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Saz

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Dieser Artikel befasst sich mit dem türkischen Saiteninstrument. Für weitere Bedeutungen siehe SAZ.
Bağlama
Bağlama mit kurzem Hals

Saz bezeichnet eine Gruppe von Langhalslauten, die vom Balkan bis Afghanistan verbreitet sind und unter anderem in der Musik der Türkei, der kurdischen, iranischen, armenischen, aserbaidschanischen und afghanischen Musik gespielt werden. Der Hauptvertreter dieser Zupfinstrumente in der Türkei ist die mittelgroße bağlama. Die bağlama ist das am meisten gespielte traditionelle Begleitinstrument der türkischen Barden, die man in Anatolien und im Kaukasus Aşık („der Liebende“) nennt.

Türkische Saz

Wie bei einer Europäischen Laute oder Gitarre hat der Hals Bünde, wobei allerdings mehr Bünde für den größeren Tonvorrat der Makams vorhanden sind. Die saz wird heute meist mit einem kleinen, länglich geformten Plektrum (mızrap oder tezene) gespielt, das entweder aus Kirschholz oder aus einer Gummi-Plastikmischung besteht. Die früher übliche Şelpe-Technik (şelpe, „streichen, zupfen“), bei der die Saiten mit den Fingern zum Schwingen gebracht werden, wird seit einigen Jahren wiederbelebt und weiterentwickelt. Mittlerweile gibt es auch eine Saz-Variante, die man streicht.

Einen wichtigen Platz nimmt die Kurzhals-Bağlama im Alevitentum ein. Sie ist wesentlicher Bestandteil des Versammlungsrituals (Cem), in der unter Verwendung der Bağlama Gedichte (Deyiş) vorgetragen oder gesungen werden, sowie der Semah getanzt wird. Nahezu jeder alevitische Geistliche spielt bağlama, da es ohne diese nicht möglich ist, den Cem zu leiten.

Klassifikations-Nr. (nach Hornbostel-Sachs):

321.321-5: Schalenhalslaute, mit bloßem Finger gezupft – oder
321.321-6: Schalenhalslaute, mit Plektrum gezupft

Name

Das Wort saz (persisch bzw. osmanisch-türkisch ساز) stammt aus dem Persischen, wo sāz allgemein „Musikinstrument“ und im Besonderen eine der zurna entsprechende hölzerne Kegeloboe bedeutet. Im Türkischen umfasst saz zunächst mehrere Musikinstrumente, wie Saiteninstrumente (telli sazlar), Streichinstrumente (yaylı sazlar), Blasinstrumente (üflemeli oder nefesli sazlar) und Schlaginstrumente (vurmalı sazlar). Im engeren Sinn werden nur Saiteninstrumente, insbesondere die Langhals-Bağlama, als saz bezeichnet.

Die Bezeichnung bağlama (von bağlamak = binden, zusammenschließen) wird oft als Synonym verwendet. Namensverwandt sind die griechische Langhalslaute mit birnenförmigem Korpus und drei Doppelsaiten baglamas und im Süden Albaniens die seltene bakllama mit drei einzelnen Saiten.

Arten

Cura (links) und bağlama (rechts)

Je nach Halslänge wird unterschieden in saz mit kürzerem Hals (kısa sap): cura und çöğür sowie mit längerem Hals (uzun sap): tambura, bağlama, divan (auch: aşık) sazı und meydan sazı. Die kleinste Laute mit dem höchsten Ton und einer Korpuslänge von 15 bis 25 cm ist die cura, die größte mit einer Korpuslänge von 52,5 cm ist die, fälschlicherweise oft mit der divan sazı gleichgesetzte,[1] meydan sazı. Das geläufigste Instrument ist die bağlama.

Weitere west- und zentralasiatische Lauteninstrumente sind baz, berene, bozuk, bulgarı, çağur, çöğür (choghur), çeşte, destek, dıngıra, dıngırdak, dombra, dutar, harek, irızva, komuz, kopuz, ruzba, sazılak und tar.

Ähnliche Instrumente finden sich im Balkanraum, Griechenland, Armenien, Aserbaidschan, Iran und in Zentralasien.

