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Schiffskamel

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Venezianisches Kriegsschiff mit Schiffskamelen
Modellnachbau eines Schiffskamels, wie es in Venedig zum Einsatz kam
Illustration aus van Yks De Nederlandsche scheeps-bouw-konst open gestelt

Ein Schiffskamel (niederländisch Scheepskameel) war ein hölzerner Schwimmkörper, der zeitweise mit einem Schiff verbunden wurde, um dessen Tiefgang zu verringern. Wegen der zunehmenden Versandung der Flussmündungen an der niederländischen Küste konnten größere Segelschiffe die Häfen nur noch geleichtert anlaufen. Mit ähnlichen Problemen sahen sich tiefliegende Schiffe konfrontiert, die die Lagunenstadt Venedig anlaufen oder verlassen wollten - auch hier kamen Schiffskamele zum Einsatz.

Das Schiffskamel war eine Erfindung des Niederländers Meeuwis Meindertsz Bakker, der diese Konstruktion zum ersten Mal im April 1690 einsetzte, um das große Kriegsschiff Princes Maria über die Untiefen von Pampus zu ziehen. Für seine Erfindung, die zu den bedeutendsten Erfindungen des niederländischen Schiffbaus der damaligen Zeit gehörte, erhielt Bakker von der Admiralität von Amsterdam ein Jahresgehalt als Belohnung. Bereits Cornelis van Yk, Schiffbaumeister der niederländischen Ostindienkompagnie, behandelte dieses Instrument 1697 in seinem Werk De Nederlandsche scheeps-bouw-konst open gestelt. Vor der Verwendung der Kamele wurden die Schiffe nur geleichtert oder mit Luft gefüllten Wasserfässern leicht angehoben. Über die seichten Stellen des Enkhuizer Sandes und dem Pampus wurden die Schiffe dann mit Wasserschiffen (Waterschepen vom Typ Wijdschip) aus Marken geschleppt. Das Einkommen für diesen Dienst war für deren Schipper größer, als normale Leichter- oder andere Transportaufgaben. Schiffskamele wurden auch in Russland vor St. Petersburg und in Venedig eingesetzt.

Arbeitsweise

Unter einem Schiffskamel muss man sich ein in der Länge geteiltes Schwimmdock mit einer Länge von etwa 40 bis 50 m vorstellen, dessen Hälften durch Ketten miteinander verbunden waren. Die Breite musste etwas größer sein als die Breite des Schiffes, welches von den Kamelen angehoben werden sollte. Ihren Namen verdanken die Pontons der Tatsache, dass die 2 Pontons mit dem eingeschwommenen und anzuhebenden Schiff an das Lasttier Kamel mit 2 Höckern erinnerte. Beide Hälften waren als wasserdichte Schwimmkörper ausgeführt, die geflutet oder gelenzt werden könnten. Zum Anheben eines Schiffes wurde dieses zwischen 2 Pontons eingeschwommen. Die Kamele wurden an Steuerbord und Backbord des Frachtseglers befestigt und durch Fluten der Abteilungen abgesenkt. Zum Anheben des Schiffes wurden dann starke Trossen unter dem Schiff hindurch gezogen oder es wurden Balken durch Stückpforten gesteckt, an denen dann die Trossen befestigt wurden. Anschließend wurden die Abteilungen der Kamele mittels Handpumpen geleert, ähnlich wie bei modernen Schwimmdocks. Durch den entstehenden Auftrieb konnten dann Pontons und Schiff auch bei geringer Wassertiefe in den Hafen gelangen, ohne dass das große Schiff teilweise entladen werden musste. Sobald man die Untiefe passiert hatte, wurden die Schwimmkörper wieder geflutet und das Schiff schwamm frei. Die Form der Schwimmkörper war an den Schiffsrumpf angepasst.

Die Schiffskamele wurden im Goldenen Jahrhundert (niederl. Gouden Eeuw) eingesetzt, um tiefliegende Handelsschiffe von Pampus zum Amsterdamer Hafen zu bringen. An Stelle der Schiffskamele setzte man auch kleinere Segelschiffe ein, die zu beiden Seiten des Frachtenseglers mit Ketten befestigt wurden, ihr Ballastwasser löschten und somit das Schiff anhoben, und so bei günstigem Wind in den Hafen segelten.

Schiffskamele waren in den Niederlanden bis 1825 in Betrieb. Um das Problem mit den festliegenden Schiffen in der Zuidersee dauerhaft zu lösen, begann man Anfang des 19. Jahrhunderts mit dem Bau des Noordhollandsch Kanaals.

Ähnlich der Schiffskamele wurden noch anfangs des 20. Jahrhunderts die großen Schiffe von AG Vulcan Stettin mit Hilfe von seitlich angebrachten Hebepontons durch die Mündung der Oder ins offene Meer geführt. Dieses Verfahren war nicht mehr nötig, nachdem die Werft eine neue Niederlassung in Hamburg gründete, wo die Schiffe ohne Probleme das Meer erreichen konnten.

Vor Pampus liegen

Wenn die Wassertiefe noch mehr abnahm, und der Wind nicht aus Richtung Osten wehte, halfen auch die Schiffskamele nicht mehr. Dann lagen die Schiffe tagelang nutzlos vor Pampus. Daher kommt der Ausdruck: vor Pampus liegen = außerstande irgendetwas zu tun.

Weblink

Arbeitsweise eines Schiffkamels (ndl.)

Literatur

  • J.P. Sigmond: Nederlandse zeehavens tussen 1500 en 1800. De Bataafsche Leeuw, Amsterdam 1989. ISBN 9067072109
 Commons: Ship camels – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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