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Salām

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Salam und Salaam sind Weiterleitungen auf diesen Artikel. Zum US-amerikanischen Sprinter siehe Rakieem Salaam, zu anderen Bedeutungen siehe Salam (Begriffsklärung).

Salām (arabisch سلام, DMG salām ‚Frieden; Wohlbehaltenheit, Unversehrtheit‘) ist eines der arabischen Wörter für Frieden. Gleichzeitig ist es ein üblicher Gruß im arabischen Sprachkontext (vollständig: السلام عليكم as-salāmu ʿalaikum ‚der Frieden auf euch!, Friede sei mit dir/euch!‘).

Der Begriff Salam war ursprünglich rein religiös konnotiert, im Sinne des Friedens mit Gott. Ein weiteres Wort für Frieden im Arabischen ist silm und salm. Beide Begriffe beruhen auf der semitischen Wurzel s-l-m, ebenso wie das hebräische Wort שָׁלוֹם Schalom, das aramäische Äquivalent שְׁלָמָא beziehungsweise ܫܠܡܐ šlama (oder auch Šlomo) und der Name der Religion Islam. Namen wie Salomon / Sulaiman, Salīm, Sālim, Sulaim, Sulamith etc. gehen auf dieselbe Wurzel zurück.[1]

Salām und Islam

Das islamische Recht sieht den Kriegszustand als den gewöhnlichen Zustand der Beziehungen zwischen dem Dar al-Islam und dem Dar al-Harb an. Ein zeitlich unbegrenztes Friedensabkommen mit Letzterem sieht es nicht vor.[2] Für einen bestimmten Zeitraum konnte dieser Kriegszustand durch einen Waffenstillstand, eine so genannte hudna, eingestellt werden. Die Dauer eines solchen Vertrags ist in den Rechtsschulen nicht einstimmig festgelegt. Von den Hanafiten abgesehen darf nach jeder Rechtsschule ein solcher Vertrag nur temporäre Geltung besitzen.[3]

Es ist den Schriftbesitzern möglich, als Dhimmis unter islamischer Herrschaft im Gegenzug zur Zahlung der Dschizya in ihrer Religion zu verbleiben. Ein Nichtmuslim, der außerhalb des islamischen Herrschaftsbereichs lebt, kann auf Basis einer Schutzerklärung muslimischerseits, eines Aman, als Musta'min temporär auf islamischem Gebiet verweilen.[4] Als Ḥarbī gilt er ansonsten als Feind, der bei der Ablehnung der Annahme des Islam oder eines Dhimma-Vertrags zu bekämpfen war.

In salām schwingt die Vorstellung des Sich-Ergebens mit, d.h. Frieden im Sinne von Kapitulation. Der Begriff islām, ebenfalls aus dem Konsonantenbestand s-l-m als Nomen abgeleitet, bezeichnet die Religion Islam in deren ursprünglich verstandener Bedeutung als die „Hingabe an Gott“. Das zugrunde liegende Verb aslama bedeutet: „er gab sich hin, lieferte sich aus, unterwarf sich (Gott)“. Somit drückt sowohl das Verb aslama als auch die Nominalbildung islam das Verhältnis (Hingabe/Unterwerfung) zwischen dem Menschen und dem (einzigen) Gott aus. Inhaltlich drückt der Begriff „Islam“ die bedingungslose Hinwendung zum Monotheismus aus.[5]

Den Begriff Islām erläutert aṭ-Ṭabarī in seinem Korankommentar zu Sure 5, 3: „...und ich bin damit zufrieden, daß ihr den Islam als Religion habt“ (wa-raḍītu la-kumu l-islāma dīnan) wie folgt „Gott, hoch gelobt sei er, meint damit: ’ich bin damit zufrieden, daß ihr euch meinem Befehl unterworfen (al-istislām li-amrī) und meinem Gehorsam untergeordnet habt (al-inqiyād li-ṭāʿatī), wie ich es euch in der Pflichtenlehre und Anweisungen als Religion gesetzlich vorgeschrieben habe;‘ d.h. als eueren Gehorsam mir gegenüber.“[6]

Dieses Verständnis des koranischen Begriffes „islām“ ist bereits in der frühen Koranexegese dokumentiert. Der Exeget Muqātil ibn Sulaiman (†767 in Basra)[7] erklärt den Begriff „Muslime“ mit den Worten: „sie sind dem Monotheismus treu ergeben.“ Und das Verb „aslamtu“ (ich habe den Islam angenommen) umschreibt er mit den Worten: „das heißt: ich bin treu ergeben“ (aḫlaṣtu).[8]

In mehreren Sendschreiben, die Mohammed an die arabischen Stämme der Arabischen Halbinsel richtete,[9] steht die Aufforderung: „nimm den Islam an /Var. unterwirf dich (dem einzigen) Gott (aslim!- Imperativ von aslama), so wirst du unversehrt sein (taslam)“.

