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Recycling

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Wiederverwertung gebrauchter Nägel (1946)

Beim Recycling oder Rezyklierung werden Abfallprodukte wiederverwertet bzw. deren Ausgangsmaterialien werden zu Sekundärrohstoffen.

Der Begriff ist ein Lehnwort aus dem Englischen (recycling – ausgesprochen [ɹɪˈsaɪklɪŋ] – für „Wiederverwertung“ oder „Wiederaufbereitung“); etymologisch leitet es sich vom griechischen kýklos (Kreis) sowie dem lateinischen Präfix re- (zurück, wieder) ab.

Der Begriff Recycling ist etwa definiert als „jedes Verwertungsverfahren, durch das Abfälle zu Erzeugnissen, Materialien oder Stoffen entweder für den ursprünglichen Zweck oder für andere Zwecke aufbereitet werden. Es schließt die Aufbereitung organischer Materialien ein, aber nicht die energetische Verwertung und die Aufbereitung zu Materialien, die für die Verwendung als Brennstoff oder zur Verfüllung bestimmt sind“ (§ 3 Abs. 25 deutsches Kreislaufwirtschaftsgesetz)[1]

Gesetzlich wird erst von „Recycling“ gesprochen, wenn der Rohstoff zuvor als „Abfall“ einzustufen war; andernfalls handelt es sich um „Wiederverwendung“. Der umgangssprachliche Gebrauch des Begriffs Recycling umfasst oft beide Bedeutungen.[2][3]

Politische Ziele

Möbel aus alten Radfelgen (aufgenommen in Osttimor)

Gemäß EU-Vorgaben besteht folgende Abfallhierarchie[4], die allen Rechtsvorschriften und politischen Maßnahmen im Bereich der Abfallvermeidung und -bewirtschaftung als Prioritätenfolge zugrunde liegt:

  1. Abfallvermeidung: hierzu gehört unter anderem auch das Verbot von umweltgefährdenden Stoffen wie PCB, FCKW.
  2. Vorbereitung zur Wiederverwendung: das heißt eine erneute Nutzung des Guts wie Pfandflasche, Second-Hand-Use.
  3. Recycling durch stoffliche Verwertung: definierte Abfallstoffströme oder Teile davon werden aufbereitet, um daraus wieder vermarktungsfähige Sekundärrohstoffe zu gewinnen.
  4. sonstige Verwertung, z. B. durch energetische Verwertung: die Stoffe werden verbrannt oder vergast, jedoch mit dem alleinigen Ziel der Energiegewinnung.
  5. Beseitigung, z. B. durch Deponieren.

Entgegen dem häufig etwas unklaren allgemeinen Sprachgebrauch beinhaltet Recycling demnach nur den Punkt 3) dieser Liste. Recycling wird gemäß EU-Richtlinie definiert als jedes Verwertungsverfahren, durch das Abfallmaterialien zu Erzeugnissen, Materialien oder Stoffen entweder für den ursprünglichen Zweck oder für andere Zwecke aufbereitet werden. Es schließt die Aufbereitung organischer Materialien ein, aber nicht die energetische Verwertung und die Aufbereitung zu Materialien, die für die Verwendung als Brennstoff oder zur Verfüllung bestimmt sind.

Downcycling und Upcycling

Ein möglicher Nachteil von beispielsweise Kunststoff ist, dass – bei vertretbarem Aufwand – das Material nicht mehr die ursprüngliche Qualität oder deren Verarbeitbarkeit erreicht wie bei der Primärherstellung vor dem Recyclingprozess. Diese Abwertung wird auch als Downcycling bezeichnet, während beim Upcycling aus Abfallstoffen eines Prozesses hochwertigere Produkte hergestellt werden können. Reststoffe, die während des Recyclingvorganges bestimmter organischer Materialien anfallen, werden Spuckstoffe genannt.

