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Mordserie

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Als Mordserie im engeren Sinne werden mehrere Morde bezeichnet, die eine Person, der Serienmörder, in einem zeitlichem Abstand voneinander verübt, der Monate oder Jahre betragen kann. Die Häufigkeit ist im Verhältnis zu Einzelmorden sehr gering. Im weiteren Sinne fallen unter den Begriff Mordserie auch äußerst seltene Phänomene, wie das der Leopardenmorde, die nicht von Einzeltätern, sondern von Gemeinschaften, Geheimbünden, der Mafia und anderen in gezielter Abfolge oder gezielter Auswahl mit ähnlichem Ziel und Vorgehen ermordet werden.[1][2]

Definition und Abgrenzung des Begriffs

Für die Begriffe „Serienmord“ und „Serienmörder“ gibt es verschiedene Definitionen, aber im deutschsprachigen Raum keine Legaldefinition. Das FBI gebraucht die folgende Begriffserklärung:

“Serial Murder: the unlawful killing of two or more victims by the same offender(s), in separate events.”

„Serienmord: Die gesetzeswidrige Tötung von zwei oder mehr Opfern durch denselben (oder dieselben) Straftäter in separaten Ereignissen.“

U.S. Department of Justice – Federal Bureau of Investigation[3]

Nach dieser Definition gehört der Serienmord zu den „Multiziden“, wird aber von anderen Arten der Mehrfachtötung unterschieden. Zum Serienmord zählen danach nicht der Doppel- oder Massenmord, z. B. der Amoklauf, bei dem mehrfache Tötungen in einem kurzen Zeitabstand verübt werden. Die Definition unterscheidet auch solche Tötungsarten vom Serienmord, bei denen staatlich befehligte oder politisch beabsichtigte Formen der Massentötung vorliegen, wie bei Genoziden, politischen Attentaten, terroristischen Tötungen, Kriegen, Vollstreckungen der Todesstrafe oder gewinnorientierten Auftragsmorden. Sie lässt aber die Einordnung von Wiederholungstätern offen, die nach Verbüßen ihrer Strafe oder während des Freigangs wieder morden.

Spezielle Serienmorde

Bei sexuell motivierter Mehrfachtötung wird von „Lustmord“ gesprochen.[4] Die Taten weisen oft eine sadistische Komponente und eine spezifische Signatur (z.B. eine spezielle Tötungsart) des Täters auf. Vom Lustmörder wird der „Triebmörder“ unterschieden, der entweder als triebhaft-psychopathisch oder als überhöht biologisch triebhaftig charakterisiert wird.[5] Ein weiteres bekanntes Phänomen ist der Serienmord an besonders hilfsbedürftigen oder wehrlosen Menschen durch sogenannte „Todesengel“ in Krankenhäusern und Altenheimen, welcher meist aus Beweggründen wie Mitleid, Überforderung oder dem Wunsch nach Machtausübung begangen wird.[6]

Verbrechensbekämpfung

Im Fall des deutschen Serienmörders Peter Kürten wurde angeblich erstmals ein Täterprofil erstellt.

In den 1950er Jahren half der New Yorker Psychiater James A. Brussel zuerst den US-amerikanischen Serientäter George Metesky, besser bekannt als „Mad Bomber“, und danach weitere Täter zu ergreifen. In den 1980er Jahren begann man Serienmorde in den USA systematisch zu erforschen. Beim FBI befassten sich zuerst Robert Ressler und John E. Douglas mit dieser Art des Verbrechens. Die Ergebnisse von Untersuchungen und Befragung von gefassten Tätern veränderten die Fahndungsmethoden und führten zur Schaffung von Sondereinheiten.

Auch in europäischen Ländern erfolgten Fallanalysen und eine verhaltenspsychologische Erforschung der Phänotypen (z. B. durch Thomas Müller, Stephan Harbort, Profiler Paul Britton oder Axel Petermann), deren Ergebnisse in die polizeiliche Ermittlungsarbeit eingeht. Dadurch können heute Mörder (z. B. Jürgen Bartsch, Jack Unterweger, Franz Fuchs) identifiziert werden, deren Taten sich als Mordserie zusammenfassen lassen.

