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Ruth Wendland

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Ruth Wendland (geb. 10. September 1913 in Altfriedland; gest. 13. Juni 1977 in Berlin) war eine Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime und Tochter eines evangelischen Pfarrers der Gethsemanegemeinde in Berlin. Unter Einsatz ihres Lebens versteckte und schützte sie zusammen mit ihrer Mutter Agnes Wendland während des Zweiten Weltkrieges als Juden verfolgte Menschen im Pfarrhaus der Gemeinde.

Leben

Pfarrhaus der Gethsemanegemeinde Berlin-Prenzlauer Berg

Im Jahr 1916 zogen ihre Eltern nach Berlin, wo ihr Vater im Stadtbezirk Prenzlauer Berg eine Pfarrstelle an der Gethsemanegemeinde antrat und zugleich als Dozent für Kirchengeschichte der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin tätig war.

Nach dem Besuch der Mädchen-Oberschule Pankow studierte sie ab 1933 an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität Theologie mit dem Ziel, Pastorin zu werden.

Ein Jahr später schloss sie sich gemeinsam mit ihrer Mutter Agnes Wendland der evangelischen Oppositionsbewegung Bekennende Kirche an. Diese Organisation wehrte sich gegen die Versuche einer Gleichschaltung von Lehre und Organisation der Deutschen Evangelischen Kirche durch das NS-Regime.

Ab 1936 setzte sie ihr Theologiestudium für zwei Jahre in Basel fort. Nach Berlin zurück gekehrt, versteckte und schützte sie im August 1943 zusammen mit ihrer Mutter die beiden jüdischen Geschwister Ralph und Rita Neumann, die wegen der Verfolgung durch das NS-Regime im Untergrund lebten.

Ralph Neumann wohnte im Pfarrhaus, während seine Schwester als Haushaltshilfe in der Pastorenfamilie arbeitete. Um ihren Vater zu schützen, verheimlichten ihm Ruth und Agnes Wendland die wahre Identität und Herkunft der gemeinsamen jüdischen Mitbewohner.

Ab Oktober 1943 arbeitete sie als Vikarin in einer evangelischen Gemeinde in Zehlendorf. Ein Jahr später erlitt ihr Vater einen Schlaganfall und zog zu ihrer Schwester Angelika nach Senzke, worauf ihre Mutter Agnes den Pfarrbetrieb fort führte.

Im Februar 1945 wurde Ralph Neumann bei einer Kontrolle durch eine Militärstreife im Lehrter Bahnhof festgenommen. Daraufhin setzte sich Agnes Wendland persönlich bei der Gestapo für dessen Freilassung ein, worauf sie verhaftet und im Arbeitserziehungslager der Gestapo in der Großen Hamburger Straße in Berlin-Mitte gefangen gehalten wurde.

Da ihre Mutter dort während der Haft an Typhus erkrankte, bot Ruth an, sich anstelle ihrer Mutter inhaftieren zu lassen. Drei Tage nach dem Austausch mit ihrer Mutter wurde sie aus der Haft entlassen und erlebte wenige Wochen später das Ende des Zweiten Weltkriegs.

Im August 1964 wurde sie zur ersten weiblichen Pastorin der Altstadtgemeinde in Mülheim an der Ruhr gewählt. Sie starb 1977 in Berlin.

Ehrungen

Am 12. August 1975 verlieh ihr Yad Vashem für ihr mutiges Eintreten bei der Rettung verfolgter Juden den Ehrentitel Gerechte unter den Völkern. Auch ihre Mutter Agnes Wendland wurde am gleichen Tag postum mit diesem Ehrentitel ausgezeichnet. Seit 1975 erinnert an beide Frauen ein Baum in der Allee der Gerechten der dortigen Gedenkstätte. Angeregt wurde diese Ehrung durch die beiden damals im Pfarrhaus versteckten und geschützten jüdischen Geschwister, die den Holocaust überlebten.

Literatur

  • Israel Gutman unter Mitarbeit von Sara Bender (Hrsg.): Lexikon der Gerechten unter den Völkern. Deutsche und Österreicher.. Wallstein Verlag, ISBN 978-3892449003.
  • Ralph Neuman; Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Hrsg.): Erinnerungen an meine Jugendjahre in Deutschland 1926–1946. ISBN 3-926082-23-2.

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Ruth Wendland aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.