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Robert Stigler

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Robert Stigler (* 18. April 1878 in Steyr, Österreich; † 9. August 1975 in Kirchberg in Tirol, Österreich) war ein österreichischer Mediziner und Hochschullehrer. In der Zeit des Nationalsozialismus unterstützte er die NS-Rassenhygiene, beteiligte sich u. a. an rassenphysiologischen Forschungen und hielt auch nach Ende der NS-Zeit am nationalsozialistischen und rassistischen Gedankengut fest.

Leben

Robert Stigler war der Sohn eines Apothekers. Er ging in Wien zur Schule und absolvierte an den Universitäten Wien, Kiel und Bern von 1897 bis 1903 ein Medizinstudium. Nach seiner Promotion arbeitete er als Sekundararzt in Spitälern in Wien und Bern. Danach war er als Universitätsassistent an den Physiologischen Instituten der Universitäten Wien und Graz tätig. 1911 habilitierte er sich mit der Physiologie des Auges und wurde Dozent für Physiologie an der Universität Wien. Ab 1915 war Stigler außerordentlicher Professor und ab 1921 ordentlicher Professor für Anatomie und Physiologie für Haustiere an der Hochschule für Bodenkultur (BOKU) in Wien.[1] Zudem lehrte er von 1914 bis 1919 an der Wiener Krankenpflegeschule.[2]

Stigler unternahm zahlreiche Reisen, vor allem zu Forschungszwecken. Im Zeitraum von 1908 bis 1914 bereiste er mehrmals die Mittelmeerländer, unter anderem als Schiffsarzt bei der österreichischen Niederlassung der Handelschiffahrtsgesellschaft Lloyd. Von 1911 bis 1912 nahm er an der Uganda-Expedition von Rudolf Kmunke teil und war u. a. an den Erstbesteigungen des Mount Elgon und des Mount Moroto beteiligt. In der Zwischenkriegszeit bereiste er Kleinasien, Nordafrika, Italien und den Balkan.[2]

Er bekannte sich früh zum Nationalsozialismus. 1931 leitete Stigler die medizinische Gruppe der Abteilung für Rasse und Rassenhygiene der Gauleitung der NSDAP in Wien und wurde 1932 Mitglied der Partei. Der parteinahen Deutschen Forschungsgemeinschaft galt er als „alter, bewährter nationalsozialistischer Kämpfer in Österreich“. Während der Zeit des Austrofaschismus wurde Stigler 1934 aus politischen Gründen von der Hochschule für Bodenkultur entlassen, weil er deklarierter Parteianhänger der NSDAP war. Im Zuge des Anschlusses Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich kehrte er 1938 an die Hochschule für Bodenkultur zurück und war dort von 1938 bis 1945 Vorstand des Instituts für Anatomie und Physiologie für Haustiere. Er hielt von 1938 bis 1941 Vorlesungen zur Rassenhygiene an der Universität Wien und lehrte dort ab 1941 als Professor für Physiologie.[2]

Während des Zweiten Weltkrieges führte Stigler nach dem Westfeldzug zusammen mit einigen anderen Wissenschaftern im Juli 1940 rassenphysiologische Forschungen an „farbigenKriegsgefangenen aus Afrika und Asien im Kriegsgefangenenlager Kaisersteinbruch im Burgenland durch. Von 1941 bis 1944 arbeitete Stigler am Marineärztlichen Forschungsinstitut für Unterseebootmedizin in Carnac in der Bretagne und war dort zeitweise als Institutsleiter tätig.[2]

Nach Kriegsende wurde Stigler 1945 im Zuge der Entnazifizierung sämtlicher Ämter enthoben. 1947 wurde er pensioniert. Als Pensionär blieb Stigler wissenschaftlich tätig, u. a. publizierte er Ergebnisse früherer Forschungsarbeiten, beschäftigte sich mit der Krebsforschung und nahm an zahlreichen medizinischen Kongressen teil. Daneben widmete er sich der Volksbildungsarbeit; er hielt Vorträge und schrieb Artikel für populärwissenschaftliche Zeitschriften. Dabei befasste er sich mit allgemeinphysiologischen Themen, aber auch mit der Rassenphysiologie und Rassenhygiene.[2]

Rudolf Stigler war verheiratet und hatte vier Kinder.[2] Er verbrachte seine letzten Jahre in Going am Wilden Kaiser in Tirol.

