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Schiv’a
Die Schiv'a (hebr. שבעה von שבע = „sieben“) ist im Judentum die Zeit der Trauer in der ersten Woche unmittelbar nach dem Begräbnis von Eltern, Ehegatten, Geschwistern oder eines Kindes (vgl. Gen 50,10 EU), die für die Hinterbliebenen nach der Beerdigung beginnt.
Die Trauer findet mit abgestufter Strenge statt:
- Drei Tage der Tränen (tiefe Trauer: Befreiung von allen sonstigen Pflichten einschl. dem Anlegen der Tefillin; man isst weder Fleisch, noch trinkt man Wein)
- Sieben Tage der Klage / Schiwasitzen
- Dreißig Tage der äußeren Vernachlässigung (Schloschim).
Schiwa: Die Trauernden bleiben eine Woche lang zu Hause und "sitzen Schiwe". Verwandte, Freunde und Bekannte lassen sie in ihrem Schmerz nicht allein, sondern sichern ihnen Liebe, Unterstützung und Aufmerksamkeit zu, sorgen für ihre Bedürfnisse und trösten sie. Am ersten Tag der Schiwa nehmen die Trauernden Mahlzeiten ein, die sie nicht selbst zubereitet haben. Die erste Mahlzeit nach der Beerdigung, die sogenannte Se'udat Hawra'a (Genesungsmahlzeit), wird in der Regel von Nachbarn und Freunden vorbereitet. Die Schiv'a beginnt mit dem Essen eines Hühnereis, das zuvor mit Asche bestreut worden ist (oder mit Asche bestreute Linsen oder ein rundes Gebäck). Die Asche steht als Zeichen der Trauer. Die rundlichen Speisen symbolisieren den Kreislauf des Lebens.
Es findet jeweils morgens und abends ein Gottesdienst (Minjan) im Trauerhaus statt. Die Trauernden sprechen dann das Kaddisch. Das Kaddisch ist das Gebet der „Heiligung Gottes“. Dieses Gebet hat jedoch nichts mit dem Tod zu tun und wird während des Gottesdienstes vom Vorbeter vorgetragen. In der Zeit der Trauerwoche preisen die Betenden Gott und bekennen sich zu ihm.
Die Trauernden sollen spüren, dass sie nicht allein sind, weshalb Trauerbesuche erwünscht sind. So bringen ihnen Angehörige und Freunde Speisen und Trank. Am Sabbat nehmen die Trauernden am Gottesdienst teil. Das Seelenlicht (eine kleine Lampe) brennt im Trauerhaus und soll an den verstorbenen Menschen erinnern, vielerorts werden nach einer volkstümlichen Sitte die Spiegel verhängt oder umgedreht. Der Grabstein (Mazewa) wird in Israel am dreißigsten Tag eingeweiht, in anderen Ländern erfolgt dies in der Regel erst nach einem Jahr.
Bei der Schiv'a wird sieben Tage lang nicht gearbeitet, man darf keine Lederschuhe tragen und sich nicht umziehen, soll sich nicht waschen, die Haare schneiden oder rasieren. Man trägt das Kleidungsstück, das am Grab als Zeichen der Trauer eingerissen wurde (Kri'a), kauert auf der Erde oder sitzt auf niedrigen Stühlen (Schiwesitzen; vgl. Schulchan Aruch, Jore Dea 380). Im Trauerhaus vermeidet man es, einander beim Kommen und Gehen zu begrüssen.
Am Schabbat sitzt man keine Schiwa. Man geht in die Synagoge, die Trauerriten sind unterbrochen. Es ist üblich, dass man dem Trauernden einen anderen Platz zuweist als den, den er sonst einnimmt.
Die Schiwa endet am Morgen des siebenten Tages nach der Beerdigung, nachdem die Trauernden noch einige Minuten beisammengesessen haben. Üblicherweise besuchen sie noch am gleichen Tag das Grab des Verstorbenen.
Literatur
- Artikel Trauer, Trauergebräuche, in: Jüdisches Lexikon, Berlin 1927, Band IV/2
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