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Rudolf Stich

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Rudolf Stich

Rudolf Stich (* 19. Juli 1875 in Nürnberg; † 18. Dezember 1960 in Göttingen) war ein deutscher Chirurg und Hochschullehrer.[1]

Leben

Stichs Eltern waren der Geheime Sanitätsrat Eduard Stich und seine Frau Sofie geb. Troeltsch.

Stich besuchte das Melanchthon-Gymnasium Nürnberg. Nach dem Abitur begann er an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Medizin zu studieren. Er wurde 1894 Mitglied der Burschenschaft der Bubenreuther.[2] Er beendete das Studium an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, an der er mit einer Doktorarbeit bei Walter Hermann von Heineke 1899 zum Dr. med. promoviert wurde.[3] Die Grundlagen der ärztlichen Ausbildung legte er in Erlangen bei dem Physiologen Isidor Rosenthal und in Kiel bei dem Pathologen Arnold Heller und dem Internisten Heinrich Irenaeus Quincke.[4]

Die chirurgische Ausbildung begann er am 1. April 1902 bei Carl Garré an der Albertus-Universität Königsberg. Bei ihm habilitierte er sich 1905. Mit ihm wechselte er im selben Jahr an die Schlesische Friedrich-Wilhelms-Universität und zwei Jahre später an die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Dort wurde er zum Oberarzt ernannt. 1911 folgte er dem Ruf der Georg-August-Universität Göttingen auf ihren Lehrstuhl für Chirurgie. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurde er als Beratender Chirurg des XXI. Armee-Korps (Deutsches Kaiserreich) berufen. Zum Oberstabsarzt befördert, blieb er bis 1919 an der Front. Er entwickelte sich zu einem führenden Spezialisten für Verwundungen und kriegsbedingte Aneurymen der Blutgefäße. In der Weimarer Republik war er Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei. Als sie die Wahl Paul von Hindenburgs zum Reichspräsidenten ablehnte, verließ er sie.[5] Den Tag von Potsdam bezeichnete er als „Wendepunkt unseres nationalen Daseins nach langen Jahren erniedrigender Schmach“.[5] In der Zeit des Nationalsozialismus war er Anwärter des Nationalsozialistischen Deutschen Dozentenbundes und des Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebundes sowie Parteianwärter (1937), später Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei.[5] Von 1939 bis 1945 war er Dekan von Göttingens Medizinischer Fakultät. Er erhielt bei Beginn des Polenfeldzugs einen Gestellungsbefehl als beratender Chirurg des XI. Armeekorps (Wehrmacht), war aber ab dem 18. September 1939 wieder in der Universitätsklinik tätig. Er verehrte Adolf Hitler und unterstützte die nationalsozialistische Gesundheitspolitik mit dem Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses und der nationalsozialistischen Rassenhygiene; aber er stellte sich offen gegen die Aktion T4. Auch der Antisemitismus (bis 1945) war ihm eher fremd.[4] Er hielt Vorlesungen zur Wehrchirurgie und war Beratender Arzt der Wehrmacht.[6]

Am 13. April 1945, fünf Tage nach dem Einmarsch der United States Army, übergab Stich sein Dekanat an den Internisten Rudolf Schoen; die Direktorialgeschäfte der Chirurgischen Klinik führte er aber weiter. Mit anderen ehemaligen Funktionsträgern der Universität wurde er am 13. Juni 1945 verhaftet und nach Hildesheim und Westertimke verbracht. Schon am Tag nach seiner Verhaftung bat Schoen die amerikanische Militärregierung um ein beschleunigtes Verfahren. Der Universitätskurator Helmut Bojunga betonte Stichs sachliche und unvoreingenommene Klinikführung, seinen wissenschaftlichen Ruf und sein Lebensalter.[4]

Verheiratet war Stich seit 1906 mit Margarete geb. Becker. Sie schenkte ihm drei Kinder.[4] 1925, 1932 und 1938 leitete er die 30., 44. und 56. Tagung der Vereinigung Nordwestdeutscher Chirurgen.[7] In Göttingen wird seine Damnatio memoriae betrieben.[8][9][10][11]

Mitgliedschaften

Ehrungen

Literatur

  • Michael Sachs: Prof. Dr. med. Rudolf Stich, in: Hans-Ulrich Steinau, Hartwig Bauer (Hrsg.): Deutsche Gesellschaft für Chirurgie 1933–1945. Die Präsidenten. Heidelberg 2011, S. 109–118.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wiki Göttingen
  2. Willy Nolte (Hrsg.): Burschenschafter-Stammrolle. Verzeichnis der Mitglieder der Deutschen Burschenschaft nach dem Stande vom Sommer-Semester 1934. Berlin 1934. S. 484.
  3. Dissertation: Aneurysma der A. Axillaris dextra. Hirnembolie, Nachblutung und Heilung.
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 Rudolf Stich (Stadtarchiv Göttingen)
  5. 5,0 5,1 5,2 Karl Philipp Behrendt: Die Kriegschirurgie von 1939-1945 aus der Sicht der beratenden Chirurgen des deutschen Heeres im Zweiten Weltkrieg. Med. Diss. Univ. Freiburg 2003 [1]
  6. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 603
  7. Wolfgang Teichmann, Christoph Eggers, Heinz-Jürgen Schröder (Hg.): 100 Jahre Vereinigung Nordwestdeutscher Chirurgen. Hamburg 2009, S. 93
  8. Rudolf Stich: Hochschullehrer, Chirurg, Göttinger Bürger und Nationalsozialist (Göttinger Institut für Demokratieforschung)
  9. Gutachten soll helfen: Schluss mit Nazi-Straßennamen (HNA)
  10. Göttinger Tageblatt vom 17. Oktober 2015
  11. Rudolf Stich im Lichte neuer Forschung (Vandenhoeck & Ruprecht, 2014)
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Rudolf Stich aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.