Um Serienmorde identifizieren zu können, werden Datenanalysesysteme wie das VICAP und vom BKA das ViCLAS benutzt, in denen Morde und Sexualdelikte erfasst sind. Fallanalytiker können mit einem solchen System nach Täterprofilen suchen, um Zusammenhänge zwischen verschiedenen kriminellen Gewalttaten aufzudecken. Das Bundesministerium des Innern beschloss die Einführung von Expertenteams für die Operative Fallanalyse in allen LKAs.

Motivation

Im Gegensatz zu einzelnen Tötungsdelikten, die oft als Beziehungstaten (z. B. im Affekt bei einem Streit) gesehen werden können, sind Serientaten schwieriger nachvollziehbar, da meistens keine vordeliktische Beziehung zwischen Täter und Opfer bestand. In Deutschland ist nach Harbort der Serienmörder mäßig bis durchschnittlich intelligent und sucht sich Opfer meist aus seiner Wohnumgebung in einem Radius von 30 km.

Unter anderem werden neurologische Hirnschädigungen, frühkindliche psychische Verletzungen sowie familiäre Kälte, Gewalt und Alkoholismus als mögliche Faktoren für diese Taten gesehen. Bei sadistischen Mehrfachmördern spielt die Fantasie als Tatmotiv und für die konkrete und detaillierte Tatgestaltung eine Rolle. Der Täter folgt während der Tat dem Handlungsfaden, der in der Fantasie entwickelt wurde. Der Mord kann im Nachhinein mehrfach durchlebt werden, was vorübergehend eine Befriedigung verschafft. Mit der Zeit kommt es dann zu einer emotionalen Abkühlung und einer neuen Tat.

Einen anderen Ansatz zur Erklärung von Serientötungen verfolgen die Evolutionäre Psychologie und Anthropologie. Zum Beispiel erklären David Buss oder Elliott Leyton solche Taten als Folge von mangelndem sozialem Erfolg und sozialem Status von Serienmördern wie z. B. Jeffrey Dahmer oder Charles Starkweather. Nach dieser Erklärung üben die Täter Vergeltung für ihren sozialen Misserfolg und versuchen mit diesen Taten einen berüchtigten Ruf zu erlangen.[7]

Fallzahlen

Das Phänomen Serienmord in Deutschland wurde von Harbort für den Zeitraum 1945 bis 1995 untersucht.[8][9][10] In dieser Zeitspanne verübten nach dieser Studie alle Serienmörder in Deutschland zusammen 453 Einzeltötungsdelikte. 54 Männer und 7 Frauen wurden als Serienmörder verurteilt. Sexuell motivierte Taten wurden dabei zu 56 % aufgeklärt. Ungeklärt blieben 79 Morde, die 21 Mordserien zugeordnet wurden. Die Untersuchung zeigte eine Zunahme von ca. 63 % der Serientötungen in den Jahren 1986 bis 1995 verglichen mit den 10 Jahren davor. In fast 80 % der Fälle bestand keine Opfer-Täter-Beziehung, in 27 % der Fälle war der Täter unter Drogeneinfluss (Alkohol oder Betäubungsmittel). Sexualmörder waren zu 95 % und anders motivierte Serienmörder zu 61 % Einzeltäter. Die Tatorte lagen zu 58 % in Großstädten, der Umkreis der Einzeltaten einer Mordserie war in 68 % der Fälle kleiner als 30 km und in 40 % der Fälle kleiner als 10 km.

Im weiteren Zeitraum bis zum Jahr 2000 wurden in Deutschland 22 sexuell motivierte Serienmörder und 54 Serienraubmörder gefasst. Dabei wurden 8,4 % aller Raub- und Sexualmorde von Serientätern begangen. In ihrem Umfeld sind sie meist unauffällig und sozial angepasst. Nach Harbort werden Serienraubmörder im Durchschnitt nach 3¼ Jahren gefasst und sind in 88,9 % der Fälle zuvor strafrechtlich erfasst worden. Viele Seriensexualmörder wohnen in Großstädten, sind zwischen 16 und 36 Jahren alt, ledig oder geschieden, kinderlos und werden im Schnitt nach 4½ Jahren gefasst. Von den sexuell motivierten Serienmördern haben 82 % ein auffälliges Sexualverhalten, wie z. B. Fetischismus und sind oft zuvor bereits wegen Sexualdelikten erfasst worden.

Öffentliche Wahrnehmung

Die öffentliche Wahrnehmung von Serienmorden und -tätern wird durch verschiedene Medien geprägt, neben Berichterstattungen in Zeitungen und Fernsehen auch durch Verfilmungen, wie z. B. Tatort: Es ist böse oder Hannibal Lecter.

