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Schweißtuch der Veronika

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Dieser Artikel beschreibt einen Gegenstand der christlichen Legende, für einen Roman von Gertrud von le Fort siehe Das Schweißtuch der Veronika.
Hans Memling: Hl. Veronika, um 1470
Meister der Heiligen Veronika: hl. Veronika mit dem Schweißtuch Christi, um 1420. München, Alte Pinakothek (wahrscheinlich aus St. Severin in Köln)
St. Veronika mit dem Schweißtuch, gotische Skulptur, St. Lorenz (Nürnberg)
Schweißtuch der Veronika, Volkskunst 18. Jahrhundert, ausgestellt im Museumsdorf Niedersulz

Das Schweißtuch der Veronika (Sudarium) ist ein Gegenstand der christlichen Legende. Nach der christlichen Überlieferung hat Veronika ihr Tuch Jesus von Nazaret auf dessen Weg nach Golgota gereicht, um Schweiß und Blut von dessen Gesicht abzuwaschen. Dabei soll sich das Gesicht Jesu auf wunderbare Weise auf dem Schweißtuch als sogenanntes Veronikabild eingeprägt haben.

Ursprung der Legende

In den Evangelien (Neues Testament) wird bei Mk 5,25 und Mt 9,20 ff über eine blutflüssige Frau berichtet, die schon zwölf Jahre an Blutungen litt und das Gewand Jesu von hinten berührte.

„„Sofort hörte die Blutung auf und sie spürte deutlich, dass sie von ihrem Leiden geheilt war“

Mk 5, 29

In den apokryphen Acta Pilati, die auch Nikodemusevangelium genannt werden, trägt die blutflüssige Frau den Namen Berenike (Berenice). Dessen lateinische Übertragung Veronika wurde später in der westlichen Darstellung als eine Zusammensetzung aus lateinisch vera wahr und griechisch Εικών ikon Bild, "wahres Bild", umgedeutet.

Weiterentwicklung

In einer spätantiken koptischen Version der angeblichen Pilatusakten aus dem 6. Jahrhundert hat Veronika den schwerkranken Kaiser Tiberius geheilt, indem der Anblick des Schweißtuches bei ihm ein Wunder bewirkte. Die byzantinische Legende – in Verbindung mit der Abgarlegende – erzählt, dass Jesus noch zu Lebzeiten dem König Abgar von Edessa – dem heutigen Sanlιurfa in der Türkei – ein wunderkräftiges Tuch mit dem Abbild seines Antlitzes zugesandt habe,[1] das dieser am Stadttor von Edessa anbringen ließ; dort habe sich das Bild als Ziegelabdruck erhalten. Jüngere Fassungen dieser Legende berichten, dass nicht Abgar, sondern seine Tochter Berenike das Tuch erhalten habe. Kaiser Konstantin VII. ließ demnach 944 den Abdruck in seine Palastkapelle bringen; nach der Eroberung von Konstantinopel – dem heutigen Ístanbul – 1204 durch die Kreuzfahrer verlor sich seine Spur.

Erst im 12. Jahrhundert kommt in der römischen Kirche die Legende auf, nach der Veronika ihr Tuch Jesus auf dessen Weg nach Golgota gereicht habe, um Schweiß und Blut abzuwischen. Seit dem 12. Jahrhundert ist in Rom ein Bild der Veronika mit dem Schweißtuch bekannt, und in dieser Form findet die Legende im Mittelalter weite Verbreitung. Im Kreuzweg ist diese Szene als sechste Station dargestellt.

Reliquien

Das Schweißtuch der Veronika war einst die kostbarste und meistverehrte Reliquie der Christenheit und befindet sich heute in einem gewaltigen Tresor im Veronikapfeiler des Petersdoms in Rom, der 1506 eigens dafür über dem Grundstein der Kirche errichtet wurde.

Eine lange als das echte Schweißtuch verehrte Kopie wurde 1721 dem Habsburger-Kaiser Karl VI. geschenkt und ist heute in der Schatzkammer der Wiener Hofburg öffentlich zugänglich. Das Wiener Schweißtuch ist mutmaßlich eine von fünf bekannten Kopien, die im Jahre 1616 vom damaligen vatikanischen Schweißtuch angefertigt wurden.

Einer neueren Theorie nach ist das Tuch der Veronika identisch mit dem Schleier von Manoppello, der das Gesicht Jesu zeigen soll und der in einer kleinen Kirche im Ort Manoppello in den Abruzzen aufbewahrt wird.

Verwendung des Motivs

An der Südseite des Kirchturms der Heilig-Kreuz-Kirche des Zentrums für christliche Meditation und Spiritualität des Bistums Limburg in Frankfurt-Bornheim befindet sich eine Putzreliefplastik des Schweißtuchs. Das Tuch wird an den vier Kanten von symmetrischen hervortretenden Holzbalken überragt. Geschaffen wurde das Relief von dem Wiesbadenener Bildhauer Arnold Hensler.[2]

Sonstiges

Im spanischen Stierkampf gibt es die Figur der „Veronica“, bei der der Matador seine muleta so ähnlich hält wie die Veronika das Schweißtuch auf den gängigen Darstellungen.

Siehe auch

Quellen

  1. http://www.heiligenlexikon.de/BiographienV/Veronika.htm
  2. Dr. Hermann Gille / P. Helmut Schlegel: Katholische Heilig-Kreuz-Kirche Frankfurt-Bornheim, Schnell & Steiner, Regensburg 2009

Literatur

  • Paul Badde: Das Göttliche Gesicht, die abenteuerliche Suche nach dem wahren Antlitz Jesu. Pattloch, München 2006, ISBN 3-629-02149-2.
  • Hans Belting: Bild und Kult. Eine Geschichte des Bildes vor dem Zeitalter der Kunst. Beck, München 1990, ISBN 3-406-34367-8 (6. Auflage. ebenda 2004, ISBN 3-406-37768-8).
  • Hermann Gille, P. Helmut Schlegel: Katholische Heilig-Kreuz-Kirche Frankfurt-Bornheim. Schnell & Steiner, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7954-6808-8 (Kleine Kunstführer 2722).
  • Michael Hesemann: Die stummen Zeugen von Golgatha. Die faszinierende Geschichte der Passionsreliquien Christi. Hugendubel, München 2000, ISBN 3-7205-2139-7.
  • Ist ER es? Dossier. In: Die Zeit. 52 (21.Dez.) 2005, , ISSN 0044-2070, S. 15f.
  • Gertrud von Le Fort: Das Schweißtuch der Veronika. (Roman). Kösel & Pustet, München 1928 (Neuauflage: Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1991, ISBN 3-423-11449-5 (dtv 11449)).
  • Heinrich W. Pfeiffer: Die römische Veronika. In: Grenzgebiete der Wissenschaft. 49, 2000, 3, ISSN 1021-8130, S. 225–240.
  • Joseph Sauer: Die ältesten Christusbilder. Wasmuth, Berlin 1920.
  • Daniel Spanke: Das Mandylion. Ikonographie, Legenden und Bildtheorie der „Nicht-von-Menschenhand-gemachten Christusbilder“. Ikonen-Museum, Recklinghausen 2000, ISBN 3-929040-48-4 (Monographien des Ikonen-Museums Recklinghausen 5).
  • Gerhard Wolf: Schleier und Spiegel. Traditionen des Christusbildes und die Bildkonzepte der Renaissance. Fink, München 2002, ISBN 3-7705-3632-0 (Zugleich: Berlin, Freie Univ., Habil.-Schr., 1995: Vera icon und verum corpus.).

Weblinks

 Commons: Schweißtuch der Veronika – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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