Die Neigung eines Polymers bei der Wiederverarbeitung zu degradieren, hängt vom gewählten Aufbereitungsverfahren ab und vom jeweiligen Grundpolymertyp sowie dem Gehalt an Additiven, die den thermisch-oxidativen Abbau der Molekülketten bei der Verarbeitung stark herabsetzen können. In einigen Fällen erreicht der verwertete Kunststoff durchaus das Eigenschaftsniveau der Originalware. Es kommt hierbei auf die Qualität und Sortenreinheit der gesammelten Altteile und den Aufbereitungsprozess und die Nachadditivierung an. Auch der Gesamtenergieverbrauch bei der Wiederaufbereitung wird vielfach überschätzt. Mit nicht mehr als rund 10 bis 15 MJ/kg Polymer (Thermoplast) ist bei Teilen, die eine Einzelmasse von mehr als 100 g besitzen, die komplette Aufbereitung durchführbar (in diesem Zusammenhang wird auf Originalliteratur aus den Jahren 1990 bis 1997 sowie auf die Quellen[5][6][7][8][9] verwiesen).

Geschichte

US-Regierungsplakat aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, das zur Trennung von Essens- und Metallabfällen auffordert

Vor der Industrialisierung bestand der Müll hauptsächlich aus den Exkrementen von Menschen und Tieren, aus Lebensmittelabfällen, Ton- oder Glasscherben und wahrscheinlich auch Asche von den Feuerstellen. Die wohl älteste Form des Recyclings ist die traditionelle Düngemittelnutzung von pflanzlichen und tierischen Abfällen, insbesondere Ernteresten, Mist und Gülle, in der Landwirtschaft, die wohl so alt ist wie diese selbst. Diese vollständige Wiederverwertung ist Basis der Subsistenzwirtschaft. Im antiken Rom wurden die Exkremente eingesammelt und den Bauern im Umland verkauft. Im Mittelalter verfiel diese Organisation größtenteils - Exkremente und Abfälle wurden teilweise einfach nur auf die Straße gekippt und allenfalls von Haustieren „verwertet“. Später waren es Schrott- und Lumpensammler, die sich um das Einsammeln, Sortieren und Weiterleiten von wiederverwertbarem Material kümmerten. Die „Wegwerf-Mentalität“ der Industriezeit existierte aufgrund des Mangels an Gütern wie leeren Flaschen, gebrauchten Holz- oder Metallgegenständen und Ähnlichem nicht. Es war selbstverständlich, diese Gegenstände weiter zu verwerten. Aus Lebensmittelabfall wurde Haustierfutter, aus Knochen und Haaren wurden nützliche Dinge und aus Lumpen wurde Papier hergestellt. Holz- und Papierabfälle verheizte man und Metallteile wurden sowieso eingeschmolzen oder umgeschmiedet.

Mit der Industrialisierung veränderte sich auch Menge und Zusammenstellung des Mülls, so dass in London erste Kehrichtöfen entstanden, später auch die ersten Deponien. Im Ersten Weltkrieg wurden mit großem Propagandaerfolg für die Sammlung auch von wieder verwertbaren Abfällen geworben. Als die Menschen nach den Weltkriegen zu immer mehr Wohlstand gelangten und sich auch Luxusgüter leisten konnten, zu denen auch eine aufwändigere Verpackung gehörte (Flaschen, Alufolie, Frischhaltebeutel, Blechdosen, Kunststoffflaschen), standen die Industrieländer vor einem akuten Müllnotstand. Ein normaler Haushalt, der vor 150 Jahren mit etwa 150 Dingen auskam, verwendete nun mehr als 20.000 Gegenstände, vom Zahnstocher bis zum Haarfestiger, vom Kleiderschrank bis zur Heftzwecke, und produzierte beispielsweise in der Bundesrepublik in den 1970er Jahren im Durchschnitt eine Hausmüllmenge von 4,7 kg pro Einwohner und Woche, das sind 244 kg pro Einwohner und Jahr. Dieser wurde großteils nicht mehr wiederverwendet, sondern weitgehend vollständig deponiert. Wiederwertung war nur in Notzeiten, besonders während und nach der Kriege, ein Thema.

