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Saalkirche
Eine Saalkirche ist ein Kirchengebäude, dessen Innenraum nicht durch freistehende Stützen unterteilt ist. Neben der Hallenkirche, der Basilika, dem Zentralbau und der Querkirche ist sie einer der Grundtypen des Kirchenbaus. Die Klassifizierungen Zentralbau und Saalkirche schließen einander ebenso wenig aus wie Kreuzkirche und Saalkirche.
Grundrisse
Der Innenraum kann, muss aber nicht rechteckig sein. Bei einem großen Teil der heutigen wie auch der archäologisch nachgewiesenen Saalkirchen ist der Altarraum etwas schmaler als der Gemeindesaal. Auch ein polygonaler, ein kreisrunder und ein ovaler Kirchenraum ohne freistehende Stützen ist eine Saalkirche. Je schmaler und länger der Innenraum ist, desto eher spricht man von einer einschiffigen Kirche. Eine Abgrenzung gibt es nicht. Kirchen ohne Säulen und Pfeiler aber mit kreuzförmigem Grundriss werden sowohl als kreuzförmige Saalkirchen wie auch als einschiffige Kreuzkirchen bezeichnet.
Decken
Saalkirchen können eine Holzdecke oder einen zum Kirchenraum offenen Dachstuhl haben. Sie können aber auch gewölbt sein. Dabei finden sich außer Tonnengewölben oder den ganzen Raum überspannenden Zeltgewölben auch Gliederungen der Decke in mehrere Joche, die von Kreuzgrat- oder Kreuzrippengewölben überspannt werden.
- Aisleless church, horizontal ceiling.png
Einfache Saalkirche mit flacher Holzdecke
- Aisleless church with barrel-vault.png
Saalkirche mit Tonnengewölbe und wandständigen Pilastern
- Aisleless church, lateral chapels.png
Abseitensaal mit Obergaden über den Seitenkapellen
Geschichte
Vielerorts waren die ersten, heute oft nur noch archäologisch nachweisbaren Kirchen Saalkirchen. Lange Zeit war den Raumbreiten, die man ohne Stützen überdachen konnte, enge Grenzen gesetzt. Daher wurden viele Saalkirchen mit Zunahme der Bevölkerung im Kirchspiel durch mehrschiffige Kirchen ersetzt oder zu solchen ausgebaut. Mancherorts ersetzte man einfach eine Außenwand durch eine Arkade und baute ein zweites Schiff neben das alte.
Mit der Entwicklung neuer Techniken und besserer Baustoffe konnten ab der Renaissance jedoch auch größere Räume überspannt werden. Außerdem entdeckte man mit der Reformation die christliche Bescheidenheit wieder. Daher wurden etliche im Dreißigjährigen Krieg oder z. B. im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstörte Hallenkirchen und Pseudobasiliken als Saalkirchen wiederaufgebaut. Dabei wurde die äußere Erscheinung des Kirchenschiffs oft kaum abgewandelt. Säulen wurden unbeliebt, weil sie die Sicht auf den Altar verstellten und weil man sich insgesamt von der Gotik absetzen wollte. Daher hatte ein sehr großer Teil der Kirchenneubauten die Form von Saalkirchen.
Im Historismus wurden wieder einige Hallenkirchen und Basiliken gebaut. Von den zahlreichen im Zweiten Weltkrieg zerstörten mehrschiffigen Kirchen wurden wiederum einige beim Wiederaufbau zu Saalkirchen.
Besondere Formen
Wandpfeilerkirche und Abseitensaal
Um seitlichen Kräfte abzufangen, die bei der Überwölbung breiter Räume auftreten, verwendete man in der Renaissance und im Barock vorzugsweise Wandverstärkungen auf der Innenseite der Außenmauern. Stehen diese Wandverstärkungen nur wenig vor, so spricht man von einer Wandpfeilerkirche. Auch einige Hallenkirchen sind Wandpfeilerkirchen, so die Frauenkirche in München. Stehen die Mauerrippen weiter vor, so entstehen Nischen, die man als Abseiten bezeichnet. Bei katholischen Bauten waren diese Abseiten zur Einrichtung von Kapellen beliebt. Daher wurden Abseitensäle vor allem in katholischen Kirchen errichtet. Diese Nischen können bis zur Saaldecke reichen, aber auch so niedrig enden, dass sich darüber auf die Vorderenden der Trennwände ein Obergaden mit Fenstern stützt. So ähnelt der Raumeindruck dem einer Basilika, obwohl es keine Seitenschiffe gibt.
- Trier Konstantinbasilika BW 4 zurechtgezurrt.jpg
Konstantinbasilika in Trier, baulich eine Saalkirche
- Stuttgart-Stiftskirche-OrgelEmpore.JPG
Stiftskirche in Stuttgart, früher Hallenkirche, jetzt Abseitensaal
- Oslo Domkirke - orgel og kongestol.JPG
Osloer Dom, kreuzförmige Saalkirche
Querschiffiger Saal
Saalkirchen sind in der Regel der Länge nach ausgerichtet, Altar und Chor befinden sich an einer der schmaleren Seiten und sind im Mittelalter stets nach Osten ausgerichtet (geostet). Seltener sind so genannte querschiffige Saalkirchen, deren Altarbereich die Längsseite einnimmt; sie treten erst nach dem Mittelalter auf.
