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Schreibweise biblischer Namen (christliche Tradition)

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Die Schreibweise biblischer Namen hat sich im deutschsprachigen Raum innerhalb der unterschiedlichen Konfessionen anhand unterschiedlicher Vorlagen entwickelt. Erst in den 1960er Jahren begann die Arbeit an einer einheitlichen Namensgebung. Heute orientieren sich Kirchen, Verlage, wissenschaftliche Einrichtungen und Bibliotheken für die Orts- und Eigennamen der christlichen Bibel am „Ökumenischen Verzeichnis der biblischen Eigennamen nach den Loccumer Richtlinien“ (ÖVBE). Die althergebrachten, teils aus der griechisch-lateinischen Tradition, teils aus der Lutherbibel stammenden Bezeichnungen bestimmen aber vielerorts weiter den Alltag.

Entwicklung der Schreibweise

katholisch

In der katholischen Kirche galten für die alt- und neutestamentlichen Namen meist die einheitlichen altgriechischen oder lateinischen Formen der Septuaginta und Vulgata. Eine Unterscheidung von gleichen Namen zwischen Altem Testament (hebräische und griechische Quelltexte) und Neuem Testament (griechische Quelltexte) gab es nicht. 1962 beschlossen die deutschen katholischen Bischöfe eine Übersetzung der Heiligen Schrift für den kirchlichen Gebrauch (aus diesem Vorhaben entwickelte sich später die Einheitsübersetzung). Für das Neue Testament wurde bis Ende 1963 eine Schreibweise der biblischen Namen entwickelt und bis 1966 überarbeitet.

evangelisch

Dagegen folgte der evangelische Bereich Martin Luther, der in seiner Bibelübersetzung auf die hebräische und für das Neue Testament auf die griechische Originallautung zurückgriff und sie zu transkribieren versuchte. Dadurch kam es zu unterschiedlichen Schreibweisen der Namen im Alten und Neuen Testament. Bei einigen der von Martin Luther gewählten Schreibweisen gab es im Laufe der Jahrhunderte Anpassungen und Veränderungen (z. B. wurde aus „Ebräer“ „Hebräer“, siehe Gen 40,15 EU). In drei Revisionen wurden diese Veränderungen umgesetzt: Die sogenannten Buchdrucker-Revisionen, die zweite kirchenamtliche Revision 1912 und die dritte kirchenamtliche Revision von 1956 (NT), 1964 (AT) und 1970 (Spätschriften). Da die Revision des NT vor der des AT geschah, wurden die griechischen Transkriptionen für das AT übernommen.

Bei den Revisionen wurde darauf geachtet, die Namen an deutsche Sprechgewohnheiten anzupassen. Daher ist auch hier beispielsweise das hebräische „sch“ durch „s“ ersetzt, wie bei „Mose“ statt „Mosche“. Ferner erscheinen anstelle von Frikativen (Reibelauten), z. B. „w“, die entsprechenden Plosive (Verschlusslaute), z. B. „b“, wie bei „Hiob“ statt „Ijow“.