Siehe auch

Liste von Serienmördern

Literatur

  • David M. Buss: The Murderer Next Door. Why the mind is designed to kill.. Penguin, New York NY u. a. 2005, ISBN 1-594-20043-2.
  • John Douglas, Mark Olshaker: Die Seele des Mörders. 25 Jahre in der FBI-Spezialeinheit für Serienverbrechen. Hoffmann und Campe u. a., 1996, ISBN 3-455-15006-3.
  • Peter Fink: Immer wieder töten. Serienmörder und das Erstellen von Täterprofilen. 2., völlig durchgesehene Auflage. Verlag Deutsche Polizeiliteratur, Hilden 2001, ISBN 3-8011-0447-8.
  • Stephan Harbort: Mörderisches Profil. Phänomen Serientäter. 87880, Heyne, München 2004, ISBN 3-453-87880-9.
  • Stephan Harbort: Das Hannibal-Syndrom. Phänomen Serienmord. 3650, Piper, München u. a. 2003, ISBN 3-492-23650-2.
  • Stephan Harbort: Das Serienmörder-Prinzip. Was zwingt Menschen zum Bösen? (= Piper. 5025). Ungekürzte Taschenbuchausgabe. Piper, München u. a. 2008, ISBN 978-3-492-25025-2.
  • Thomas Knecht: Bericht über individuelle Entwicklung und stammesgeschichtliche Aspekte von Serienmördern. In: Kriminalistik. Bd. 65, Nr. 4, 2001, S. 261–266.
  • Thomas Müller: Bestie Mensch. Tarnung – Lüge – Strategie. 62092, Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg 2006, ISBN 3-499-62092-8.
  • Robert K. Ressler, Tom Shachtman: Ich jagte Hannibal Lecter. Die Geschichte des Agenten, der 20 Jahre lang Serientäter zur Strecke brachte (= Heyne-Bücher 01, Heyne allgemeine Reihe. Wahre Verbrechen. Nr. 8564). Heyne, München 1993, ISBN 3-453-06432-1.
  • Frank J. Robertz, Alexandra Thomas (Hrsg.): Serienmord. Kriminologische und kulturwissenschaftliche Skizzierungen eines ungeheuerlichen Phänomens. Belleville, München 2004, ISBN 3-936298-09-2.

Weblinks

 Commons: Serienmörder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Forschungsprojekt Universität Kassel, zuletzt abgerufen am 16. Juli 2013
  2. Leoparden-Morde, Der Standard vom 19. Mai 2013, zuletzt abgerufen am 16. Juli 2013
  3. Serial Murder, Multi-Disciplinary Perspectives for Investigators. U.S. Department of Justice - Federal Bureau of Investigation (Behavioral Analysis Unit/National Center for the Analysis of Violent Crime), , S. 9, abgerufen am 9. Januar 2011.
  4. BGHSt 7, 353 - Lustmord. Bundesgerichtshof - Strafsachen, 7. Oktober 1981, abgerufen am 1. Mai 2012.
  5. W. Pschyrembel: Pschyrembel Klinisches Wörterbuch 2012. 263., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. De Gruyter, Berlin u. a. 2011, ISBN 978-3-11-025166-1.
  6. Roberto Rotondo: Patiententötung. März 1999, abgerufen am 1. Mai 2012.
  7. David M. Buss: The Murderer Next Door. 2005, S. 219–228.
  8. Stephan Harbort: Kriminologie des Serienmörders. Teil 1. Forschungsergebnis einer empirischen Analyse serieller Tötungsdelikte in der Bundesrepublik Deutschland. In: Kriminalistik. Bd. 53, Nr. 10, 1999, S. 642–650. Abgerufen am 17. Mai 2012.
  9. Stephan Harbort: Kriminologie des Serienmörders. Teil 2. Forschungsergebnis einer empirischen Analyse serieller Tötungsdelikte in der Bundesrepublik Deutschland. In: Kriminalistik. Bd. 53, Nr. 11, 1999, S. 713–721. Abgerufen am 17. Mai 2012.
  10. Stephan Harbort, Andreas Morkos: Serial Murderers in Germany from 1945 to 1995. A Descriptive Study. In: Homicide Studies. Vol. 5, Nr. 4, November 2001, S. 311–334. doi:10.1177/1088767901005004005. Abgerufen am 17. Mai 2012.
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