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Sensenmann

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Grabmal von Jean Catherineau auf dem Cimetière de la Chartreuse, Bordeaux

Der Sensenmann (auch Gevatter Tod oder Grimmer Schnitter) ist eine aus dem Mittelalter stammende personifizierte Allegorie des Todes (Anthropomorphismus). Der Tod wird als oft gerippenhafte Gestalt dargestellt, die mit einer Sense die Menschen dahinrafft.

Vorläufer

In der griechisch-römischen Mythologie brachte unter den Parzen besonders Atropos (bzw. Morta), die älteste der drei Schicksalsgöttinnen, den Menschen den Tod, indem sie ihnen den Lebensfaden durchschnitt (allerdings meist mit einer Schere, nicht mit einer Sichel). Die Sichel war hingegen ein Attribut des ursprünglich agrarischen Gottes Kronos-Saturnus. Nach seiner Vermengung mit Chronos wurde er jedoch auch zum Gott der Zeit, und damit der Vergänglichkeit.

Die explizite Verbindung zwischen Tod und Schnitter (einem sensentragenden Landarbeiter) wurde hingegen in der Bibel hergestellt, so im Gerichtswort des Propheten Jeremia über Juda (Jer 9,20 f. EU):

Der Tod ist durch unsere Fenster gestiegen / eingedrungen in unsere Paläste. Er rafft das Kind von der Straße weg, von den Plätzen die jungen Männer. Die Leichen der Leute / liegen wie Dünger auf dem Feld, wie Garben hinter dem Schnitter; keiner ist da, der sie sammelt.

Auch im Gleichnis vom Unkraut im Matthäusevangelium (Mt 13,39 EU) wird die Welt mit einem Acker verglichen, die Frommen mit Weizen, die Bösen mit Unkraut, und die Engel, die diese im Endgericht „ernten“ und voneinander trennen, mit Schnittern. Allerdings handelt es sich bei der einzigen eindeutigen Personifizierung des Todes in der Bibel nicht um einen Schnitter, sondern um den vierten Reiter der Apokalypse, auf einem fahlen Pferd, hinter dem alle Bewohner der Unterwelt herziehen (Offb 6,8 EU).

Bildende und darstellende Kunst

Bereits um 1220 erwähnt Caesarius von Heisterbach im Kapitel LXI seines Dialogus miraculorum gemalte Abbilder des Todes, in Gestalt eines Menschen mit einer Sense. Anscheinend ist aber keine dieser Abbildungen erhalten geblieben. Im Rahmen der spätmittelalterlichen Darstellungen des Totentanzes setzte sich Mitte des 15. Jahrhunderts in der bildenden Kunst und darstellenden Kunst der Sensenmann als nacktes oder nur nachlässig mit einem Leichentuch bekleidetes menschliches Skelett durch. Auf italienischen Tarotkarten wurde nun auch der vierte Reiter der Apokalypse als ein senseschwingendes Skelett dargestellt. Neben das Attribut der Sense trat das (erst im 14. Jahrhundert erfundene) Stundenglas, als Vanitassymbol. Im Laufe des 17. Jahrhunderts wandelte sich das Leichentuch immer mehr in einen voluminösen, nahezu alles bedeckenden Umhang, noch später in eine lange Kutte mit Kapuze, die entweder einen skelettierten Körper verbergen soll oder leer ist.

Gesang, Literatur, Film und Software

Bereits im Ackermann aus Böhmen (um 1400), einem Streitgespräch zwischen einem Bauern und dem Tod, der dessen Frau entführt hat, wird der Tod als ein Schnitter bezeichnet, der unterschiedslos alle Kräuter und Blumen abmäht, ohne Ansehen von „Glanz, Kraft und Tugend“. Auch der Minnesänger Oswald von Wolkenstein erwähnt in seiner Liederhandschrift von 1432 „des Todes Sichel“. Weitere literarische Darstellung findet der Sensenmann unter anderem in dem Volkslied Es ist ein Schnitter, heißt der Tod, dessen älteste erhaltene Versionen aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges stammen.

Als Figur in Kinofilmen erscheint der Sensenmann in Bergmans Klassiker Das siebente Siegel (1957), der im Mittelalter zur Zeit der großen Pest spielt und mit einem Totentanz endet. Die Szene des Films, in der die Hauptfigur Schach mit dem Tod spielt, wurde später öfter parodiert: The Dove (1968), Bill & Ted’s verrückte Reise in die Zukunft (1991) und Last Action Hero (1993). Parodistische Auftritte hat der Sensenmann in Die letzte Nacht des Boris Gruschenko von Woody Allen, in Der Sinn des Lebens von Monty Python oder in Die Geschichte vom Brandner Kaspar nach der Kurzgeschichte Der Brandner Kaspar. Sogar in der Zeichentrickserie für Kinder Die gruseligen Abenteuer von Billy und Mandy tritt der Sensenmann als Hauptrolle auf. In den Filmen der Reihe Final Destination jagt der Tod Menschen, die sich ihrem Schicksal entzogen haben, ohne jedoch in einer Gestalt verkörpert zu sein. In den Dramen Die schwarze Majestät (1934) und dessen Remake Rendezvous mit Joe Black (1998) verkörpern Fredric March bzw. Brad Pitt den Tod. In den Scheibenwelt-Romanen von Terry Pratchett hat der Tod als Sensenmann in vielen Büchern einen Kurzauftritt, und in manchen Romanen spielt er (oder Mitglieder seiner Familie) sogar eine Hauptrolle.

Als Protagonist in Karikaturen erscheint der Sensenmann beispielsweise bei Ralph Ruthe[1] und Joscha Sauer („NICHTLUSTIG“).[2]

Auch in der erfolgreichen Videospielreihe Die Sims erscheint der Sensenmann, um einen Sim abzuholen, der an seinem Lebensende angekommen ist. Dieser Gevatter Tod lässt sich durch Verwandte des Opfers möglicherweise einmal erweichen. In Die Sims 3 hat der Sensenmann auch einen Namen: Mephisto Schauder.

Im Videospiel "Darksiders 2" ist der Tod, einer der vier apokalyptischen Reiter, der spielbare Protagonist. Als Sensenmann mit zwei Sicheln muss man seinen Bruder Krieg retten.

Im weniger bekannten Videospiel Die Gilde schwebt der Sensenmann durch die Stadt, wenn die Pest in der Stadt wütet. Zu diesen Zeitpunkten sterben oft Arbeiter in den Betrieben des Spielers, üblicherweise jedoch nicht der Spieler selbst bzw. dessen Verwandte und Konkurrenten.

Die finnische Melodic-Death-Metal-Band Children Of Bodom verwendet den Sensenmann als eine Art Markenzeichen, auf jedem ihrer Album-Covers ist ein Sensenmann mit einer Sense in den Händen abgebildet.

Weitere Bedeutung

Als Sensenmann (poln. Kośniczy; dt. Koszinier (Sing.), Kosziniere (Plur.)) wurde auch ein mit umgebauter Sense bewaffneter Bauer im Landsturm in den polnischen Revolutionen von 1794, 1830/31 und 1848 genannt.[3]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Sensenmann in Ruthe-Karikatur
  2. Sensenmann in Sauer-Karikatur
  3. Meyers Konvers.-Lexikon, Bd. 15, 5. Aufl. (1897), Ed. Bibliograph. Inst., Leipzig u. Wien, Seite 913

Weblinks

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