Ökumenische Schreibweise

Loccumer Richtlinien

1966 beschlossen die Deutsche Bischofskonferenz, der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland und das Evangelische Bibelwerk, wichtige biblische Texte gemeinsam herauszubringen. Die zu diesem Zweck berufene Übersetzerkommission beauftragte daraufhin Pastor Klaus Dietrich Fricke und Pater Benedikt Schwank OSB, Richtlinien für die Schreibweise der biblischen Eigennamen zu erstellen, die sich an den von katholischer und evangelischer Seite bereits in den Vorjahren erarbeiteten Grundsätzen und Regeln orientierten. Deren Vorschläge wurden im Juli 1967 im Kloster Loccum von der Kommission angenommen und in den Folgemonaten von der Übersetzerkommission der Einheitsübersetzung und der Mitgliederversammlung des Evangelischen Bibelwerks akzeptiert. In den folgenden drei Jahren wurden diese Richtlinien bei der Übersetzungsarbeit verwendet und – wo notwendig – modifiziert. 1970 wurde die überarbeitete Fassung abgeschlossen und in Braunshardt verabschiedet. Im gleichen Jahr stimmten die Deutsche Bischofskonferenz, der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland und das Evangelische Bibelwerk dieser Fassung zu. Im Jahr darauf (1971) erschien die umfangreiche Erstveröffentlichung des Ökumenischen Verzeichnisses der biblischen Eigennamen nach den Loccumer Richtlinien (ÖVBE). Das Namensverzeichnis stellt in sechs Spalten nebeneinander die „Verbindliche Schreibweise“, die hebräische und/ oder griechische „Vorlage“, „Ausgewählte Stellenangaben“, „Zu vermeidende Schreibweisen“, die Schreibweise der „Lutherbibel“ bzw. der „Vulgata“ sowie weitere „Bemerkungen“. So ist es möglich, die Entscheidung für die verbindliche Schreibweise nachzuvollziehen. Nach weiteren kleineren Änderungen 1976 und 1979 wurde schließlich 1979 die heute gültige Fassung der Richtlinien und des ÖVBE beschlossen. Die 1981 veröffentlichte, von Joachim Lange im Auftrag der Ökumenischen Revisionskommission neu bearbeitete 2. Auflage ist erheblich kürzer als die erste Fassung und enthält z.B. nicht die hebräische und griechische Schreibweise der biblischen Namen.

Ökumenisches Verzeichnis der biblischen Eigennamen

Das ÖVBE orientiert sich an den Loccumer Richtlinien. Die Transkriptionsvorgaben wurden allerdings nicht bei allen Namen konsequent angewendet, um beispielsweise gewohnte Namen wie Betlehem (nach den Loccumer Richtlinien wäre die Schreibweise Bet-Lehem) nicht zu verändern. So wurde 1978 auf Antrag der evangelischen Seite bei der Schlusssitzung der Ökumenischen Kommission für die Revision des Neuen Testaments der Einheitsübersetzung beschlossen, in neun Fällen die Schreibweise der revidierten Lutherübersetzung in die revidierte Fassung der Einheitsübersetzung zu übernehmen. In diesen Bibelübersetzungen werden entgegen den Loccumer Richtlinien neun Namen mit „th“ bzw. mit „ph“ statt mit „t“ bzw. „f“ geschrieben: Alphäus, Arimathäa, Bartholomäus, Kajaphas, Kephas, Matthäus, Matthias, Thaddäus und Thomas. Das ÖVBE verzeichnet jedoch auch die Schreibweisen mit "t" bzw. mit "f" als richtig.

Genau genommen spricht man also nicht von den Loccumer Richtlinien, die in den Bibelübersetzungen Anwendung finden sollen, sondern vom ÖVBE.

Anwendung

Das ÖVBE wird in der Einheitsübersetzung und der Gute-Nachricht-Bibel angewendet. Auch in der Lutherbibel von 1984 werden in weiten Teilen die Richtlinien angewendet, allerdings gibt es auch eine Liste mit etwa 150 Ausnahmen.

Problematik

Das ÖVBE kommt der hebräischen Schreibweise der Namen und Orte in vielen Fällen näher, während es sich von den griechischen Formen des Neuen Testaments und den daraus entwickelten lateinischen Formen meist weiter entfernt. Alle ÖVBE-Formen sind Kompromisse zwischen den traditionellen (konfessionell unterschiedlichen) Schreib- und Lesegewohnheiten, den hebräischen, aramäischen und griechischen Schreib- und Aussprachevarianten sowie dem deutschen Schriftzeichen- und Lautbestand.