Auszeichnungen und Ehrungen, spätere Aberkennungen

  • 1972: Verleihung der akademischen Auszeichnung „Ehrenring“ durch die Universität für Bodenkultur Wien (BOKU)
    • Im Mai 2014 wurde durch den Senat der Universität für Bodenkultur Wien die Robert Stigler verliehene Auszeichnung posthum aberkannt. Die Entscheidung basierte darauf, dass es nach Recherchen keinen Zweifel gebe, „dass Prof. Stigler in seiner Forschung und Lehre nationalsozialistisches und rassistisches Gedankengut verbreitete.“[3]
  • bis 2010: Ehrung durch Benennung der Robert-Stigler-Straße in Stiglers Geburtsort Steyr
    • Im Frühjahr 2010 beschloss der Gemeinderat von Steyr, dem „Rassenforscher und ehemaligen Lagerarzt der Nazis“ Robert Stigler die Ehre eines Straßennamens abzuerkennen und die Robert-Stigler-Straße umzubenennen.[4]

Publikationen

  • Lehrbuch der Physiologie für Krankenpflegeschulen (= Lehrbücher für Krankenpflegeschulen). Hölder, Wien/Leipzig 1917; 2. verbesserte Auflage 1921.
  • Entwurf eines neuen medizinischen Lehrplanes. M. Perles, Wien 1918.
  • Professoren – Privatdozenten – medizinischer Unterricht. M Perles, Wien 1919 (aus: Wiener Medizinische Wochenschrift, 1919, Nr. 15).
  • Physiologisches Merkblatt für Bergsteiger. Herausgegeben von der Wiener Lehrersektion des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins (DuÖAV), Selbstverlag des DuÖAV, Wien 1921.
  • Lehrbuch der Physiologie in einfacher Darstellung. 3. neubearbeitete Auflage. Urban & Schwarzenberg, Berlin/Wien 1927.
  • Rassenphysiologische Ergebnisse meiner Forschungsreise in Uganda 1911/1912 (= Denkschriften, Band 109, Abhandlung 3). Österreichische Staatsdruckerei, Wien 1952 (auch bei: Springer, Wien 1952).
  • Normaler und hoher Blutdruck und kardiovaskuläre Mortalität bei verschiedenen Völkern. Epidemiologie und Ätiologie (= Kreislauf-Bücherei, Band 22). D. Steinkopff, Darmstadt 1964; Online-Ausgabe: ISBN 978-3-642-87659-2.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Kurzbiografie von Robert Stigler in: Deutsche Biographische Enzyklopädie, Band 9, Schlumberger–Thiersch. 2., überarbeitete und erweiterte Ausgabe. K. G. Saur Verlag, München 2008, ISBN 978-3-598-25039-2, S. 706.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 Birgit Pack: Robert Stigler. Mediziner, Rassenphysiologe, Afrikareisender. Auf der Online-Datenbank Die Geschichte der Afrikanistik in Österreich, www.afrikanistik.at, von 2010; abgerufen am 19. November 2014.
  3. Aberkennung des Ehrenrings von Robert Stigler. Pressemitteilung der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), www.boku.ac.at, vom 2. Juni 2014; abgerufen am 18. November 2014.
  4. Hannes Fehringer: Nazi-Arzt Robert Stigler wird Ehre eines Straßennamens aberkannt. In: Oberösterreichische Nachrichten vom 3. März 2010; abgerufen am 18. November 2014.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Robert Stigler aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.