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Bajonett

Aus Jewiki
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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Für den Wechselobjektiv-Anschluss in der Fototechnik siehe Objektivbajonett.
Bajonett
World-War-II-US-Military-Bayonets.jpg
Angaben
Waffenart: Messer
Verwendung: militärische Waffe
Entstehungszeit: ca. 17. Jahrhundert
Einsatzzeit: ca. 17. Jahrhundert – aktuell
Ursprungsregion/
Urheber:
Frankreich
Verbreitung: weltweit
Gesamtlänge: ca. 40–80 cm, variierend
Klingenlänge: ab ca. 20–60 cm, variierend
Griffstück: Holz, Metall, Kunststoff
Listen zum Thema
Tüllenbajonett aus dem 19. Jahrhundert
Deutsches Bajonett 98/05 von 1905 für das Gewehr 98

Als Bajonett (nach der französischen Stadt Bayonne[1]) wird eine am Lauf von Schusswaffen befestigbare Stichwaffe in Form eines langen Dorns oder einer Stahlklinge bezeichnet. Unter der Bezeichnung Seitengewehr versteht man die heute üblichen Bajonette, die auch als eigenständige Waffen geführt werden können und bei Bedarf auf das Gewehr aufgepflanzt werden.

Beschreibung

Das Bajonett wird im demontierten Zustand wie andere Waffen an der Seite oder am Koppel getragen. Bajonette können auch an der Waffe fest installiert sein und werden in die Gebrauchsstellung ausgeklappt (Klappbajonett). Dann handelt es sich im strengen Sinne des Wortes nicht mehr um ein Seitengewehr.

Aufpflanzen bedeutet das Befestigen einer Stichwaffe an einer Schusswaffe mit langem Lauf (Gewehr). Damit hat man eine zweite Angriffs- beziehungsweise Verteidigungswaffe. Im Nahkampf ist es damit möglich, das Gewehr als Stich- oder Stoßwaffe zu verwenden. Diese Waffenform gibt es seit den Vorderladergewehren (Spundbajonett) und wird bis zu den heutigen, modernen Gewehren (M-9) fortgesetzt.

Als Bajonettarm wird ein an manchen Bajonetten angebrachtes Metallstück zwischen der Klinge und der Tülle bzw. sonstigen Befestigung bezeichnet.

Befestigung

Arretierknopf an einem Bajonett, unten rechts, am Knauf

Das Bajonett wird an der Waffe an der sogenannten Aufpflanzvorrichtung angebracht (auch Bajonetthalter oder Bajonetthaft genannt). Es ist das Bauteil an der Waffe, auf den das Bajonett aufgeschoben und arretiert wird. Die Aufpflanzvorrichtung kann schienen-, bolzen- oder stabförmig sein.

Der Bajonetthalter ist eine Profilschiene, die unter einem Gewehrlauf angebracht ist und zur Befestigung des sogenannten Kastenbajonetts dient. An älteren Gewehrmodellen ist diese Schiene seitlich am Gewehr angebracht und dient zur Befestigung des Aufsteckdorns bei Dornbajonetten.

Die Bajonetthaft, auch Bajonettwarze oder Aufpflanznut ist eine auf dem Gewehrlauf befestigte Nocke und rund- oder vierkantig ausgeführt. Diese Nocke dient der Arretierung des älteren Tüllenbajonetts. Die Nocke passt in die Führungsrille des Bajonetts und arretiert es am Lauf. Es gibt noch weitere Versionen, die bei modernen Bajonetten benutzt werden. Bei manchen modernen Bajonetten befindet sich am Heft der Arretierknopf, mit dem die Verriegelung wieder gelöst werden kann.[2] Moderne Bajonette haben in der Regel eine Aufpflanznut am Heftknauf und einen Ring (Laufring) in der Parierstange der über den Lauf gesteckt wird.

Entstehung

Die Herkunft und Entstehung des Bajonetts ist nicht eindeutig geklärt. Es kann als Jagdwaffe entstanden sein, um angreifende Tiere nach einem Fehlschuss abzuwehren.

Name

Die Benennung der Waffengattung ist auf die südfranzösische Stadt Bayonne zurückzuführen. Einer Legende nach gehörten ihre Bürger irregulären Truppen bei verschiedenen Militärkonflikten in der Mitte des 17. Jahrhunderts an. Als bei einem Gefecht die Musketen heißgeschossen waren, sollen sie zum Weiterkämpfen ihre Jagdmesser in die Mündungen gesteckt haben.

