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Rattan

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Im Querschnitt eines Rattan-Stabs erkennt man die poröse Struktur des Holzes, die Rattan seine geringe Dichte und seine besondere Elastizität verleiht.

Rattan und Peddigrohr sind Produkte aus dem Stamm von Rattanpalmen der Gattung Calamus oder anderer Palmen der Unterfamilie der Calamoideae.[1]

Namensherkunft

Der Begriff Rattan stammt aus dem Malaiischen (dort: rotan). Peddigrohr kommt aus dem niederdeutschen paddik ‚Pflanzenmark‘. Andere Bezeichnungen sind Manau[s], Manila, Malakka, benannt nach den jeweiligen Verschiffungshäfen, oder auch „spanisches Rohr“, „Stuhlrohr“, „Rotang“. Im deutschen Sprachgebrauch wird mit „Rattan“ oft die Außenhaut der Triebe oder der ganze Trieb, mit „Peddigrohr“ das Innere der Triebe bezeichnet.

Verwendung

Stuhl, josephinisch mit Wiener Geflecht um 1780
Flechten der Sitzfläche eines Stuhls mit Rattan
Teilansicht Möbel von Gunther Lambert, Rattan (Heavy Cane)

Die bekannteste Verwendung von Rattan und Peddigrohr sind Korbwaren und geflochtene Möbel, insbesondere Stühle und Sessel. Feucht und besonders unter Dampf oder mit der Heißluftpistole wird das Rattanmaterial weich und elastisch genug zum Flechten.

Bei der Verwendung können drei verschiedene Bearbeitungsmöglichkeiten unterschieden werden:

  1. Die unzerteilten Stängel mit ihrer glatten, glänzenden Oberfläche werden zu Spazierstöcken, Teppichklopfern, Rohrstöcken und sogar Möbeln verarbeitet. Auch verschiedene Kampfkünste (Kombatan, Escrima, Arnis, im Kobudo) verwenden Schlagstöcke aus dem robusten Rattanholz, da Rattan beim Kampf Stock gegen Stock (im Gegensatz zu normalem Holz) nicht splittert, sondern nur zerfasert, was die Verletzungsgefahr senkt. Rattan wird für verschiedene Bogen verwendet, darunter Reiterbögen, Langbögen, Recurves. Da Rattan nicht sehr druckstabil ist kann durch ein Verstärken auf der Bogenbauchseite (Facing) das Zuggewicht erhöht werden, andererseits kann Rattan für andere Holzarten als Backing (Verstärkung des Bogenrückens) dienen.
  2. Die dicken Teile des Stamms werden für Möbelgestelle verwendet.
  3. Aus den von der Sprossoberfläche geschnittenen etwa fünf Meter langen Streifen mit ihren glatten Außenseiten wird robustes Flechtwerk für Möbelstücke, traditionell vor allem Sitzgeflechte für Stühle, hergestellt. Die Bezeichnung dafür ist „Stuhlflechtrohr“, breitere Qualitäten werden als Wickelrohr gehandelt.

Das Rohr lässt sich spalten, die erhaltenen Stränge können dann auf Maß gezogen oder gehobelt werden. Das Rohr wird anschließend aufgerollt und getrocknet. Wenn Stuhlflechtrohr farbig gebeizt werden soll, muss es einer speziellen Beizung unterzogen werden, da die Triebaußenseite wasserabstoßend ist. Stuhlflechtrohr, in der Handelsklasse Gelbband, ist vorab gebleicht. Es lässt sich auch noch nach der Verarbeitung beizen.

Es gibt mehrere Handelsklassen, üblich sind heute Rotband, Blauband sowie Gelbband (beizfähig). Der Name kommt von der Farbe der zur Bündelung eingesetzten Bänder. Je nach Stärke wird Rattan als Peddigrohr (bis 5 mm), Stakenpeddig (ab 6 mm, rund) oder Peddigschienen (ab 5/6 mm, flach, Oberfläche abgerundet) verkauft. Noch breitere, flach und eckige Varianten werden als Peddigband bezeichnet. Die Außenhaut wird als Stuhlflechtrohr (dünner 4 mm) und Wickelrohr (dicker 4 mm) verkauft. Auch fertige Gewebe aus beiden Materialien sind handelsüblich.

Vor der Verarbeitung muss man das Material einweichen, stärkere Triebe über Dampf biegsam machen. Auch später empfiehlt sich das sporadische Befeuchten mit einem Wasserzerstäuber oder das Abwischen mit einem feuchten Tuch, damit die natürliche Biegsamkeit nicht verloren geht. Allein mit Wasser sollte dies jedoch nicht zu oft geschehen, weil auf Dauer gesehen das Material verstocken kann und brüchig wird. Durch die Zugabe von Sattelseife bleibt das Material länger geschmeidig. Eine weitere Verwendungsmöglichkeit ist die Verarbeitung als Stiel von Schlägeln im Bereich der Schlagwerk- und Malletinstrumente.

Als industriell gefertigter Ersatz wurde Polyrattan entwickelt.

Sonstiges

Die Triebe der Rotang-Liane können bis zu 200 Meter lang werden, was besondere Ansprüche an die Wasserversorgung der Pflanze stellt.[2] Das Wurzelsystem erzeugt zur Wasserversorgung einen hohen Überdruck am Xylem, mit dem das Wasser in den Stängel hineingedrückt wird und ein Abreißen der Wassersäule in der Pflanze vermieden wird. Der Transpirationssog, der durch die Wasserverdunstung an den Blattoberseiten entsteht, würde zur Aufrechterhaltung der Wassersäule nicht reichen. Praktisch kann diese Eigenschaft von Rotan zur Entnahme von sauberem Trinkwasser genutzt werden. Dazu wird der Stängel am Wurzelrhizom abgeschnitten und das aus dem Wurzelstock austretende Wasser aufgefangen.

Einzelnachweise

  1. Schütt, Schuck, Stimm: Lexikon der Baum- und Straucharten. Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-53-8, S. 438.
  2. Wissenschaft-Online-Lexika: Eintrag zu „Rotang-Palmen“ im Lexikon der Biologie. Abgerufen am 28. April 2010.

Weblinks

 Commons: Rattan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Rattan aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.