Das Wort salām kommt im Koran zweiundvierzig mal vor. In Koran, 59, 23 wird Gott mit diesem Wort charakterisiert:

„Er ist Gott, außer dem es keinen Gott gibt. (Er ist) der hochheilige König, (dem) das Heil (innewohnt). (Er ist es) der Sicherheit und Gewissheit gibt (?), der Mächtige, Gewaltige und Stolze. Gott sei gepriesen! (Er ist erhaben) über das, was sie (d. h. die Ungläubigen) (ihm an anderen Göttern) beigesellen.“

Koran 59:23: Übersetzung von Rudi Paret

Daher ist السّلام as-Salām einer der 99 Namen Allahs.

Meistens jedoch erscheint das Wort Salām im Koran als Grußformel in der ursprünglichen Bedeutung von Heil, beispielsweise in Sure 56, 91, wo beim Jüngsten Gericht die Leute zur Rechten mit den Worten empfangen werden: Heil dir! Du gehörst (ja) zu denen von der Rechten. Ebenso verabschiedet sich Ibrāhīm von seinem Vater, der ihn bedroht, in der Sure 19, 47 mit den Worten: Heil sei über dir! Ich werde meinen Herrn für dich um Vergebung bitten.[10]

Salām als Begrüßungsformel

Salām wird in der Formel: السلام عليكم as-salāmu ʿalaikum ‚Der Frieden auf Euch!‘ als traditioneller Gruß unter Muslimen in der ganzen Welt gebraucht. Die übliche Antwort darauf ist وعليكم السلام wa-ʿalaikum us-salām ‚Und auf Euch der Frieden!‘.

Sowohl die Sunna des Propheten Mohammed als auch die Rechtswerke, in denen der Umgang mit Nicht-Muslimen geregelt ist, bringen klar zum Ausdruck, dass die Begrüßungsformel ausschließlich unter Muslimen gebräuchlich ist. So lässt man in einem Hadith den Propheten sprechen: „Wenn die Schriftbesitzer euch grüßen (sallama ʿalaikum ahlu l-kitāb), dann erwidert: (wa)-ʿalaikum“ – d.h. man benutzte gegenüber einem Nicht-Muslim das Wort salām als Wunsch in einer Grußform nicht.

Der islamischen Hadīthlehre zufolge hat ein Jude Mohammed im Beisein von Aischa mit einem as-sāmu ʿalaikum (anstatt as-salāmu ʿalaikum) begrüßt – wobei das Wort sām die Bedeutung von „schneller Tod“ hat. Der Prophet sagte dem Hadith zufolge, dass man in einem solchen Falle mit (وعليكم) antworten solle – also „und auch auf euch“.[11]

Die koranische Aufforderung Sure 4, Vers 86:

„Und wenn euch ein Gruß entboten wird, dann grüßt mit einem schöneren zurück oder erwidert ihn in derselben Weise, in der er euch entboten worden ist! Gott rechnet über alles ab.“

beschränkte die Koranexegese nur auf den Umgang der Muslime miteinander und versteht unter dem Schöneren die Ergänzung des Grußes mit "und Gottes Erbarmen“ (wa-raḥmatu llāhi). In der Grußerwiderung oft auch: „Und auf euch (sei) Frieden und Gottes Erbarmen und sein Segen“: wa-ʿalaikumu s-salām wa-raḥmatu ʾllāhi wa-barakātuhu / وعليكم السلام ورحمة الله وبركاته

Gleichwohl gilt es als statthaft, wenn ein nicht-Muslim einen Muslim mit as-salāmu ʿalaikum begrüßt, und ebenso wenn jener, wissend dass der andere nicht Muslim ist, den Gruß auf die angemessene Weise erwidert. Dabei war es üblich, den Friedensgruß mit dem Begriff Salām zu vermeiden. Noch adh-Dhahabī empfahl im 14. Jahrhundert, den Gruß von Juden und Christen wie folgt zu erwidern: „möge Gott dein Vermögen und die Zahl deiner Kinder vermehren.“[12]

Allerdings sollen die Muslime die Begrüßungssitten der Juden und Christen nicht nachahmen; denn erstere grüßen durch die Erhebung eines Fingers, letztere durch die Erhebung der Hand. Nach einem angeblichen Prophetenspruch ist diese Sitte zu unterlassen: „grüßt weder mit dem Gruß der Juden noch mit dem der Christen ...“ Auch der Handschlag mit einem Dhimmī, einem Schutzbefohlenen, soll unterlassen werden, denn sie sind Ungläubige (kuffār). Mālik ibn Anas soll in seinem an Hārūn ar-Raschīd gerichteten Sendschreiben (risāla), dessen Echtheit von as-Suyūtī († 1505) angezweifelt wird,[13] den Handschlag mit einem Dhimmī für zulässig gehalten haben.[14]

In offiziellen oder persönlichen Schreiben an Nichtmuslime ist in der Anrede die unter den Muslimen übliche Formulierung „Gottes Friede sei mit Dir“ (salāmu llāhi ʿalayka /ʿalaykum) zu vermeiden. Vielmehr soll man die Wendung verwenden: „Friede sei mit dem, der der wahren Religion / dem rechten Weg folgt“ (as-salāmu ʿalā man ittabaʿa l-hudā).[15] In der Papyrologie ist diese Formulierung ein Beleg dafür, dass in islamischen Papyrusurkunden aus dem späten 7. Jahrhundert und später die Adressaten keine Muslime gewesen sind.[16] Auch in einem angeblichen Sendschreiben Mohammeds an den koptischen Patriarchen Muqauqis erscheint am Briefanfang diese Formulierung. Dieser Brief auf Pergament wurde vom Ägyptologen Étienne Barthélemy im Jahre 1852 in einem oberägyptischen Kloster aufgefunden und von M. Belin in der Zeitschrift Journal Asiatique (1854) mit einer Fotografie des Originals veröffentlicht. Allerdings ist der Brief eine Fälschung.[17]

Bis in die Gegenwart besteht die islamrechtliche Norm, dass ein Nichtmuslim (kāfir) nicht als erster den Muslim grüßen soll; hierbei zitiert man in zeitgenössischen Rechtsgutachten einen entsprechenden, auf den Propheten zurückgeführten Spruch, der in den kanonischen Traditionssammlungen verzeichnet ist.[18]

Die orientalischen Christen benutzen ebenfalls die Formel „as-salāmu ʿalaikum“ – in der Erwiderung entsprechend: „wa-ʿalaikumu s-salām“.

Einzelnachweise

  1. A. J. Wensinck und J. J. Kramers: Handwörterbuch des Islam. Nrill, Leiden 1941. S. 634-635
  2. The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Brill, Leiden. Bd. 3, S. 546 (Hudna)
  3. Für Einzelheiten dahingehend siehe: Rudolph Peters: Islam and Colonialism. The doctrine of Jihad in Modern History. Mouton Publishers, 1979. S. 33 f.
  4. The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Brill, Leiden. Bd. 1, S. 429 (Amān)
  5. D. Z. Baneth: What did Muhammad mean when he called his religion Islām? The original meaning of Aslama and its derivatives. In: Israel Oriental Studies. Bd. 1 (1971), S. 184: „The fundamental change required by Muḥammad was the abandonment of polytheism, to serve one god only, the same god which they had already previously known under the name of Allah. Does not the idea suggest itself to seek this very meaning of adopting monotheism in the word aslama, islām?“
  6. Ǧāmiʿ al-bayān ʿan taʾwīl āy al-Qurʾān. Band 6, S. 81; zu Sure 5, Vers 3
  7. Fuat Sezgin: Geschichte des arabischen Schrifttums. Band 1. S. 36-37. Brill. Leiden 1967
  8. Mit weiteren Belegen siehe M. J. Kister: Labbayka, Allāhumma, Labbayka...On an monotheistic aspect of a Jāhiliyya practice. In: Jerusalem Studies in Arabic an Islam. Band 2 (1980), S. 39-40 und Anm. 41
  9. Muḥammad Ḥamīdullāh: Maǧmūʿat al-waṯāʾiq as-siyāsiyya lil-ʿahd an-nabawī wal-ḫilāfa ar-rāšida (Sammlung politischer Dokumente aus der Zeit des Propheten und des rechtgeleiteten Kalifats). 3. Auflage. Beirut 1969. S. 81; 123; 128 und ebd. mehrfach
  10. Encyclopédie de l'Islam. Nouvelle édition. Brill, Leiden 1993. Art. Salām, Bd. VIII, S. 947
  11. M. J. Kister (1989), S. 326-327: M. Lidzbarski (1922), S. 88
  12. M. J. Kister (1989), S. 328, Anm. 27
  13. Fuat Sezgin: Geschichte des arabischen Schrifttums. Band 1. S. 464. Nr. II. Brill, Leiden 1967
  14. M. J. Kister (1989), S. 325
  15. M. J. Kister (1989), S. 328-329
  16. Werner Diem:Vier Dienstschreiben an ʿAmmār. Ein Beitrag zur arabischen Papyrologie. In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (ZDMG) 133 (1983), S. 239-262; hier: S. 255
  17. Theodor Nöldeke: Geschichte des Qorāns. 2. Auflage. Bearbeitet von Friedrich Schwally. Erster Teil. S. 190. Anm. 3; siehe die Fotografie auch bei:Muhammad Hamidullah: Maǧmūʿat al-waṯāʾiq as-siyāsiyya lil-ʿahd al-nabawī wal-ḫilāfati r-rāšida. 3 Auflage. Beirut 1969, S. 108.
  18. [1]; [2]

Literatur

  • Bernard Lewis: Die politische Sprache des Islam. Berlin 1991. S. 133-135 (und Anm. 18-24 auf S. 233–234)
  • Ignaz Goldziher in: Die Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Bd. 46 (1892), S. 22–23, Anm. 3
  • M. J. Kister: „Do not assimilate yourselves...“ Lā tashabbahū. In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam (JSAI) 12 (1989), S. 321-353. Mit einem Appendix von Menahem Kister: S.354-371
  • Mark Lidzbarski: Salām und Islām. In: Zeitschrift für Semitistik und angewandte Gebiete. Bdn 1 (1922), S. 85-97
  • H. Ringgren: Islam, "aslama and muslim. In: Horae Soederblomianae ii. Uppsala 1949.

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: سلام – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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