17. und 18. Jahrhundert

Bajonette wurden seit Mitte des 17. Jahrhunderts in Frankreich verwendet und wurden allmählich in den meisten europäischen Armeen gebräuchlich. Anfangs wurden Bajonette mit dem Griff in den Gewehrlauf gesteckt (so genannte Spundbajonette), so dass die Muskete nicht feuern konnte. Bereits 1669 erfand Sébastien Le Prestre de Vauban Bajonette, die mit einer Tülle seitlich am Lauf befestigt wurden – sogenannte Tüllen- oder Dillenbajonette – und somit auch im aufgepflanzten Zustand das Abfeuern von Musketenkugeln nicht verhinderten. Mit diesen neuartigen Bajonetten wurde die französische Armee seit 1689 ausgestattet. Etwa um 1700 tauchten Bajonette auf, die einen abgewinkelten Arm besaßen und so auch das Nachladen ermöglichten. Zur wichtigsten Klingenform entwickelte sich bald eine stabile, drei- oder vierkantige Form mit etwa 40 cm Länge.

Die Entwicklung des Bajonetts und die zunehmende Verbreitung von Feuerwaffen ließen den Einsatz von Pikenieren und Schweinsfedern in der Schlacht allmählich zurückgehen. Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts wurden die Pikenier-Einheiten der meisten europäischen Armeen aufgelöst.

19. Jahrhundert

Ab dem 19. Jahrhundert wurde das Tüllenbajonett schrittweise von Bajonetten abgelöst, die eigene Griffe hatten – sogenannte Messer – oder Säbelbajonette – und wie Messer, kurze Pallasche oder Säbel beschaffen waren. „Vorfahren“ derselben waren im 18. Jahrhundert aufpflanzbare Hirschfänger, die wie diese mittels eines seitlichen Rings am Rohr fixiert wurden. Da solche Waffen aber das Nachladen des Vorderladers verhinderten, setzten sie sich erst mit Einführung des Hinterladers endgültig durch. Doch bereits 1840 wurde der doppelt gekrümmte französische Jatagan mit ca. 60 cm Klingenlänge vorbildhaft. Bekannt ist auch das gerade, vorn verbreiterte, etwa 50 cm lange (Klinge) preußische Füsilierseitengewehr von 1860.

Erster und Zweiter Weltkrieg

Deutsche Soldaten beim Üben des Bajonettfechtens, 1914

Im Ersten Weltkrieg erreichten Bajonette noch eine Länge bis zu 50 cm. Teilweise kam es noch zum Fechten mit diesen überlangen Messern. Bereits aber bei den Grabenkämpfen der Sturmtruppen erwiesen sich Gewehre mit aufgepflanztem Bajonett als zu unhandlich, und das Bajonett wurde durch den feststehenden Feldspaten als Waffe im Nahkampf abgelöst. Sowohl im Ersten Weltkrieg als im Zweiten Weltkrieg wurde der Grabendolch in den Grabenkämpfen als Nahkampfwaffe benutzt.

In der Nachkriegszeit wurden die Bajonette immer kleiner und handlicher – heute werden Bajonette nur noch selten als Standard-Blankwaffe der Infanterie ausgegeben, sind aber nach wie vor mögliches Zubehör von Sturmgewehren, und haben die Größe und das Gewicht handelsüblicher Haushaltsmesser. Meist werden nur noch Kampfmesser ausgegeben. Blankwaffen haben jedoch nur noch eine sehr untergeordnete Bedeutung. Über den Wert des Bajonetts im Kampf gab es bis in das 20. Jahrhundert Diskussionen. Die teils prominenten Befürworter wurden durch die Entwicklungen im amerikanischen Sezessionskrieg und im Ersten Weltkrieg widerlegt. In Stellungskämpfen des Zweiten Weltkriegs kamen Bajonette noch auf nahezu allen Kriegsschauplätzen zum Einsatz, teilweise auch mit Erfolg. Häufiger jedoch wurden Bajonettangriffe unter erheblichen Verlusten insbesondere durch Maschinengewehrfeuer abgewiesen.