In der türkischen volkstümlichen Musik oder im türkischen Rock und Pop gibt es die elektrische Saz, welche es generell in zwei Ausführungen gibt:

  1. die klassische Form (Birnenform), bei der es sich um eine traditionelle saz zuzüglich eines Piezo-Tonabnehmers handelt, und
  2. im E-Gitarren-Look mit vergleichbarem Tonabnehmersystem.

Stimmung

In der Regel verfügt das Instrument über 6–7 Saiten, die zu drei Chören zusammengefasst sind (selten: vier zweisaitige Chöre bei der sog. dört telli, dt. „Viersaitige“). Der obere und der mittlere Chor besteht jeweils aus zwei, der untere aus zwei oder drei Saiten. Im oberen und im unteren Chor gibt es je eine Bass-Saite, die dicker ist als die anderen. Die zwei geläufigsten Stimmungen (düzen) des Instruments sind La-Re-Mi (A-D-E) (bağlama düzeni – Bağlamastimmung) und La-Re-Sol (A-D-G) (bozuk oder kara düzen – dunkle Stimmung). Letztere wird eher bei langhalsigen Instrumenten verwendet. Des Weiteren gibt es:

Türkischer Saz-Spieler
  • Abdal Düzeni: La-La-Sol (A-A-G)
  • Acemaşiran Düzeni: La-La-Fa (A-A-F)
  • Çargah Düzeni: La-Re-Sol (A-D-G)
  • Eviç Düzeni: La-Si-Sol (A-B-G)
  • Hüseyni Düzeni: La-La-Mi (A-A-E)
  • Hüzzam Düzeni: La-La-Fa# (A-A-F#)
  • Kayseri Düzeni: La-Mi-La (A-E-A)
  • Kütahya Düzeni: La-Re-Re (A-D-D)
  • Misket Düzeni: La-Re-Fa# (A-D-F#)
  • Müstezat Düzeni: La-Re-Fa (A-D-F)
  • Rast Düzeni: La-Do-Sol (A-C-G)
  • Sabahi Düzeni: La-Do-La (A-C-A)
  • Segah Düzeni: La-Re-Si (A-D-B)
  • Şur Düzeni: La-Mi-Si (A-E-B)
  • Ümmi Düzeni: La-La-Re (A-A-D)
  • Yeksani (auch: Irızva) Düzeni: La-Re-La (A-D-A)
  • Zirgüle Düzeni: La-Fa-Sol (A-F-G)

Literatur

  • Rashid Epstein Adams: The Turkish Baglama: A Sacred Symbol of Alevi Identity. In: Nota Bene: Canadian Undergraduate Journal of Musicology, Bd. 9, Nr. 1, 2016, S. 41–55
  • Elliot Bates: Music in Turkey: Experiencing Music, Expressing Culture. Oxford University Press, New York 2011, S. 11–15
  • Martin Greve: Die Musik der imaginären Türkei. Musik und Musikleben im Kontext der Migration aus der Türkei in Deutschland. J.B. Metzler, Stuttgart/Weimar 2003
  • Robert Langer, Raoul Motika, Michael Ursinus (Hrsg.): Migration und Ritualtransfer. Religiöse Praxis der Aleviten, Jesiden und Nusairier zwischen Vorderem Orient und Westeuropa. Frankfurt am Main Berlin Bern Bruxelles New York Oxford Wien: Peter Lang. (Heidelberger Studien zur Geschichte und Kultur des modernen Vorderen Orients, 33) 2005
  • R. Conway Morris: Bağlama. In: Grove Music Online, 2001
  • Laurence Picken: Folk musical instruments of Turkey. Oxford University Press, London/New York/Toronto 1975
  • Ursula Reinhard, Tiago de Oliveira Pinto: Sänger und Poeten mit der Laute. Türkische Asik und Ozan. (Veröffentlichungen des Museums für Völkerkunde Berlin. Neue Folge 47. Abteilung Musikethnologie VI) Museum für Völkerkunde, Berlin 1989
  • Wolfgang Ruf (Hrsg.): Lexikon Musikinstrumente. Meyers Lexikonverlag, Mannheim 1991

Weblinks

 Commons: Saz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. İrfan Kurt: Bağlama ve Bağlama Ailesinin Tanımlanmasındaki Sorunlar. Beitrag bei den 10. Türkischen Musiktagen, Istanbul 2003.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Saz aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.