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Seepferdchen

Aus Jewiki
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Dieser Artikel behandelt die Gattung Seepferdchen. Für weitere Bedeutungen siehe Seepferd.
Seepferdchen
Seepferdchen (Hippocampus spec.)

Seepferdchen (Hippocampus spec.)

Systematik
Barschverwandte (Percomorpha)
Ordnung: Seenadelartige (Syngnathiformes)
Überfamilie: Syngnathoidea
Familie: Seenadeln (Syngnathidae)
Unterfamilie: Hippocampinae
Gattung: Seepferdchen
Wissenschaftlicher Name
Hippocampus
Rafinesque 1810

Die Seepferdchen (wissenschaftlich seit den 1570er Jahren[1] Hippocampi, Singular Hippocampus, nach dem mythologischen Meeresungeheuer Hippokamp) gehören zu den Fischen. Sie fallen besonders durch ihr Äußeres auf, das nur sehr wenig an andere Fische erinnert. Ihr Kopf ähnelt eher dem eines Pferdes, ihr Hinterleib einem Wurm. Dieses Aussehen brachte den Tieren auch ihren wissenschaftlichen Namen ein: Hippocampus, die „Pferderaupe“. Gemeinsam mit den Fetzenfischen und weiteren Arten bilden sie die Familie der Seenadeln (Syngnathidae).

Verbreitung

Seepferdchen leben weltweit in tropischen und gemäßigten Meeren. Die meisten Arten kommen in den gemäßigt temperierten Meeren um Südaustralien und Neuseeland vor. Ihr Schwanz dient als Wickelschwanz der Verankerung an Seegras u.Ä. oder auch an Artgenossen. Interessant ist, dass dabei der Schwanz nicht − wie sonst bei Knochenfischenlateral bewegt wird, sondern nach unten: Die Rumpfmuskulatur ist reduziert, die beiden hinteren unteren Carinalmuskeln sind hingegen stark entwickelt. Bei großer Gefahr flüchten Seepferdchen aber auch noch ausgestreckt.

Die Seepferdchen des Ärmelkanals und der europäischen Atlantikküste gehören nach Kuiter (2009) zur Art H. europaeus. Im Mittelmeer leben mindestens drei Arten von Seepferdchen: Das Langschnäuzige Seepferdchen (H. guttulatus) und das Kurzschnäuzige Seepferdchen (H. hippocampus), die aufgrund ihrer Kopfform so genannt werden, und Hippocampus fuscus, das über den Suezkanal aus dem Roten Meer ins Mittelmeer eingewandert ist. Die Populationen des Langschnäuzigen Seepferdchens im Schwarzen Meer stellen möglicherweise eine eigene Art dar.

Fortpflanzung

Männchen von Hippocampus whitei mit gefüllter Bauchtasche

Neben ihrem Aussehen weist auch ihre Lebensweise einige Besonderheiten auf. So werden bei ihnen nicht die Weibchen, sondern die Männchen trächtig. Die Weibchen produzieren die Eier und legen mit ihnen einen recht großen Dottervorrat an. Beim Geschlechtsakt spritzen sie diese dem Männchen in die dafür vorgesehene Bauchtasche, wo sie vom männlichen Sperma befruchtet werden. Diesem Einspritzen der Eier in die männliche Bruttasche geht eine lange gemeinsame Balz voraus, die aus einem spiraligen Auf und Ab im Seegras besteht. Männchen und Weibchen treffen sich in den Morgenstunden und schwimmen eine Weile synchron mit ineinandergehakten Schwänzen nebeneinander her. Ist das Weibchen paarungsbereit, so beginnt es mit dem speziellen Balztanz, der mit der Begattung endet. Bis zu 200 Eier gelangen so in die Bruthöhle, teilweise hintereinander von mehreren Weibchen. Im Innern dieser Tasche werden die Eier von einem Gewebe umwachsen, das vor allem die Atmung der Embryonen regelt, also Kohlenstoffdioxid aus den Eiern aufnimmt und Sauerstoff an die Eier abgibt. Daneben stellt das Gewebe eine Umgebung her, die im Salzgehalt dem Meerwasser entspricht. Die Entwicklung der jungen Fische dauert etwa zehn bis zwölf Tage. Nach dieser Zeit zieht sich das trächtige Männchen in das Seegras zurück und beginnt die Jungfische zu gebären.

Die kleinen Fische sind von nun an auf sich selbst gestellt und beginnen mit der Jagd auf kleine, planktonische Krebstiere. Bei einigen Arten findet nach nur einem Tag die erneute Paarung statt.

Systematik

Weltweit gibt es je nach Autor zwischen 35 und 80 Seepferdchenarten. Die Tatsache, dass in den letzten Jahren viele Arten dazugekommen sind und in der aktuellen Literatur (Kuiter 2009) noch einige unbeschriebene Arten abgebildet sind, lässt vermuten, dass die Artenzahl eher am oberen Ende dieser Spanne liegt. Bei einer 2002 beschriebenen Art handelt es sich um eines der kleinsten Seepferdchen, das nur 13,5 Millimeter große Denise-Zwergseepferdchen (Hippocampus denise). Die größten Arten, Hippocampus abdominalis und Hippocampus bleekeri, erreichen 35 Zentimeter Länge.

