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Robert Ballin

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Robert Ballin (geb. 14. Dezember 1872 in München; gest. 9. Februar 1960 ebenda) war ein deutsch-jüdischer Unternehmer. Während des Hitlerputsches leistete er dem verletzten Nationalsozialisten Hermann Göring erste Hilfe.

Leben

Robert Ballin war der Sohn des im Jahre 1864 aus Limburg an der Lahn nach München gekommenen Tapezier- und Polstermeisters Max Ballin, der dort im ausgehenden 19. Jahrhundert eine Fabrik für Polster- und Holzmöbel aufgebaut hatte. Robert Ballin hatte zwei Brüder, Martin und Louis.

Ab dem Jahr 1901 übernehmen die drei Brüder die Leitung des Unternehmens, das in diesem Jahr zum königlich-bayerischen Hoflieferanten ernannt wurde. Vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs hatte das Unternehmen bis zu 325 Mitarbeiter.

Nach dem Krieg geriet das Unternehmen in eine Krise, da die Nachfrage nach Luxusmöbeln stark eingebrochen war. Allerdings konnte sich die Firma bis etwa Mitte der 1920er Jahre erholen.

Am Abend des 9. November 1923 wurde Robert Ballin unfreiwillig Zeuge der Niederschlagung des Hitlerputsches durch die bayerische Polizei. Der durch einen Schuss in der Leistengegend schwer verletzte Hermann Göring wurde durch Kameraden auf der Flucht vor der Polizei in den nahe gelegenen Eingangsbereich von Ballins damaligem Wohnhaus in der Residenzstraße geschleppt. Ballin gewährte Göring und seinen Begleitern Einlass und leistete ihm gemeinsam mit seiner Ehefrau Bella Erste Hilfe, bevor der Verletzte in eine Privatklinik verbracht wurde.

Im Zuge der Weltwirtschaftskrise verschlechterte sich die Situation des Möbelunternehmens wieder. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im Januar 1933 geriet die Firma durch die Judenboykotte unter Druck, während Robert Ballin und seine Angehörigen mit dem zunehmenden Antisemitismus konfrontiert wurden.

Im September 1937 wurde das Unternehmen arisiert, allerdings zu deutlich erträglicheren Konditionen als in den meisten übrigen Fällen. So konnte Robert Ballin zunächst noch als Mitarbeiter verbleiben und erhielt von dem Neueigentümer Edgar Horn eine monatliche Rente. Offenbar hatte Hermann Göring persönlich zugunsten der Ballins interveniert.

Eine für 1939 geplante Emigration nach Großbritannien wurde offenbar durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verhindert. Erst im März 1942 gelang den Brüdern Robert und Martin Ballin mit deren Ehefrauen die Ausreise in die Schweiz, wo sie zunächst in Baden lebten, bevor sie im November 1942 über Spanien per Schiff nach Argentinien ausreisten. Am 8. Januar 1943 verstarb Robert Ballins Ehefrau Bella an Bord des Schiffes.

Von Buenos Aires aus reiste Robert Ballin mit seinem Bruder Martin und dessen Ehefrau Thekla weiter nach Asunción in Paraguay, wo sie einige Monate lang lebten, bevor ihnen im August 1943 die Einreise in die USA gestattet wurde. Per Flugzeug gelangten sie nach Miami und von dort per Eisenbahn nach New York.

Im Frühjahr 1958 kehrte Robert Ballin nach München zurück und lebte dort bis zu seinem Tod am 9. Februar 1960 im jüdischen Altersheim in der Kaulbachstraße. Er wurde auf dem Münchner Neuen Israelitischen Friedhof beigesetzt.

Literatur

  • Angelika Baumann, Andreas Heusler: München arisiert. Entrechtung und Enteignung der Juden in der NS-Zeit. C. H. Beck Verlag, München 2004, ISBN 3-406-51756-0.

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Robert Ballin aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.