Saalkirchen (Auswahl)
- Kathedrale von Albi, gotischer Abseitensaal
- Kathedrale Saint-Maurice von Angers, einschiffige Kreuzkirche mit Kreuzgratgewölben
- Kapelle St. Agatha Disentis
- Christuskirche in Dresden-Strehlen, Jugendstil
- Johanniskirche in Frankfurt-Bornheim, eine barocke Saalkirche.
- Kathedrale Saint-Léonce von Fréjus
- Ev.-luth. Kirche zu Friedersdorf (Spree), Ortsteil der Stadt Neusalza-Spremberg, Landkreis Görlitz
- Providenzkirche in Heidelberg
- Jakobikirche in Hildesheim.
- Seminarkirche in Hildesheim.
- St.-Sixtus- und Sinicius-Kirche Hohenkirchen
- Saalkirche in Ingelheim
- St. Maurinus in Leverkusen-Lützenkirchen
- größte Saalkirche Deutschlands ist die Pfarrkirche St. Vitus in Löningen.
- Hofkirche von Ludwigslust
- Osloer Dom
- Kirche zum Heiligen Kreuz Pakens
- Sainte-Chapelle der Conciergerie von Paris, oberer der beiden Kirchenräume
- Französische Kirche in Potsdam, 1752/53, ovaler Grundriss, Altarbereich ist die leere Mitte
- Heilandskirche am Port von Sacrow bei Potsdam, welche durch den umlaufenden Gang jedoch von Außen den Eindruck einer Basilika vermittelt
- Pfarrkirche Obritzberg, Niederösterreich
- Pfarrkirche St. Jakobus in Rüdesheim
- Stiftskirche in Stuttgart, bis zum Zweiten Weltkrieg eine gotische Staffelhalle, seit dem Wiederaufbau ein Abseitensaal, jedoch ohne Obergaden.
- St.-Martin-Kirche Tettens
- Konstantinbasilika in Trier, etwa 305–311 als Palastaula errichtet, Deutschlands älteste Saalkirche
- St.-Johannes-Kirche Waddewarden
- St.-Elisabeth-Kirche Westrum
- Evangelisch-lutherische Kirche Wiefels
- La Sainte Chapelle - avec le Christ en Majesté manquant.jpg
Oberkirche der Sainte-Chapelle der Conciergerie in Paris
- Johanniskirche Bornheim Ostseite 03102009.jpg
Johanniskirche in Frankfurt-Bornheim, barock
- Dorfkirche Giesensdorf.jpg
Saalkirche als Dorfkirche (Berlin-Giesensdorf)
- Hohenkirchen Kirche.jpg
St.-Sixtus- und Sinicius-Kirche Hohenkirchen
- Middoger Kirche Südseite.JPG
Evangelisch-lutherische Kirche Middoge
- Minsen.2.JPG
St.-Severinus- und Jacobus-Kirche Minsen
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Kirche zum Heiligen Kreuz Pakens
- St. Jakobus Rüdesheim, Innenansicht Blick nach vorne KSG 8206 pK.jpg
Innenansicht von St. Jakobus Rüdesheim
- Kirche in Tettens (Church in Tettens) - geo.hlipp.de - 3735.jpg
St.-Martin-Kirche Tettens
- Waddewarden Kirche.jpg
St.-Johannes-Kirche Waddewarden
- Westrumer Kirche (Südseite).JPG
St.-Elisabeth-Kirche Westrum
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St.-Cosmas- und Damian-Kirche Wiarden
- Kirche Wiefels (Südseite).JPG
Evangelisch-lutherische Kirche Wiefels
- Wüppelser Kirche (Südseite).JPG
Evangelisch-lutherische Kirche Wüppels
Querschiffige Saalkirchen (Auswahl)
- Evangelisch-lutherische St.-Pauls-Kirche in Dinkelsbühl, 1840–1843 in einem historisierenden, damals byzantinisch genannten Stil erbaut
- Reformierte Kirche in Lübeck in klassizistischer Revolutionsarchitektur
- St.-Petri-Kirche in Ratzeburg
- Evangelisch-lutherische Kreuzkirche in Sehnde
- Evangelische Schlosskapelle im Alten Schloss in Stuttgart
- Evangelisch-reformierte Kirche in Wölfersheim
Siehe auch
Weblinks
- baugeschichte.a.tu-berlin.de, Das Mittelalter – ottonische, salische und staufische Architektur
- www.baufachinformation.de, Beispielliste von Saalkirchen mit Links zu näheren Beschreibungen
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Saalkirche aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |