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Romika

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Romika Shoes GmbH
Logo der Romika Shoes GmbH
Rechtsform GmbH
Gründung 1921/1922
Sitz Trier, Deutschland
Leitung Geschäftsführer:
  • Carl August Seibel
  • Andreas Garnier
  • Hans Jürgen Reitzner
Branche Schuhe
Website www.romika.de
Datei:Gusterath-tal.jpg
Ehemaliges Romika-Gelände in Gusterath-Tal

Romika ist eine deutsche Schuhmarke. Der Name setzt sich aus den jeweils beiden Anfangsbuchstaben der Firmengründer Rollmann, Michael und Kaufmann zusammen.

Geschichte

Am 29. Dezember 1921 gründete der jüdische Schuhfabrikant Hans Rollmann laut Handelsregistereintrag die Schuhfabrik RO MI KA in Gusterath-Tal, an der entlang der Ruwer verlaufenden Bahnstrecke Trier–Hermeskeil. Die Firmengründung erfolgte zusammen mit dem nichtjüdischen Partner Carl Michael und dem jüdischen Partner Karl Kaufmann. Aus den jeweils beiden Anfangsbuchstaben ihrer Nachnamen bildeten die Firmengründer den Namen der Schuhfabrik. 1922 wurde mit der Schuhproduktion im Ruwertal begonnen. Hans Rollmann war in Köln zudem alleiniger Inhaber der Schuhfabrik Rollmann & Mayer. Bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung erlebten beide Schuhfabriken einen rasanten Aufschwung und beschäftigten in Köln und Gusterath-Tal weit über 2000 Personen.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten gerieten die Unternehmer und ihre Fabriken ins Visier der Nazis. Da die erfolgreichen Schuhfabrikanten Juden waren und Hans Rollmann zudem die politischen Gegner der Nazis unterstützte, waren sie ab 1933 zahlreichen nationalsozialistischen Übergriffen ausgesetzt. Ein fein aufeinander abgestimmtes engmaschiges Netz von gegen Juden gerichteten Maßnahmen trieben die Firmen und ihre Inhaber immer weiter in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Dazu gehörte die vorgeschriebene Beschäftigung von Mitgliedern der NSDAP, die eingearbeitete Stammkräfte ersetzten. Es wurden keine staatlichen Aufträge mehr an die sogenannten „jüdischen Firmen“ erteilt, die Beschaffung der notwendigen Rohstoffe aus dem Ausland und die Devisenbewirtschaftung wurden erschwert. Die den Betrieben aufgezwungenen nationalsozialistischen Betriebsobmänner untergruben die Autorität der Firmeneigner, die Belegschaft wurde gegen die Inhaber aufgehetzt, mit der Verleumdung, diese würden sich auf Kosten der Arbeiter bereichern. „Deutsche“ Großkunden stornierten auf Betreiben der Nationalsozialisten oder aus Überzeugung Aufträge. Die Anpassung der Arbeiterzahlen an die fallenden Umsätze, d. h. die dringend notwendigen Entlassungen, wurde vom „Treuhänder der Arbeit“ verweigert. Die Firmen mussten trotz sinkender Umsatzzahlen uneingeschränkt auf hohem Niveau weiterproduzieren. Die Finanzbehörden ordneten Buch- und Betriebsprüfungen für die vorangegangenen Jahre an und erhoben plötzlich hohe Steuernachforderungen auch für lange zurückliegende Jahre. Die Verschuldung wuchs. Die Arbeitsmoral in der „jüdischen Firma“ brach zusehends zusammen und die Diebstahlquote wurde höher. Mit der nationalsozialistischen Machtübernahme hatten Banken ihr Verhalten gegenüber den jüdischen Industriellen geändert. Sie taten nicht mehr alles, um die Fabrik am Leben zu erhalten. Ab dem Zeitpunkt wo die Geschäftsbriefe mit „Heil Hitler“ unterschrieben wurden, warnten die Banken, dass mit Juden in der Firma keine Erfolge zu erzielen wären und sahen dies als „Herausforderung“ an, die es zu ändern galt.

1935 flohen die jüdischen Inhaber ins Ausland oder kehrten wie Hans Rollmann und seine Familie aus einem Kuraufenthalt in der Schweiz nicht mehr nach Deutschland zurück. Vorangegangen waren tätliche Angriffe auf die jüdischen Inhaber und ihre Familienmitglieder sowie die Inhaftierung von Karl Kaufmann in sogenannter „Schutzhaft“. Karl Kaufmann flüchtete mit seiner Familie mittellos nach Israel. Die Familie Rollmann emigrierte mit ihren drei Söhnen nach Belgien. Ihr sämtliches Vermögen in Deutschland wurde vom nationalsozialistischen Staat konfisziert, u. a. um die diskriminierende „Reichsfluchtsteuer“ zu begleichen. In Belgien versuchte die Familie Rollmann die Emigration in die Vereinigten Staaten vorzubereiten. Der zweitälteste Sohn Heinz Rollmann reiste 1939 mit seiner Ehefrau in die USA, um die schwierige Emigration aller Familienmitglieder zu organisieren. Hans und Marie Rollmann wurden 1940 von dem Überfall der deutschen Truppen auf Belgien überrascht und nahmen sich aus Angst vor der Ergreifung durch die Nationalsozialisten das Leben. Ernst Rollmann gelang mit seiner Ehefrau und der in Belgien geborenen Tochter sowie mit seinem Bruder Klaus-Hans die Emigration aus dem besetzten Frankreich in die USA. Nach der Vertreibung der jüdischen Inhaber war 1935 bei beiden Schuhfabriken, Rollmann und Mayer in Köln sowie der Romika in Gusterath-Tal, das Konkursverfahren eröffnet worden. Die Schuhproduktion in Köln wurde komplett eingestellt, das Firmen- wie das Privatvermögen der Familie Rollmann wurde vom nationalsozialistischen Staat bzw. den Banken eingezogen, um die „ungeheuerlichen Schulden“ zu begleichen, die die Juden angeblich hinterlassen hatten. Im strukturschwachen Ruwertal versuchten die Nationalsozialisten unter allen Umständen die Arbeitsplätze zu erhalten. Eine Auffanggesellschaft nahm 1936 mit einigen wenigen Arbeitern die Schuhproduktion bei der Romika wieder auf. Der angestellte Geschäftsführer Hellmuth Lemm führte später die Firma als Inhaber eigenständig weiter.

Nach dem Ende des Nationalsozialismus versuchten die Söhne der Familie Rollmann sowie Karl Kaufmann in verschiedenen Restitutionsprozessen ihr geraubtes Vermögen zurückzuerhalten. Im Fall der Romika folgte das Restitutionsgericht jedoch nicht der Ansicht der Kläger, dass die Romika AG systematisch im Zuge einer „Arisierung“ konkursreif gemacht worden sei und wies die Klage ab. Die judenfeindlichen Maßnahmen hätten sich bis zum Jahre 1935/36 noch nicht so verschärft, dass damals bereits eine systematische „Arisierung“ jüdischer Betriebe durchgeführt worden wäre. Das Gericht war der Meinung, dass der bereits in den Jahren 1931/32 begonnene Niedergang der Romika schließlich in dem Konkurs gemündet habe und ausschließlich auf wirtschaftlichen Ursachen beruhte. Gegen diese Entscheidung des Landgerichtes Trier legten die Kläger beim Oberlandesgericht Koblenz Berufung ein und legten weitere Beweise über die nationalsozialistische Verfolgung vor. Das Verfahren wurde 1950 in einem Vergleich eingestellt, nach dem sich Hellmuth Lemm zur Zahlung einer ausgehandelten Vergleichssumme an die Kläger bereit erklärt hatte und diese im Gegenzug das Urteil des Landgerichtes Trier anerkannten. Nach Konkurs im Jahre 1935 erfolgte im darauffolgenden Jahr die Neugründung als Romika GmbH. 1993 wurden Firmensitz und Produktion nach Trier verlegt.

In den 1960er Jahren hatte das Unternehmen unter Hellmuth Lemm seine erfolgreichste Zeit und stellte bis zu zwölf Millionen Paar Schuhe pro Jahr her. 1994 stand das damalige Familienunternehmen vor dem Konkurs und wurde von dem Schweizer René C. Jäggi (ehemaliger Adidas-Vorstandsvorsitzender) aufgekauft, mit einer Bürgschaft des Landes Rheinland-Pfalz. Er entließ in Deutschland 600 von 800 Mitarbeitern, verlagerte die Produktion größtenteils ins Ausland (etwa ins tschechische Brünn) und versuchte das Image der Marke zu modernisieren.

Ende der 1990er Jahre schrieb das Unternehmen wieder schwarze Zahlen. 1999 wurde der amerikanische Schuhhersteller Injection Footwear (IFCO) übernommen. 2000 stellte Romika weltweit knapp zehn Millionen Paar Schuhe her und hatte etwa 2800 Mitarbeiter (inklusive der chinesischen Zulieferfirma, in Deutschland 200).

Nachdem die Romika GmbH aufgrund von Managementfehlern 2004 Insolvenz anmelden musste, erfolgte Anfang 2005 eine Übernahme durch die Hauensteiner Josef Seibel GmbH, die von den noch verbliebenen 150 Mitarbeitern in Trier allerdings nur noch 80 übernahm.

Am 12. Juli 2007 bezog Romika einen neuen Standort im Konversionsgebiet Trier-Nord. Neben Lager- und Verwaltungsgebäuden entstand auf dem Gelände des ehemaligen französischen Proviantamts unter anderem eine gläserne Schuhfabrik sowie ein Gastronomie-Betrieb mit Biergarten. Nach dem Umzug produziert Romika auch wieder Schuhe in Trier, die Mitarbeiterzahl ist mittlerweile wieder auf 105 gestiegen.

Literatur

  • Kühn Peter, Bubiacum Pluviacum Pluwig. Eine kleine Chronik des Pluwiger Ländchens, Pluwig 2002.
  • ROMIKA 1950, darin: die Geschichte der ROMIKA AG im Restitutionsurteil vom 23. Dezember 1949, ROMIKA KG, Lemm & Co Gusterath.
  • Die Romika, größte Fabrik des Bezirks Trier, Ein Prozeß und seine Vorgeschichte – Das bedeutsame Urteil der Trierer Restitutionskammer, Trierischer Volksfreund, Jg. 75, Nr. 5 vom 6. Januar 1950.
  • Vergleichseinigung im Romika Prozeß, Trierischer Volksfreund Nr. 260 vom 8. November 1950.
  • Heinz Ganz-Ohlig: Romika – Eine jüdische Fabrik. Paulinus-Verlag, Trier 2012, ISBN 978-3-7902-1902-9.

Weblinks

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