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Regiment

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Das Regiment (lateinisch regimen ‚Lenkung‘, ‚Herrschaft‘, ‚Regierung‘) ist eine mittelgroße militärische Formation und der größte Verband als militärische Organisationsform, der unterhalb einer Division Truppen der gleichen Truppengattung führt und dieser zugeordnet ist.

Taktisches Zeichen eines Infanterieregiments (IR)

Allgemeines

Ein Regiment besteht aus zwei bis vier Bataillonen oder aus mehreren Kompanien, in der Kavallerie üblicherweise fünf Eskadrons (oder Schwadronen), die zur selben Waffengattung gehören. Kommandeur ist meist ein Oberst. Das taktische Zeichen auf der NATO-Signatur sind drei senkrechte Striche. Der übergeordnete Großverband eines Regiments kann die Brigade sein, in der Bundeswehr ist es meist die Division.

Geschichte

Mit dem Niedergang der klassischen Feudalheere und der zunehmenden Kommerzialisierung der Kriegsführung entwickelte sich zum Ende des 16. Jahrhunderts das Regiment als eine neue Verbandsorganisation. Das Regiment war ursprünglich, wie die Kompanie, eine Verwaltungseinheit und kein taktischer Truppenkörper. Eine Kompanie wurde damals als Gewalthaufen oder Gevierthaufen, ab der Mitte des 17. Jahrhunderts auch als Bataillon bezeichnet.[1][2]

Die Inhaber eines Regiments waren Kriegsunternehmer, die im Auftrag der kriegführenden Fürsten auf eigene Rechnung Söldner warben, bewaffneten, ausrüsteten und bezahlten, um sie unter ihrem Kommando dann dem Auftraggeber gegen Geld zur Verfügung zu stellen. Der Regimentschef stellte in der Regel auch die Versorgung seines Regiments auf eigene Rechnung sicher, der Preis für Verpflegung und die (ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts übliche) Uniformierung wurde dann den Soldaten vom Sold abgezogen. Durch Großeinkauf oder eigene Herstellung dieser Güter konnte der Regimentschef erhebliche Preisvorteile erreichen und somit beträchtliche Gewinne erzielen. Prototyp eines solchen Unternehmers war Wallenstein, der böhmische Feldherr und kaiserliche Generalissimus im Dreißigjährigen Krieg, der für den Kaiser sogar ein Heer von 200.000 Mann nach diesem Muster organisierte.

Mit dem Übergang zu den stehenden Heeren verfestigte sich diese Regimentswirtschaft, auch wenn der Regimentschef nunmehr primär ein Offizier seines Fürsten war. Auf Kompanieebene wirtschafteten die Hauptleute als Subunternehmer des Regimentschefs, den man bezeichnenderweise auch Regimentsinhaber nannte. Stieg ein Oberst in den Generalsrang auf, so behielt er in der Regel die Inhaberschaft seines Regiments, da die daraus erzielten Einkünfte nicht selten den Generalssold überstiegen. Das Regiment wurde dann von einem Oberstleutnant kommandiert. Die Inhaberstellen wurden zunehmend auch zivilen Angehörigen der Fürstenhäuser oder ausländischen Monarchen ehrenhalber übertragen, zumal manchmal mit dieser Stellung als Ehrenoberst auch Einkünfte aus dem Regiment verbunden waren.

Früher waren Regimenter ein selbstständiger, aus Bataillonen (Fußtruppen), Eskadrons (Kavallerie) bzw. Batterien (Artillerie) bestehender Verband.

Die Infanterieregimenter hatten meist drei Bataillone, die Kavallerieregimenter vier bis sechs (im 18. und 19. Jahrhundert bis zu zehn) Eskadrons, die Fuß- und Festungsartillerieregimenter zwei Bataillone, die Feldartillerieregimenter zwei bis vier Abteilungen zu je zwei bis vier Batterien. Die einzelnen Bataillone des Regiments wurden von einem Major und seinem Stab geführt. Ein Infanterieregiment der preußischen Armee um ca. 1888 hatte eine Gesamtstärke, bei drei Bataillonen, von 2364 Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften. In dieser Art von Regimentsstruktur war der kommandierende Offizier zumeist ein Oberst mit einem Oberstleutnant als Stellvertreter. Der Stab des Regiments setzte sich des Weiteren aus dem Regimentsadjutanten, einem Oberstleutnant oder Major und mehreren Majoren, sog. „Majore beim Stabe“, zusammen. Die medizinische/ veterinärmedizinische Versorgung der Regimentsangehörigen wurde vom Regimentsarzt, einem Oberstabsarzt, und den beigeordneten Stabs-, Ober- und Assistenzärzten durchgeführt. Im Auftrage und in Vertretung des Regimentskommandeurs war der Zahlmeister, in Preußen ein Militärbeamter, und die Unterzahlmeister, Soldaten, für die Versorgung des Regiments und die Besoldung der Soldaten zuständig. Die Musik bei Märschen und zu gesellschaftlichen Anlässen wurde von 37 Hoboisten und Hilfshoboisten unter der Leitung eines Stabshoboisten (ab 1908 Musikmeister) gespielt, diese bildeten im Kriegsfalle das Sanitäts- und Krankenträgerpersonal.