Deutsche Bajonette wurden Mitte der 1930er Jahre mit einem S-Code gekennzeichnet, um die Hersteller zu verschleiern. Ab etwa 1937 verzichtete man auf die Heimlichkeit und kennzeichnete Bajonette auf der Fehlschärfe mit voll ausgeschriebenem Hersteller und Jahreszahl auf dem Klingenrücken. Nach Kriegsbeginn wurde ab 1940 ein Drei-Buchstaben-Code zur Kennzeichnung des Herstellers mit den zwei Endziffern des Herstellungsjahres auf die Fehlschärfe gestempelt.

Mit der Entwicklung des „SG42“ (Seitengewehr 42) mit Schutzbügel des Griffs durch die Firma Eickhorn aus Solingen und dessen Einführung in die Wehrmacht setzte eine weltweite Entwicklung vom Bajonett als bloße Hieb- und Stichwaffe hin zum aufpflanzbaren Mehrzweckmesser (Säge, Drahtschneider) mit Schlagring ein.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Mehrzweckbajonett M1959 für die AKM
M-9-Bajonett mit modernisierter Scheide.
Schweizer SIG 550 mit Bajonett
Bajonett OKC-3S der US-Marines

Noch im Falklandkrieg von 1982 und im frühen 21. Jahrhundert beim Krieg in Afghanistan seit 2001 und bei der Besetzung des Irak 2003–2011 kamen Bajonette vereinzelt zum Einsatz.[3]

In einigen Streitkräften wird das Bajonett noch geführt und auch Bajonettnahkampf ausgebildet. Das Bajonett verändert aufgepflanzt aber den Haltepunkt der Waffen beim Schießen.

Die deutsche Bundeswehr verwendet(e) keine Bajonette, obwohl mehrere Versionen für das G3 entwickelt wurden.

Das seit 1997 eingeführte G36 verfügt serienmäßig über eine Bajonetthalterung, spezielle Bajonette wurden jedoch nicht entwickelt. Das aus Kostengründen vorübergehend von der NVA als „Kampfmesser, schwer“ übernommene AKM-Bajonett Typ II musste am Haltering modifiziert werden, um aufgepflanzt werden zu können. Dazu wurde der originale Haltering abgeschnitten und ein anderer mit größerem Durchmesser angeschweißt. Zusätzlich wurde die lederne Gürtelhalterung durch eine neue aus Kunstfasern und Plastik ersetzt, welche mit dem westdeutschen Koppel kompatibel ist. Diese Änderung wurde nicht offiziell, sondern in Privatinitiative in begrenzter Stückzahl durchgeführt.

Die Firma Eickhorn aus Solingen hat zwischenzeitlich ohne behördlichen Auftrag für das G36 ein Bajonett unter der Bezeichnung SG2000 (Seitengewehr) entwickelt. Es hat die modifizierte Tantōklinge des KM 2000 und wird mit (als SG2000 WC; Wire Cutter) und ohne Drahtschneidefunktion angeboten.

Im April 2010 stellte die United States Army die traditionelle „choreographische“ Ausbildung ihrer Rekruten am Bajonett in der Grundausbildung ein, da sie den herkömmlichen Bajonettangriff als zunehmend irrelevant für ihr Aufgabenprofil ansieht. Dennoch soll das Bajonett neben dem Kampfmesser in einer modifizierten Nahkampfausbildung weiterhin seinen Platz haben. Das US-Marine-Corps behielt die Ausbildung am Bajonett bei.[4]

Literatur

  • Sebastian Thiem: Verlängerte Gewehre. Jagdliche und militärische Verwendung der Spundbajonette, in: DWJ (früher: Deutsches Waffenjournal) 7/2015, S. 88–93

Weblinks

 Commons: Bajonett – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Bajonett – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Seitengewehr – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Bajonett beim Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache
  2. Gerhard Seifert: Fachwörter der Blankwaffenkunde: dt. Abc der europäischen blanken Trutzwaffen; (Hieb-, Stoß-, Schlag- und Handwurfwaffen), Verlag Seifert, 1981
  3. Überblick zweite Artikelhälfte
  4. Michael Evans: US Army thrusts bayonet aside after centuries of faithful service, in: The Times, 18. März 2010. Zugriff am 8. April 2010.
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