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Sahāba

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Sahāba (arabisch صحابة, DMG ṣaḥāba) ist der Sammelbegriff für die Gefährten und Begleiter des Propheten Mohammed. Die Einzelperson nennt man ṣaḥābī oder ṣāḥib rasūli ’llāh, was „Begleiter“ oder „Weggefährte des Gesandten Gottes“ bedeutet.

Die Bedeutung der Sahaba in der Gestaltung des Frühislams zur Zeit des Propheten und nach dessen Tod ist unbestritten. Das islamische Schrifttum hat über sie, über ihre Abstammung, ihr Privatleben und über ihre Taten zur Zeit der Prophetie und danach eine umfangreiche biographische Literatur geschaffen. Die Sahaba sind die unmittelbaren „Kronzeugen“ für die Mitteilung und Weitergabe (riwaya) der Aussagen des Propheten und spielen somit in den Hadithen eine entscheidende Rolle.

Definition

Nach islamischer Definition (beispielsweise bei al-Buchari) ist „derjenige von den Muslimen, der den Propheten begleitet (sahiba) oder ihn gesehen hat, [...] einer seiner Gefährten“. Nach weiteren Definitionen sind folgende Voraussetzungen zu erfüllen, um im islamischen Traditionalismus als Prophetengefährte zu gelten:

  • ein längerer Kontakt zum Propheten als Muslim,
  • Überlieferung seiner Aussagen und Taten (siehe hadith),
  • Teilnahme an seinen Feldzügen,
  • Volljährigkeit.

Einteilung in Klassen

Trotz der behaupteten egalitären Gesinnung im Islam wurden selbst die Sahaba in Klassen eingeteilt. Eine Unterscheidung, die bereits aus der Zeit des Propheten stammt, ist diejenige in die Muhādschirūn („Auswanderer“), die mit Mohammed nach Medina übersiedelten, und die Ansār („Helfer“), welche in Medina den Propheten und die Auswanderer unterstützten. Weitere Gruppen wurden gemäß ihrer Beteiligung an den Feldzügen des Propheten definiert. Diese Klassifizierung der Zeitgenossen des Propheten hat schon der zweite Kalif Umar ibn al-Chattab bei der Verteilung der Dotationen (diwan) nach den Kriegszügen angewandt.

Ibn Ishāq (gest. 767) führt als eine besondere Gruppe „die ersten Vorausgehenden“ (as-Sābiqūn al-awwalūn) an, also die Frühmuslime. Hierzu gehörten nach ihm ʿAlī ibn Abī Tālib, Mohammeds Sklave Zaid ibn Hāritha, Abū Bakr, ʿUthmān ibn ʿAffān, az-Zubair ibn al-ʿAuwām, ʿAbd ar-Rahmān ibn ʿAuf, Saʿd ibn Abī Waqqās und Talha ibn ʿUbaidallāh, die die ersten acht Muslime waren, sowie 45 weitere Personen.[1]

Der Historiograph Muhammad ibn Saʿd († 845) differenziert bei der Nennung der ersten Muslime von Mekka konsequent zwischen denjenigen, die sich vor bzw. während Mohammeds Aufenthalt im „Haus al-Arqam“ (dār al-Arqam) zum Islam bekehrten: „N. N. nahm den Islam an, bevor der Gesandte Gottes das Haus von al-Arqam ibn Abī ʾl-Arqam betrat und bevor er dort (die Menschen) zum Islam aufrief“ und: „N. N. nahm den Islam im Haus von al-Arqam an“.[2]

Beurteilung bei Sunniten und Schiiten

Die Beurteilung der Prophetengefährten ist bei Sunniten und Schiiten sehr gegensätzlich. Während die Sunniten die Verdienste (faḍāʾil) der Prophetengefährten hervorheben und es als Pflicht ansehen, dass bei Nennung eines Prophetengefährten die tarḍiya gesprochen wird, also die Formel raḍiya Llāhu ʿan-hu („Gott möge Wohlgefallen an ihm haben“), wird von schiitischer Seite missbilligt, dass sich die Sahāba in ihrer großen Mehrheit weigerten, die Ansprüche von ʿAlī ibn Abī Tālib auf die Nachfolge des Propheten zu unterstützen und sich einige von ihnen, wie zum Beispiel Aischa bint Abi Bakr, im Kampf offen gegen ihn gewandt hatten. Damit hatten sie nach schiitischer Sicht den Islam verlassen und sich auf eine Stufe mit den im Koran genannten Heuchlern und Götzen gestellt.[3]