Neuzeit

Bis 1945 war das Regiment der wichtigste Truppenverband des deutschen Heeres. Den Bataillonen kam eine untergeordnete Bedeutung nur als rein taktischer Truppenkörper zu. Jedoch wurde die Operationsführung erst ab der Ebene Division durchgeführt. In der Bundeswehr wurden die Bataillone die taktische Führungsebene und waren direkt in der Operationsführung einer Brigade unterstellt.

Regimenter existierten in der Bundeswehr als Verband mit Bataillonen und/oder Kompanien nur einer Waffengattung wie bei den Divisionstruppen mit dem Pionierregiment, dem Instandsetzungsregiment und dem Transportregiment der Logistiktruppe, dem Artillerieregiment oder dem Lazarettregiment. Zeitweilig waren den Korps unterstellt auch als Schwerpunktwaffe Panzerregimenter aufgestellt worden. Jedoch verfügten diese Regimenter über keine hinreichenden eigenen logistischen Kapazitäten, und daher wieder aufgelöst. In der Heeresstruktur 6 „Neues Heer für neue Aufgaben“ waren den Divisionen Regimenter der Führungs- und Kampfunterstützungstruppe unterstellt. Seit dem 1. Juli 2006 bestand das Jägerregiment 1 in der Luftbeweglichen Brigade 1. In der Heeresstruktur 7 „Heer der Zukunft“ gibt es nach der Auflösung der Truppengattungsbrigaden wieder einzelne Regimenter. Nach den neuen Planungen sollen die beiden Fallschirmjägerbrigaden in jeweils ein Regiment unter einer Brigade umgegliedert werden.

Die Schweizer Armee schaffte mit der Reform Armee XXI per Beginn 2004 die Stufe Regiment ab. Neu sind die, wie bei der Bundeswehr, direkt den Brigaden unterstellten Bataillone. Das Österreichische Bundesheer stellte bereits mit der Strukturanpassung 1998 von Regimentern auf den Brigaden unterstellte Bataillone um.

In vielen Armeen, in denen die Regimenter eigentlich abgeschafft sind, existieren sie weiter, um im Frieden Bataillone gleicher Gattung, die ansonsten gemischten Brigaden unterstellt sind, zusammenzufassen oder in Bataillonsstärke die Bezeichnung aus Traditionsgründen führen. Dies betrifft insbesondere die British Army, die US-Armee sowie die französische Armee. In der britischen Armee sind Adlige oft Regimentsinhaber, haben aber rein repräsentative Natur und eher die Aufgabe der Traditionspflege. Die Regimenter der US-Armee stellen demgegenüber vielmehr eine alternative, gattungsreine Organisation der Bataillone dar, die aber hierarchisch nicht unbedingt einer Division unterstehen. In der Führungsstruktur unterstehen die Bataillone auch hier direkt den Brigaden.

Bei den Luftstreitkräften werden fliegende Verbände auf Regimentsebene als Geschwader bezeichnet. Weitere Regimentsäquivalente in der deutschen Luftwaffe sind die Flugabwehrraketengeschwader und die Einsatzführungsbereiche.

In der Marine bezeichnete ein Geschwader meist einen (Groß-) Kampfverband, vergleichbar der Regimentsebene.

Regimenter der Bundeswehr

In der Zielstruktur der Bundeswehr sind folgende Regimenter vorgesehen:

Siehe auch

Literatur

  • Theodor Fuchs: Geschichte des europäischen Kriegswesens – Teil I: Vom Altertum bis zur Aufstellung der stehenden Heere. Truppendienst-Taschenbücher Band 19, Verlag Ueberreuter, Wien 1972
  • Georg Ortenburg: Waffe und Waffengebrauch im Zeitalter der Landsknechte. Bernard & Graefe Verlag, Koblenz 1984, ISBN 3-7637-5461-X
  • Herrman, Nguyen und Bernert: Uniformen der deutschen Infanterie 1888 bis 1914, Motorbuch Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-613-02292-3
  • Gerhard Papke: Von der Miliz zum Stehenden Heer: Wehrwesen im Absolutismus, in: Militärgeschichtlichen Forschungsamt Freiburg (Hg.): Deutsche Militärgeschichte in sechs Bänden 1648-1939, Pawlak München 1983, ISBN 3-88199-112-3, Band 1.

Weblinks

Wiktionary: Regiment – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Anmerkungen

  1. zitiert nach Fuchs, S. 196
  2. zitiert nach Ortenburg, S. 183
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