Erst mit Aufkommen der Grünen Bewegung in den 1970/80ern fand ein Umdenken statt, dass Müllentsorgung einer der Hauptfaktoren der Umweltverschmutzung darstellt. Gleichzeitig entstand einerseits ein Bewusstsein um die Begrenztheit natürlicher Ressourcen insgesamt (etwa nach dem Ölschock der frühen 80er), andererseits wurde das Deponieren etwa in urbanen Ballungsräumen (Megacyties) zunehmend undurchführbar. Erste Anfänge zurück zu einer neuen Wiederverwertung war die anfangs freiwillige Mülltrennung, die zum Sinnbild einer ganzen Generation in der westlichen Welt wurde. Ausgehend von Altpapier-Wiederverwendung wurden zunehmend Technologien erarbeitet, die die Wiederaufbereitung aller Arten von Altstoffen wirtschaftlich machen, wodurch Abfall zu einem bedeutenden Wirtschaftsgut wurde: Geprägt wurde dafür der Ausdruck Sekundärrohstoff.

Nationales

Recyclingquote Europa 2001/2011
(Siedlungsabfälle, Auswahl)
W … werkstoffliches Recycling 2011
O … organisches Recycling 2011
Land 01 11 ± W O
EuropaEuropa Europa* 26 39 +13 25 14
BelgienBelgien Belgien 50 56 +07 36 20
TschechienTschechien Tschechien 01 17 +16 15 02
DanemarkDänemark Dänemark* 27 50 +23 31 19
DeutschlandDeutschland Deutschland 49 62 +13 45 17
IrlandIrland Irland 12 36 +24 33 03
GriechenlandGriechenland Griechenland 09 20 +11 08 12
SpanienSpanien Spanien 21 29 +08 17 12
FrankreichFrankreich Frankreich 26 37 +11 19 18
KroatienKroatien Kroatien* 08 07 01
ItalienItalien Italien 18 32 +14 20 12
LuxemburgLuxemburg Luxemburg 37 47 +10 27 20
UngarnUngarn Ungarn 01 22 +21 17 05
NiederlandeNiederlande Niederlande 45 51 +06 27 24
OsterreichÖsterreich Österreich* 57 63 +06 30 33
PolenPolen Polen 04 23 +19 09 14
SlowenienSlowenien Slowenien 02 34 +32 29 05
SlowakeiSlowakei Slowakei 03 10 +07 04 06
FinnlandFinnland Finnland 34 35 +01 22 13
SchwedenSchweden Schweden 39 48 +09 33 15
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich 10 39 +29 25 14
IslandIsland Island 16 15 01 13 02
NorwegenNorwegen Norwegen 44 40 04 25 15
SchweizSchweiz Schweiz 49 51 +02 35 16
Quelle: Eurostat, 2012[10]
klein … geschätzte Daten[11]; * … Zeitreihen­korrekturen[12]

Deutschland

Schrott wird schon seit Urzeiten teils wiederverwertet, Eisenteile etwa durch Umschmieden. Besonders in Zeiten der Kriegswirtschaft wird auf Metallgegenstände des zivilen Gebrauches zurückgegriffen zwecks Sekundär-Rohstoffgewinnung zur Waffenproduktion, wie etwa 1940 unter dem Motto Metallspende des deutschen Volkes.

Die Verwertung von Fasern aus verwertbaren Altkleidern beherrschten bereits Papiermühlen der Renaissance. Altpapier-Wiederverwertungsverfahren gab es schon seit 1774, sodann beschrieben von Justus Claproth. Erst später kam es zur Anwendung in größerem Maßstab, verstärkt besonders in Zeiten der Kriegswirtschaft.[13] Mit zunehmendem Umwelt- und Kostenbewusstsein ab den 1980er-Jahren wuchs die Nachfrage nach Recyclingpapier erheblich, so dass der Altpapiermarkt bereits umkämpft ist unter Recyclingunternehmen.[14]

In den 1960er-Jahren begann die DDR, vermittels Altstoffsammlungsaktionen und dem SERO-System der VEB Kombinat Sekundär-Rohstofferfassung Rohstoffe, u.a. zwecks Deviseneinsparung, systematisch mehrfach zu nutzen. Dabei gab es festgelegte Rücknahmepreise für verschiedene Altmaterialien.