Hippocampus erectus
Hippocampus sp.
Seepferdchen, 2 Männchen mit umschlungenen Schwänzen

Arten

bargibanti-Artenkomplex“

Hippocampus bargibanti

Eine Gruppe sehr kleiner Seepferdchen weicht anatomisch und wahrscheinlich auch in ihrer Fortpflanzungsweise von den anderen Seepferdchen ab. Hippocampus bargibanti wurde als erste dieser Arten erst 1970 beschrieben, alle weiteren seit dem Jahr 2003. Die Tiere werden nach der ersten bekannten Art als „bargibanti-Artenkomplex“ oder als „Pygmäenseepferdchen“ bezeichnet. Sie sind nur 14 bis 22 mm lang und mit ihrer äußeren Erscheinung sehr eng an eine Wirtskoralle, Moostierchen oder an Seegras angepasst. Bei diesen Seepferdchen sind die Kiemenöffnungen zu einer einzigen Austrittsöffnung zusammengewachsen, die mittig am Hinterkopf liegt. Bei den Männchen fanden sich bei anatomischen Untersuchungen keine Anzeichen für eine Bruttasche. Stattdessen entwickeln sich Eier und Embryos wahrscheinlich im Körper des Weibchens, die damit lebendgebärend wären. Bei einer Revision der Gattung Hippocampus werden diese Seepferdchen wahrscheinlich in eine separate Gattung gestellt.[2][3]

Zwerg-Nadelpferdchen

Neben den eigentlichen Seepferdchen der Gattung Hippocampus werden von einigen Wissenschaftlern noch zwei Gattungen seepferdchenähnlicher Seenadeln, die im deutschen als Zwerg-Nadelpferdchen bezeichnet werden, zu der Unterfamilie Hippocampinae gerechnet. Es sind winzige, durch zahlreiche Hautauswüchse ähnlich wie die Fetzenfische getarnte Fische. Sie werden 4 bis 6,5 Zentimeter lang. Wie die eigentlichen Seepferdchen verfügen die Männchen über eine Bauchtasche, in der die Weibchen die Eier legen. Ihr Schwanz ist flexibel wie der der Seepferdchen und wird benutzt, um sich an Pflanzen festzuhalten.

Gattungen:

Seepferdchen und Menschen

Seepferdchen werden in Guangzhou (China) als Heilmittel getrocknet

Gefährdung

Seepferdchen gehören zu den gefährdeten Tiergattungen. Sie haben nur sehr wenige Fressfeinde, da sie mit ihren Knochenplatten, Stacheln und vielen Gräten eine schwer zu verzehrende Nahrung darstellen. Der Rückgang ihrer Population liegt vor allem an der massiven Zerstörung ihrer Lebensräume, der unterseeischen Seegraswälder, und der intensiven Befischung der Gewässer, wodurch sie häufig als Beifang in den Netzen landen. Hinzu kommt vor allem in China und Südostasien der Glaube, dass zerstoßene Seepferdchen heilende, aber auch potenzsteigernde Wirkung haben. Dies und nicht zuletzt ihr hoher Wert als Touristensouvenir ist Grund für ihre Gefährdung.

Mythologie

In der griechischen Mythologie waren Seepferdchen die Nachfahren jener Rösser, die Poseidons Streitwagen zogen. Die wundersamen Tiere fanden einen Platz in Kunst und Literatur. Ihnen werden noch heute in manchen Kulturen besondere Heilkräfte zugesprochen.

Mythische Darstellungen des Seepferdes (vorne Pferd, z.T. sogar mit Vorderhufen, hinten oft mit der Flosse eines Fisches oder Delfins ausgestattet, möglicherweise ein Missverständnis aufgrund von Beschreibungen des Tieres im späten 15. Jahrhundert), finden sich weltweit relativ häufig in Wappendarstellungen von Küstenorten, insbesondere in England und im Commonwealth. Das Fabelwesen Seepferd ist nicht mit dem Seepferdchen zu verwechseln.

Heraldik

Als Wappentier ist das Seepferdchen in der Heraldik wenig verbreitet, so unter anderem im Wappen des Timmendorfer Strandes.

Literatur

  • Rudie H. Kuiter: Seepferdchen: Seenadeln, Fetzenfische und ihre Verwandten. Eugen Ulmer, 2001, ISBN 3-8001-3244-3
  • Joseph S. Nelson: Fishes of the World. John Wiley & Sons, 2006, ISBN 0-471-25031-7
  • Hans A. Baensch/Robert A. Patzner: Mergus Meerwasser-Atlas Band 6 Non-Perciformes (Nicht-Barschartige). Mergus-Verlag, Melle, ISBN 3-88244-116-X
  • Rudie H. Kuiter: Revision of the Australian Seahorses of the Genus Hippocampus (Syngnathiformes: Syngnathidae) with Descriptions of Nine New Species, Records of the Australian Museum (2001) Vol. 53: 293–340. ISSN 0067-1975 PDF

Einzelnachweise

  1. Wortgeschichte des Seepferdchens mit Datumsangabe auf etymonline.com (englisch)
  2. Rudie H. Kuiter: Seahorses and their relatives. Aquatic Photographics, 2009, ISBN 978-0-9775372-1-1.
  3. Daniel Knop: Zwerg- und Pygmäenseepferdchen. in KORALLE, Meerwasseraquaristik-Fachmagazin, Nr. 60 Dezember/Januar 2009, Natur und Tier Verlag Münster, ISSN 1439-779X
  4. Acentronura auf Fishbase.org (englisch)
  5. Amphelikturus auf Fishbase.org (englisch)
  6. Idiotropiscis auf Fishbase.org (englisch)

Weblinks

 Commons: Seepferdchen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Seepferdchen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Seepferdchen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.