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Rispengräser

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Rispengräser
Illustration der Rispengräser, 1: Einjähriges Rispengras (Poa annua), links 2: Zwiebel-Rispengras (Poa bulbosa), Mitte und rechts

Illustration der Rispengräser, 1: Einjähriges Rispengras (Poa annua), links
2: Zwiebel-Rispengras (Poa bulbosa), Mitte und rechts

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Süßgräser (Poaceae)
Unterfamilie: Pooideae
Gattung: Rispengräser
Wissenschaftlicher Name
Poa
L.

Die Rispengräser (Poa) sind eine Gattung der Familie der Süßgräser, die etwa 505 Arten umfasst.

Merkmale

Die Rispengräser sind ausdauernde Pflanzen, selten sind sie einjährig. Sie bilden teilweise unterirdische Ausläufer, seltener oberirdische Kriechsprosse. Die nichtblühenden Seitentriebe wachsen innerhalb oder außerhalb der Blattscheide empor. Die Blütenstängel sind stielrund oder seitlich zusammengedrückt und besitzen zwei bis acht Knoten. Bei den nichtblühenden Trieben sind die Blattscheiden nicht, teilweise oder fast vollständig verwachsen. Das Blatthäutchen ist ein häutiger Saum. Die Blattspreiten sind flach oder auch gefaltet. Sie besitzen eine kapuzenförmige Spitze. In der Knospenlage sind die Blätter gefaltet.

Blatthäutchen vom Wiesen-Rispengras (Poa pratensis)

Der Blütenstand ist die für die Gattung namensgebende Rispe. Sie ist ausgebreitet oder auch zusammengezogen. Die einzelnen Ährchen bestehen aus zwei bis zehn, selten aus einem bis 15 Blüten. Ihr Umriss ist eiförmig bis elliptisch, seitlich sind sie unterschiedlich stark zusammengedrückt. Alle Einzelblüten sind zwittrig. Die Hüllspelzen sind gleich oder ungleich, haben meist drei Nerven, oder die untere nur einen Nerv. Sie sind spitz oder zugespitzt, haben einen Kiel, haben einen dünnhäutigen Rand und sind meist kahl. Die Deckspelzen haben fünf Nerven, sind schmal-abgerundet, zugespitzt oder spitz und sind meist unbegrannt. Selten haben sie eine bis drei Millimeter lange Grannenspitze. Die Deckspelzen sind weißlich-durchsichtig dünnrandig, haben einen Kiel und sind auf dem Rücken behaart. Die Vorspelzen sind zweinervig und etwa gleich lang wie die Deckspelzen. Sie haben einen deutlichen Kiel, der spitz borstenhaarig oder bewimpert ist. Es gibt drei Staubblätter. Der Fruchtknoten ist kahl und trägt zwei kurze, endständige Griffel. Die Narben sind federig. Zur Fruchtreife fallen die Einzelblüten einzeln aus den stehenbleibenden Hüllspelzen. Die Frucht ist glatt und kahl, hat einen länglichen Umriss und ist im Querschnitt dreikantig. Sie ist frei oder mit der Deck- und Vorspelze verwachsen. Der Embryo ist etwa ein Achtel so lang wie die Frucht. Der Nabel ist punktförmig und grundständig.

In mehreren Arten wurden cyanogene Glycoside nachgewiesen. Als Speicherkohlenhydrate werden Fructane vom Phlein-Typ gespeichert.

Verbreitung

Die Gattung ist kosmopolitisch verbreitet, hat ihren Schwerpunkt jedoch in den temperaten Gebieten, besonders auf der Nordhalbkugel.[1] Die meisten Arten wachsen in Grasländern, Wiesen und anderen offenen Standorten.

Systematik

Die Gattung Poa wird als namensgebende Gattung der Familie Poaceae in die Unterfamilie Pooideae, Tribus Poeae gestellt.