In den 1970er Jahren wurden Umweltschutz und Abfallvermeidung zum offiziellen Aufgabengebiet des der Bundesrepublik erklärt: 1972 wurde das erste Abfallbeseitigungsgesetz der BRD beschlossen, 1975 das Abfallwirtschaftsprogramm '75 der Bundesregierung und 1986 die TA Luft für die Vermeidung von Emissionen durch Abfälle und ihre Behandlung. Hinzu kamen später die Altölverordnung, die Verpackungsverordnung und 1996 das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (KrW-/AbfG).[15] Dieses Gesetz und die zugehörigen Verordnungen verzeichnen detaillierte Vorschriften zur Vermeidung, Verwertung und Ablagerung von Abfällen. Prinzipiell ging es nicht mehr vorrangig um Kapazitätsfragen von Deponien, sondern in erster Linie darum, Müll zu vermeiden, wenn nicht möglich, ihn zu verwerten, und erst wenn dies nicht möglich ist, ihn zu deponieren (vgl. §4 Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz). Es folgte der Europäische Abfallkatalog und das Duale System Deutschland (Grüner Punkt).

1994 wurde die Direktive des Umweltschutzes im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen, wo es in Artikel 20a heißt:

„Der Staat schützt auch in Verantwortung für die zukünftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsgemäßen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung.“

Seit 2005 gilt das Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG). Diese Richtlinie nahm die EU-Mitgliedstaaten in die Pflicht, bis zum 13. August 2005 ein funktionierendes E-Schrott Recycling-System in Betrieb einzurichten und ab Dezember 2006 mindestens vier Kilogramm pro Person und Jahr zu recyclen. Neben gängigem Elektronikschrott fallen auch LED- und Energiesparlampen (Kompaktleuchtstofflampen) unter diese Richtlinie, denn sie enthalten neben Quecksilber und weiteren problematischen Stoffen auch elektronische Bauteile. Die Sammlung wird in Deutschland von dem Retourlogistikunternehmen Lightcycle organisiert und erfolgt unter anderem in mehr als 2100 kommunalen Sammelstellen (Wertstoffhöfen, Schadstoffmobile etc.) und 4000 Sammelstellen im Handel und Handwerk (Drogeriemärkte, Baumärkte, Elektrohandwerker etc.). Für gewerbliche Mengen stehen mehr als 400 Großmengensammelstellen zur Verfügung. Mengen ab einer Tonne (etwa 5000 Altlampen) werden von dem Logistikunternehmen abgeholt.

Eine Systematik wurde durch den Recycling-Code eingeführt, den man im Wesentlichen auf Produkten aus Kunststoff, aber auch auf anderen Gegenständen finden kann.

Als Wiederverwertung sollte in erster Linie eine Wieder-/Weiterverwendung ('Second Hand') verstanden werden, auch wenn sich dies in der einschlägigen Gesetzgebung nicht in dieser Form wiederfindet. Direkte Wiederverwendung von gebrauchten Gegenständen und Stoffen ist die am wenigsten energie- und damit am wenigsten CO2-aufwändige Weiternutzung von Ressourcen.