Beispielliste

Tabelle der Schreibweisen biblischer Namen
ÖVBE katholisch evangelisch Hebräische Form Griechische Form (NT)
Betlehem Bethlehem Bethlehem בֵּית לֶחֶם (bêṯ leḥem) Βηθλέεμ (Bēthléem)
Elija Elias Elia אֵלִיָּהוּ (’ēliyyāhû) Ἠλίας (Ēlías)
Elischa Elisäus Elisa אֵלִישָׁע (’elîšā‘) Ἐλισαῖος (Elisaîos)
Gennesaret Genesareth Genezareth כִּנֶּרֶת (kinnereṯ) Γεννησαρὲτ (Gennēsarèt)
Getsemani Gethsemani Gethsemane גַּת שְׁמָנִים (gaṯ šəmānîm) Γεθσημανὶ (Gethsēmanì)
Golgota Golgotha Golgatha גּוֹלְגּוֹלְתָא (aram.) (gôlgôlṯā’) Γολγοθᾶ (Golgothâ)
Ezechiel Ezechiel Hesekiel יְחֶזְקֵאל (yəḥezqē’l)
Jesaja Isaias Jesaja יְשַׁעְיָהוּ (jəša‘yāhû) Ἠσαΐας (Ēsaḯas)
Jeremia Jeremias Jeremia יִרְמְיָהוּ (yirməyāhû) Ἰερεμίας (Ieremías)
Isai Jesse Isai יִשַּׁי (yiššay) Ἰεσσαὶ (Iessaì)
Ijob Job Hiob אִיּוֹב (’iyyôḇ) Ἰὼβ (Iṓb)
Jona Jonas Jona יוֹנָה (yônāh) Ἰωνᾶς (Iōnâs)
Jonatan Jonathan Jonathan יְהוֹנָתָן (yəhônāṯān), יוֹנָתָן (yônāṯān)
Joschija Josias Josia יֹאשִׁיָּה (yōšiyyāh)
Kafarnaum Kapharnaum Kapernaum כְּפַר נָחוּם (kəp̄ar nāḥûm) Καφαρναοὺμ (Kapharnaoùm)
Mose Moses Mose מֹשֶׁה (mōšeh) Μωϋσῆς (Mōüsē̂s)
Nazaret Nazareth Nazareth נַצֶּרֶת (naṣṣereṯ) Ναζαρέτ (Nazarét)
Noach Noe Noah נֹחַ (nōaḥ) Νῶε (Nō̂e)
Pascha Pascha Passah פֶּסַח (pesaḥ)
פַּסְחָא (aram., pasḥā’)
πάσχα (páscha)
Zebaot Sabaoth Zebaoth צְבָאוֹת (ṣəḇā’ôṯ)
Zion Sion Zion צִיּוֹן (ṣiyyôn) Σιών (Siṓn)
Sacharja (AT), Zacharias (NT) Zacharias (AT/NT) Sacharja (AT), Zacharias (NT) זְכַרְיָה (zəḵaryāh) Ζαχαρίας (Zacharías)

Zu den üblichen Abkürzungen der Bücher siehe Bücher der Bibel.

Siehe auch

Literatur

  • Ökumenisches Verzeichnis der biblischen Eigennamen nach den Loccumer Richtlinien. Hrsg. von den Deutschen Bischöfen, dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland und dem Evangelischen Bibelwerk. 1. Aufl., erarbeitet nach den Weisungen der Ökumenischen Übersetzerkommission von Klaus Dietrich Fricke und Benedikt Schwank. Stuttgart 1971; ISBN 3-920609-09-3 (vergriffen)
  • Ökumenisches Verzeichnis der biblischen Eigennamen nach den Loccumer Richtlinien. Hrsg. von den katholischen Bischöfen Deutschlands, dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bibelgesellschaft – Evangelisches Bibelwerk. 2. Aufl., im Auftrag der Ökumenischen Revisionskommission neu bearbeitet von Joachim Lange. Stuttgart 1981; ISBN 3-438-06009-4 (vergriffen)

Weblinks

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