Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Rudolph Cleveringa

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Datei:Cleveringa.JPG
Büste von Rudolph Cleveringa an der Universität Leiden

Rudolph Pabus Cleveringa (* 2. April 1894 in Appingedam; † 15. Dezember 1980 in Oegstgeest) war ein Hochschullehrer für Jura an der Universität Leiden. Er wurde bekannt für seine Rede am 26. November 1940, in der er öffentlich gegen die Abberufung jüdischer Kollegen durch die deutschen Besatzungsbehörden protestierte.

Jugend und Ausbildung

Rudolph Cleveringa wurde in Appingedam geboren; als er vier Jahre alt war, zog seine Familie nach Heerenveen. Ab 1913 studierte er gemeinsam mit dem späteren niederländischen Außenminister Eelco van Kleffens, mit dem er für den Rest seines Lebens befreundet blieb, Jura an der Universität in Leiden.[1] 1917 schloß er sein Studium ab und promovierte 1919 mit der Note cum laude.[2]

Arbeit und Widerstand

Von 1917 bis 1919 arbeitete Cleveringa in einem Vertrieb für Eisen und Stahl, anschließend für die Koninklijke Nederlandsche Stoomboot Maatschappij. In dieser Zeit veröffentlichte er zahlreiche Artikel zum Seerecht und bestritt weite Teile eines neuen Handbuchs zum Thema, das 1927 in Zwolle erschien.[1] In späteren Jahren war er maßgeblich an der Herausgabe von Handbüchern zum niederländischen Zivilrecht beteiligt.

Nach einer kurzen Tätigkeit am Gericht von Alkmaar wurde Cleveringa 1927 zum Professor für Handels- und Zivilrecht an der Universität Leiden ernannt. Dort hielt er am 26. November 1940 in seiner Eigenschaft als Dekan der Juristischen Fakultät mit der Unterstützung seines Kollegen Ben Telders eine flammende Rede, in der er gegen die Absetzung seines Mentors und Doktorvaters Professor Eduard Meijers und anderer jüdischer Kollegen durch die deutschen Besatzungsbehörden öffentlich protestierte.[2] Dabei enthielt er sich bewusst jeglicher politischer Argumente und ging auch nicht auf die jüdische Herkunft von Meijers ein, sondern betonte dessen wissenschaftliche Verdienste.[1] Der Saal war voll besetzt, und die Rede wurde über Lautsprecher nach draußen übertragen. Anschließend sangen die Anwesenden die niederländische Nationalhymne Wilhelmus, viele weinten.[3] Noch am selben Abend machte eine Gruppe von Studenten Kopien der Rede und verteilte diese an anderen Universitäten.

Cleveringa war sich übereinstimmend mit seiner Frau über das Risiko, das er einging, bewusst und hatte schon seinen gepackten Koffer zuhause in den Flur gestellt.[3] Am Tag darauf wurde er verhaftet und war bis zum Sommer 1941 im Oranjehotel in Scheveningen inhaftiert. Die Studenten begannen daraufhin einen Streik, und die Universität Leiden wurde geschlossen. 1944 wurde Cleveringa erneut verhaftet und in das KZ Herzogenbusch überstellt. Nach seiner Entlassung im Juli 1944 wurde er eines von anfänglich fünf Mitgliedern des College van Vertrouwensmannen, ein von der niederländischen Exilregierung in London benanntes Gremium, das im Falle der Befreiung die Regierung bis zu deren Rückkehr vertreten sollte.[2][4]

Nach dem Krieg

Datei:Erepromotie Churchill.jpg
Verleihung der Ehrendoktorwürde an Winston Churchill in Leiden

Nach dem Krieg kehrte Cleveringa – ebenso Professor Meijers, der im KZ Theresienstadt gewesen war – an die Uni Leiden zurück. Er wurde Rektor der Universität und Ehrenbetreuer von Winston Churchill, als dieser 1946 den Ehrendoktor der Universität erhielt.[5] 1953 wurde er von der US-amerikanischen Regierung mit der Medal of Freedom geehrt. 1958 wurde er emeritiert; bis 1963 war er Mitglied des Raad van State und diente als außerordentlicher Staatssekretär.[2]

Posthum

Datei:Poster Cleveringadebat 2003.jpg
Plakat der Cleveringa-Debatte 2003

1970 richtete die Universität Leiden zur Erinnerung an Rudolph Cleveringa und seine mutige Rede einen Lehrstuhl ein, der jährlich neu besetzt wird. Der Fokus dieser Professur liegt auf den Themen Gerechtigkeit, Freiheit und Verantwortung. Im Jahre 2013 wurde der Lehrstuhl mit dem kanadischen Historiker Michael Ignatieff besetzt, 2014 folgte ihm die US-amerikanische Historikerin Carol Gluck.[6] Um den 26. November herum werden an mehreren Orten in den Niederlanden und weltweit Cleveringa-Treffen abgehalten, die dazu dienen, die Beziehungen zwischen der Universität Leiden und ihren internationalen Alumni aufrecht zu erhalten und zu stärken.[5]

Im Jahre 2004 wurde Cleveringa von den Lesern der Leidener Uni-Zeitschrift Mare zur „bedeutendsten Person der Universität Leiden” gewählt.[7] Ein Platz in Leiden ist nach ihm benannt.

Publikationen (Auswahl)

  • De zakelijke werking der ontbindende voorwaarde. Leiden 1919
  • Ontwikkelingslijnen van het rechtsbestel der stad Appingedam, in het bijzonder vóór de 18de eeuw. Groningen 1928
  • Het nieuwe zeerecht. Zwolle 1927
  • Het Nederlandsch wetboek van burgerlijke rechtsvordering verklaard en door formulieren toegelicht. Gouda 1934 (Mitherausgeber)
  • Overrechters in stad en lande. Groningen 1941
  • Vorwort zu Henri Pieck "Buchenwald" : reproducties naar zijn teekeningen uit het concentratiekamp. Den Haag 1945

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 W. Otterspeer: Cleveringa, Rudolph Pabus (1894-1980). Biografisch Woordenboek van Nederland, abgerufen am 1. November 2014 (niederländisch).
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Cleveringa's biografie. Universiteit Leiden, abgerufen am 1. November 2014 (niederländisch).
  3. 3,0 3,1 Rudolph Cleveringa. deoorlog.nps.nl, abgerufen am 1. November 2014 (niederländisch).
  4. College van Vertrouwensmannen der Nederlandschen Regeering. archieven.nl, abgerufen am 1. November 2014 (niederländisch).
  5. 5,0 5,1 Leiden Classics: Cleveringa’s protest. Universiteit Leiden, abgerufen am 1. November 2014 (englisch).
  6. Historian Carol Gluck is Leiden's new Cleveringa professor. Universiteit Leiden, abgerufen am 1. November 2014 (englisch).
  7. Bart Funnekotter: Cleveringa de „Grootste Leidenaar”. Mare, 18. November 2004, abgerufen am 1. November 2014 (niederländisch).

Weblinks

 Commons: Rudolph Cleveringa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Rudolph Cleveringa aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.