1991 wurde von der Bundesregierung die Verpackungsverordnung erlassen, derzufolge zwecks Müllvermeidung ab einem bestimmten Markt-Anteil von Einwegverpackungen für Getränke ein Einwegpfand erhoben werden sollte. Dieses Pfand wird seit 2003 auf die meisten Einweg-PET-Flaschen und Getränkedosen erhoben. Die halbautomatische Pfandflaschen-Rücknahme in Supermärkten wurde inzwischen vielerorts entsprechend angepasst durch Rücknahme-Automaten, die Dosen und PET-Einwegflaschen zusammenpressen und separieren von Pfandflaschen, oder ergänzt um entsprechende separate Einwegverpackungs-Rücknahmeautomaten. Für die Getränkedosen wurde dadurch eine Recyclingquote erreicht, die fast dem Ideal der Kreislaufwirtschaft entspricht, während PET-Flaschen teils auch verbrannt oder zu Polyesterfasern verarbeitet werden.

Österreich

In Österreich ist Recycling heute als zentrale Zielsetzung im § 1 des Abfallwirtschaftsgesetzes (AWG 2002) verankert.[16] Sammel- und Verwertungssysteme sind genehmigungspflichtig, haben die Maßgaben und Zielsetzungen der Umweltgesetze zu erfüllen und unterliegen der Aufsicht des Umweltministers.[17] Sie müssen „für zumindest eine Sammel- und Behandlungskategorie errichtet und betrieben werden“,[18] ob der Betreiber selbst recyclet oder einer Spezialfirma zuführt, bleibt der Geschäftsgebahrung überlassen. In der Praxis beruht Recycling auf Organisationen wie der Altstoff Recycling Austria (ARA-System im Verpackungsrecycling) oder dem Baustoff-Recycling Verband (BRV), die eine Schnittstelle zwischen den Verursachern, den Abfallsammlern (Gemeinden, gewerbliche Sammler) und den spezialisierten Recyclingunternehmen darstellt. Dieses System entwickelte sich auf freiwilligen Kooperationen ab den 1960ern.

Recycling ist in Österreich, das über wenig eigene Massenbodenschätze verfügt, und sich schon lange auf Veredelung spezialisiert hat, eine gut entwickelte Branche. Dazu gehört beispielsweise die Spezialstahlindustrie, auch Buntmetall wird vollständig in heimischen Betrieben wiederverwertet, oder die Verarbeitung von Holzabfall zu Werkstoffen (Spanplatten) oder Brennstoffen (Pellets, Preßbriketts) und von Papier und Kartonagen, die zu 100 % recyclet werden, ist gut entwickelt.[19] Insgesamt liegt Österreich beim werkstofflichen Recycling mit einer Quote von 30 % (2011) im guten europäischen Mittelfeld.

In der Gesamtrecyclingquote findet sich Österreich aber seit vielen Jahren an der Spitze aller europäischen Länder. Dies ist im besondern dem organischen Recycling, also der Wiederaufbereitung biologisch abbaubarer Materialien zu verdanken. Aus den etwa 4 Millionen Tonnen Bioabfällen (biogene Abfälle ohne Holz und Papier, etwa 8 % des Gesamtabfalls von 52 Mio. t), davon 700.000 t Pflanzen- und Speisereste aus Haushalten,[20] etwa dieselbe Menge aus Kleingärten und in der Landwirtschaft, und 750.000 t aus öffentlicher Grünflächenpflege,[21] werden geschätzt 1,5 Mio. t privat zu Kompost verarbeitet,[22] und mindestens 1,3 Mio. t gewerblich (es gibt etwa 465 Anlagen in Österreich),[23] weitere 300.000 t werden in Biogasanlagen verarbeitet (169 Anlagen, Kapazität bis 1 Mio. t)[24]. Zusammen mit der traditionellen Düngemittelnutzung in der Landwirtschaft (Mist, Gülle und Ernteabfälle) ist die Recyclingquote bei Bioabfällen sehr hoch, und erreicht mit 33 % im Bereich der Siedlungsabfälle einen europäischen Spitzenwert mit Ausnahmecharakter (Niederlande als Nr. 2: 24 %, EU-27-Durchschnitt 14 %).[25]

Bei den getrennt erfassten Altstoffen aus Haushalten (und ähnlichen Einrichtungen, etwa 1,4 Mio. t) liegt die Recyclingquote mit 85 % weit über der Gesamtquote,[26] während der gemischte Siedlungsabfall (etwa dieselbe Menge) nur zu 2,1 % stofflich, und zu 19,6 % biotechnisch verwertet wird, der Rest wird der thermischen Verwertung zugeführt.[27] Das zeigt, dass die Entwicklungsfelder zum einen eine noch bessere Mülltrennung im Haushalt sind, und zum anderen hauptsächlich die in Gewerbe und Industrie.