Alpen-Rispengras (Poa alpina)
Blütenstand (Rispe) vom Wiesen-Rispengras (Poa pratensis)

Die Gattung besteht aus rund 200 Arten, von denen rund 50 in Europa vorkommen. Die mitteleuropäischen Arten sind:[2][3]

  • Alpen-Rispengras (Poa alpina L.); Verbreitungsgebiet: Europa, Asien, Nordamerika, Grönland, Mexiko, Nordafrika, besonders in den Gebirgen
  • Schmalblättriges Wiesen-Rispengras (Poa angustifolia L.); Verbreitungsgebiet: Europa und Asien, auf Island, Grönland und in Amerika synanthrop
  • Einjähriges Rispengras (Poa annua L.); kosmopolitisch verbreitetes Gras, das in Europa nur auf Spitzbergen fehlt, das in Polynesien, auf Hawaii, auf Tristan da Cunha und sogar in der Antarktis (seit 1953) vorkommt[4]
  • Badener Rispengras (Poa badensis Haenke ex Willd.); vom Kaukasus und der Balkanhalbinsel über Südosteuropa bis Mitteleuropa, Schweiz und Frankreich
  • Knolliges Rispengras oder Zwiebel-Rispengras (Poa bulbosa L.); Verbreitungsgebiet: Nordafrika, Europa, Asien, Kanaren, Madeira, in Südafrika, Australien und Amerika synanthrop
  • Mont-Cenis-Rispengras (Poa cenisia All.); Verbreitungsgebiet: Gebirge Mittel- und Südeuropas, Türkei
  • Wald-Rispengras (Poa chaixii Vill.); Verbreitungsgebiet: Europa und Vorderasien, in Nordamerika synanthrop
  • Zusammengedrücktes Rispengras (Poa compressa L.); Verbreitungsgebiet: Nordafrika, Europa und Westasien, in Mittel- und Ostasien sowie in Nordamerika, Südamerika, Tasmanien und Neuseeland synanthrop
  • Blaues Rispengras (Poa glauca Vahl); Verbreitungsgebiet: zirkumpolar, in Europa, Asien, Nordamerika und Grönland, südlich bis Nordgriechenland, zum Kaukasus und Pakistan
  • Bläuliches Wiesen-Rispengras (Poa humilis Ehrh. ex Hoffm.; Syn.: P. subcaerulea J.E. Sm.; wird auch als Unterart subsp. irrigata (Lindm.) H. Lindb. f. zu Poa pratensis gestellt); Verbreitungsgebiet: Nord- und Mitteleuropa, in Kamtschatka und Nordamerika adventiv
  • Bastard-Rispengras (Poa hybrida Gaudin); Verbreitungsgebiet: Alpen, Karpaten, Gebirge der Balkanhalbinsel, Jura
  • Frühlings-Rispengras (Poa infirma Kunth), Heimat: Südeuropa, Westeuropa, Nordwestafrika, Türkei bis Indien, in Südamerika eingebürgert, in Mitteleuropa sehr selten
  • Schlaffes Rispengras (Poa laxa Haenke); Verbreitungsgebiet: Europäische Gebirge von den Pyrenäen bis zu den Karpaten
  • Kleines Rispengras (Poa minor Gaudin); Verbreitungsgebiet: Spanien, Alpen von Frankreich, Schweiz, Deutschland, Österreich, Norditalien und Slowenien bis nach Bosnien und Herzegowina
  • Inneralpen-Rispengras (Poa molinerii Balb.); Verbreitungsgebiet: Gebirge Süd- und Mitteleuropas, von Spanien und Frankreich über Österreich bis Griechenland und Rumänien
  • Hain-Rispengras (Poa nemoralis L.); Verbreitungsgebiet: Europa, Asien, Nordafrika, in Nord- und Südamerika sowie in Südafrika synanthrop
  • Sumpf-Rispengras (Poa palustris L.); Verbreitungsgebiet: Eurasien und Nordamerika, dazu Argentinien
  • Niedliches Zwiebel-Rispengras oder Niedliches Rispengras (Poa perconcinna J.R. Edmondson; Syn.: Poa concinna Gaudin non R. Br.); Verbreitung: in Trockentälern der Südalpen
  • Wiesen-Rispengras (Poa pratensis L.); Verbreitungsgebiet: Europa, Asien, Nordafrika, Kanaren und Madeira, in Amerika, den Bermuda-Inseln, Azoren, Grönland, Südafrika, Australien, Neuseeland, Hawaii, Juan-Fernandez, Tristan da Cunha, Kerguelen und Südgeorgien synanthrop
  • Zwerg-Rispengras (Poa pumila Host) in Norditalien, Ostalpen, Slowenien, Balkanhalbinsel und Karpaten
  • Lockerblütiges Rispengras (Poa remota Forselles); Verbreitungsgebiet: Nord-, Mittel- und Osteuropa, Asien, in Nordamerika synanthrop
  • Steirisches Rispengras (Poa stiriaca Fritsch & Hayek ex Dörfl.); Heimat: Polen, Slowakei, Österreich, Slowenien, Südbosnien, Montenegro, Serbien, Rumänien
  • Läger-Rispengras (Poa supina Schrad.) [5]; Verbreitungsgebiet: Europa und Asien, hauptsächlich in den Gebirgen[6]
  • Gewöhnliches Rispengras (Poa trivialis L.); Verbreitungsgebiet: Europa, Asien, Nordafrika, in Amerika, Grönland, Südafrika, Tasmanien, Neuseeland, Kerguelen, Tristan da Cunha synanthrop[7]
  • Violettes Rispengras (Poa variegata Lam.; Syn.: Poa violacea Bellardi; Bellardiochloa variegata (Lam.) Kerguélen); Verbreitungsgebiet: von den Gebirgen Spaniens über die Alpen, Korsika, Italien und Sizilien bis zur Balkanhalbinsel, Slowakei, Ukraine, den Karpaten, dem Transkaukasus und die Türkei.

