan Latchinian – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Rolle rückwärts. In: Der Tagesspiegel, abgerufen am 3. November 2013
  2. Theater Senftenberg: Sewan Latchinian ab 1.9.2014 neuer Intendant am Volkstheater Rostock, abgerufen am 29. Januar 2014
  3. Berliner Zeitung: Ein Intendant tritt aus, abgerufen am 29. Januar 2014
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Sewan Latchinian aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.