Schweiz

Die Schweiz erreicht heute sowohl im Investitions- wie im Konsumgüterbereich beachtliche Recycling-Quoten. So gilt das Land beim Rücklauf von Alu-Dosen mit einer Quote deutlich über 90 % als „Weltmeister“, beim Papier blieb die Sammelmenge trotz rückläufigem Verbrauch von 2007 bis 2011 konstant hoch.[28] Möglich macht dies eine optimierte logistische Organisation und die verursachergerechte Volumengebühr durch eine steuerliche Belastung der Abfallsäcke, die sogenannte Sackgebühr.

Auch in der Schweiz wurde die Verwertung der industriellen Abfallprodukte in der Verfassung verankert:

„Bund und Kantone streben ein auf Dauer ausgewogenes Verhältnis zwischen der Natur und ihrer Erneuerungsfähigkeit einerseits und ihrer Beanspruchung durch den Menschen andererseits an. Der Bund erlässt Vorschriften über den Schutz des Menschen und seiner natürlichen Umwelt vor schädlichen oder lästigen Einwirkungen.“

Siehe auch

Konzepte
Recyclingkreislauf | Mülltrennung
Rohstoffrückgewinnung
Aluminiumrecycling | Betonrecycling | Glasrecycling | Kupferrecycling | Papierrecycling | Urban Mining | Wasseraufbereitung
Downcycling
Fahrzeugrecycling | Elektro-/Elektronikrecycling | Kunststoffrecycling | Recycling-Baustoff (Straßenbau) | Kernschrott
Abfallentsorgung
Müllverbrennung | Bioabfall
Weiterverwendung von Gegenständen
Refurbishing | Remarketing | Umsonstladen | containern | Upcycling | Secondhandladen | Brockenhaus | Bring- und Holtag
Weitere Konzepte
Freecycle | Recycling-Code | Recycling-Designpreis

