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Schwierige Speisen

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Der Hummer ist eine klassische schwierige Speise.

Als schwierige Speisen werden Gerichte bezeichnet, deren Verzehr Schwierigkeiten in Bezug auf die Einhaltung der Tischsitten beziehungsweise das rein technische Meistern des Verzehrs für ungeübte Personen birgt. Das Erkennen und Bewältigen schwieriger Speisen gilt als Ausweis gehobenen gesellschaftlichen Stands in der westlichen Welt.

Verwendung

Der Begriff wird in der Literatur, bei der es sich überwiegend um Ratgeber zur Einhaltung gesellschaftlicher Etikette handelt, unterschiedlich eingegrenzt. Als klassische schwierige Speisen gelten vor allen Krustentiere, insbesondere der Hummer, sowie Muscheln, besonders die Austern, Fisch und Geflügel mit Knochen. Beim Hummer und als Ganzem servierten Fisch wird vor allem die Schwierigkeit hervorgehoben, die Speise fachgerecht zu zerteilen, um in den nicht nur schicklichen, sondern auch gefahrlosen Genuss des verzehrbaren Inneren zu kommen und dabei Ungenießbares wie Gräten zu erkennen und zu entsorgen, wobei das Ungenießbare, wenn es sich bereits im Mund befindet, diesen „über die Gabel verlässt und am Tellerrand oder einem dafür vorgesehenen Teller abgelegt wird.“ Es wird grundsätzlich dazu geraten, den Gastgeber oder Kellner eines Restaurants freundlich um Rat und Hilfe zu bitten, wenn man sich mit der Bewältigung der Aufgabe überfordert sieht. Dies gilt im Gegensatz zu unangeleiteter, häufig von zweifelhaftem Erfolg gekrönter Eigeninitiative nicht als unschicklich.[1] Die Bitte sollte jedoch gegenüber dem Gastgeber mit positiver, das Gericht begrüßender Konnotation vorgetragen werden.[2] Bei der Artischocke wird vielfach angenommen, der jeweiligen Person könne unbekannt sein, wo das sich verzehrbare Fruchtfleisch befindet.

Bei den ebenfalls durchgehend als schwierig bewerteten Spaghetti besteht weniger das Problem, zum Verzehrbaren vorzudringen, als es den Tischsitten gemäß zum Mund zu führen. So gilt das Aufsaugen der Spaghetti durch den hierzu gespitzten Mund als ebenso undenkbar wie das Zerschneiden der Spaghetti mit dem Messer. Vielmehr sollen die Spaghetti mit der Gabel zu mundgerechten Portionen aufgerollt werden. Die Zuhilfenahme des Löffels bei diesem Vorgang gilt aus Perspektive der Etikettenratgeber zwar als erlaubt, aber als unbefriedigend, da der „Kenner“ Spaghetti nur mit der Gabel aufrolle. Auch diese Grauzone zwischen „erlaubt“ und „erwünscht“ kann eine Speise als schwierig kennzeichnen. Auf der Homepage knigge.de wird zum Thema schwieriger Speisen bezüglich des Spargelverzehrs beispielsweise ausgeführt, dass es zwar „statthaft“ sei, „Spargel mit den Händen zu essen, jedoch […] nicht recht einleuchtend [ist], wie dies für Esser und Betrachter zu einer ästhetisch befriedigenden Lösung führen soll.“[3] Weiter definiert kann eine schwierige Speise auch eine solche sein, die zwar gefahrlos und ohne anstößig zu wirken normal mit Messer und Gabel verzehrt werden kann, gemäß lokalen Bräuchen aber auf eine bestimmte Weise zu sich genommen wird, wodurch man als ortsfremd oder ungebildet wirken kann. Ein Beispiel dafür ist die Münchner Weißwurst, die von Münchnern aus ihrem Darm herausgelutscht („gezuzelt“) wird.[4]

Von einzelnen Ratgebern werden auch grundsätzlich Speisen thematisiert, bei denen sich die Frage stellt, ob, und wenn ja, welches Besteck man zum Verzehr verwendet, darunter vor allem verschiedene Arten von Fingerfood (und deren Kennzeichnung als solches zu Tisch, auf das eine Fingerschale und/oder zusätzliche Servietten hinweisen können), Beilagen wie Brot und Salat bis hin zur Vorspeisensuppe, bei deren Verzehr stets der Löffel genutzt werden soll und nicht „gepustet oder geplanscht“ werden dürfe.[5]

Schwierige Speisen sind nicht zu verwechseln mit schweren Speisen, einer Bezeichnung für gehaltvolle und/oder schwer verdauliche Gerichte.

Zur Bewältigung von schwierigen Speisen, insbesondere zum Erlernen der entsprechenden Fingerfertigkeit, wird der Besuch von entsprechenden Seminaren empfohlen.[6]

Rezeption in Kunst und Kultur

Das Ringen mit schwierigen Speisen ist ein beliebtes Motiv in Komödien und Gesellschaftssatiren, häufig gemeinsam mit dem übergeordneten Thema der Einhaltung von allgemeinen Umgangsformen. Loriot machte schwierige Speisen zum Thema mehrerer Sketche. Besonders bekannt ist sein „Nudel“-Sketch, bei dem ein Mann im Restaurant, als er gerade zu einem Liebesbekenntnis gegenüber seiner weiblichen Begleitung ansetzt, eine auf die Serviette gefallene Nudel ohne es zu merken beim Abtupfen des Mundes ins Gesicht heftet. Die Begleitung versucht daraufhin vergeblich, den Redefluss des Mannes zu unterbrechen, um ihn darauf aufmerksam zu machen.[7] In Loriots Filmklassiker Pappa ante Portas kommt das Motiv schwieriger Speisen ebenfalls mehrfach vor, insbesondere der misslungene Versuch, einen Fleischspieß adäquat zu verspeisen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Quittschau, Tabernig: Business-Knigge, Haufe-Lexware 2012, S. 206
  2. Birgit Adam: Knigge für moderne Frauen - weiblich, stilvoll, souverän, Südwest-Verlag 2009, S. 49
  3. Kapitel Schwierige Speisen auf knigge.de
  4. Horst Hanisch: Knigge, Freiburg 2009, S.86 ff.
  5. Kapitel Schwierige Speisen auf knigge.de
  6. Jo B. Nolte: Business Etikette, Haufe-Lexware 207, S. 165
  7. Birgit Adam: Knigge für moderne Frauen - weiblich, stilvoll, souverän, Südwest-Verlag 2009, S. 49
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