Weitere Arten (Auswahl):

Nutzung

Etliche Arten, in Europa vor allem das Wiesen-Rispengras (Poa pratensis) werden als wichtige Wiesen- und Futtergräser angebaut.

Belege

  • Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv (CD-Rom), Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001/2002, ISBN 3-494-01327-6
  • Walter Erhardt u. a.: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2008. ISBN 978-3-8001-5406-7
  • Hans Joachim Conert: Poa. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Aufl., Band I, Teil 3, Seite 658–710. Verlag Paul Parey, Berlin, Hamburg, 1996. ISBN 3-8263-3078-1

Einzelnachweise

  1. Flora of Pakistan, abgerufen 17. Juli 2008.
  2. M.A. Fischer, K. Oswald, W. Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. Dritte Auflage, Land Oberösterreich, Biologiezentrum der OÖ Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9
  3. Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv (CD-Rom), Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001/2002, ISBN 3-494-01327-6
  4. Hans Joachim Conert: Poa. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Aufl., Band I, Teil 3, Seite 658–710. Verlag Paul Parey, Berlin, Hamburg, 1996. ISBN 3-8263-3078-1
  5. Lägerrispe PDF-Datei, 214 kB
  6. Hans Joachim Conert: Poa. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Aufl., Band I, Teil 3, Seite 658–710. Verlag Paul Parey, Berlin, Hamburg, 1996. ISBN 3-8263-3078-1
  7. Hans Joachim Conert: Poa. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Aufl., Band I, Teil 3, Seite 658–710. Verlag Paul Parey, Berlin, Hamburg, 1996. ISBN 3-8263-3078-1

Weblinks

 Commons: Rispengräser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • European Poa Database
  • Poa. In: L. Watson, M.J. Dallwitz: The grass genera of the world: descriptions, illustrations, identification, and information retrieval; including synonyms, morphology, anatomy, physiology, phytochemistry, cytology, classification, pathogens, world and local distribution, and references. 1992ff. Version vom 6. Juni 2008.
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