Weblinks

 Commons: Recycling – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Recycling – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Gesetzestext im Original. (PDF; 191 kB) Abgerufen am 24. Januar 2013.
  2. Gießener Zeitung: Recycling - (…) spätere Wiederverwendung, abgerufen am 4. Juli 2013
  3. Berliner Zeitung: „Die ersten Kunden waren Mitarbeiter“, Zitat: „Fast alles wird wiederverwendet: Unternehmen an der Rothenbachstraße betreibt Möbel-Recycling“, abgerufen am 4. Juli 2013
  4. Richtlinie 2008/98/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. November 2008 über Abfälle und zur Aufhebung bestimmter Richtlinien
  5. H. Kindler, A. Nikles, München 1980.
  6. Johannes Brandrup, Michaeli, München 1995.
  7. VDI Gesellschaft Entwicklung Konstruktion und Vertrieb, Düsseldorf 1991.
  8. K. Grefermann, K. Halk, K.-D. Knörndel, München 1998.
  9. ecological manufacturing. TU Berlin SFB CRC. 281.2003.
  10. Managing municipal solid waste — a review of achievements in 32 European countries. EEA Report No 2/2013, ISSN 1725-9177, Figure 2.5 Municipal waste recycling rates in 32 European countries, 2001 and 2010, S. 13 (pdf, Artikel, mit Links auf die Länderberichte, beide eea.europa.eu).
    EUROSTAT Data Explorer: Themen → Umwelt → Abfallstatistik → Abfallströme → Kommunale Abfälle (env_wasmun)
    Vergl. auch Highest recycling rates in Austria and Germany – but UK and Ireland show fastest increase. European Environment Agency, eea.europa.eu/pressroom, 19. März 2013.
  11. Indizes e geschätzt und s Eurostat Schätzung in EUROSTAT Data Explorer
  12. EU: EU-27 mit Assoziierten und schon früher erhobenen Daten der Beitrittskandidaten.
    Dänemark: per 2010 neue Richtlinien für recyclebares Material aus Unternehmen; Municipal waste management in Denmark, Februar 2013, S. 3 u. 5. (pdf, eea.europa.eu).
    Kroatien: Keine Angaben für 2001.
    Österreich: Werte für Klärschlamm im Ausmaß von etwa 7 % wurden bei organischem Recycling angegeben, obwohl sie die Kriterien nicht erfüllen und deponiert wurden. Werte bezüglich Eurostat Data Explorer korrigiert laut Municipal waste management in Austria, Februar 2013, S. 3, Fußnote 1 sowie Figure 2.1 Recycling of MSW in Austria, S. 7 (pdf, eea.europa.eu). Vergl. auch allgemeine Quellen.
  13. Fazit aus einem Report über Altpapier-Recycling 1939/40 (2. Weltkrieg) von Harald Ditges
  14. Der Spiegel, 2008, Kostbarer Müll: Brutaler Kampf ums Altpapier
  15. Kreislaufwirtschaftsgesetz – KrWG
  16. "§ 1 Ziele und Grundsätze Abs. 2 Z. 3. und Abs. 2a Z. 4. Bundesgesetz über eine nachhaltige Abfallwirtschaft (Abfallwirtschaftsgesetz 2002 - AWG 2002) StF BGBl. I Nr. 102/2002 (ris.bka).
  17. § 29 ff AWG 2002; siehe auch Genehmigung von Sammel- und Verwertungssystemen, usp.gv.at
  18. § 29 (4) Weiters … AWG 2002
  19. Umweltbundesamt, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft – Abteilung VI/3: Die Bestandsaufnahme der Abfallwirtschaft in Österreich – Statusbericht 2012, diverse Abschnitte aus 1.2 Zusammenfassung der Bestandsaufnahme zur Abfallwirtschaft in Österreich, S. 2 ff und Spezialkapitel (pdf, lebensministerium.at).
  20. Statusbericht 2012, 2.6 Getrennt gesammelte biogene Abfälle aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen, S. 40 f.
  21. Statusbericht 2012, 2.8 Abfälle aus dem Grünflächenbereich, S. 43 f
  22. Statusbericht 2012, 2.7 Einzel- und Gemeinschaftskompostierung in Hausgärten, S. 42
  23. Statusbericht 2012, 3.9. Aerobe biotechnische Behandlungsanlagen (Kompostierungsanlagen), S. 135 f
  24. Statusbericht 2012, 3.10. Anaerobe biotechnische Behandlungsanlagen (Biogasanlagen), S. 137 f
  25. European Environment Agency: Municipal waste management in Austria, Februar 2013, S. 3, sowie Figure 2.1 Recycling of MSW in Austria, S. 7 (pdf, eea.europa.eu). Vergl. auch Managing municipal solid waste — a review of achievements in 32 European countries. EEA Report No 2/2013, ISSN 1725-9177, Figure 2.5 Municipal waste recycling rates in 32 European countries, 2001 and 2010, S. 13 (pdf, eea.europa.eu).
  26. Statusbericht 2012, 2.5 Getrennt gesammelte Altstoffe aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen, S. 39
  27. Statusbericht 2012, 2.2 Gemischter Siedlungsabfall aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen, S. 30
  28. Zahlen Papier-Recycling für die Schweiz 2011
Deutschlandlastige Artikel Dieser Artikel oder Absatz stellt die Situation in Deutschland dar. Hilf mit, die Situation in anderen Staaten zu schildern.
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