Die „Verfluchung der Prophetengefährten“ (sabb aṣ-ṣaḥāba) war eine innerhalb der imamitischen Schia lange geübte Praxis, die auch heute noch nicht völlig überwunden ist. Im Bereich des sunnitischen Islams wurde diese Praxis als Sünde betrachtet und zum Teil mit dem Tode bestraft. Im 20. Jahrhundert schrieb die streng sunnitische Salafīya-Bewegung die Verteidigung der Prophetengefährten auf ihre Fahnen. Die Verteidigung bestimmter Sahāba wie zum Beispiel Muʿāwiya I. war vor allem das Anliegen des Salafīya-Publizisten Muhibb ad-Dīn al-Chatīb (1886–1969). Er forderte das „Bekenntnis zur Tugend und gleichwertigen Frömmigkeit aller Prophetengefährten“.[4]

Von verschiedenen Prophetengefährten werden auch Wunder überliefert.[5] Ahmad ibn Hanbal wird dagegen mit der Aussage zitiert, dass man zur Zeit der Prophetengefährten noch keine Wunder brauchte, weil der Glaube der frühen Muslime stark war. Erst als in späterer Zeit der Glaube der Muslime schwach geworden sei, habe Gott sie dadurch gestärkt, dass er durch die Gottesfreunde Huldwunder (karāmāt) für sie geschehen ließ.[6]

Literatur

Arabische Quellen
Studien
  • G. R. Puin: Der Diwan von 'Umar b. al-Hattab. Dissertation, Bonn 1970
  • Miklos Muranyi: Die Prophetengenossen in der frühislamischen Geschichte. Dissertation, Bonn 1973
  • Miklos Muranyi: Art. "Ṣaḥāba" in The Encyclopaedia of Islam. New Edition Bd. VIII, S. 827b-829a.
  • Etan Kohlberg: Some Imami Shi'i views on the Sahaba. In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam. 5 (1984) 143-175.
  • Lutz Wiederhold: "Blasphemy against the Prophet Muhammad and his Companions (sabb al-rasūl, sabb al-ṣaḥābah). The Introduction of the Topic into Shāfiʿī Legal Literature and its Relevance for Legal Practice under Mamluk Rule" in Journal of Semitic studies 42 (1997) 39–70.

Einzelnachweise

  1. Vgl. sein Kitāb Sīrat Rasūl Allāh Aus d. Hs. zu Berlin, Leipzig, Gotha u. Leyden hrsg. von Ferdinand Wüstenfeld. 2 Bde. Göttingen 1858-59. S. 162. (Digitalisat)
  2. Siehe die Belege bei Ibn Saʿd in: M. Muranyi: Die Prophetengenossen in der frühislamischen Geschichte. Bonn 1973, S. 34–35 und Anm. 1; ders.: Die ersten Muslime von Mekka - soziale Basis einer neuen Religion?. In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam (JSAI), 8 (1986), 2. 25-36
  3. Vgl. dazu Kohlberg.
  4. Zit. Werner Ende: Arabische Nation und islamische Geschichte. Die Umayyaden im Urteil arabischer Autoren des 20. Jahrhunderts. Beirut-Wiesbaden 1977. S. 91.
  5. Vgl. Richard Gramlich: Die Wunder der Freunde Gottes. Theologien und Erscheinungsformen des islamischen Heiligenwunders. Steiner, Wiesbaden, 1987. S. 86–93.
  6. Vgl. Gramlich: Die Wunder der Freunde Gottes. 1987. S. 126.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Sahāba aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.